Camilla Läckberg - Schneesturm und Mandelduft

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    Weihnachten in Fjällbacka an der schwedischen Westküste. Kommissar Martin begleitet seine neue Freundin Lisette zu einem Familienfest. Der betagte Patriarch Ruben hat alle Liljecronas auf der kleinen Insel Valö zusammengerufen. Er möchte sein Erbe regeln. Als ein Schneesturm aufkommt, wird die Insel vom Festland abgeschnitten. Während des Weihnachtsessens bricht Ruben plötzlich zusammen, und Martin ist als Polizist gefragt. Schon bald steht fest, dass Ruben ermordet wurde - und somit eines der Familienmitglieder der Mörder sein muss. Doch wer hat ein Motiv? Und wer wäre so kaltblütig?



    Als Martin auf der Insel ankommt, lernt er gleich die ganze Familie kennen, das sind Ruben mit seinen beiden Söhnen und deren Familien. Insgesamt neun Personen, also überschaubar. Die Spannungen zwischen einigen der Verwandten sind deutlich spürbar.


    Die Hintergründe werden recht unkompliziert ausgebreitet, indem Lisettes Gedanken enthüllen, dass sie und ihr Bruder die größten Aussichten auf das zu erwartende Erbe haben, während ihr Vater und Onkel als Söhne des Patriarchen in seiner Gunst nicht gerade hoch angesiedelt sind. Auch die innerfamiliären Komplikationen werden viel zu schnell angedeutet. Ein rascher Aufbau also, der wenig Raum für eigene Spekulationen lässt. Mit 160 Seiten ist das Buch nicht besonders dick, daher muss sich die Autorin mit dem Ablauf natürlich sputen.


    Bisher ist die Geschichte noch glaubhaft, doch als der alte Ruben ganz plötzlich


    Vom Glitzern und Funkeln war noch nicht direkt die Rede, aber draußen tobt gerade ein Schneesturm, da gibt es genügend Schneekristalle.

  • Von Weihnachtsstimmung ist hier leider nicht die Rede, was aber verständlich ist, wenn das Familienoberhaupt vergiftet in der Kühlraum neben den Rindersteaks liegt. Wörtlich gefunkelt hat es schon, allerdings in den Augen von irgendjemandem. Dafür ist es draußen sehr winterlich, dort tobt nämlich gerade ein heftiger Schneesturm.


    Sehr viel tut sich im Moment nicht. Kommissar Martin Mohlin tut seine Pflicht, obwohl er eigentlich frei hat, und verhört die Familienmitglieder. Einer der verbliebenen acht muss der Mörder sein. In den Verhören halten sich fast alle bedeckt, aber untereinander verdächtigen sie sich gegenseitig. Bis auf einen Enkel, der psychische Probleme hat, sind alle äußerst unsympathisch. Jeder hat Angst, ein anderer könnte bisher mehr Geld vom toten Ruben bekommen haben. Die Familien der beiden Söhne des Alten dulden sich bestenfalls, was aber Lisette, die ja eigentlich mit Martin zusammen ist, nicht daran hindert, schnell mal mit ihrem Cousin ins Bett zu gehen. Sonst passiert kaum etwas.


    Der Krimi ist ein klassischer Whodunit. Wir kennen das Opfer und die potenziellen Täter und begleiten den Kommissar auf seiner Suche nach Indizien. Einige Spuren zu Verdächtigen sind schon ausgelegt, ein Motiv könnten mehrere von ihnen haben. Spannend ist es aber nicht gerade.

  • Ich bin fertig mit meinem vorweihnachtlichen Krimi. Von der besonderen Glitzer-Atmosphäre war im Haus nicht viel zu spüren, dafür draußen auf gewisse Weise schon, denn dort tobt die meiste Zeit ein Schneesturm. Es war also wenigstens sehr winterlich.


    Da die Insel wegen des Sturms nicht verlassen werden kann, sind die Gäste ans Haus gebunden, wo sie wegen des Schocks über Rubens Tod wie gelähmt herumsitzen. Der Polizist Martin Mohlin verhört noch einige Familienmitglieder und versucht, einen Tatablauf zu rekonstruieren. Da wird plötzlich ein weiterer Toter mit einem Schuss in der Brust gefunden. Jetzt ist das Chaos perfekt. Der Tote wird neben seinen Opa und die Rindersteaks im Kühlraum platziert. Martin beginnt die Verhöre von neuem und sichtet den Tatort. Irgendwann ist er sich sicher, dass er unbewusst ein Indiz entdeckt hat, es aber als solches nicht identifzieren konnte. Er muss also nur den "Hinweis" finden, den der Täter unabsichtlich zurückgelassen hat.


    Das Ende kam etwas plötzlich (vor allem, weil mein eReader erst 80 gelesene Prozent anzeigte, die restlichen 20 aber die Vorschau auf ein anderes Buch waren). Bei der Lösung des Falles konnte ich dann aber nur noch resignierend mit den Augen rollen.



    Nun ja. Jetzt kenne ich zumindest Camilla Läckberg. Sie schreibt eigentlich nicht schlecht, nur die Umsetzung ihrer Idee lässt zu wünschen übrig. Ein Teil mag der Kürze des Buches geschuldet sein, aber für den Rest finde ich keine Entschuldigung. Der Plot ist relativ handlungsarm, es wird viel geredet, während wenig passiert. Die Ermittlungsarbeit beschränkt sich auf einige Verhöre und die Begutachtung der Tatorte. Dazwischen Gequassel und Beschuldigungen der Familienmitglieder. Für einen Krimi ist das zu wenig. Die Charaktere bleiben größtenteils blass und werden so eindeutig als gut oder schlecht geschildert, dass wenig Platz für eigene Einschätzungen bleibt. Ein überraschendes Ende hätte vielleicht noch etwas herausgerissen, aber so bleibt unter dem Strich nur ein schlechter Nachgeschmack.


    2ratten

  • Ich hab das Buch gestern in einem Rutsch durchgelesen, viel zu lange dümpelt es schon auf meinem Reader herum. Ich fand den Unterhaltungswert gar nicht mal so schlecht. Zum einen gefiel mir die schwedische Atmosphäre, die immer wieder durchblitzt und von der ich ein schönes Bild vor Augen hatte, da ich schon in Fjällbacka war. Zum anderen kam ich gut damit klar, dass der kurze Krimi einem bewährten Muster folgt; eine Gruppe von Menschen, abgeschirmt von der Außenwelt und eingeschlossen in einen Schneesturm - dann das bzw. die Verbrechen, die ja nur von einem der Anwesenden begangen werden konnte. Ein Klassiker unter den Krimis.


    Es versteht sich auch, dass durch diese Ausgangssituation der Plot relativ handlungsarm und eher kammerspielartig wirkt. Ich fand es recht interessant, die Familienmitglieder bei ihrem gegenseitigen Zerfleischen zu beobachten, daneben den völlig unbedarften Ermittler, der wirklich wie die Jungfrau zum Kinde zu diesem Einsatz kommt und entsprechend unbeholfen ist. Um das Verbrechen aufzulösen, muss man als LeserIn ein Kenner von Sherlock Holmes sein; ich dagegen wurde von der Lösung des Falles überrascht. Ein wenig konstruiert und am Ende fast zu profan, aber dennoch eine passable Erklärung.


    Es ist zwar nicht der große Wurf, und ich bin mir sicher, Camilla Läckberg kann noch viel mehr. Aber als Fingerübung und Hommage an die Krimiklassiker vergangener Epochen mag der Roman durchaus gelungen sein. Wer nichts besseres über die Weihnachtsfeiertage zu tun hat, kann sich damit ein, zwei unterhaltsame Stündchen machen.


    3ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel