Wolfgang Golther - Handbuch der germanischen Mythologie

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    Das Werk ist 1895 geschrieben worden, dementsprechend sperrig gestaltet sich die Sprache. Zur Zeit bin ich noch in der Einleitung, in der er in einem kurzen Abriss die unterschiedlichen Schriften und Thesen bis 1895 in Bezug auf die Entstehung der germanischen Mythologie vorstellt und im selben Atemzug auch darauf eingeht. Die Einleitung selbst liest sich schwierig, weil Wolfgang Golther einfach zu viel an Information in einen einzelnen Satz packt, ist aber nicht uninteressant.


    Ein Beispiel gefällig? "So gewiss vieles aus unserem ältesten Heidentum noch in heutiger Sage und Sitte unverändert lebt, ebenso sicher treiben aus dem natürlichen volkstümlichen Keime fortwährend frische Sprossen, die anders als jene beurteilt werden müssen, weil Luft und Licht ihnen andre Beimischung gaben." Kapitel 4 "Volkssage und Heldensage in ihrem Verhältnis zur Mythologie", Seite 32

  • So schlimm wie deine gereimten "germanischen Göttersagen" ist das Buch definitiv nicht. Ich habe Tränen gelacht als ich den Vers über Oserich und den "zwei Knaben lobelich" gelesen habe :lachen:


    Nachdem ich die staubtrockene Einleitung überstanden habe, gefällt mir das Sachbuch sogar sehr gut. Man kann es halt nicht zur reinen Unterhaltung lesen, sondern muss konzentriert bei der Sache sein. Das letzte Kapitel hat von Gestalten des Volksaberglauben, von Golthe auch als niedere Mythologie bezeichnet, gehandelt. Besonders interessant fand ich seine Verknüpfung von Albträumen mit Entstehung eines Geisterglaubens.


  • So schlimm wie deine gereimten "germanischen Göttersagen" ist das Buch definitiv nicht. Ich habe Tränen gelacht als ich den Vers über Oserich und den "zwei Knaben lobelich" gelesen habe :lachen:


    Ich habe zwei Tage später auf der Arbeit noch in schwachsinnigen Reimen geredet, schlimm! :vogelzeigen:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Mittlerweile bin ich bei den Göttern gelandet. Thor stelle ich mir nun so vor: Im besten Mannesalter (Lt. Autor), groß, aber nicht riesig, Sixpack und auch sonst Muskelbepackt, feuerroter Bart, schlägt zuerst zu, bevor er fragt, läuft immer mit einem Hammer durch die Gegend, ist nicht der hellste und mag Menschen, aber keine Riesen. Meine Lieblingssage war jene, als er sich als Braut verkleidet zu einem Riesen aufmachte, der seinen Hammer gestohlen hat. Der liebestolle Riese bemerkte gar nicht, wie männlich seine Braut war :smile:
    Da es sich um eine nordische Sage handelt, endet sie damit, dass die ganze Hochzeitsgesellschaft (bestehend aus Riesen) gemeuchelt wurde - natürlich von Thor, nachdem er seinen Hammer wieder hatte.
    Bei der Vorstellung von der Braut mit dem roten Bart musste ich bei diesem staubtrocken geschriebenen Sachbuch doch herzhaft lachen.

  • Freut mich. Ich habe eine Art Hassliebe zu dem Buch aufgebaut. Einerseits nervt es mich ein bisschen, andererseits will ich wissen, was es zu der germanischen Mythologie noch zu berichten gibt.

  • Ich kam noch nie auf die Idee es an einem Stück zu lesen. Vielleicht würde es mir dann auch nicht mehr ganz so gut gefallen.
    Welche Geschichte liest du denn als nächstes?

  • Ich bin gerade bei Loki. Als nächstes kommen dann die germanischen Göttinnen an die Reihe. Ganz ehrlich, ich habe mir unter dem Buch auch etwas anderes vorgestellt, als ich es zu lesen begonnen habe. Es fesselt mich genug, dass ich es zu Ende lesen möchte, später werde ich es aber als Nachschlagewerk verwenden und nicht mehr als Ganzes lesen :zwinker:

  • Die germanischen Göttinnen waren wohl alle keine Kinder der Traurigkeit, oder um es mit Loki zu sagen: "Schweige du Freyja, dich kenne ich völlig, du bist nicht von Fehlern frei: Von den Asen und Elben, die hier innen sind, hast da jeden gern beglückt." Solches oder ähnliches hat Loki fast einer jeden Göttin an den Kopf geworfen. :zunge:


  • :totlach: Loki ist toll (und ja ich mag Loki auch außerhalb des Thor Universums :breitgrins: )


    Loki ist für mich der interessanteste der Götter. Seine Entwicklung von einem Lichtgott, der an der Schöpfung der Welt beteiligt war, zu einem gefesselten Dämon, dem es vorbestimmt ist, die Götterdämmerung und damit das Weltenende einzuleiten, ist spannend zu verfolgen.

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    Inhalt:


    Die germanische Götterwelt und der mit ihr verbundene Sagenschatz ist genauso vielgestaltig wie die griechische und römische. Golthers klassisches Handbuch beschäftigt sich zunächst mit den Gestalten des Volksaberglaubens und den übermenschlichen Wesen; der Hauptteil behandelt die einzelnen Götter und Göttinnen von Thor bis Hel; schließlich die allgemeinen Glaubensvorstellungen der Weltschöpfung und des Weltendes. Der Abschluss bilden Beschreibungen der gottesdienstlichen Formen und des Priesterwesens.


    Meine Meinung:


    Wolfgang Golther (1863 - 1945) war ein angesehener Germanist und Literaturhistoriker. Seine Forschungsschwerpunkte bildeten die germanische Mythologie und die deutsche Literatur des Mittelalters. Seine Werke gelten auch heute noch als Standardwerke. Er veröffentlichte "Handbuch der germanischen Mythologie" 1895.
    Das Buch gliedert sich in eine lange Einleitung, gefolgt von vier Hauptstücken. Die Einleitung behandelt unter anderem bereits bestehende wissenschaftliche Schriften zur germanischen Myhtologie, zum Beispiel Arbeiten von Uhland und Jakob Grimm, aber auch die Verschiedenheit der einzelnen germanischen Kulte, sowie das Verhältnis der nordischen Mythologie zur deutschen und gemeingermanischen.
    Die einzelnen Hauptstücke spannen dann im Anschluss einen Bogen vom Volksaberglauben bis zur priesterlichen Ausübung des Gottesdienstes.


    Das Buch liest sich schwierig und auch streckenweise sehr langatmig. Golther stellt penible etymologische Sprachvergleiche zur Herkunft der auftauchenden Namen oder Bezeichnungen. Dies hemmt natürlich den Lesefluss und kann bei einem Neuling, der bis auf ein paar Begriffe noch keine Ahnung von germanisch-nordischer Mythologie hat, zu Verwirrung aufgrund der dichtgedrängten Informationsfülle führen. Gleichzeitig lockert er das Geschriebene mit Kurzabrissen von passenden Sagenstellen wieder auf, um dem Leser seine Ausführungen praktisch zu verdeutlichen. Eindringlich beschreibt und erläutert er, wie sehr und in welchem Ausmaß die germanische Mythologie von anderen Religionen Teile entlehnt hat. Besonders das Christentum hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der Mythen.


    Meiner Meinung nach ist es für Neueinsteiger, die sich einen Überblick schaffen möchten, nur bedingt geeignet. Wer aber sein Wissen vertiefen möchte, ist mit Golthers Werk sehr gut bedient.


    4ratten

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