Lian Hearn - Der Pfad im Schnee (Otori 2)

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.496 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aurian.

  • hearn02.jpg


    Klappentext


    Takeo, Erbe des mächtigen Otori-Clans, hat sich dem geheimnisvollen Stamm angeschlossen. Er muss dem Glauben seiner Kindheit, seinem Recht auf Reichtum, Land und Macht abschwören und seiner Liebe zu Kaede entsagen! Wenn nicht, wird der Stamm ihn töten. Doch Takeo kann sich den strengen und grausamen Regeln des Stamms nicht beugen, zu stark ist seine Vebindung zu den Otori und zu der Frau, die er liebt. Er flieht und begibt sich mitten im eisigen Winter auf eine gefahrvolle Reise durch die Berge. Kaede, nunmehr ein wertvolles Pfand in den Händen ruchloser Kriegsherrn, braucht all ihre Intelligenz und Schönheit, um in einer Welt voller machthungriger Männer zu bestehen. Männer, die nie erfahren dürfen, dass sie Takeos Kind trägt ..
    Dann hörte ich die Schreie.[/quote]


    Meine Meinung


    Lord Takeo Otori und seine geliebte Kaede wurden am Ende von "Das Schwert in der Stille" getrennt - Takeo verzichtete auf sein rechtmäßiges Erbe des Otorilandes und ging mit dem "Stamm", einer geheimnisvollen Verbindung von Assassinen, Dieben und Spionen, um einen Schwur einzulösen. Kaede, schwanger mit Takeos Kind, versucht in einer von Männern dominierten Welt, zu ihrem Recht zu kommen. So kämpfen beide an unterschiedlichen Fronten und während Takeo sich der brutalen "Erziehung" des Stammes unterziehen muss, sammelt Kaede eine Schar Verbündeter um sich.


    Erneut begeben wir uns in die faszinierende japanische Fantasywelt von Lian Hearn. Die Autorin erzählt die Geschichte einer unglücklichen Liebe, verknüpft mit dem Kampf für die Freiheit eines Landes. Der zweite Teil "Der Pfad im Schnee" knüpft nahtlos an den ersten Teil der Otori Saga an und obwohl bei mir die Lektüre von "Das Schwert in der Stille" schon eine Weile her war, hatte ich keine Probleme, den Anschluß wiederzufinden. Nach einigen Seiten konnte ich bereits wieder in der Geschichte versinken.


    Die Hauptprotagonisten werden erwachsen. Sehr schön empfand ich die Charakterentwicklung bei Kaede: Zuerst eine in der Erziehung unterdrückte Frau, nicht viel mehr als hübsche Dekoration in einer Männerwelt. Dann eine Frau, die Macht erlangen möchte, die sich in ebendieser Welt behaupten will. Eine Frau, die aufbegehrt und gegen die Unterdrücker rücksichtslos vorgeht. Takeo indessen hat immer größere Schwierigkeiten, sich mit der Brutalität des Stammes abzufinden. Insgesamt ist der zweite Teil etwas ruhiger und wirkt vorbereitend auf das große Finale, das man wohl im dritten Teil zu erwarten hat. So fehlen auch direkte Spannungsspitzen, die ich persönlich aber nicht sonderlich vermisst habe.


    Das Buch endet auch dieses Mal wieder relativ offen. Da jedoch der dritte Teil auf englisch bereits erschienen ist, wird der deutsche Teil vermutlich (besser gesagt: hoffentlich) bereits in einigen Monaten folgen. Kann Lian Hearn diese Qualität halten, so wird die Otori Saga sicherlich zu meinen absoluten Fantasy Highlights zählen.


    5ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Mascha,


    ist doch kein Problem :winken: Die Rezi habe ich geschrieben, als das deutsche Buch noch nicht erschienen war (ich kopiere gerade von Literaturschock.de rüber). Mache also hier ruhig darauf aufmerksam :)


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • „Der Pfad im Schnee“ ist der zweite Band der Reihe „Der Clan der Otori“. Takeo hatte keine Wahl, wollte er nicht getötet werden, musste er sich dem „Stamm“ anschließen, dessen Erbe er in sich trägt. Doch innerlich sträubt er sich noch immer gegen dieses Leben, schließlich ist er auch der Erbe der Otori-Ländereien. Als Lord Otori könnte er seinem Herzen gehorchen und Kaede heiraten, gemeinsam wären sie auch eine große politische Macht im Land, das momentan im Umbruch ist. Wie wird er sich entscheiden?
    Kaede sieht sich mit einer Rolle konfrontiert, auf die sie nicht vorbereitet wurde. Die Erziehung von Töchtern und Söhnen ist sehr unterschiedlich, es gibt sogar eine besondere Männerschrift. Doch nun soll sie über Länderein herrschen, gleichzeitig aber den Männern gegenüber den gebotenen Gehorsam zeigen. Wie wird sie sich in dieser Rolle zu Recht finden?


    Die Fortsetzung von „Das Schwert in der Stille“ ist ebenso gelungen, wieder werden wunderbare Bilder einer mir ganz fremden Welt gezeichnet. In diesem Band wird sehr auf die Rollenverteilung der Geschlechter eingegangen, vor allem bezüglich der Rolle der Frauen. Kaede ist ein sehr überzeugender Charakter, der hier ebenso als Hauptcharakter auftritt wie auch Takeo. Beide haben Schwierigkeiten mit den ihnen vorgegebenen Plätzen im Leben und versuchen sich die ihnen passenden selbst zu schaffen. Was nicht so einfach ist, wenn die mächtigsten Männer des Landes nicht damit einverstanden sind.


    Auf den dritten Band „Der Glanz des Mondes“ freue ich mich schon sehr, es ist immer wieder schön, in diese asiatische Welt abzutauchen. Auch die Spannung kommt in den Büchern nicht zu kurz, sie sind eine gut gelungene Mischung, die sehr gut unterhält.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • In diesem Buch gibt es zwei Handlungsstränge, die Geschichte um Kaede und die Erlebnisse von Takeo.


    Kaede macht sich auf in ihre Heimat, mit den Bildern ihrer Kindheit im Herzen und im Kopf. Doch sie ist entsetzt als sie dort ankommt. Ihre Mutter ist tot, das Anwesen heruntergekommen und ihr Vater halb wahnsinnig. Sie stellt sich der Aufgabe und setzt sich immer mehr durch.


    Takeo ist durch sein Versprechen an den Stamm gebunden und seine Unterweisung findet mit viel Brutalität statt. Immer schwerer wird es für ihn sich unterzuordnen und die Befehle des Stammes auszuführen.


    Von der ersten Seite an war ich wieder in dieser tollen Atmosphäre versunken, doch diese Begeisterung ließ zum Ende des Buches nach, wo manches doch sehr überstürzt und unüberlegt auf mich gewirkt hat, um die Dramatik noch zu erhöhen.


    Dieses Buch ist ein typischer Mittelteil. Es wird beschrieben wie die beiden Protagonisten sich weiterentwickeln und durch welche Erfahrungen sie geprägt werden. Dadurch bekommt vor allem Kaede noch mehr Glaubwürdigkeit und Tiefe und ihre Figur gefällt mir wesentlich besser als im ersten Teil.


    Kaede muss lernen eine Domäne zu führen und Takeo seine Kräfte zu beherrschen und strategisch zu denken. Immer wieder werden diese ruhigen Abschnitte durch plötzlich aufblitzende Brutalität durchbrochen, die mich teilweise regelrecht erschreckt hat. Es wird immer deutlicher wie fremd diese Kultur mir als Leser ist. Die Altersangabe für das Buch liegt bei 12-15 Jahren. Wobei ich das Buch auf keinen Fall für 12-Jährige geeignet finde. Dafür geht es teilweise einfach zu brutal zu.


    Bündnisse werden geschlossen und Feindschaften entstehen durch ungünstige Verhaltensweisen oder auch nicht anerkannte Rechtsansprüche, was wie eine große Einleitung bzw. Vorlage für den dritten Teil wirkt. Wie es aussieht wird es dort sehr kriegerisch und kämpferisch zugehen.


    Sprachlich hat mich dieses Buch nicht immer so überzeugt wie der Vorgänger. Manche Stellen wirkten etwas holprig, aber ich gehe davon aus, dass das an der Übersetzung liegt. Doch im Großen und Ganzen war das Buch wieder sehr gut zu lesen und oft hat die Autorin mit poetischen Schilderungen eine tolle Atmosphäre geschaffen.


    Insgesamt hat mit "Der Pfad im Schnee" sehr gut gefallen, wenn auch nicht so gut wie der Vorgänger. Ich bin zwar neugierig geworden wie es im dritten Teil weitergeht, brauche aber erstmal eine Pause von der Geschichte.


    4ratten


    LG, Aurian