Anne Weiss & Stefan Bonner - Betamännchen
Verlag: Bastei Lübbe
Erstausgabe (D): 2014
Seiten: 400
Ausgabe: Taschenbuch (Broschiert)
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Klappentext:
Die Wahrheit über den modernen Mann ist erschütternd. Und urkomisch! Stefan Bonner und Anne Weiss, die Autoren von "Generation Doof", erzählen von ihrem Leben als und mit Betamännchen. Ein Spaß für alle Männer auf der Suche nach der Männlichkeit. Und für die Frauen, die sich über sie wundern. Anne ist mit ihrem Singleleben zufrieden. Doch plötzlich bekommen alle ihre Freunde Kinder und heiraten. Sie beschließt, nach dem Richtigen zu suchen, bevor es dafür zu spät ist. Leider hat sie nicht mit den Pannenmännern von heute gerechnet . . . Stefan hat nie gelernt, ein echter Mann zu sein. Aufgewachsen bei Mutter, Oma und Uroma, hatte er Ballettunterricht statt Fußballtraining und Puppen statt Bagger. Alles erst mal kein Problem. Aber jetzt wird er Vater. Und seine Freundin braucht dafür einen ganzen Kerl. "Das Ende des Mannes ist genau mein Thema. Ich bin Kriegsdienstverweigerer, bekennender Warmduscher und habe schon im Kindergarten nicht gerne um mich gehauen. Außerdem wird mich meine Frau wahrscheinlich um acht Jahre überleben. Es ist unerfreulich: Der Mann stirbt weg. Mit diesem Buch können Sie dabei sein.
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Meine Meinung:
"Der typische Mann existiert nur statistisch gesehen, aber nicht im Einzelfall. So sind Männer der Primatenspezies Mensch größer als Weibchen, glotzen mehr Fußball, vertilgen mehr Pizza und begehen mehr Gewaltverbrechen - aber eben nur im Durchschnitt. Es existiert auch der kleinwüchsige Mann, jener, der Seifenopern liebt, am Essen mäkelt und von einer Frau umgebracht wird." (Volker Sommer, Evolutionsbiologe)
Be|ta|männ|chen, das: orientierungsloser moderner Mann ohne festes Rollenbild; Diese kurze Definition eines Betamännchens findet man auf dem gemeinsamen Blog von Anne Weiss und Stefan Bonner. Anne, auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Stefan, der überwiegend von Frauen erzogen wurde und seinen Weg als Mann zu finden versucht. Beide berichten in "Betamännchen" darüber, wie schwer es heutzutage ist, einer bestimmten Rolle zu entsprechen (und wie fragwürdig das Bestreben danach sein sollte). Wie muss ein Mann sein, damit er als echter Mann gilt? Gibt es überhaupt noch "echte" Männer? Oder haben nicht vielleicht schon längst die Männchen die Welt übernommen?
Kommt das Betamännchen ins Spiel, müssen wir uns auch die Frage stellen: Was sind denn überhaupt Alphamännchen? Und warum steht diese Spezies inzwischen auf der Roten Liste der bedrohten Arten? Befasst man sich näher mit den Charaktereigenschaften der Alphamännchen wird einem schnell klar: Sie haben sich vermutlich im Kampf um Frauen mit der Keule die Köpfe gegenseitig eingeschlagen und das clevere Betamännchen konnte sich fürsorglich um die übrig gebliebenen (verwitweten) Weibchen kümmern. Der stärkere überlebt, doch ist es hier kaum die Muskelkraft, die zählt (übrigens auch nicht die Aufnahmefähigkeit reinen Alkohols).
Moderne Männer haben es nicht leicht. Sie werden hin- und hergezerrt von ihrem Drang, als echte Kerle zu gelten und dem inneren Bedürfnis, sich an die Schulter einer starken Frau zu lehnen. Das Autorenteam Anne Weiss und Stefan Bonner berichten in diesem belletristischen Sachbuch sehr unterhaltsam ihre Sicht auf die Geschlechterrollen - und deren Sinn und Unsinn. Ist die Männlichkeit daran zu messen, ob ER einen Schrank zusammenbauen, Fußballspielen und Unmengen an Alkohol trinken kann? Besteht das Lebensglück einer Frau nur darin, den Mann fürs Leben zu finden, um eine Familie zu gründen?
Auf ein Anne-Kapitel folgt ein Stefan-Kapitel. Beide erzählen von Begebenheiten, wie sie den meisten von uns - egal, ob Mann oder Frau - schon mal geschehen sind. Das tun sie mit so viel Humor, dass ich nicht selten laut auflachen musste. Der Wiedererkennungswert als Anne war für mich sehr hoch, wogegen mir vieles an Stefans Berichten sehr überdreht vorkam und mich besonders seine Lebensgefährtin Maja nicht selten zur Weißglut getrieben hätte. Anne passiert das, was den meisten Frauen irgendwann passiert: Sie ist verliebt, sie wird betrogen, sie steht auf, richtet ihre Krone und geht weiter.
Nicht nur Männer müssen alles sein und alles können. Frauen haben es da heutzutage wohl auch nicht besser. Sie müssen Karriere machen, wollen sich aber auch um die Familie kümmern. Männer dagegen sollen das Geld nach Hause bringen, aber trotzdem in Elternzeit gehen. So gesteht Stefan auf Seite 170:
"Manchmal nervt es mich, wenn meine Geschlechtszugehörigkeit daran gemessen wird, ob ich einen Nagel gerade in die Wand schlagen und mir zu jeder beliebigen Tageszeit Alkohol hinter die Binde kippen kann."
Weiss & Bonner haben es nicht nötig, für ihre kleinen Geschichten etwas zu erfinden, obwohl die Anhäufung von Zufällen manchmal etwas konstruiert daherkommt. Im Nachwort bestätigen die beiden allerdings den Wahrheitsgehalt des Buches über Betamännchen und Alphaweibchen. Nur zum Zwecke der Personenrechte seien Namen abgeändert worden. Und noch etwas schreiben sie im Nachwort als letztes Statement, das ich gerne allen Lesern mit auf den Weg geben möchte:
"Wir sind alle Individuen. Durch unsere Unterschiede werden wir erst interessant - und unsere Gesellschaft vielfältig und überlebensfähig. Echte Gleichstellung und Gerechtigkeit fängt damit an, den unterschiedlichsten Lebensentwürfen Wertschätzung entgegenzubringen. Dabei ist das Geschlecht wirklich Nebensache."
Unter dem Strich bleibt ein sehr interessantes, unterhaltsames und zum Nachdenken anregendes Buch, das so manchen über den eigenen Tellerrand hinaussehen lassen wird. Aber vor allem macht es eines während des Lesens: ganz viel Spaß.
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