David Byrne - How Music Works

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 1.759 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Stormy.

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    David Byrne, selbst Musikfan und Musiker als Gründungsmitglied der Band Talking Heads, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Musik zu analysieren. Keine Angst, er tischt keine technischen oder wissenschaftlichen Abhandlungen auf (verspricht er zumindest im Vorwort). Vielmehr möchte er aufzeigen, wie Musik entsteht, wie sie vermarktet wird und was sie bewirkt. Klingt schon einmal recht gut.


    Im ersten Kapitel geht es darum, wie sehr Örtlichkeiten Musik beeinflussen. Zum einen erklärt er, dass die Art und Weise der Musik mit ihrem Entstehungsort zusammenhängt, ebenso wie die Form oder Spielart auf den „Bestimmungsort“, den Ort, wo sie stattfinden/gehört werden soll, abgestimmt wird. So meint er, dass es ein Unterschied ist, ob Musik in einem kleinen Club oder einer grossen Halle (wie z.B. einer Kathedrale oder eines Opernhauses) gespielt werden soll, ob sie aufgenommen oder live gespielt wird und in welchem Umfeld dies geschieht bzw. für welche Zielgruppe die Musik bestimmt ist. Ich stecke gerade vor dem Abschnitt über aufgenommene Musik.


    Seine Ausführungen klingen soweit einleuchtend, wenn ich auch noch nicht ganz sicher bin, ob manches nicht eher eine Meinungsfrage ist. Ausserdem kommt der Text ein bisschen wie ein Schulaufsatz daher und ich bin nicht sicher, worauf Byrne eigentlich genau hinaus will. Die Infos sind trotzdem interessant. Vielleicht finde ich auch später noch richtig in das Buch rein…


  • Seine Ausführungen klingen soweit einleuchtend, wenn ich auch noch nicht ganz sicher bin, ob manches nicht eher eine Meinungsfrage ist. Ausserdem kommt der Text ein bisschen wie ein Schulaufsatz daher und ich bin nicht sicher, worauf Byrne eigentlich genau hinaus will. Die Infos sind trotzdem interessant. Vielleicht finde ich auch später noch richtig in das Buch rein…


    David Byrne galt schon immer als intellektueller und ziemlich verkopfter Musiker. Das merkt man seiner Musik und seinen Texten an, und ich kann mir vorstellen, dass er das in Buchform beibehält. Wusste ich gar nicht, dass er so ein Buch geschrieben hat. Ich bin gespannt auf Deine weiteren Ausführungen. :smile:


    Allerdings bin ich bei Werken, die erklären wollen, wie Kunst funktioniert, immer etwas misstrauisch. Das erinnert mich an den "Club der toten Dichter", wo den Schülern anhand eines Diagramms erläutert werden soll, wie "wertvoll" ein Gedicht ist. :zwinker:


  • Allerdings bin ich bei Werken, die erklären wollen, wie Kunst funktioniert, immer etwas misstrauisch. Das erinnert mich an den "Club der toten Dichter", wo den Schülern anhand eines Diagramms erläutert werden soll, wie "wertvoll" ein Gedicht ist. :zwinker:


    Ja, total. Es gibt keine Formel oder ein richtig oder falsch für Kunst, aber bislang behauptet er das auch (noch) nicht. Er wertet die Dinge nicht, die er da erzählt, aber er erzählt sie sehr überzeugt. Und ich bin halt nicht gleich überzeugt davon. :breitgrins: Bin gespannt, wie es weiter geht.


    Der Einleitungstext klang für mich vor allem interessant, weil er weiter hinten im Buch offenbar auch Business-Aspekte und Schöpfungsprozesse beleuchten möchte. Solche Sachen finde ich immer interessant, deswegen habe ich das Buch auch gekauft. Mal schauen, ob es hält, was versprochen wurde.


  • Das erinnert mich an den "Club der toten Dichter", wo den Schülern anhand eines Diagramms erläutert werden soll, wie "wertvoll" ein Gedicht ist. :zwinker:


    Die Reaktion von Mr. Keating darauf war klasse und gibt ganz gut meine Meinung wieder :breitgrins: Ich finde ja auch, dass man Orgelmusik, eine gute Anlage vorausgesetzt, auch ganz prima zu Hause hören kann ;)


    Stormy, ich bin gespannt, was Du noch berichten wirst!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine: Jaa, den Film fand ich auch total gut. :smile:


    So. Aufgenommene Musik jetzt also, sprich Musik, die später auf einer Schallplatte, CD, im Radio oder dem MP3-Player landet. Byrne betrachtet das Abspielmedium als eine Art neue Venue, ein neues Umfeld, in dem Musik gespielt wird. Naja, ich weiss nicht, was ich davon halten soll. So ist er z.B. der Meinung dass moderner HipHop darauf ausgelegt ist, insbesondere im Autoradio gespielt zu werden, weil die Musikanlage im Auto die beste Wiedergabemöglichkeit für diese Art von Musik ist. Ist ja schön und gut, mag ja auch sein, dass das wirklich wunderbar funktioniert. Aber ich denke nicht, dass jeder Rapper daran denkt, dass seine Musik im Auto gut klingen muss, bevor er ein Lied schreibt.


    Auch die restlichen Ausführungen von Herr Byrne erscheinen mir sehr undifferenziert und einseitig. So eignen sich seiner Meinung nach grosse Hallen und Stadien nicht für jede Musik, was wiederum stimmen mag. Dann sagt er aber Sachen wie:

    Zitat

    The roar of metal works fine.


    Weil Metal in Lautstärke und Tempo ja immer konstant ist, mit wenigen Variationen. Entschuldigt, solche Aussagen kann der Progressive Metal-Fan in mir nicht ernst nehmen.


    Aber es geht noch weiter. Seiner Meinung nach, gibt es auch noch keine Musik, die - Achtung! - speziell für MP3-Player bzw. Kopfhörer gemacht ist.

    Zitat

    If there has been a compositional response to MP3s and the era of private listening, I have yet to hear it. One would expect music that is essentially a soothing flood of ambient moods as a way to relax and decompress, or maybe dense and complex compositions that reward repeated playing and attenative listening, maybe intimate or rudely erotic vocals that would bei inappropriate to blast in public but that you could enjoy privately.


    Der scheint ja kein besonders breites Spektrum zu haben, das gibt es ja alles und alles davon kann man auch anderswie hören.


    Es folgt ein kurzer Exkurs darüber, wie Vögel ihre Wanrufe im Laufe der Zeit ihrer Umgebung anpassen. Er möchte damit wohl sagen, dass Menschen mit Musik im Grunde nichts anderes tun, schiesst aber am Ziel vorbei. Der nächste Teil ist dafür wieder sehr interessant, da geht es darum, wie Architektur schon zu früheren Zeiten genutzt wurde, um bestimmte akustische Effekte zu erhalten oder eine bestimmte Art von Musik im weitesten Sinne zu unterstützen.


    Naja, naja. Zumindest ist es amüsant, ich bin mal gespannt, was in den nächsten Kapiteln noch so kommt.

    Einmal editiert, zuletzt von Stormy ()

  • Soo... Es folgt ein Kapitel über Byrnes eigenes Leben und Schaffen, mit Fokus auf der "Performance" (also Darbietung, Bühnenshow usw.). Das habe ich jetzt überflogen, da ich mangels Hintergrundwissen nicht so richtig mitkam. Um die biographischen Eckdaten einzuordnen reicht mein Wissen nicht, über seine Gründe, Antriebe, das, was ihn begeistert und inspiriert und seine Gedanken dazu, erfährt man zu wenig, um das in einen Bezug setzen zu können. Stellenweise erzählt er interessante Dinge - So denkt er, dass die Bühnenshow und eine gewisse damit verbunden Exzentrik für ihn als schüchternen Menschen eine Art ist, mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten. Solche Einblicke gibt er aber nur sehr wenige, das meiste ist doch eher sachliche Abhandlung. Vermutlich möchte er dem Leser einen Eindruck vermitteln, wer er ist und weshalb er die Kompetenz hat, dieses Buch zu schreiben. Nur irgendwie sehe ich den Link nicht ganz.


    Jetzt kommen dann die technischen Kapitel, da bin ich ja mal gespannt. :smile:


  • So denkt er, dass die Bühnenshow und eine gewisse damit verbunden Exzentrik für ihn als schüchternen Menschen eine Art ist, mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten.


    Interessant. Ich habe David Byrne bislang nicht für einen schüchternen Menschen gehalten, aber was er sagt, ergibt schon Sinn. Viele Künstler kennt man nur über ihre Bühnenpersönlichkeit, und "in echt" sind sie ganz anders als auf der Bühne. Falls Du Dir einen Eindruck von ihm und seiner Bühnenpräsenz verschaffen möchtest, empfehle ich den Konzertfilm "Stop Making Sense" der Talking Heads aus dem Jahr 1984, der eigentlich kein Konzertfilm im üblichen Sinne ist, sondern fast schon wie ein Theaterstück daherkommt. Dem Film merkt man an: Die Talking Heads waren nie (und wollten nie sein) eine normale Rockband, sondern in erster Linie eine Kunst- und Intellektuellenband.

  • Mir erscheint das auch sehr einleuchtend. Zwar kenne ich Byrne nicht, aber das sagt man ja von vielen augenscheinlichen Rampensäuen, dass sie privat eher schüchtern und zurückhaltend sind. Ich nenne das immer die (Rock)Sänger-Krankheit (wobei Krankheit zwar ein gemeiner Ausdruck ist) oder sagen wir (Rock)Sänger-Phänomen. Aber so würde das natürlich Sinn machen. Die Frage ist mehr, ob man das ummünzen kann, Byrne redet hier ja nur von sich selbst und Menschen sind ja verschieden.


    Danke für den Tipp, ich setze das mal auf die Liste in meinem Hinterkopf (ich komme nämlich nirgends mehr nach im Moment).

  • So, ich bin bei dem Kapitel über Aufnahmetechnik angelangt. Die faktischen Infos sind recht spannend. Byrne erzählt über die ersten Aufnahmegeräte (hauptsächlich Phonogramme) und wie man das damals gemacht hat. Er beleuchtet auch die Veränderung der Hörer-Wahrnehmung, die durch die Technik passiert. So war das Ziel der ersten Aufnahmen die Live-Performance quasi zu imitieren, sozusagen einzufangen, während wir heute eher die Live-Performance als Imitation des aufgenommenen Liedes betrachten. Er erzählt, wie sich die Technik auf den Klang bestimmter Instrumente auswirkt (er nimmt als Beispiel die Geige) und wie jede Aufnahmetechnik ein wenig anders ist.


    Dabei schweift er dann zu einem kleinen philosophischen Exkurs darüber ab, was die "Wahrheit" bzw. der "echte Klang" eines bestimmten Liedes ist. Den gibt es seiner Ansicht nach nicht, da a) die Aufnahme je nach Technik ein wenig anders ausfällt und b) jeder Hörer anders hört. Das fand ich recht spannend, aber auch hier muss man festhalten, dass dieser Teil insbesondere seine Meinung erläutert und sicher nicht als allgemeingültig genommen werden kann. Wenn man darüber hinwegsehen kann, ist es aber interessant.


    In einem kurzen Abschnitt wird erklärt, dass Zuhause Musikhören zu Beginn des "Aufnahmezeitalters" als verpöhnt galt, ja es wurde gar als Sünde oder Hinweis auf Krankheit angesehen (etwa wie Alkohol- oder Drogensucht). Man war sich das nicht gewohnt, Musik war bis dahin ein öffentliches und soziales Ereignis, das nur gemeinsam stattfand, wahlweise auch im Kreis der Familie. Etwas, das man zusammen "machte" und nicht einfach nur konsumierte. Die ersten Abspielgeräte und später das Radio haben dieses Denken dann verdrängt.


  • In einem kurzen Abschnitt wird erklärt, dass Zuhause Musikhören zu Beginn des "Aufnahmezeitalters" als verpöhnt galt, ja es wurde gar als Sünde oder Hinweis auf Krankheit angesehen (etwa wie Alkohol- oder Drogensucht).


    :entsetzt: Dann müssten wir ja eine Selbsthilfegruppe gründen! Die Anonymen Musikhörer oder so.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja. Aber wir sollten uns heimlich treffen, sonst werden wir noch erwischt. :entsetzt:


    Im Buch bin ich wieder bei einer Laber-Sequenz angekommen. Irgendwie schreibt Byrne viel Text und sagt wenig damit aus. Er nimmt immer wieder Bezug auf historische Ereignisse (z.B. die Erfindung des Tapes) oder irgendwelche Thesen von irgendwelchen Leuten, aber er geht nicht tiefer darauf ein. Ausserdem ist im Moment auch nicht viel Neues für mich dabei. Mal schauen, wie lange ich das noch durchhalte. Ich werde wohl noch ein bisschen in den späteren Kapiteln stöbern, seit dem letzten habe ich Angst, noch etwas Interessantes zu verpassen.