Tom Rachman - Aufstieg und Fall großer Mächte

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    Titel: Aufstieg und Fall großer Mächte
    Autor: Tom Rachman


    Allgemein:
    491 S., Deutscher Taschenbuch Verlag, 2014


    Inhalt:
    2011: Tooly, eine junge Frau Anfang 30 hat sich in einer kleinen walisischen Gemeinde einen Buchladen gekauft. Obwohl er nicht viel abwirft, liebt sie ihn heiß und innig. Doch ihr altes Leben lässt sich nicht so leicht abstreifen. Als sie eine E-mail von einem alten Freund bekommt, stellt sie fest das sie die vielen Geheimnisse ihrer Kindheit endlich lösen möchte...
    1999: Tooly, 21 läutet gerne bei Menschen an der Wohnungstür und gibt sich für eine ehemalige Bewohnerin aus. Sie liebt es sich bei fremden Menschen um zu sehen und Informationen zu sammeln. Sie lebt zwar mit einem alten Mann zusammen, doch Humprey ist viel zu sehr in seinen Büchern versunken und nimmt die Realität kaum war. Eines Tages lernt sie Duncan und seine chaotische Studenten WG kennen, das erste Mal in ihrem Leben möchte sie ein Teil einer Gemeinschaft sein und beginnt mehr oder weniger dort einzuziehen. Insgeheim hat Tooly aber doch etwas Angst das ihre Lügen irgendwann auffliegen könnten...
    1988: Tooly, 9 Jahre als und ihr Vater leben immer auf dem Sprung. Amerika haben sie längst den Rücken gekehrt. Paul arbeitet für die Regierung, möchte aber nie wieder nach Hause zurück. Für Tooly ist vieles was um sie herum geschieht undurchsichtig. Sie hat das Gefühl das vor allem ihr Vater ihr oft auch gar nicht zuhört. Von ihrer Mutter leben sie beide getrennt, Paul ist der Meinung das es nicht gut wäre sie zu sehen. Jedes Jahr an einem anderen Ort, an einer neuen Schule. Doch Tooly fühlt sich zusehends nicht mehr wohl und als eines Tages Sarah, eine exotisch anmutende Frau von Welt sie auf eine spannende Reise mitnehmen möchte, fackelt sie nicht lange...


    Meine Meinung:
    Es war schon ein großer Zufall das ich noch einmal etwas von Tom Rachman gelesen habe. Eigentlich fand ich seinen Erstling … nämlich zwar ganz okay, aber nicht so das ich unbedingt einen weiteren Roman des Autors ins Auge gefasst hätte. Doch mein schlechtes Namensgedächtnis hat immerhin dafür gesorgt,dass ich einen wirklich schönen Roman gelesen habe. Wobei ich gleich zugebe, das vor allem die Tatsache da Tooly gerne liest und eine Buchhandlung in einem kleinen Ort in Wales gekauft hat, sehr dazu beigetragen haben *g*


    Eigentlich steht aber Tooly s Lebensgeschichte im Fokus, die auf den ersten Blick etwas verworren und abgedreht klingt, auf den zweiten aber auch sehr traurige erscheint. Denn Toolys Leben ist durch die Umstände zwar interessant aber auch sehr unstetig geworden. Man merkt, dass die Erwachsene Tooly langsam merkt, dass sie mehr über ihre Vergangenheit erfahren möchte, die Zusammenhänge verstehen möchte. Gleichzeitig scheint sie immer noch eine Getriebene zu sein und möchte doch auch irgendwie zur Ruhe kommen.


    Für mich sehr spannend waren die drei Zeitebenen, in denen wir Tooly kennen lernen. 1988 ist sie 9 Jahre alt, 1999/2000 etwa 21 und 2011, dann etwa 31. Zunächst fand ich das etwas verwirrend, da ich mich erst in diese verschiedenen Zeiten einlesen musste. Es gibt verschiedene Menschen in Toolys Leben, deren Beziehung zu ihr ich ersteinmal etwas geordnet habe. Aber nach und nach tauchen verschiedene Namen, auch in den anderen Lebensabschnitten auf und so ergibt sich ein genaueres Bild. Gerade durch dieses Puzzle, welches man mit Tooly zusammen entwickelt, entsteht für mich der Reiz der Handlung. Vieles was sie tut ergibt dann auch einen Sinn und man versteht sie immer besser. Es ist interessant mit zu erleben, wie sie die Tooly wird, die man 2011 im aller ersten Kapitel des Romans kennengelernt hat.
    Zudem ist auch Tooly in mancherlei Hinsicht darüber nicht genauer im Klaren was eigentlich passiert ist als, sie noch ein Kind war. Erst nachdem sie wirklich auf sich allein gestellt ist, beginnt sie sich Fragen zu stellen auf die sie endlich eine Antwort möchte. Auch wenn sie gleichzeitig vor dieser Vergangenheit flieht und nur die Fragen stellt die nicht persönlich unangenehm findet. Und auch die Wahrheit ist dann traurig und keinesfalls ermutigend, trotzdem schafft es Tooly nur deshalb ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und ihr Leben in neue Bahnen zu lenken. Deshalb wirkt der Roman auch nie deprimierend. Im Gegenteil, er ist lebensbejahend und ermutigend.


    „Aufstieg und Fall großer Mächte“ ist kein Roman um Politik oder das große Weltgeschehen. Es geht um die Frage nach der eigenen Herkunft, der Vergangenheit und der Zukunft, verlorenen Freunden, Familienmitgliedern die man wiederfinden kann . Deshalb finde ich den Titel auch eher nichtssagend, für mich hat er zugegebener Maßen nichts mit dem Inhalt zu tun.
    Die Länder in denen sich Tooly aufgehalten hat dienen eher dazu klar zu machen wie unterschiedlich ihr Leben immer wieder war und daher lernt man sie auch kaum kennen. Der Fokus liegt auf den Menschen die sie umgeben und ihre Beziehung zu ihr und zueinander. Dieses Geflecht macht den Roman aber interessant und spannend.


    4ratten

  • Irgendwie klingt das reizvoll, wenn auch potentiell anstrengend.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine
    Ich finde es geht. Am Anfang musste ich mich ein wenig zurecht finden, aber dann hatte ich mich an die Zeitebenen gewöhnt. Die Kunst lag darin die jweiligen Zeitebenen als eigene Handlung zu sehen. Dadurch kam ich dann auch nicht so durcheinander. Nach und nach gibt es auch stärkere Verschränkungen und Bezüge, da wird es dann auch leichter.

  • Also gibt es immer wieder Zeitsprünge? Oder wird chronologisch erzählt?


    Ich hab das Buch hier und schon mehrmals aufgeschlagen, aber irgendwie hat es dann doch noch nie gereicht, dass ich es auch lese. Aber nach deiner Rezension denke ich wieder, dass ich es doch mal in Angriff nehmen sollte. :smile:

  • Enid
    Die drei Zeiten wechseln sich ab. 2011, dann 1999 und dann 1988 und dann wieder von vorne. Es ist also nicht so ganz durcheinander, sondern regelmäßiger Wechsel. Am Anfang muss man sich halt noch etwas zurecht finden. Man sollte auf jedenfall gerade dann dran bleiben. Mir fiel es zumindest dann leichter.


  • Valentine
    Ich finde es geht. Am Anfang musste ich mich ein wenig zurecht finden, aber dann hatte ich mich an die Zeitebenen gewöhnt. Die Kunst lag darin die jweiligen Zeitebenen als eigene Handlung zu sehen. Dadurch kam ich dann auch nicht so durcheinander. Nach und nach gibt es auch stärkere Verschränkungen und Bezüge, da wird es dann auch leichter.


    Auf meiner Wl steht das Buch auch schon eine Weile. Ich werde es sicher demnächst lesen.