Gloria Goldreich - Die Tochter des Malers

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    Taschenbuch: 592 Seiten
    Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 2 (21. September 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3746631823
    ISBN-13: 978-3746631820


    Inhaltsangabe:


    Ein Roman wie ein Gemälde von Marc Chagall: voller Poesie, Träume und Liebe Paris, 1935: Ida ist die behütete Tochter des Ausnahmekünstlers Marc Chagall und eines seiner Lieblingsmotive. Als sie sich in den Studenten Michel verliebt, steht die innige Beziehung zu ihrem Vater auf dem Spiel. Dann wird Frankreich von den Deutschen besetzt, und ihrer Familie droht tödliche Gefahr, was Chagall jedoch in blinder Hingabe an seine Kunst verleugnet. Schon bald muss Ida sich entscheiden – zwischen ihrem eigenen Lebensweg und der Rettung ihres Vaters. Bewegend, mitreißend, voller Tragik – und eine wahre Geschichte.


    Autoreninfo:


    Gloria Goldreich ist die von der Kritik hochgelobte Autorin zahlreicher Erzählungen, Kinder- und Jugendbücher sowie mehrerer Romane. Ihr Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Sie ist die Mutter dreier Kinder und lebt mit ihrem Mann in Tuckahoe, New York.


    Meine Meinung:


    Titel: Das Leben der Künstlertochter...


    Auf diesen Roman bin ich gestoßen, weil ich Paris sehr mag und mich die Zeit um 1935 brennend interessiert. Da ich von der Autorin noch nichts gelesen hatte, begann ich unvoreingenommen mit der Lektüre.


    In der Geschichte geht es um Ida, die Tochter des Malers Marc Chagall. Ida ist der Liebling ihres Vaters und dient häufig als Malmotiv für ihn. Doch dann verliebt sie sich in einen Studenten und begeht einen folgenschweren Fehler. Welchen Weg wird sie nun gehen?


    Der Roman basiert auf der Biografie der Künstlertochter und Gloria Goldreich hat sich laut eigener Aussage nur einige Erzählfreiheiten genommen.


    Durch die Handlung führt uns ein beobachtender Erzähler und die Autorin bedient sich einer sehr detaillierten und bildhaften Sprache, so dass sich der Roman für mich wie ein kleines Kunstwerk anfühlte. Sprachlich konnte mich der Roman wirklich überzeugen.


    Das Leben der Künstlertochter ist durchaus spannend dargestellt und man erfährt unheimlich viel über sie und ihren berühmten Vater. Ich fand, dass die Charaktere ausreichend dargestellt worden sind, um sich ein Bild von ihnen machen zu können. Es kam sehr gut rüber wie exzentrisch ein Künstler sein kann und dass das Leben mit so jemanden nicht gerade leicht ist. In Ida konnte ich mich ganz gut einfühlen, auch wenn ich manche ihrer Entscheidungen nicht ganz nachvollziehen konnte. Vielleicht lag es einfach an der Zeit, dass Ida nicht so selbstsicher agieren konnte, wie ich es erwartet hätte. Als Figur wirkte sie auf mich sehr selbstbewusst und durchsetzungsstark, nur gegenüber ihrem Vater konnte sie das dann wohl doch nicht sein.


    Die Schwäche des Romans liegt in meinen Augen ganz klar darin, dass dem Leser das Denken abgesprochen wird. Man wird als Rezipient in eine bestimmte Richtung gedrängt, was man zu glauben hat und das mag ich persönlich nicht. Mir ist es lieber, wenn ich mir das ein oder andere einfach selbst zusammen fantasieren darf. Für meinen Geschmack wurde zu viel wiederholt.


    Fazit: Ein durchaus unterhaltsamer biografischer Roman mit der ein oder anderen Schwäche. Bedingt lesenswert!


    Bewertung: 3ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • >>Die Tochter des Malers<< von Gloria Goldreich


    Ida, die Tochter des berühmten jüdischen Künstlers Marc Chagall gehörte neben ihrer Mutter Bella zu den Lieblingsmotiven des Vaters. Sie leben 1935 in Paris und sie wächst dort sehr behütet auf. Bis sie eines Tages den jungen Studenten Michel kennen lernt und sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Ihre Eltern sind nicht wirklich glücklich darüber und die Beziehung zu ihrer Tochter wird auf eine harte Probe gestellt.
    Die Gefahr vor den Deutschen wird für die französischen Juden immer größer und Ida wird gezwungen nun für die ganze Familie Entscheidungen zu treffen und übernimmt die Verantwortung für fast alle Abläufe.


    Gloria Goldreich erzählt uns hier die wahre Lebensgeschichte der Ida Chagall, die der Realität entsprechen und hat die Charaktere den historischen Persönlichkeiten angepasst. Der Schreibstil ist eigentlich recht flüssig, aber ich bin leider nicht richtig in die Geschichte rein gekommen, vielleicht weil hier einfach die wichtigsten Ereignisse der Reihe nach abgehandelt wurden und dabei manches auf der Strecke geblieben ist. Ich wurde mit Ida und ihrer Familie einfach nicht richtig warm und ich spürte einige richtige Längen und empfand es fast wie wenn ich die Biographie der Familie Chagall lese. Die Autorin hat es meiner Meinung nach nicht geschafft, die Realität in einen Roman zu packen, der mich fesselt und da ich die einzelnen Charaktere auch nicht wirklich sympatisch fand, war mir das ganze zu Trocken.


    Gloria Goldreich ist es aber gelungen, mit ihrem meist angenehmen Erzählstil, mir die historischen Ereignisse und auch das Wissen über das Judentum gut zu vermitteln. Die Verzweiflung und Angst der Juden und wie es ist, auf der Flucht zu sein, das konnte ich wirklich spüren.


    Doch leider war mir das zu wenig und da es sich hier um einen Roman handelt, hat mir einfach das wichtigste gefehlt, der Zugang in die Familie Chagall. Wer sich allerdings für den berühmten Maler interessiert und keine Liebesgeschichte erwartet, dem wird dieses Buch wirklich gut gefallen.


    3ratten

  • Eigentlich nehme ich mir bei meinen Rezensionen immer die Zeit, den Inhalt des Buches mit eigenen Worten zusammenzufassen. Hier werde ich bewusst den Klappentext zitieren, der meiner Meinung nach völlig falsche Erwartungen weckt und dem Buch damit eher schadet als nützt.

    Klappentext:

    Ein Roman wie ein Gemälde von Marc Chagall: voller Poesie, Träume und Liebe Paris, 1935: Ida ist die behütete Tochter des Ausnahmekünstlers Marc Chagall und eines seiner Lieblingsmotive. Als sie sich in den Studenten Michel verliebt, steht die innige Beziehung zu ihrem Vater auf dem Spiel. Dann wird Frankreich von den Deutschen besetzt, und ihrer Familie droht tödliche Gefahr, was Chagall jedoch in blinder Hingabe an seine Kunst verleugnet. Schon bald muss Ida sich entscheiden – zwischen ihrem eigenen Lebensweg und der Rettung ihres Vaters. Bewegend, mitreißend, voller Tragik – und eine wahre Geschichte.


    Meine Meinung:
    Meine Güte, was für ein Buch! Es ist schon ein kleines Wunder, dass ich es beim Lesen nicht gegen die nächste Wand geworfen habe - nicht, weil es schlecht wäre, sondern weil es der Autorin Gloria Goldreich so gut gelingt, dem Menschen hinter Marc Chagalls farbenprächtigen Bildern ein Gesicht zu geben, und es ist kein sympathisches.
    Geschickt nutzt die Autorin die Perspektive des allwissenden Erzählers, denn auch wenn es Ida ist, "Die Tochter des Malers" , die der Leser bei ihrer Entwicklung vom ernsten, behüteten kleinen Mädchen bis hin zur erwachsenen Frau verfolgt, so ist sie ebenso wie ihr berühmter Vater keine Sympathieträgerin, in die man sich leicht hineinversetzen könnte.
    Wie ein roter Faden durch sämtliche Lebensabschnitte Idas zieht sich die ungesunde Beziehung, die Marc und Ida Chagall miteinander verbindet - ungesund deshalb, weil sie selbst für ihren Vater nie Ida ist, sondern eben immer nur "Die Tochter des Malers", die ihm das Leben möglichst einfach und angenehm machen soll. Dies tut Ida bis als Erwachsene mit Begeisterung, ohne dabei die nötigen Grenzen um ihr eigenes Leben zu ziehen. Andere Menschen in ihrem Leben wie Student Michel müssen resigniert einsehen, dass sie neben dem großen Maler Marc Chagall immer nur eine Nebenrolle in Idas Leben spielen werden.


    Anfangs tat mir Ida Leid, da sich ihre Eltern Marc und Bella gerade während der immer ernster werdenden Bedrohung durch Faschisten und Nationalsozialisten nicht wie Erwachsene benehmen, und wie Eltern schon gar nicht. Da wird Ida moralisch erpresst und benutzt, um die eitlen und unsinnigen Wünsche ihrer Eltern zu erfüllen, die den Ernst der Lage nicht erkennen wollen; da wird mit dem von Ida für die Ausreise nach Amerika beiseite gelegtem Geld hinter ihrem Rücken ein Haus in Frankreich gekauft, während die Lage für die jüdische Bevölkerung immer ernster wird und alle wohlwollenden Bekannten zur Flucht raten.

    Die Handlung während der Kriegsjahre macht allerdings nur einen sehr geringen Teil der Erzählung aus. Bald sind Chagalls in Sicherheit und bestimmen durch ihr Nörgeln und ihre überzogenen Wünsche wieder das Leben Idas, die immer noch nach ihrer Pfeife tanzt, selbst als verheiratete Frau. Auch die im Klappentext angesprochene Beziehung zwischen Ida und Michel nimmt bei Weitem nicht den Stellenwert ein, den der Klappentext suggeriert.
    "Die Tochter des Malers" ist keine Liebesgeschichte, sondern das Psychogramm einer problematischen Vater-Tochter-Beziehung. Ein stilistisch einwandfrei geschriebenes noch dazu, das farbige Städte und Landschaften vor Augen entstehen lässt, ohne sich in einer zu bildhaften Sprache zu verlieren.
    Im Mittelteil des Buches dümpelte die Spannung ein wenig vor sich hin, um dann am Ende wieder an Tempo zuzulegen, als sich Marc Chagall und Ida in der russischen Hutmacherin Vava endlich einer ebenbürtigen Gegnerin gegenübersehen, die es mindestens ebenso gut versteht, ihre eigenen Ziele unerbittlich zu verfolgen.


    Nur mit dem Ende bin ich nicht ganz einverstanden, es war mir einfach zu rosig angehaucht. Nachdem man Ida Chagall fast über 600 Seiten lang als berechnende, energiestrotzende Strategin kennengelernt hat, die das Werk ihres Vaters kurzerhand zum eigenen Lebenswerk und -inhalt erklärt hat, erscheint es kaum überzeugend, wenn sich dieselbe Frau plötzlich milde lächelnd ins Familienleben zurückzieht, für das sie nun endlich genug Zeit hat. Tut mir Leid, aber das kaufe ich der Autorin nicht ab.
    Ansonsten ein faszinierender, farbenprächtiger Roman, der verdeutlicht, dass berühmte Künstler nicht automatisch auch besonders gute und liebenswerte Menschen sein müssen. Ich wie nicht, ob ich jemals wieder ein Bild von Marc Chagall ohne eine gewisse Antipathie anschauen kann, aber das bedeutet auch, dass es Gloria Goldreich gelungen ist, die Familie Chagall mit allen Ecken und Kanten vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen. Teilweise war ich beim Lesen so erbittert wie nicht mal über Menschen, die ich persönlich kenne!


    Schade, dass der Verlag diese wuchtige Vater-Tochter-Geschichte in das Korsett einer biografischen Romanze pressen muss, doch dafür kann ja die Autorin nichts.
    Ich vergebe emotional erledigt
    4ratten
    und hole erst einmal wieder tief Luft. Danke, Gloria Goldreich für dieses besondere Buch und dem Aufbau-Verlag für das Testleseexemplar. Ich habe den Ausflug in die (oft befremdliche) Welt Marc Chagalls sehr genossen.

  • Mich würde jetzt mal interessieren, wie akkurat die Darstellung von Chagalls Charakter tatsächlich ist. Weiß das jemand? Ich habe nur mal eine kleine Biographie gelesen, in der er nicht unsympathisch erschien.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Mich würde jetzt mal interessieren, wie akkurat die Darstellung von Chagalls Charakter tatsächlich ist. Weiß das jemand? Ich habe nur mal eine kleine Biographie gelesen, in der er nicht unsympathisch erschien.


    Das ist eine schwere Frage :rollen: , den ich wollte eigentlich mehr über seine Tochter wissen. Wie er wirklich war, das weiß ich nicht, da ich mich noch nie mit ihm befasst habe. Hier in diesen Buch mag ich ihn nicht besonders, weil er ein totaler Ichmensch ist und auch wenn er seine Tochter liebt, er tut Dinge, die ein liebender Vater nicht tun würde. Er bringt sie sogar in Gefahr ohne überhaupt darüber nachzudenken, was mit ihr passiert, wenn sie aufgehalten wird. Seine Frau mag ich aber auch nicht, sie verhält sich auch komisch und es muss sich alles um sie drehen. Ich hätte in diesem Haus nicht aufwachsen wollen ................................ aber ob das deine Frage beantwortet?

  • Nicht direkt, aber es ist ja auch schwer, das anhand dieses einen Buches zu beurteilen, das ja auch keine Biographie sein will.


    Ich mag seine Bilder sehr, sehr gerne, vor allem die späteren mit den vielen, vielen kleinen Details, und habe vor einigen Jahren mal ein bisschen was über ihn gelesen. Als derart unsympathisch, wie er im Roman gezeichnet wird, ist er mir da nie erschienen, wobei ich mich dunkel zu erinnern meine, dass sein Verhältnis zu Ida nicht gänzlich unproblematisch gewesen sein soll. Aber vielleicht irre ich mich da auch.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • So, wie es in "Die Tochter des Malers" dargestellt wird, bekommen eher seine nahen Angehörigen die problematischeren Seiten seiner Persönlichkeit zu spüren. Bei seinen Bekannten, mit denen er losen Kontakt hält, ist Marc Chagall hingegen sehr beliebt. Er ist auch berühmt für die aufwändig gestalteten Feste, die er mit seiner Frau zusammen gibt und die ansteckende Fröhlichkeit, die er dabei versprühen kann.
    Aber auch Ida trägt ihren Teil zu dieser Fassade bei und scheint trotz aller Einschränkungen und Bevormundung auch immer wieder die öffentliche Anerkennung zu suchen, die sie für ihre Bemühungen um die Verbreitung von Marc Chagalls Kunst bekommt.

  • Gloria Goldreich erzählt in ihrem Buch gleichermaßen die Geschichte von Vater und Tochter. Beide haben starke Persönlichkeiten und erwarten, dass sich alles ihren Wünschen und Plänen unterordnet. Während der Vater eine Frau hat, die das ohne zu hinterfragen tut, ist es bei Ida anders. Ihre Beziehungen zerbrechen daran, dass die jeweiligen Partner hinter ihr und dem Vater die dritte Geige spielen.


    Die Autorin hat in ihrem Buch das Bild einer starken Frau, aber auch das einer stellenweise unsympathischen Frau gezeichnet. Ida hat für den Ruhm ihres Vaters viel aufgegeben, aber sie hat auch viel zurückbekommen. Stellenweise war ich überrascht, dass sie sich für Mann und Kinder entschieden hat, weil sie die lange Zeit hintenangestellt hat. Dass das gerade für ihre Kinder hart gewesen ist, kann man zwischen den Zeilen deutlich herauslesen.


    Gloria Goldreich malt in ihrem Buch das Bild einer starken Frau, die mit ihrem Weg immer wieder aneckt. Wie nahe dieses Bild an der Wirklichkeit ist, kann ich nicht beurteilen, dazu müsste ich eine Biografie sowohl von Ida als auch von ihrem Vater lesen. In diesem Roman kommen beide für mich nicht immer gut weg.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Saltanah

    Hat den Titel des Themas von „Die Tochter des Malers - Gloria Goldreich“ zu „Gloria Goldreich - Die Tochter des Malers“ geändert.