Tanja Weber - Die Frauen meiner Familie

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    Kurzbeschreibung:


    Die 38-jährige Elsa ist Kunsthistorikerin und soll einem Diebstahl nachgehen. Es ist ein ganz besonderer Auftrag, denn es handelt sich um ein Gemälde, das Elsas Familie seit Generationen gehörte und der Familienlegende nach ihre Urgroßmutter Anneli Gensheim darstellt. Elsas Vater hatte das Gemälde jedoch vor einigen Jahren an ein Auktionshaus veräußert. Auf der Suche nach dem verschwundenen Bild taucht die Kunsthistorikerin immer tiefer in ihre eigene geheimnisvolle Familiengeschichte ein und entdeckt so nicht nur die wahre Identität der Frau auf dem Gemälde, sondern auch, wer ihre Urgroßmutter Anneli wirklich war …



    Zu diesem Buch gibt es ab dem 22.01. eine autorenbegleitete Leserunde. Anmeldeschluss für Freiexemplare ist der 08.01. Wer mag noch mitlesen?

  • Hier ist noch Platz in der Runde, falls noch jemand mag :winken:

    LG, Dani


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  • Elsa ist Ende 30, arbeitet als Kunsthistorikerin für eine Versicherung und führt ein relativ unspektakuläres Leben. Eines Tages landet ein Fall auf ihrem Schreibtisch, der sie persönlich betrifft. Ein Bild namens „Mon amour“ wurde als gestohlen gemeldet und nach einem Blick darauf erinnert sich Elsa daran, dass genau dieses Gemälde in der Wohnung ihrer Großeltern hing, als sie ein kleines Kind war. Sie dachte immer, dass die Frau auf dem expressionistischen Gemälde ihre eigene Urgroßmutter Anneli gewesen ist und dass es deswegen im Besitz ihrer Familie war. Doch was geschah mit dem Bild, als ihre Großeltern gestorben sind? Wie kam es zu dem Sammler und in die Galerie, wo es jetzt gestohlen wurde? Elsa nimmt diesen Auftrag sehr persönlich und macht sich auf die Suche, nicht nur nach dem Bild, sondern nach der Geschichte ihrer Familie.


    Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen geht es um Elsa in der Gegenwart, wir begleiten sie bei ihren Nachforschungen, aber auch bei den privaten Veränderungen, die sich in ihrem Leben ergeben, als sie zum einen die eingefahrene Fernbeziehung zu ihrem Langzeit-Lover Hajo zu überdenken beginnt und sich zum anderen intensiv mit ihrer Familie, vor allem ihren Eltern auseinandersetzt.


    Zum anderen spielt die Handlung in München vor dem Ersten Weltkrieg. Dort lernen wir die junge Anneli kennen, die in einem wohlhabenden und liberalen Elternhaus aufwächst.
    Wunderbar wird die Atmosphäre der Stadt damals dargestellt, man fühlt sich als Leser regelrecht ins damalige München hineinversetzt, geht mit Anneli und ihren Freundinnen in die Cafés und Lokale der damaligen Zeit, begegnet den Künstlern des „Blauen Reiters“ und erlebt diese spannende Zeit vor dem großen Krieg.


    Doch wo ist die Verbindung zwischen Anneli und dem Gemälde „Mon amour“? Wie ist es entstanden und was ist dann damit geschehen? In Anbetracht dessen, was man als heutiger Leser über den Umgang der Nazis mit expressionistischer und somit „entarteter“ Kunst weiß, kommen einem bald unheilvolle Gedanken. Elsa muss sich damit auseinandersetzen, dass es in ihrer Familie so einige Lügen und dunkle Flecken gibt und gegeben hat.


    Mir haben beide Handlungsstränge gut gefallen, obwohl mir beide Frauen nicht wirklich ans Herz gewachsen sind. Meist mag ich in solchen Romanen die Vergangenheitshandlung mehr. Auch hier gefiel mir, wie schon geschrieben, die Darstellung des historischen Münchens besonders gut, aber dennoch empfand ich Elsa als interessanter und vielschichtiger als Anneli.


    Insgesamt ergibt sich aber eine runde und in sich stimmige Geschichte, die mich sehr gefesselt hat. Am Ende geht es fast ein bisschen schnell und es wird auch nicht alles bis ins letzte Detail erklärt, ich mag das aber, so kann man sich als Leser selbst noch ein paar Gedanken machen und die Geschichte nach eigenem Belieben weiterspinnen oder enden lassen.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Dani


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  • Elsa arbeitet als Kunsthistorikerin bei einer Versicherung. Bei einem Raub wird das Bild "Mon amour" gestohlen, das bei ihrer eigenen Großmutter im Haus hing und das die Urgroßmutter als junges Mädchen darstellen soll. Elsa ermittelt, wie dieses Bild eines jüdischen Malers in den Besitz ihrer Familie kam und möchte wissen, welche Verbindung es zwischen ihrer Urgroßmutter und dem Maler gab.


    Die Handlung wechselt zwischen Elsas Perspektive im Jahr 2014 und Anneli, ihrer Großmutter, die als junges Mädchen mit allen Mitteln versucht, Journalistin zu werden.


    Wenn die Handlung zu Anneli in die Vergangenheit wechselt, fühlte ich mich sich als Leser gleich mit ins München dieser Zeit versetzt. Durch die Beschreibungen ihrer Umgebung, ihrer Mitmenschen und deren Ansichten bekommt der Leser eine Ahnung von der Stimmung dieser Jahre. Zuerst war es eine unbeschwerte Zeit für die junge Anneli, sie arbeitet, sie heiratet und ist immer umgeben von sehr toleranten Menschen. Mit den Kriegen wechselt die Stimmung immer mehr, zuerst zu Sorgen, zu Angst und dann zu blankem Entsetzen.
    Elsa findet sehr viel durch alte Fotos, Zeitungsausschnitte und Polizeiakten über ihr Bild heraus und es ist interessant, ihr bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Allerdings weiß der Leser, der sich auf Zeitreise begeben hat, deutlich mehr Einzelheiten
    .
    "Die Frauen meiner Familie" ist eine ruhige und sehr vielschichtige Familiengeschichte, die durch seine lebendigen Beschreibungen von München in den verschiedensten Zeiten begeistert und mit seinen realistischen Personen punkten kann. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde gerne weitere Bücher von Tanja Weber lesen.


    4ratten

  • Elsa Hannapel ist Ende 30 und Kunsthistorikerin. Als solche arbeitet sie bei einer Münchner Versicherung und prüft Fälle, in denen aufgrund von gestohlenen Kunstwerken Ansprüche geltend gemacht werden. Doch ihr neuester Auftrag berührt sie persönlich, denn das Gemälde kennt sie aus ihrer Kindheit. Mon Amour hing in der Wohnung ihrer Großeltern Julius und Regine - und zwar in dem Zimmer, in dem Elsa immer übernachtet hat. Laut ihrer Großmutter zeigte es Elsas Urgroßmutter Anneli Gensheim, die in eben diesem Zimmer gelebt hat. Während Elsa nun versucht, der Spur des Bildes in die Vergangenheit zu folgen, erfährt sie immer mehr über ihre Familie...


    Die Autorin Tanja Weber hat für ihren Roman zwei Zeitebenen gewählt: einerseits erzählt sie und von einer anfangs noch sehr jungen Anneli Gensheim, die in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg eine Anstellung als Reporterin bei einer Zeitung anstrebt. Zur damaligen Zeit ein sehr ungewöhnlicher Wunsch, den ihre sehr progressiven Eltern jedoch unterstützen. So fängt sie bei der Münchener Post an, einer Tageszeitung mit rund 30.000 Exemplaren in diesen Jahren, die sich an die sozialdemokratischen LeserInnen richtet.
    In der zweiten Zeitebene verfolgen wir Elsa, die Nachkommin von Anneli, die sich um die Geschichte des Gemäldes bemüht und dabei unter anderem erfährt, dass ihr Vater das Bild an einen Sammler verkauft hat. Doch wie hängt Mon Amour, das dem deutschen Expressionismus zugeordnet wird, mit ihrer Urgroßmutter zusammen?


    Die beiden Erzählstränge fügen sich perfekt ineinander - als Leser ist man Elsa immer ein klein wenig voraus, da man eben auch von Anneli einiges erfährt. Trotz gewisser Vorahnungen, die durch die Geschichte der folgenden Jahrzehnte geprägt sind, ist das Buch spannend. Zum einen weil die Nachforschungen Elsas die Geschehnisse nur stückweise zu Tage fördern, zum anderen aber auch, weil Annelis Werdegang sehr interessant ist. Besonders gelungen hat die Autorin die Atmosphäre der damaligen Zeit eingefangen: Anneli wächst wohlbehalten und privilegiert in einem sozialdemokratischen Haushalt auf. Vor allem der liebevolle Vater, ein angesehener Arzt, der nicht nur den Sohn fördert, sondern die Tochter gleichermaßen, und die kunstbeflissene, gebildete und engagierte Mutter haben mir sehr gefallen. So geht die junge Frau völlig normal mit den Angestellten des Haushaltes um und lernt auch andere Menschen, die nach dem üblichen Sittenbild dieser Zeit nicht ihrem Stand entsprechen, kennen. Mit ihren Freundinnen besucht sie zudem die Münchener Cafés, die auch von der künstlerischen Avantgarde aufgesucht wird...
    Elsa führt rund hundert Jahre ein vergleichsweise unaufregendes Leben. Sie arbeitet sehr gerne, lebt alleine und pflegt seit einigen Jahren eine Fernbeziehung mit einem Professor aus Potsdam. Doch kann sie eigentlich mehr vom Leben erwarten?


    Tanja Weber zeichnet ihre Figuren sehr realistisch, denn sie haben allesamt eine dunkle oder auch gewöhnliche Seite. Damit haben sie vielleicht nicht sofort mein Herz erobert, sondern sich eher eingeschlichen. Aber die besondere Stärke dieses Buches ist definitiv die Stimmung der bayrischen Hauptstadt vor und zwischen den großen Kriegen. Man merkt, dass die Autorin Kunstgeschichte studiert hat - schlicht und ergreifend, weil sie ein gutes Gefühl für Künstler, ihre Musen und ihre Werke hat. Mit ihrem Roman rückt die Autorin zudem ein sehr, sehr düsteres Kapitel der deutschen Kunstgeschichte in den Fokus: die sogenannte "Entartete Kunst" ist auch heute noch ein wichtiges Thema. Vor etlichen Jahren habe ich einmal eine Ausstellung dazu in Berlin gesehen und ich muss heute noch schlucken, wenn ich daran denke, dass diese Werke, die mir teilweise außerordentlich gut gefallen haben, so übel verhöhnt wurden. Noch schlimmer finde ich jedoch die Tatsache, dass viele der rechtmäßigen Besitzer der Kunstwerke die Zeit des Dritten Reiches nicht überlebt haben und so auch eine Rückübertragung bis heute teilweise sehr schwierig bis unmöglich ist.


    Fazit: Ein sehr schöner Roman, der sich einem - in meinen Augen - äußerst wichtigen Thema widmet und das dazu noch mit gelungenen Figuren und einer tollen Atmosphäre. Eine klare Leseempfehlung!


    5ratten

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Meine Meinung:
    Familiengeheimnisse sind ein Thema das mich, obwohl der Markt momentan doch sehr damit überschwemmt wird, immer noch fasziniert. Tanja Webers Roman Die Frauen meiner Familie, habe ich aber auch wirklich gerne gelesen. Eigentlich konnte ich das Buch dabei kaum aus der Hand legen. Dabei gebe ich zu, das mich der Erzählstrang in der Gegenwart zunächst stärker interessiert hat. Ich habe generell einfach eine Schwäche für Detektivarbeit. Da ich im Herzen immer noch auch Historikerin bin, finde ich es spannend, auf welchen Umwegen man mehr über die Herkunft, eines Gegenstandes, erfahren kann. Vor allem auch die Kunst die im Nationalsozialismus verloren gegangen ist, und deren Besitzer noch heute ein Anrecht darauf haben, gefunden zu werden. Das ist eines der Themen, die ich in Romanform immer auch vermisst habe. Tanja Weber hat diese Lücke für mich ein klein wenig füllen können.


    Aber eigentlich konnte mich auch die zweite Erzählebene, die sich mit Annelie Gensheim zu beschäftigt, durchaus überzeugen. Ich gebe allerdings zu, das sie mir insgesamt nicht sehr sympathisch wurde. Vielleicht weil sie ein paar Entscheidungen gefällt hat, die sehr selbstsüchtig waren. Jedenfalls war mir ihre Urenkelin Elsa sehr viel lieber. Das gute ist, ich muss eine Figur nicht mögen, um ein Buch zu lesen und es gut zu finden^^. Annelie Gensheim ist auf ganz anderen Eben eine spannende Frau. Immerhin arbeitet sie als Journalistin und wird sogar von ihren Eltern dabei unterstützt. Ihre besondere Verbindung zu dem Bild, das war ein Punkt, der Tanja Weber wirklich glaubhaft gelungen ist. Mich konnte sie damit jedenfalls wirklich überraschen! Außerdem fand ich hier auch die Verknüpfung zu Elsa super gelöst. Man konnte sich richtig vorstellen, wie Elsa das Bild als Kind betrachtet hat.


    Natürlich hilft Elsa dabei, das sie selbst immer wieder mit Kunstgegenständen zu tun hat. Das ist vielleicht mein einziger kleinerer Kritikpunkt, aber gut, so trieb es natürlich die Handlung schneller voran, als wenn man noch einen extra Kunstexperten einführen müssen. Obwohl der Roman nicht ganz so dick ist (für mein Empfinden) hatte ich aber trotzdem nicht das Gefühl, das etwas fehlen würde. Ich gebe aber zu, das ich mir noch etwas mehr Wissen, über die Familienverhältnisse von Elsas Vater gewünscht hätte. So blieb er etwas eindimensional. Außerdem hätte es die On Off Beziehung von Elsa nicht gebraucht,das fand ich überflüssig.
    Das Ende hat mich überzeugt, weil es die perfekte Mischung zwischen Abschluss und Raum für eigene Fantasien bietet.


    4ratten