Alexandre Dumas - Der Graf von Monte Christo

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  • Hi!


    Ich nehme zwar nicht an der Leserunde teil, da ich das Buch aber letzten Frühling mit Begeisterung gelesen habe, schaue ich immer wieder mal in diese Leserunde.


    Zitat von "Saltanah"

    Wie es sich gehört, haben alle Protagonisten, so unterschiedlich sie auch in die Geschichte eingeführt wurden, miteinander zu tun. Leider wird mir das allmählich zu konstruiert. :rollen:


    Du kannst es doch auch so sehen, dass der Graf ganz bewusst den Kontakt zu diesen Leuten sucht, die alle etwas miteinander und mit ihm zu tun haben. Ich habe es jedenfalls so interpretiert. Monte Christo überlässt nichts dem Zufall und hat keinen Grund, sich mit Leuten abzugeben, die nichts mit seinen Racheplänen zu tun haben...


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Zitat von "Alfa_Romea"

    Du kannst es doch auch so sehen, dass der Graf ganz bewusst den Kontakt zu diesen Leuten sucht, die alle etwas miteinander und mit ihm zu tun haben. Ich habe es jedenfalls so interpretiert. Monte Christo überlässt nichts dem Zufall und hat keinen Grund, sich mit Leuten abzugeben, die nichts mit seinen Racheplänen zu tun haben...


    *unterschreib*


    Zitat von "SPOILER"

    Ich fand das Auftauchen von Caderousse nicht konsturiert. Wenn ich bedenke, dass Bertuccio - Benedettos Ziehvater - mit Caderousse zusammengearbeitet hat, wundert es mich nicht, dass auch Benedetto ihn kennt.


    Ich bin bei Band 3 angelangt, beim Kapitel "Die Anklage".
    Nicht zu fassen, dass Madame de Villefort mit ihrem Treiben immer weitermachen kann, ohne dass jemand (außer dem Grafen) sie durchschaut!


    ***
    Aeria

  • Seit ein paar Tagen komme ich einfach nicht mehr voran mit dem Buch. Ich stecke im Anfang des Kapitels Simbad der Seefahrer (bei mir heißt er tatsächlich Simbad) und es langweilt mich doch etwas. Ich bin erst einmal auf andere Lektüre ausgewichen und hoffe, dass ich bald wieder den Zugang finde. Bisher ist mir der Graf übrigens noch nicht unsympathisch aber ich bin ja auch noch nicht so weit wie ihr.
    Ab Montag bin ich im Urlaub und kann dann leider erst einmal nicht mehr posten und hier mitlesen.

  • Saltanah
    Im Kapitel "Das Zimmer des ehemaligen Bäckers" wird erklärt, wo Benedetto und Caderousse sich kennengelernt haben.


    Ingroscha
    Dieses Kapitel und das mit den römischen Banditen sind die langweiligsten im ganzen Buch. Halte durch, es wird besser :smile: .


    Vorhin beim Frühstück habe ich einen Teil des Kapitels "Die Beleidigung" gelesen und war hinterher so stinkig, dass mir nicht mal die Cornflakes geschmeckt haben.


    Zitat von "Spoiler bis Kapitel 88


    Ich scheine nicht viel von Ehre zu verstehen, denn ich kann Alberts Handlen übehaupt nicht nachvollziehen. Hat der Graf von Monte Christo etwa Fernand Mondego zum Verrat an Ali-Tepeleni angestiftet?! Das war ganz allein Fernands Idee. Also sollte man auch auf ihn sauer sein, oder? Aber nein, der Sohnemann fordert denjenigen zum Duell heraus, der die ganze Geschichte ans Licht gebracht hat. Gibt es etwas Unlogischeres? Die Ehre von Albert und seiner Familie ist, meiner Meinung nach, nicht durch Monte Christo verletzt bzw. ruiniert worden, sondern durch den Verräter Fernand. Alberts Worte "Gibt es Schöneres, als für meinen Vater zu sterben?" haben mich buchstäblich meinen Earl Grey wieder ausspucken lassen! Halloooooo, Junge?! Hast du's noch nicht kapiert, dein Vater ist der Böse! :grmpf:


    ***
    Aeria

  • Hallo,


    ich habe gerade das Kapitel "Haydée" beendet und habe jetzt einmal eine Frage. Vielleicht habe ich es ja überlesen oder ich bin einfach zu blöd es zu kapieren. Ich dachte eigentlich daß in Kapitel "Bertuccios Erzählung: Die Vendetta" derselbe Villefort getötet hat, aber jetzt sitzt er hier und unterhält sich mit dem Graf. Macht das einen Sinn?


    Eine etwas verwirrte Tina

  • Aeria Danke :zwinker:


    Der Graf war nun bei Maximilian, Emanuel und Julie zu Besuch. Mich wundert, daß ihn wirklich keiner erkennt, denn so lange Zeit ist ja nun auch wieder nicht vergangen. Wenn einem eine Stimme bekannt vorkommt, dann doch erst Recht ein Gesicht :zwinker:


    Tina

  • Bin gerade bei Kapitel 35 In Paris angekommen.


    Unsymphatisch ist mir der Graf bis jetzt nicht, ich kann schon verstehen, dass er sich im Laufe der Jahre stark verändert hat, der große Reichtum und seine Rachepläne haben dazu bestimmt ihr übriges beigetragen.


    Nicht ganz nachvollziehbar war mir, dass er den Reeder Morell so lange hat zappeln lassen. Damit hätte er ihn fast in den Selbstmord getrieben, obwohl er doch schon Monate vorher die Gelegenheit gehabt hätte, ihm seine Schulden zu erlassen.


    Die Kapitel mit Franz fand ich gar nicht schlecht. Darin bekam man einen guten Einblick, wie der Graf auf andere wirkt. Die Hinrichtung in Rom fand ich allerdings ziemlich heftig. Ich bin eigentlich nicht so zart beseitet, aber mit einer Keule erschlagen? :entsetzt:


    Bemerkenswert finde ich auch, welche Zuneigung Albert für den Grafen empfindet, ohne zu ahnen, dass dieser sich an seinen Eltern rächen will und ihn nur für seine Zwecke benutzt.


    Ich bin schon sehr gespannt, wie es jetzt in Paris weitergeht :klatschen:

  • Ich habe gerade das Kapitel "Der Selbstmord" beendet.


    Zitat von "Spoiler bis Ende Kapitel "Der Selbstmord""


    Albert und der Graf vertragen sich wieder, jedenfalls hat Albert sich entschuldigt. Seinen Freunden passt das gar nicht, sie sehen in ihm jetzt einen Feigling. Meine Güte, diese Entschuldigung hat Albert sicher mehr Kraft gekostet als eine Pistole abzufeuern!
    Es wundert mich, dass es heute überhaupt noch Menschen gibt :rollen: , wo es doch in früheren Jahrhunderten Duelle über Duelle gab. Jeder erschoß jeden, hatten die Männer nichts anderes im Kopf?


    Fernand ist tot. Zum Schluss hat er mir fast leid getan, denn Monte Christo alias Dantès gibt ein wirklich vernichtendes Gespenst ab. Wenn mir meine Vergangenheit derart auf die Pelle gerückt wäre, wäre ich wahrscheinlich auch nervlich am Ende gewesen.


    ***
    Aeria

  • Ich habe jetzt das erste Buch (von zweien) ausgelesen und bin bei Kapitel 56 "Andrea Cavalcanti". Das Buch gefällt mir immer besser, denn ab Kapitel 42 "Monsieur Bertuccio" wird es geheimnisvoll und vielschichtig - im Gegensatz zu den Kapiteln um Franz und Albert.


    Das Vorgehen des Grafen ist subtil: Zunächst macht er sich gut Freund bei den Familien der Schurken und dann ergründet er die Laster/Schwächen der Familien und bestärkt sie darin (wie z.B. im Kapitel 52 Giftkunde). Wie er sich an Morcerf rächen will, ist mir nach Lesen von Kapitel 53 "Robert der Teufel" ziemlich klar. Bei den anderen rätsele ich noch (na ja, Danglars wird der Graf wohl in den Bankrott treiben).


    Kapitel 55/56 Major Cavalcanti/Andrea fand ich (wie ihr auch) klasse. Zunächst tappte ich völlig im Dunkeln und dachte bereits, Cavalcanti ist verrückt. Genial, wie Dumas den Leser hier beim Lesen in die Irre führt.


    Den Grafen finde ich eigentlich nicht unsympathisch; der Besuch bei den Morells/Herbaults hat ihn ja sichtlich gerührt. Ich glaube deshalb auch nicht, dass er seinen Rachefeldzug ganz bis zum bitteren Ende durchziehen wird. Der Graf ist mir eher unheimlich: Bei jeder Szene frage ich mich inzwischen, ob der Graf die inszeniert hat oder alles nur Zufall ist. Wie z.B. hat er die Sache mit den wilden Apfelschimmeln hingekriegt?!


    Jedenfalls ist es jetzt richtig spannend, ich muss unbedingt gleich weiterlesen :zwinker:

    [size=9px]Paul ist 24 Jahre alt. Er ist doppelt so alt, wie Thomas war, als Paul so alt war, wie Thomas heute ist. Wie alt ist Thomas ?[/size]

  • Zitat von "Dietrich"

    Bei jeder Szene frage ich mich inzwischen, ob der Graf die inszeniert hat oder alles nur Zufall ist.


    :zwinker:
    Geht mir auch so.
    Ich überlege immer noch, ob der Graf gewußt hatte, dass Franz sein heimliches Gespräch mit Vampa belauschte. Nur aufgrund dieses Gesprächs ist Franz immerhin zum Grafen gegangen, als er Hilfe bei Alberts Befreiung brauchte.


    ***
    Aeria

  • Zitat von "Spoiler bis Ende Kapitel "Die Straße nach Belgien""


    Danglar hat nun etwas ähnliches wie Dantès am Tag seiner Verlobung durchmachen müssen. Gerade, als er glaubte, am Ziel seiner Wünsche zu sein, kommt ihm die Polizei in die Quere. Geschieht im ganz recht.
    Ich bewundere Monte Christo für diesen gut ausgefeilten Plan.


    Wofür ich ihn weniger bewundere, ist, dass er es einfach in Kauf nimmt, dass die Giftmischerin Villeforts halbe Familie ausrottet. Ich kann seine Gründe verstehen (Villefort hat mir meine Familie genommen, jetzt nehme ich ihm seine), aber ich kann sie natürlich nicht gutheißen. Einfach ruhig zusehen, wie Leute wie die Fliegen sterben - nee nee, das geht nicht.


    Bei mir sind ein paar Druckfehler aufgetaucht. Aus Olivia Corsinari wird erst eine Leonora und danach eine Leonarda :rollen: . Und Baronin Danglars wird einmal als Gräfin bezeichnet. Meine russische Ausgabe enthält diese Fehler nicht, hat aber mit der deutschen einen anderen Fehler gemein: Monte Christo behauptet einmal, dass er Haydée kaufte, als sie 13 war. In ihrer Verkaufsurkunde steht aber, dass sie 11 Jahre alt war. Oder wird im Orient anders gerechnet?


    ***
    Aeria

  • Allmählich war ich ins Zweifeln gekommen, ob das Buch denn irgendwann doch wieder so gut werden würde wie am Anfang. Die letzten paarhundert Seiten fand ich zwar nicht direkt schlecht, aber auch nicht besonders gut, und ein Gefühl von Langeweile machte sich immer breiter. Der absolute Tiefpunkt war in Kap. 73 "Das Versprechen" erreicht, als ich das Buch beim Lesen der unglaublich rührseligen Szene mit Selbstaufopferung ("Ach, ich kann dich nicht heiraten!") und Androhung von Selbstmord ("Bekomme ich dich nicht, schieße ich mir eine Kugel in den Kopf!"), gefolgt von noch größerem Opfer ("Ich tue alles, wenn du nur lebst!") in die Ecke geschmissen hätte. :sauer:


    Und dann, plötzlich und unvermittelt, noch im selben Kapitel die Wende! :freu: Auf einmal ist es wieder genauso spannend und mitreißend wie zu Beginn, und ich kann es kaum aus der Hand legen.
    Also, ihr anderen, falls ihr euch auch in einem Lesetief befinden solltet, lest weiter!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat von "Aeria"

    Ich überlege immer noch, ob der Graf gewußt hatte, dass Franz sein heimliches Gespräch mit Vampa belauschte. Nur aufgrund dieses Gesprächs ist Franz immerhin zum Grafen gegangen, als er Hilfe bei Alberts Befreiung brauchte.


    Hmm, das glaube ich nicht: Der Graf war ja ziemlich überrascht, als Franz erwähnte, dass der Graf Peppino befreit und deshalb Einfluss auf Vampa habe. Ich hatte es so verstanden, dass der Graf aufgrund seiner Großzügigkeit damit rechnete, dass Franz sich an ihn wendet.


    Zitat von "Aeria"

    Monte Christo behauptet einmal, dass er Haydée kaufte, als sie 13 war. In ihrer Verkaufsurkunde steht aber, dass sie 11 Jahre alt war. Oder wird im Orient anders gerechnet?


    Derartige Fehler gibt es einige im Buch. So auch schon mit Dantes, der nach seiner Flucht um ein paar Jahre jünger gemacht wurde. Soviel ich weiß, hatte Dumas ziemlich viele Mitarbeiter, um seine Produktion von etwa 20 Romanen pro Jahr zu schaffen; insgesamt waren es über 300 Romane! Möglicherweise stammen also Teile vom Grafen gar nicht von Dumas selbst, das würde jedenfalls so einige Merkwürdigkeiten erklären :rollen:


    Kapitel 61: Wie man einen Gärtner von den Siebenschläfern befreit ...: Aha, ein Lichttelegraph. Hatte mich am Anfang des Buches gewundert, dass es schon 1815 fertige elektrische Telegraphen gab :zwinker:


    Kapitel 62/63: Gespenster/Das Diner: Klasse, hier läuft der Graf mal wieder zur Höchstform auf. Bertuccio und die einige der Gäste kriegen einen Schock nach dem anderen verpasst :breitgrins:.


    Kapitel 71: Brot und Salz: Hmm, hat Mercedes den Grafen erkannt oder vermutet sie schon etwas? Jedenfalls trifft sie mit ihrer Vermutung, weshalb der Graf nichts isst, wohl voll ins Schwarze!


    Kapitel 73: Das Versprechen: Mmmh, ganz schön laaaaang. Ich frage mich, ob Morells Verständnis von Ehre damals wirklich üblich war. Der Schluss des Kapitels ist aber absolut überraschend. Für mich ist klar, dass auch hier der Graf seine Finger bereits im Spiel hat.

    [size=9px]Paul ist 24 Jahre alt. Er ist doppelt so alt, wie Thomas war, als Paul so alt war, wie Thomas heute ist. Wie alt ist Thomas ?[/size]

  • Saltanah hat absolut recht! Von Kapitel 64 bis 73 dümpelt der Roman so vor sich hin, aber danach geht es Schlag auf Schlag :klatschen:. Ich war so fasziniert, dass ich heute mehr als 300 Seiten bis Kapitel 99 verschlungen habe. So tief war ich noch nie in einem Buch versunken! Später mehr dazu.


    Zitat von "Aeria"

    Ich scheine nicht viel von Ehre zu verstehen, denn ich kann Alberts Handlen übehaupt nicht nachvollziehen.[...]Alberts Worte "Gibt es Schöneres, als für meinen Vater zu sterben?" haben mich buchstäblich meinen Earl Grey wieder ausspucken lassen! Halloooooo, Junge?! Hast du's noch nicht kapiert, dein Vater ist der Böse!


    Aus heutiger westeuropäischer Sicht ist Alberts Ehrbegriff natürlich abwegig. Aber vor 160 Jahren gab es eine ganz andere Kultur als heute und vom Ehrbegriff - zumal in aristokratischen Kreisen - mit Sicherheit eine ganz andere Einstellung. Heute können wir ja auch nicht wirklich die islamische Welt verstehen - oder das auf das Jenseits ausgerichtete Weltbild im Mittelalter. Absolut putzig fand ich im Buch, dass man in die Oper ging, um sich zu treffen und mitten in der Aufführung zu plaudern - und nicht um die Oper wirklich zu sehen :zwinker:


    Tempora mutantur, et nos mutamur in illis!

    [size=9px]Paul ist 24 Jahre alt. Er ist doppelt so alt, wie Thomas war, als Paul so alt war, wie Thomas heute ist. Wie alt ist Thomas ?[/size]

  • "Ehre":
    Da habe ich auch nur mit dem Kopf geschüttelt. Man stelle sich vor: Ich erfahre, dass ein von mir hochgeschätzter Mensch einige Skelette im Schrank hat und vielleicht charakterlich nicht so perfekt ist, wie ich immer dachte. Nein - ich revidiere meine Meinung über ihn nicht, sondern fühle mich in meiner Ehre verletzt durch denjenigen, durch den ich dies alles erfahren habe, und fordere ihn zum Duell heraus :schulterzuck::vogelzeigen:


    Aber auch der Graf hat nicht alle Tassen im Schrank, bzw. zeigt alles andere als "gutes" Verhalten. Ich hatte ihn ja schon früher kritisiert, aber jetzt ist es eskaliert. Er ist völlig verblindet und hat nur noch seine Rache im Kopf, wobei er buchstäblich bereit ist, über Leichen zu gehen.

    Zitat von "Kap. 89 "Die Nacht""

    Er hat doch tatsächlich vor, seinen "Freund" Albert zu ermorden, um damit Fernand weh zu tun. Er hat wirklich jede Menschlichkeit verloren, zwar nicht ohne Anlass, aber auch das macht sein Verhalten nicht akzeptabler. Aber durch das Treffen mit Mercedes (die ihn tatsächlich erkannt hatte) scheint er ja auf andere, bessere Gedanken zu kommen, und ich hoffe wirklich, dass er noch eine Entwicklung durchmacht. Mal schaun.


    Zitat von "Dietrich"

    Absolut putzig fand ich im Buch, dass man in die Oper ging, um sich zu treffen und mitten in der Aufführung zu plaudern - und nicht um die Oper wirklich zu sehen

    Dabei sagt der Graf ja noch sinngemäß "Still, ich bin gekommen, um mir die Oper anzuhören", taucht aber erst zum 2. Akt auf und verschwindet auch während der Oper wieder. Ich habe mich schon öfter gefragt, wie SängerInnen damals zu Stars werden konnten (mehrfach heißt es ja "der/die berühmte Soundso"), wenn ihnen eh' niemand zuhört. Aber gerade diese Kleinigkeiten, die sicher nicht ausgedacht sind, und die einen Einblick in eine verflossene Zeit geben, gefallen mir immer wieder besonders gut.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat von "Saltanah"


    Zitat


    Der Graf wollte sich mit Albert nicht deshalb duellieren, weil er damit Fernand eines auswischen könnte. Zumindest habe ich das so verstanden.


    Ich denke nicht, dass er vorhatte Albert zu "ermorden". Es ist ein Duell, da heißt es er oder ich. So wie ich das in diesem Buch mitbekommen habe, war die Beleidigung eines anderen Menschen in der damaligen Gesellschaft ein besonders schweres "Verbrechen", das nur mit dem Tod bestraft werden konnte. Der Graf ist ein exzellenter Schütze, wenn er Albert nur verletzt hätte, dann wäre Albert wohl auch beleidig gewesen - oder die Gesellschaft hätte den Grafen einer Schwäche oder gar der Feigheit bezichtigt. Das käme für einen Menschen wie Monte Christo überhaupt nicht in Frage.


    Mir ist aufgefallen, dass ich immer langsamer lese. Jetzt habe ich noch ca. 100 Seiten vor mir und ich zögere das Ende hinaus. Das ist mir noch nie passiert!


    ***
    Aeria

  • Aeria:

    Zitat

    Der Graf ist so geschickt darin, Menschen zu manipulieren, dass es mMn für ihn kein Problem gewesen wäre, Albert von einer Herausforderung abzuhalten. Im Gegenteil unternimmt er aber alles, um Alberts Wut anzufachen, mit Ausdrücken wie z. B.: "Sie scheinen nicht ganz bei Verstand zu sein", und ähnlichen Nettigkeiten. Nein, in meinen Augen hat er auch diese Szene kaltblütig geplant.
    Was seine weiteren Pläne angeht, so sagt er gegen Ende des 88. Kapitels "Die Beleidigung" zu Beauchamp: "Ich werde ihn töten" und ebenso zu Morrel etwas früher: "Was ich mit ihm machen werde? (...) werde ich ihn vor 10 Uhr morgen früh töten. Das ist, was ich tun werde." Ich nehme den Grafen beim Wort.
    Im nächsten Kapitel "Die Nacht" sagt er klar zu Mercedes, dass er Fernand bestrafen will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es als ausreichende Rache ansehen würde, Fernands geliebten, einzigen Sohn nur zu verletzen, oh nein, wie er selbst auf Mercedes' Flehen hin sagt: "Und ich sollte diese verdammte Brut nicht zermalmen! Ich sollte Gott ungehorsam werden, der mich ins Leben zurückgerufen hat, um sein Strafurteil auszuführen! Unmöglich, unmöglich, meine Gräfin!" Für mich ist das eine eindeutige Aussage.


    Soweit ich mich mit den Duellregeln des 19. Jahrhunderts auskenne, war es ausreichend, seinen Gegner zu verletzen. War der kampfunfähig, war das Duell beendet. Das Töten des Gegners war nicht notwendig. Albert "nur" verletzt zu haben, wäre dem Grafen absolut nicht als Feigheit ausgelegt worden, er hätte in den Augen der Gesellschaft dadurch nur an Ansehen gewonnen. Aber vor allem geht es ihm ja nicht um gesellschaftlichen Status - sein einziges Ziel ist seine Rache, die er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln vollziehen will. Ich bleibe dabei: er war bereit, Albert kaltblütig zu ermorden, als ein Schritt seines Rachefeldzugs.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Saltanah
    Ich werde mir das betreffende Kapitel noch einmal durchlesen. Vielleicht ist mir im Eifer des Lesens einiges entgangen :smile: .


    Ich bin gerade mit dem Kapitel "Die Vergangenheit" fertig geworden. Ich finde, das ist eines der schönsten im Buch.


    Zitat von "SPOILER bis Ende Kapitel "Die Vergangenheit""


    Der Graf, geläutert und zweifelnd, besucht das Kastell If, um mit der Vergangenheit abzuschließen. Ich habe an einigen Stellen sogar schniefen müssen :redface: .


    Nach der letzten Doppelvergiftung im Hause des Staatsanwalts scheint die Menschlichkeit zum Grafen (oder heißt es "in den Grafen"? *grübel*) zurückzukehren. Seine Zweifel und Schuldgefühle hat Dumas so gut beschrieben, dass man sich ohne Schwierigkeiten in Monte Christo hineinversetzen kann. Sehr schön!


    Was mir noch gefallen hat, ist der letzte Besuch des Grafen bei Mercédès. In den Worten Monte Christos, die ich unten zitiere, ist soviel Gefühl und Verbitterung, einfach eine Rede zum Auswendiglernen!


    Monte Christo über die Rache:


    Zitat

    "Ich fühlte mich getrieben wie eine Feuerwolke, die am Himmel hinzieht, um verfluchte Städte zu Asche zu verbrennen. Gleich abenteuerlustigen Kapitänen, die zu einer gefährlichen Reise aufbrechen und sich gefährliche Expeditionen ausdenken, bereitete ich den Proviant vor, lud die Waffen und häufte Angriffs- und Verteidigungsmittel an. Ich unterzog meinen Körper den heftigsten Anstrengungen, meine Seele den heftigsten Erschütterungen, lehrte meinen Arm zu töten, schulte meine Augen, Leid zu erkennen, und zwang meinen Mund, bei den fürchterlichsten Anblicken zu lächeln. Einst gutmütig, vertrauensselig und vergeßlich, machte ich mich rachsüchtig, heuchlerisch und bösartig, oder besser, unzugänglich wie das taube und blinde Schicksal. Ich schlug also den Weg ein, der sich mir auftat, ich durchschritt den Raum und berührte das Ziel. Ein Unglück für jene, die ich dabei traf!


    ***
    Aeria

  • Wow, das Buch wird immer besser!
    Ich dachte ja, ich wüsste, wie das Duell ausgeht, wurde aber in Kap. 90 "Das Treffen" eines besseren belehrt und ordentlich überrascht.
    Aber so recht hat der Graf seine Lektion noch nicht gelernt. Wenn er auch im folgenden Kapitel sagt: "es ist nicht der Wille der Vorsehung, dass "die Unschuldigen mit den Schuldigen leiden", ist ihm doch in Kap. 94 "Das Bekenntnis" völlig gleichgültig, dass

    Zitat

    Valentine oder Noirtier vergiftet werden. Erst als Maximilien ihm erzählt, wie sehr er Valentine liebt, besinnt er sich eines besseren.


    Endlich weiß ich auch, wer meine Lieblingsfigur im Buch ist: Eugénie! Eine wunderbare und völlig unerwartet gezeichnete Frauenfigur, die ich Dumas wirklich nicht zugetraut hätte. Schon früher wurde ja angedeutet, dass sie nicht die "ideale" junge Frau ist, und hatte befürchtet, Dumas würde sie dafür bestrafen (lassen). Aber ganz im Gegenteil: sie weiß nicht nur genau, was sie will, sie zieht das sogar erfolgreich durch! Klasse!
    Aber sie ist ja auch eine Person, der Geld gleichgültig ist. Sie will nur so viel, wie man zum Leben notgedrungen braucht, und ist somit immun gegen die Versuchungen des Geldes, mit denen der Graf Caderousse und Danglars zu Fall bringt.

    Wir sind irre, also lesen wir!