01 - Seite 5 bis 91

Es gibt 40 Antworten in diesem Thema, welches 6.954 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ruby Tuesday.

  • Hier könnt ihr zum Inhalt von Seite 5 bis 91 schreiben.
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    Der Abschnitt endet mit dem Satz:
    Alle anderen dachten bereits an etwas ganz anderes.

    LG, Dani


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  • Hallo zusammen,
    ich bin jetzt im Moment auf Seite 41 und ich tue mich richtig schwer ins Buch zu kommen. Erzählt wird die Geschichte ja von Aron in der Ichform und damit hatte ich schon öfters ein Problem.
    Er erzählt hier alles so schnell und vieles davon macht für mich keinen wirklichen Sinn und klingt irgendwie wie ohne Zusammenhang, einfach wild in die Geschichte geworfen.


    Genau dieser Schreibstil macht es mir auch schwer für Aron irgendwelche Emotionen zu empfinden und ich fühle mich wie wenn ich an der Geschichte vorbei lese. Noch habe ich die Hoffnung das es besser wird, denn so macht mir das lesen leider nicht sehr viel Freude.


    Ich bin gespannt ob es nur mir so geht, oder ob ihr vielleicht auch so empfindet. Eigentlich ging ich von einer sehr bewegenden Geschichte aus und hier fehlt mir einfach so gut wie jedes Gefühl.

  • Ich habe zwar erst die Hälfte des Abschnittes geschafft, möchte aber dennoch schon mal ein paar Eindrücke los werden.


    Es kommt für mein Empfinden gut rüber, dass hier ein Kind seine Erlebnisse schildert.


    Ansonsten ist alles eher düster und deprimierend.


    Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Aron wirklich mag. Die Familie und alles drum rum wirkt so abstoßend.


    Berührt hat mich der Tod seines kleinen Bruders, der sich bei seiner Mutter angesteckt hat und an Lungenentzündung gestorben ist.


    Die Veränderungen für die Juden kommen Knall auf Fall. Erst Antilausbescheinigung und wenig später Straßenbahnverbot, wirklich bedrückend. Auch wie Zofias Vater seinen Schreibwarenladen verliert, bedrückt mich.


    Interessant fand ich wie die Kinder die Bombardierung der Stadt wahrgenommen haben. Scheinbar hatten die Eltern mehr Angst als die Kinder.


    Der Mauerbau deutet daraufhin, dass die Juden bald in einem Ghetto leben werden.


    Morgen mehr von mir, wenn ich den Abschnitt komplett gelesen habe. :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Mir hätte es besser gefallen, wenn ich Aron und seine Familie langsam kennengelernt hätte.
    Klar wird hier aus Kindermund ziemlich viel trauriges geschildert, nur so kann ich keine Gefühle zur Geschichte aufbauen, es liest sich wie ein Geschichtsbuch. Ein Geschichtsbuch hätte aber mehr Fakten und hier erfahre ich einfach zu wenig, weil Aron ja selbst nicht weiß warum es so ist und das ganze passiert.
    Mir passiert hier alles viel zu schnell und Anfangs liest es sich so, wie wenn Aron keine liebevollen Eltern hat, wie wenn er ständig prügel bekommt. Das ist aber scheinbar gar nicht so.
    Die ganze Familie redet nicht über das momentane Geschehen und alles ist einfach so wie es ist.
    Mich hat leider nicht mal der Tod seines Bruders richtig berührt, weil die Geschichte einfach keine Emotionen hat ................................ bis jetzt.
    Wenn mir ein Kind seine traurige Kindheit erzählt und alles mit ein paar Sätzen so runterrattert und noch dazu nicht dazu erzählt warum das so ist, dann spüre ich das Leid nicht.
    Das ist mir alles zu oberflächlich erzählt und nichts auf den Punkt gebracht.

  • Nun bin ich mit dem Abschnitt durch und ich muss gestehen, dass der Funke noch nicht so recht übergesprungen ist, was aber vielleicht auch mit dem extrem ernsten Thema zu tun hat.


    Es ist bedrückend zu lesen wie den Juden immer mehr Rechte genommen werden und Krankheiten wie das Fleckfieber ausbrechen. Komisch wurde mir bei der Beschreibung von Arons Läusebefall, da juckt es einen ja gleich selbst.


    Überhaupt nicht drüber nachgedacht habe ich, dass im Ghetto auch Menschen lebten (Arier), die dann ihre Wohnungen tauschen mussten. An sich ein großes Unglück für alle, denn wer verlässt schon gern sein Zuhause?


    Findet ihr es auch seltsam, dass sie sich gegenseitig bestehlen? Als die Mauer da war und keiner aus dem Ghetto raus durfte, da habe ich es ja verstanden, dass einige dies tun, um nicht zu hungern, aber vorher habe ich es nicht so recht verstanden wie man sich gegenseitig beklauen kann. Wenn man von verhassten Gruppen stiehlt vielleicht noch, aber von den eigenen Leuten? Nee das finde ich arg seltsam.


    Aron kann seine Brüder gerade noch vorm Arbeitslager retten. Krass, dass die einfach so abgeholt werden dürfen und nur wer Geld hat, kann sich frei kaufen. Ich habe mich gefragt, ob das von den Besatzern ausging oder ob die jüdische Polizei da ihre Finger mit im Spiel hatte?


    Bedrückend ist auch zu lesen für welch kleine Vergehen man gleich erschossen wird. :entsetzt:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Das der Funke noch nicht so recht übergesprungen ist, das kann ich nur bestätigen.
    Das ganze ist zwar schon etwas bedrückend zu lesen, da muss ich nicigirl85 recht geben, aber ich möchte den Sinn des gelesenen auch verstehen.
    Das mag zum einen an den Schreibstil liegen, da es aus Kindermund geschildert wird und zum anderen eben auch, weil aron ja selbst nicht weiß warum das so ist.
    Die Familie selbst redet so gut wie nicht darüber und alles wird hingenommen, man ist ja Jude?


    Eben weil im Ghetto auch Arier lebten und wie es zu dem ganzen gekommen ist, warum die Menschen Wohnungen tauschen mussten ............................. da möchte ich doch wenigstens etwas mehr Grundwissen.


    Alles passiert hier so nebenbei und ich habe noch keinen Protagonisten in der Geschichte gefunden, der über irgendwas auch nur im entferntesten nachgedacht hat, ausser wie man am besten Schmuggeln kann.


    Aron konnte mit seinem Geld seine Brüder zwar an diesem Tag vor dem Arbeitslager retten, aber was passiert am Tag darauf, oder am nächsten .........................

  • Im Gegensatz zu meinen "Vorleserinnen" bin ich von dem Buch und von Arons Geschichte angetan, ich finde sie sehr geschrieben, teilweise zwar etwas wirr bzw. verwirrend, aber das zeichnet für mich ein gutes Bild von Warschau in den späten 1930er Jahren. Man sollte so etwas nicht sagen, aber ich habe den Eindruck, dass es nirgendwo schlimmer zuging als dort: Juden mussten sich hinter den Mauern verkriechen, egal ob dort Platz war oder nicht, sie wurden von Krankheiten umgeben und geschwächt und von eigenen Leuten, denen es dadurch besser ging, bewacht. Dieser entfernte Verwandte von Aron, der den Stiefelknecht möchte, ist ein wahres Ekelpaket, auch wenn es natürlich nachvollziehbar ist, dass er sich selbst retten wollte.


    Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Aron seine eigene Persönlichkeit durchaus reflektiert. Er würde gerne anders sein, kann das aber nicht: siehe S.7: "Es war schrecklich, der Mensch sein zu müssen, der ich war." Später dann, in Warschau, mitten im ganzen Elend, verliert dieser Aspekt dann an Bedeutung. Ich glaube ja, er ist entweder leicht autistisch oder hochbegabt, oder beides. Später dann, im Ghetto, fragt keiner danach.


    Was die Familie alles durchmachen muss: Tod des Sohnes/Bruders, Verlust, Neubeginn, dann wird ihnen alles genommen!


    Janusz Korczak blitzt auch schon auf: als seltsamer, faszinierender Mensch, der zunächst eine fortschrittliche Radiosendung hat, später dann das Heim im Ghetto leitet - er ist eher eine Nebenfigur, zumindest zu diesem Zeitpunkt. Mir gefällt wirklich gut, wie Jim Shepard schreibt, ich empfinde es als kraft- und eindrucksvoll, auch, dass die Figuren nicht schwarz oder weiß gezeichnet werden, sondern von vielschichtigen Charakteren durchdrungen sind. Ich finde, mit wenigen Worten wird viel gesagt.


  • Überhaupt nicht drüber nachgedacht habe ich, dass im Ghetto auch Menschen lebten (Arier), die dann ihre Wohnungen tauschen mussten. An sich ein großes Unglück für alle, denn wer verlässt schon gern sein Zuhause?


    Ich auch nicht, aber ich glaube, es waren keine Arier, sondern Polen. Die waren in den Augen der Nazis zwar über den Juden, aber auch nix Dolles, mit denen konnte man es ja machen.


    Findet ihr es auch seltsam, dass sie sich gegenseitig bestehlen? Als die Mauer da war und keiner aus dem Ghetto raus durfte, da habe ich es ja verstanden, dass einige dies tun, um nicht zu hungern, aber vorher habe ich es nicht so recht verstanden wie man sich gegenseitig beklauen kann. Wenn man von verhassten Gruppen stiehlt vielleicht noch, aber von den eigenen Leuten? Nee das finde ich arg seltsam.


    Ja, fand ich auch merkwürdig, ich hatte den Eindruck, dass sie es als eine Art Sport sahen.

  • Ich bin im Moment in der Hälfte dieses Abschnitts und bisher fällt es mir schwer, weiterzulesen. Es passiert vieles, was sehr schlimm ist, aber es wird so schnell beschrieben und dann geht die Geschichte schon wieder auf ein anderes Thema über. Ich weiss, wie schrecklich das Leben damals war, diese Geschichte erzählt auch furchtbare Sachen, aber irgendwie sehr emotionslos.

  • Jetzt bin ich aber erleichtert,
    es ist immer sehr schwer als erste Kritik zu äußern, den jeder Leser ist immer etwas anderes.
    Auf jeden wirkt die Geschichte, der Schreibstil anders.


    TochterAlice hat scheinbar schon viel Hintergrundwissen, was ihr hilft, wenn die Themen nur kurz angeschnitten sind. Aus dieser Sicht von Warschau in den 1930ern habe ich bisher noch nicht so viel gelesen, daher ist es für mich schwer, wenn alles so emotionslos in kurzen Sätzen bei mir ankommt. Ich kann das nur schlecht verarbeiten, weil ich einfach zu wenig Hintergrundwissen habe und mich eigentlich auf das Buch einlasse um mehr zu erfahren.


    Buecherlabyrinth empfindet es scheinbar auch so wie ich, dann bin ich ja nicht die einzige die das so sieht. Dieses Buch setzt voraus, das man genau weiß worum es geht ........................... und das ist das Problem und irgendwie Schade.


  • Auf jeden wirkt die Geschichte, der Schreibstil anders.


    Da kann ich Dir aus ganzem Herzen zustimmen!


    TochterAlice hat scheinbar schon viel Hintergrundwissen, was ihr hilft, wenn die Themen nur kurz angeschnitten sind. Aus dieser Sicht von Warschau in den 1930ern habe ich bisher noch nicht so viel gelesen, daher ist es für mich schwer, wenn alles so emotionslos in kurzen Sätzen bei mir ankommt. Ich kann das nur schlecht verarbeiten, weil ich einfach zu wenig Hintergrundwissen habe und mich eigentlich auf das Buch einlasse um mehr zu erfahren.


    Ich empfinde den Stil überhaupt nicht als emotionslos - im Gegenteil! Soviel dazu, dass es auf jeden anders wirkt. Es ist aber doch ein Roman, kein Geschichtsbuch und somit hat Shepard keine Verpflichtung, zu informieren, aufzuklären. Er bettet seine Geschichte nur in dieses Umfeld ein. Falls Du mehr darüber lesen willst in unterhaltsamem Stil (soweit man das bei so einem Thema sagen kann), sind die Erinnerungen von Marcel Reich-Ranicki sehr zu empfehlen. Er war auch in dem Ghetto und die Schilderungen nehmen - soweit ich mich erinnere, ich habe das Buch vor Ewigkeiten gelesen - einen ziemlichen Teil ein und sind auf jeden Fall reale Berichte. Aber natürlich auch starker Tobak!

  • Danke dir für den Buchtipp.


    Da du das dann schon gelesen hast, weißt du einfach mehr wie manch anderer.
    Klar muss uns der Autor nicht besser informieren, aber ohne Infos macht das Buch doch wenig Sinn, zumindest aus meiner Sicht.


    Was nützen lauter Leser, die den Inhalt nicht verstehen? Auch in anderen Romanen bekommen meistens die Leser die passenden Infos und genau diese Bücher bekommen doch die besten Bewertungen. Hier wurde ja auch an der Familie gespart, auch die Familiengeschichte wird ja nur so schnell nebenbei aus Kindermund erzählt.


    Ich finde es wichtig, warum was passiert..................................... und Kleinigkeiten wenn nicht so genau beschrieben sind, die machen mir auch nichts. Hier weiß ich aber gar nichts und dann lese ich alles aus Kindermund ( der auch nicht weiß ) und das finde ich Schade.

  • Pelikanchen
    Ich muss ehrlich sagen, es würde mir wohl auch sonst gefallen, denn ich finde nicht, dass man so viel Genaues darüber wissen muss. Allerdings:wenn man keine Affinität zu diesem Thema, bzw. diesen Themen (Ostjudentum, 2. Weltkrieg, Nationalsozialismus, Osteuropa) hat, dann sollte man vielleicht gar nicht zu einem derartigen Buch greifen. Zu groß die Gefahr, dass genau so etwas passiert und man sich beim Lesen nur quält und das ist doch dann schade!
    Und vielleicht bekommst Du ja doch Lust darauf, Dich mehr damit auseinanderzusetzen, mit dem Hintergrund, meine ich!

  • @ Pelikanchen: Ich google nebenher viel und suche mir so meine Infos, aber ich wusste vorher auch schon ein bissel über das Ghetto in Warschau. Janusz Korczak war mir bereits ein Begriff, weil er mit seinen Waisenkindern wissentlich in den Tod ging.


    Mein Wissen habe ich übrigens aus David Safiers Roman "28 Tage lang", der wohl eher euer Fall sein dürfte.


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  • Pelikanchen
    Ich muss ehrlich sagen, es würde mir wohl auch sonst gefallen, denn ich finde nicht, dass man so viel Genaues darüber wissen muss. Allerdings:wenn man keine Affinität zu diesem Thema, bzw. diesen Themen (Ostjudentum, 2. Weltkrieg, Nationalsozialismus, Osteuropa) hat, dann sollte man vielleicht gar nicht zu einem derartigen Buch greifen. Zu groß die Gefahr, dass genau so etwas passiert und man sich beim Lesen nur quält und das ist doch dann schade!
    Und vielleicht bekommst Du ja doch Lust darauf, Dich mehr damit auseinanderzusetzen, mit dem Hintergrund, meine ich!


    Dazu muss ich nun aber sagen, ich greife zu einem Buch, damit ich vielleicht mehr darüber erfahre. Das macht doch schon irgendwie Sinn, Oder. Abgesehen davon, fehlen mir so oder so Emotionen in dem Buch und wie gesagt, nicht mal mit der Familie bin ich richtig warm geworden. Das liegt dann auch noch am Schreibstil selbst.


    Ich habe zuletzt "Der Glanz von Südseemuscheln" von Regina Gärtner gelesen und nach 600 Seiten wusste ich alles was ich darüber Wissen hätte sollen, auch ohne mich mit dem Thema schon mal befasst zu haben, wie der erste Weltkrieg auf Australien Einfluss genommen hat. Genau so liebe ich meine Bücher und ich lese sie um mehr über eine Zeit zu erfahren und möchte nicht nur Häppchen serviert bekommen und dann nur noch googeln.


    Man liest den Klappentext und interessiert sich dafür oder nicht und mich hat es interessiert, daher würde ich auch gerne mehr erfahren.

    Einmal editiert, zuletzt von Pelikanchen ()

  • Ich habe bisher erst bis Seite 52 gelesen, also etwa die Hälfte dieses Abschnitts.
    Probleme mit dem Buch hatte ich nicht wirklich - ein, zwei Seiten um mich auf den Stil einzustellen, aber dann ging es. Dass die Geschichte aus Sicht eines Kindes erzählt wird und eben in der Ich-Form, macht es wahrscheinlich für einige so schwierig sich richtig einzulesen.
    Für mich ist Arons lakonische Art über sein Leben und seine Familie zu erzählen, so besser glaubhaft. Kinder erzählen oft nicht so ausschweifend. Gerade Aron kann ich mir sehr gut vorstellen. Ein Kind, bei dem jeden schon ein ungutes Gefühl beschleicht, wenn er nur etwas anpackt. Es gibt solche Kinder, bei denen seltsamerweise vieles einfach kaputt geht, wenn sie es nur näher ansehen. Bei dieser Beschreibung musste ich herzhaft lachen, es ist doch schön, wenn es solche Katastrophenkinder auch in anderen Familien gibt. Sie wollen das ja gar nicht, aber es passiert halt immer wieder. Daher versucht Aron ja so sehr alles richtig zu machen, seiner Mutter zu helfen, weil sie ihm erklärt, dass es wichtiger wäre wie er zu seiner Familie und Nachbarn wäre.



    Ja, fand ich auch merkwürdig, ich hatte den Eindruck, dass sie es als eine Art Sport sahen.


    Nun, ich fand es gar nicht merkwürdig. Es waren ja nicht nur Juden, die sich gegenseitig bestohlen haben. Ich braucht doch nur mal die Zeitung aufzuschlagen um zu lesen, wie viele Einbrüche und Diebstähle es Tag für Tag gibt, ohne dass wir in so schlechten Zeiten leben würde wie die Menschen dort zu jener Zeit.
    Dass Aron und sein Freund mitnahmen, was sie bekommen konnten in den zerstörten Häusern, habe ich nicht anders erwartet. Das haben die Menschen zu allen Zeiten getan und tun es auch heute noch. Aron hat damit seiner Mutter und auch dem Rest der Familie das Leben erleichtert. Endlich erhielt er von seinem Vater mal eine positive Rückmeldung. Ist es da verwunderlich, dass er damit weitermachte? Seine Mutter hat entweder nicht gemerkt wie ihr Sohn an diese Sachen kam, oder sie wollt es nicht. Ob er auch ohne seinen Freund damit angefangen hätte, weiß man nicht.




    Ich habe zuletzt "Der Glanz von Südseemuscheln" von Regina Gärtner gelesen und nach 600 Seiten wusste ich alles was ich darüber Wissen hätte sollen, auch ohne mich mit dem Thema schon mal befasst zu haben, wie der erste Weltkrieg auf Australien Einfluss genommen hat. Genau so liebe ich meine Bücher und ich lese sie um mehr über eine Zeit zu erfahren und möchte nicht nur Häppchen serviert bekommen und dann nur noch googeln.


    Man liest den Klappentext und interessiert sich dafür oder nicht und mich hat es interessiert, daher würde ich auch gerne mehr erfahren.


    Wenn du nicht viel über dieses Thema weißt, ist der Einstieg für dich sicher schwierig. Abgesehen vom Geschichtsunterricht, habe ich schon einige Bücher gelesen, die sich mit dieser Zeit und auch mit dem Leben der Juden, nicht nur in Warschau, befassten. Daher fällt es mir keineswegs schwer mit dem alltäglichen Umfeld Arons zurecht zu kommen.
    Ich fand beispielsweise die Figur des Janusz Korczak so interessant, dass ich mich für diese Buch entschied.
    Die wichtigsten Hintergründe stehen ja im Klappentext, so dass du dich im Buch zurechtfinden kannst. Wenn es dem Autor darum ging, über die Zeit Arons zusammen mit Korczak zu schreiben, dann sind die Umstände, die dazu führten nicht so ausführlich beschrieben, wie es für dich wünschenswert wäre. Ich bin mit diesem Abschnitt noch nicht durch, so dass ich nicht weiß, ob er so weiterschriebt.
    Womit ich nicht zurecht kam, dass waren einige jüdische Ausdrücke, wie etwa Sch'maja. Da hätte ich mir dann ein Glossar oder ähnliches gewünscht. Über Google wurde ich leider auch nicht schlauer. Daher kann ich deinen Unmut verstehen.



    Es passiert vieles, was sehr schlimm ist, aber es wird so schnell beschrieben und dann geht die Geschichte schon wieder auf ein anderes Thema über. Ich weiss, wie schrecklich das Leben damals war, diese Geschichte erzählt auch furchtbare Sachen, aber irgendwie sehr emotionslos.


    Emotionslos finde ich das Buch eigentlich gar nicht. Es wird zwar nicht ständig über Gefühle geschrieben, aber auf die Art wie Aron erzählt, kommen für mich doch recht viele emotionale Eindrücke rüber. Es wird nur kein großes Tamtam darum gemacht. Als sein Bruder stirbt, leidet die Familie, auch wenn nicht mehr als ein oder zwei Sätze darüber verloren werden. Damals hat man wohl nicht so viel über seine Gefühle gesprochen. Wenn man mit älteren Menschen spricht, die zu jener Zeit lebten, dann wird über den Tod, etwa von Geschwistern, gesagt, das war halt so. Punkt. Das soll nicht heißen, dass die Menschen heute besser damit umgehen können. Aber es gibt heute glücklicherweise Hilfen, die man in Anspruch nehmen kann.
    Im Buch wurde mit diesen beiden Sätzen der Tod des Bruders und seine Auswirkung auf die Eltern gut beschrieben:

    Zitat

    Zwei Wochen lang blieb sie [die Mutter] im Bett.


    Zitat

    Wenn meine Brüder im Bett waren, saß mein Vater aufrecht am Küchentisch, trank Wodka und weinte still.


    Jetzt bin ich mal neugierig, ob Zofia weiter eine Rolle spielen wird, und welche Umstände dazu führen, dass Aron bei Korczak landet.


    Da ich das Nachwort meist zuerst lesen, ist mir aufgefallen, dass ich eines, der für die Recherchen verwendeten, Bücher auch auf meinem SUB liegt.
    Betty Jean Lifton - Der König der Kinder Das Leben von Janusz Korczak

    Einmal editiert, zuletzt von yanni ()

  • Aron schlägt sich gut durch, organisiert Sachen und klaut alles, was ihm in die Finger kommt. Aber es ist gefährlich, Menschen werden erschossen oder verhaftet und dann deportiert.


    Was mir momentan am Buch nicht gefällt, ist Aron und seine Lebensweise. Aus seiner Sicht scheint das Leben ein grosses Abenteuer zu sein, sie schmieden Pläne, organisieren sich und kommen bis jetzt immer gut damit durch. Dagegen hätte ich nichts, wenn die Geschichte von einem Überlebenden erzählt würde. Aber Aron ist fiktiv und das Warschauer Ghetto war von Anfang an ein so willkürlicher Horror, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass dort Kinder sich auf diese Art die Zeit vertrieben haben. Vielleicht haben sie geklaut, aber sehr wahrscheinlich hatten sie dabei Todesangst.


    Das Warschauer Ghetto und über Janusz Korczak


  • Aber Aron ist fiktiv und das Warschauer Ghetto war von Anfang an ein so willkürlicher Horror, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass dort Kinder sich auf diese Art die Zeit vertrieben haben. Vielleicht haben sie geklaut, aber sehr wahrscheinlich hatten sie dabei Todesangst.


    Viele Kinder hatten ganz sicher Todesangst. Aber es waren andere Zeiten und der Tod hatte - gerade für jüdische Kinder - eine andere Bedeutung. Ich könnte mir vorstellen, dass für viele Menschen - auch für Kinder - Angst gar keine Rolle gespielt hat, da sowieso eine Ausweglosigkeit sondergleichen herrschte und man einfach handelte, ohne jetzt über Sicherheit nachzudenken.


    Ich habe aus meiner Heimat Lettland die folgende Geschichte gehört: ein Mädchen ging durch den Wald zu ihrer Oma und sah, dass dort viele Menschen, auch Kinder standen, auch eine Klassenkameradin von ihr. Sie standen einfach so da und bewegten sich nicht - sie versuchte, ihre Kameradin anzusprechen und dann wurde klar - es waren Gefangene, Juden eben, die erschossen werden sollten. Sie hat gesehen, wie das passiert ist und konnte sich nicht wegbewegen - dann kam einer der Soldaten und hat ihr die Augen ausgestochen und hat gesagt, das sei dafür, dass sie sich klar mache, dass sie nicht hätte hinschauen sollen und sie dürfe niemals darüber sprechen. Ich könnte mir vorstellen, dass im Ghetto solche Episoden an der Tagesordnung waren....