Nalo Hopkinson - Brown Girl in the Ring

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.640 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Myosotis.

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich konnte gestern im Flugzeug auch mein Insel-Buch beginnen. Erwartet hatte ich etwas ganz anderes, aber - wie fast immer bei Nalo Hopkinson - mir gefällt das Buch bisher sehr, sehr gut.


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    Inhalt:
    Die Reichen und Privilegierten sind aus der Stadt geflohen und leben hinter Barrikaden und Straßensperren - das Zentrum ist zurückgelassen und verfällt. Die Innenstadt musste zurück zu altmodischen Überlebensmaßnahmen finden - Landwirtschaft, Handeln, Krautlehre... Doch nun benötigen die Reichen Körper für Organspenden und bedienen sich unter den hilflosen Menschen auf der Straße. Ohne Aussicht auf einen Ausweg muss eine junge Frau sich uralte Wahrheiten eingestehen und das tragische Geheimnis um ihre Mutter und Großmutter entdecken.
    Sie muss mit Göttern handeln und neue Legenden gebären.


    Erste Eindrücke:
    Wirklich vielsagend ist die Beschreibung ja nicht, aber ich hatte - warum auch immer - angenommen, dass das Buch im modernen Toronto spielt und dass es irgendwie um eine Boxerin geht. Der Ring im Titel hat mich wohl irregeführt.


    Das Toronto, das Nalo Hopkinson erschaffen hat, ist ein trauriger Ort. Die Innestadt ist bevölkert von Kriminellen, ähnlich der Mafia, die sich "the posse" nennt. Ti-Jeanne hat gerade ein Baby zur Welt gebracht, der Vater steckt jedoch tief in den Machenschaften der posse. Um das Wohl ihres Neugeborenen besorgt, hat Ti-Jeanne Tony verlassen, obwohl sie ihn liebt. Was mir sehr gefällt ist dass auch er sie liebt - die Trennung fand also nur statt, weil Ti-Jeanne ihr Kind von der kriminellen Unterwelt fernhalten will und das kann ich problemlos nachvollziehen.
    Die Premierministerin benötigt ein neues Herz. An und für sich gibt es Schweinefarmen, auf denen Organe für Transplantate gezüchtet werden. Spenden von Menschen gibt es schon lange nicht mehr. Doch um in den nächsten Wahlen viele Stimmen zu ergattern, will die Premierministerin jetzt auf ein menschliches Spendenherz bestehen.


    Die Welt ist sehr interessant und ich habe vorerst mal nur an der Oberfläche gekratzt. Ich befürchte, dass die Geschichte sehr deprimierend wird. Die Armut und Kriminalität schreien einem förmlich von jeder Seite entgegen und mittendrin ist diese junge Frau, die bei ihrer Großmutter lebt, mit einem winzigen Baby. Ti-Jeanne hat sympatisch wenig Ahnung davon, was so ein Baby braucht. Zum Glück unterstützt sie ihrer Großmutter - und bald ist das Kind 9 Wochen alt, dann bekommt es auch einen Namen. Ich bin gespannt.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Bei dem Titel hätte ich etwas ganz anderes erwartet. Es gibt nämlich ein Lied mit dem gleichen Namen, an das ich direkt gedacht habe.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich glaube, wir haben denken an das gleiche Lied- und es hat so gar nichts mit dem Buch zu tun.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich fühle mich jetzt total ungebildet und muss mal nach dem Lied googlen...


    Aber das Buch gefällt mir weiterhin gut. Ti-Jeanne leidet unter Visionen. Sie sieht immer wieder unerwartet Szenen, wie jemand stirbt - und das sind meist keine "schönen" letzten Minuten, wo man im Bett friedlich einschläft. Ob die grausamen Visionen Wirklichkeit werden, weiß ich noch nicht, aber abgesehen davon wird Ti-Jeanne auch von seltsamen Wesen heimgesucht, die nur sie sehen kann. Dämonen, deren Beine rückwärts angewachsen sind (also wo die Knie sich nach hinten biegen, wie es viele Kinder ihren Barbies antun :entsetzt:). Ihre Großmutter scheint mehr darüber zu wissen und will Ti-Jeanne nun helfen, diese Gabe zu beherrschen und nicht wahnsinnig zu werden.


    Nebenbei muss sie sich immer noch um ihr Neugeborenes kümmern und versuchen ihren Toby aus den Kreisen der Mafia zu holen. Die Kapitel sind relativ kurz und das Buch flutscht so richtig. Ich frage mich schon, was noch auf mich zukommt und vor allem mit welcher Geschwindigkeit. Allzu viele Seiten für eine epische Geschichte sind nicht mehr vorhanden.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Ich habe mich inzwischen per YouTube weitergebildet und das Lied kommt mir schon bekannt vor. Den Ohrwurm werde ich jetzt vermutlich lange nicht mehr los. :breitgrins:


    Im Buch geht es interessant weiter. Ti-Jeanne, ihre Großmutter, Tony und das Baby (immer noch ohne Namen) führen ein Ritual durch, um Tony sicher aus der Stadt zu bringen. Das Ritual hat mich sehr an alte Hexenfilme erinnert. Huhn schlachten, Kerze anzünden und einer wird von einem Gott/Geist/Dämen besessen und spricht plötzlich mit einer fremden Stimme. Gruselig war die Szene nicht wirklich, aber ich denke, dass ich noch spannende Geheimnisse über Ti-Jeannes Familie erfahren werde.
    Es wird immer wieder auf Dinge hingewiesen, die ich nicht verstehe und die auch Ti-Jeanne noch nicht versteht. Außerdem ist die Information gefallen, dass sie ihren leiblichen Vater nicht kennt. Ob der noch auftaucht? Oder ob sich hier ein Plot-Twist anbahnt?


    Mich irritiert immer noch ein wenig, wie Ti-Jeanne mit ihrem Baby umgeht. Es ist ja verständlich, dass sie alleine hilflos ist und nicht weiß, was sie mit dem Kind anfangen soll. Aber was ist denn mit den Hormonen? Ti-Jeanne zeigt sehr wenig Liebe zu ihrem Kind. Das Neugeborene reißt sie kurz an den Haaren und ihr erster Instinkt ist ihm einen Klaps auf die Finger zu geben! :entsetzt: Die Großmutter schreitet da zum Glück ein und erklärt "er ist doch nur ein Baby". Ti-Jeanne lässt ihn auch alleine in der Wiege wenn er schreit, vergisst mal ihn zu füttern und ist generell nicht so wie ich mir eine frische Mutter vorstelle. Da ich selbst keine Kinder habe, kann es auch sein, dass ich einfach eine romantisierte Vorstellung habe. Klar ist man schlecht drauf, wenn man nächtelang nicht schläft - aber ich kenne keine Mutter, die nicht sagt, sie steht gerne um 4 Uhr morgens auf um ihr Baby zu füttern, und wenn sie am nächsten Tag noch so kaputt ist. Naja, vielleicth hängt auch das mit Ti-Jeannes Visionen und ihrer magisch veranlagten Familie zusammen.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Gut, dass ihr das Lied erwähnt habt, es kommt nämlich ganz am Ende des Buches vor.
    Zu Beginn jedes Kapitels steht ein kleiner Reim oder ein paar Zeilen von traditionellen Liedern - und Brown Girl in the Ring (inklusive tra-la-la-la-la) durfte da natürlich nicht fehlen. :breitgrins:


    Abschließende Meinung:
    Nalo Hopkinson beschäftigt sich nicht lange damit, ihre Welt zu erschaffen. Ein kurzes Kapitel über die Unruhen und Aufstände in der Stadt Toronto, die schlussendlich zu dessen Niederfall führten, reichen völlig aus. Durch die Augen der jungen Ti-Jeanne, die gerade ein Baby bekommen hat, erfährt man als Leser genug Details über die heruntergekommene Innenstadt. Die Reichen sind in die Vorstadt geflohen, im inneren Toronto herrschen Armut, Drogen und - die Mafia. Die Bevölkerung, die noch hier lebt, hilft sich mit dem Tausch von Waren gegen Waren oder Waren gegen medizinische Hilfestellung - wie etwa von Ti-Jeannes Großmutter, der lokalen Heilerin.


    Ti-Jeannes Ex-Freund Tony steckt bis zum Hals in Ärger. Immer noch abhängig von der Droge "buff" und verstrickt in die Machenschaften der Mafia soll er ein Spendenherz beschaffen (und es soll idealerweise noch im Körper des "Spenders" schlagen wenn dieser ins Krankenhaus gebracht wird :entsetzt:) um einen Fehler wieder gut zu machen. Ti-Jeanne lebt mit ihrer Großmutter zusammen und weigert sich, deren guten Ratschläge bezüglich Tony zu beachten. Auch die Naturheilkunde, für die Gros-Jeanne bekannt ist, will Ti-Jeanne nicht lernen. Und richtige Lust darauf ein Baby großzuziehen hat sie auch nicht. Das einzige, wovon Ti-Jeanne sicher ist es zu wollen, ist Tony.


    Verwoben mit karibischer Mythologie, Göttern und alten Ritualen, muss Ti-Jeanne im Laufe dieser Geschichte doch erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Das Buch braucht ein wenig um in Fahrt zu kommen, aber wenn erst einmal klar ist, was Ti-Jeanne tun muss bzw. gegen welchen Gegner sie kämpft, wird es doch spannend. Mit der Hilfe von Straßenkindern, einer gesunden Dosis Magie und den Geheimnissen ihrer Familie, beweist Ti-Jeanne viel Mut und zeigt die Reife, die ich mir von ihr gewünscht habe. Für meinen Geschmack gab es ein paar überraschende Momente zu viel, aber die Geschichte ist in sich konsistent und die Puzzlestücke passen zusammen. Besonders gefallen haben mir die alten Götter und ihre Unvorhersehbarkeit und die Art wie Ti-Jeannes Familie zusammenarbeiten muss, um den Bösewicht zu besiegen. Dass Gros-Jeanne ihre Enkelin liebt, mag mir als Leserin klar gewesen sein, aber ebenso schwer war es zu lesen, wie wenig sie wusste, diese Liebe auszudrücken. Die Beziehung der beiden Frauen hat mir fast besser gefallen als die Liebesgeschichte zwischen Ti-Jeanne und Tony.


    Ein etwas kurzer Roman, der hin und wieder holprige oder langwierige Stellen aufweist, der insgesamt aber Spaß gemacht hat.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Gut, dass ihr das Lied erwähnt habt, es kommt nämlich ganz am Ende des Buches vor.
    Zu Beginn jedes Kapitels steht ein kleiner Reim oder ein paar Zeilen von traditionellen Liedern - und Brown Girl in the Ring (inklusive tra-la-la-la-la) durfte da natürlich nicht fehlen. :breitgrins:


    Danke! Jetzt singe ich auch schon wieder... :breitgrins: laaaa la la la lala... :zwinker: