02 - Seite 55 bis 124 (ab: Freitag)

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    LG, Dani


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  • Ich habe heute einen Tag frei, deshalb habe ich schon weitergelesen :smile:


    Es gefällt mir, dass weder die eine noch die andere Kultur als besonders gut oder schlecht dargestellt wird.
    Layla fühlt sich in Saudi Arabien wohl, es wird andererseits auch beschrieben, dass die Eltern von Tarek zur Hochzeit nach Deutschland gereist sind und sich mit den Beiden gefreut haben.


    Tarek ist also schon vor dem Einzug in das Einfamilienhaus gestorben, wie furchtbar. Barbara muss mit ansehen, wie das plüschige Mobiliar aus Saudi Arabien ankommt. Ich stelle mir die Situation für sie ganz furchtbar vor. Dass Barbara dann ein Arbeitszimmer für Tarek einrichtet, ist schon ziemlich unheimlich.


    Die Situation und Gefühle von Basil in Saudi Arabien sind sehr gut beschrieben. Layla ist traurig, dass ihre Mutter bei der Hochzeit nicht dabei sein will. Woher kommt nur diese Abneigung von Barbara? Liegt es daran, dass Layla so weit weg ihr Leben führen wird? An der Kultur selbst wird es wohl nicht liegen.


    In meinem Beruf als Standesbeamtin erlebe ich es immer wieder, dass Paare heiraten möchten, deren Ehe von Verwandten organisiert wurde. Meistens kennt sich das Paar gar nicht, ein Partner lebt oftmals noch im Ausland und reist dann für die Hochzeit ein. Ich finde das immer noch persönlich sehr befremdlich, aber dies ist in einigen Kulturen halt so üblich. Auch Layla und Rami sind sich denke ich von den Familien vorgestellt worden und heiraten, obwohl sie sich noch nicht allzu lang kennen.


    Dass es eine Religionspolizei gibt, hatte ich bereits gehört. Aber auch in Saudi Arabien gibt es Personen, die sich nicht daran halten und umgehen das Verbot nach ihren Möglichkeiten.

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.

    Einmal editiert, zuletzt von Delena ()

  • Hallo Ihr Lieben,



    Es gefällt mir, dass weder die eine noch die andere Kultur als besonders gut oder schlecht dargestellt wird.
    Layla fühlt sich in Saudi Arabien wohl, es wird andererseits auch beschrieben, dass die Eltern von Tarek zur Hochzeit nach Deutschland gereist sind und sich mit den Beiden gefreut haben.


    Ja, das finde ich auch sehr gut. Es wird bei beiden das Positive, aber auch die Kehrseite dargestellt und richtig gut hat mir Layla's Erklärung gefallen, die mich richtig zum Nachdenken gebracht hat. Das stimmt denke ich schon, dass hier gerade muslimische Frauen oft eher bemitleidet werden und ihnen wahrscheinlich oft das Gefühl vermittelt wird, dass sie doch froh sein können endlich hier in der westlichen "freien" Gesellschaft leben zu dürfen, als in ihrem Heimatland, in dem sie nichts dürfen. Aber Heimat ist für jeden Menschen einfach wichtig und nicht immer alles ist schlecht an der Heimat, genauso wenig, wie alles gut ist.


    Gut gefällt mir dabei auch, auch wenn es hart ist, aber dass es hier keine Version von "Nicht ohne meine Tochter ist", sondern Barbara und Tarek wohl gemeinsam entschieden hatten, dass sie nach Deutschland ziehen. Bis jetzt ist unklar, ob das für länger geplant war, oder nur vorübergehend, aber zumindest haben sie sich nicht getrennt. Umso trauriger, dass Barbara anscheinend mit der Familie ihres Mannes keinen Kontakt mehr haben möchte, aber vielleicht ist das für sie auch einfach zu schwer? In Jeddah würde sie wahrscheinlich andauernd an ihren Mann erinnert werden und so wie ich das sehe, hat sie seinen Tod immer noch nicht verkraftet. Sie ist innerlich gefroren und lässt keine wirklichen Gefühle mehr zu. Ich habe ja so das Gefühl, dass Layla deswegen auch zu ihrer Verwandtschaft geflüchtet ist und sich dort so wohlfühlt, weil dort so viel Wärme und Nähe verbreitet wird, die ihre Mutter wohl gar nicht mehr in der Lage ist zu geben.



    Die Situation und Gefühle von Basil in Saudi Arabien sind sehr gut beschrieben. Layla ist traurig, dass ihre Mutter bei der Hochzeit nicht dabei sein will. Woher kommt nur diese Abneigung von Barbara? Liegt es daran, dass Layla so weit weg ihr Leben führen wird? An der Kultur selbst wird es wohl nicht liegen.


    Meine Vermutung ist ja wie gesagt, dass Barbara mit den Erinnerungen an ihren Mann einfach nicht umgehen kann und daher auch nicht auf die Familie treffen möchte.



    Dass es eine Religionspolizei gibt, hatte ich bereits gehört. Aber auch in Saudi Arabien gibt es Personen, die sich nicht daran halten und umgehen das Verbot nach ihren Möglichkeiten.


    Das mit der Religionspolizei ist echt hart. Ja, die Menschen haben sich damit arrangiert und betrachten es wohl als normal, aber heftig ist es trotzdem, wenn man mal kurz darüber nachdenkt. Trotzdem schön zu lesen, wie sich die Menschen einfach darin einrichten und es sich trotzdem doch sehr gut gehen lassen.



    In meinem Beruf als Standesbeamtin erlebe ich es immer wieder, dass Paare heiraten möchten, deren Ehe von Verwandten organisiert wurde. Meistens kennt sich das Paar gar nicht, ein Partner lebt oftmals noch im Ausland und reist dann für die Hochzeit ein. Ich finde das immer noch persönlich sehr befremdlich, aber dies ist in einigen Kulturen halt so üblich. Auch Layla und Rami sind sich denke ich von den Familien vorgestellt worden und heiraten, obwohl sie sich noch nicht allzu lang kennen.


    Ui, schöner Beruf und das hört sich ja spannend an. Ich stelle mir das irgendwie schon komisch vor, wenn du quasi jemanden heiratest, den du vorher noch nie gesehen hast und dann sollst du ab sofort dein Leben mit ihm verbringen... Aber in einigen Kulturen ist das wirklich noch üblich und die können es sich anders gar nicht vorstellen. Layla und Rami hier hören sich aber nicht so komplett arrangiert an. Sie finden sich ja anscheinend auch gegenseitig zumindest sympathisch. :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)


  • Meine Vermutung ist ja wie gesagt, dass Barbara mit den Erinnerungen an ihren Mann einfach nicht umgehen kann und daher auch nicht auf die Familie treffen möchte.


    Den Eindruck hatte ich auch. Auf mich wirkte es, als ob sie in Saudi Arabien sehr glücklich war und sich der schmerzlichen Erinnerung nicht aussetzen möchte (oder kann).


    Etwas seltsam fand ich allerdings, dass sie die Kinder auf den Umzug nach Deutschland nicht vorbereitet haben?! Die Umgewöhnung wäre den beiden sicher leichter gefallen, wenn die Übersiedlung nicht aus heiterem Himmel über sie herein gebrochen wäre.



    Gut gefällt mir dabei auch, auch wenn es hart ist, aber dass es hier keine Version von "Nicht ohne meine Tochter ist", sondern Barbara und Tarek wohl gemeinsam entschieden hatten, dass sie nach Deutschland ziehen. Bis jetzt ist unklar, ob das für länger geplant war, oder nur vorübergehend, aber zumindest haben sie sich nicht getrennt.


    Der Kauf des Hauses und die Übersiedlung der Möbelstücke deuten für mich schon auf einen längeren Deutschlandaufenthalt hin. Eine geplante Rücksiedlung, nachdem Tarek seine Facharztausbildung abgeschlossen hatte, kann ich mir aber sehr gut vorstellen.



    Es gefällt mir, dass weder die eine noch die andere Kultur als besonders gut oder schlecht dargestellt wird.


    Mir geht es genauso. Bis jetzt habe ich den erhofften differenzierten Blick auf eine andere Kultur erhalten (natürlich so weit es die Kürze des Buches erlaubt). Es ist weder alles gut noch alles schlecht, so wie auch in Europa nicht alles gut oder schlecht ist.


  • richtig gut hat mir Layla's Erklärung gefallen, die mich richtig zum Nachdenken gebracht hat. Das stimmt denke ich schon, dass hier gerade muslimische Frauen oft eher bemitleidet werden und ihnen wahrscheinlich oft das Gefühl vermittelt wird, dass sie doch froh sein können endlich hier in der westlichen "freien" Gesellschaft leben zu dürfen, als in ihrem Heimatland, in dem sie nichts dürfen.


    Holden hat im Emanzipation-Thread ein sehenswertes Video gepostet, dass Laylas Sicht eindrucksvoll unterstreicht.

  • Indem wir Basil begleiten erfahren wir immer wieder Bruchstücke aus dem Leben von damals als die beiden noch mit ihren Eltern in Jeddah lebten und auch Begebenheiten, von denen selbst sie nichts wissen.
    Leider wird nicht ganz so viel erzählt über Barbaras Alltagsleben in Saudi-Arabien. Es muss sich aber doch recht unterschieden haben, da Basil anmerkt, dass Barbara nach dem Umzug nach Deutschland wieder ganz die deutsche Lebensart angenommen hat. Sie kleidete sich anders, legerer. Und sie verbrachte viel Zeit mit Putzen, zumindest in seiner Erinnerung. Dafür war in Jeddah ja auch ein Dienstmädchen zuständig. Barbara muss sich doch recht gelangweilt haben. Die meist Hausarbeit wurde ihr abgenommen und ihren Beruf durfte sie auch nichts ausüben.



    Gut gefällt mir dabei auch, auch wenn es hart ist, aber dass es hier keine Version von "Nicht ohne meine Tochter ist", sondern Barbara und Tarek wohl gemeinsam entschieden hatten, dass sie nach Deutschland ziehen. Bis jetzt ist unklar, ob das für länger geplant war, oder nur vorübergehend, aber zumindest haben sie sich nicht getrennt. Umso trauriger, dass Barbara anscheinend mit der Familie ihres Mannes keinen Kontakt mehr haben möchte, aber vielleicht ist das für sie auch einfach zu schwer? In Jeddah würde sie wahrscheinlich andauernd an ihren Mann erinnert werden und so wie ich das sehe, hat sie seinen Tod immer noch nicht verkraftet.


    Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Mischung ist, aus der heraus Barbara nicht wieder nach Jeddah möchte. Dort wird sie vieles an Tarek erinnern, man würde viel über ihn reden und sie möchte dem entgehen, denn sie scheint ihren Mann sehr geliebt zu haben. Barbaras Einrichtung von Tarek Büro nach dessen Tod zeigt ja schon wie schwer ihr der Verlust fällt. Aber es könnten auch unangenehme Erinnerunge wieder hochkommen, Begebenheiten mit denen sie nicht so gut zurechtkam und die nun vielleicht auch auf Layla warten. Wie eben die Untätigkeit, zu der sie eventuell verdammt war. Sich nicht frei bewegen zu können und eben dergleichen. Dass sie mit der Mentalität und Kultur der Familie ihres Mannes teils Probleme hatte, wird klar, als Khaled von früher erzählt, als sie Layla bei ihrer Schwiegermutter zurückließ und dieses Layla schminkte.


    Für die Familie scheint es in den letzten ca. 50 Jahren wirtschaftlich gut aufwärts gegangen zu sein. Barbaras Schwiegervater war als junger Mann einfacher Schneider und nun kann sich Khaled so ein großes Haus leisten, hat eine Firma und so fort. Für Tareks Studium musste damals die ganze Familie zusammenlegen.


    Eigentümlich fand ich, dass man den Kinder vor dem Umzug nach Deutschland nicht Bescheid sagte. Ja, dass sie auch von den anderen Verwandten nicht darauf angesprochen wurden. Warum hielt man das vor ihnen geheim? So eine Facharztausbildung dauert ja einige Jahre. An eine baldige Rückkehr nach Saudi war scheint es auch nicht gedacht, da Tarek ein Haus gekauft hatte, obwohl sie ja eine Eigentumswohnung in Deutschland besaßen.


    Neben all den Erinnerungen beginnt Layla über ihre Beweggründe zu sprechen. Über ihre Sicht der Vergangenheit, ihr Andersein, dass sie sich immer fremd fühlte, als Fremde behandelt wurde. Dass sie eben nicht nur das Beste von beiden Kulturen hat, sondern dass sie in Deutschland nie vollkommen als Deutsch behandelt wurde. Ihr Aussehen und ihr Name haben sie stets ausgegrenzt. Wie verloren sie sich oft gefühlt hat. Ich könnte mir vorstellen, dass allein die ewige Fragerei nach ihrer Herkunft, ihrem Vater, ihr Leben in Saudi und so fort richtig nervt. Oder die Bitte doch mal was in Arabisch zu sagen - sowas kann einem schrecklich auf den Nerv gehen. Dazu eine Mutter, die über den Tod ihres Mannes verbittert geworden ist und nie gut Gefühle zeigen konnte. Dass Layla sich da wie im Himmel fühlt bei der anderen Familie ist verständlich. Dort ist sie einfach nur Layla, der man so einiges nachsieht, weil daran ihre deutschen Wurzeln schuld sind. Aber wird das so bleiben?



    Das mit der Religionspolizei ist echt hart. Ja, die Menschen haben sich damit arrangiert und betrachten es wohl als normal, aber heftig ist es trotzdem, wenn man mal kurz darüber nachdenkt. Trotzdem schön zu lesen, wie sich die Menschen einfach darin einrichten und es sich trotzdem doch sehr gut gehen lassen.


    Die Religionspolizei hat, wenn man Zeitungsberichten glauben darf, nicht mehr so eine große Machthabe wie bisher. Sie kontrolliert ja auch ob zu den Gebetszeiten die Geschäfte geschlossen sind und vieles mehr.
    Offiziell ist einiges verboten, von dem hier auch geredet wird, aber im Privaten manchmal umgangen wird. Wenn es möglich ist. Aber hier sind es auch hauptsächlich nur junge Leute, oder sehen die Alten einfach nur weg?



    Ob sie Rami liebt? Das ist eine Frage, die ich mir schon öfter gestellt habe. Oder verbindet sie hauptsächliche der ähnliche Hintergrund? Sie ist mit ihren 28 Jahren ja schon etwas älter als üblich für eine Braut, nehme ich an.


    Was mir gerade wieder einfällt, dass ist der Geldschein, den Omar in Basils Pass steckt, um die Formalitäten zu beschleunigen. Ohne Bakschisch geht's halt auch hier nicht.



    Layla fühlt sich in Saudi Arabien wohl, es wird andererseits auch beschrieben, dass die Eltern von Tarek zur Hochzeit nach Deutschland gereist sind und sich mit den Beiden gefreut haben.


    Waren es nicht Khaled und Basma, die als Trauzeugen zur Hochzeit nach Deutschland geflogen sind? Khaled beschreibt ja, wie entsetzt Basma war, als Barbaras Vater sie zur Begrüßung umarmt. :breitgrins:
    Übringens war ich überrascht, dass Barbaras Eltern so locker mit ihrem Schwiegersohn umgegangen sind. Ich hatte da mehr Probleme erwartet. Der Tod Tareks hat zumindest denn Vater arg mitgenommen. Schlimm empfand ich Laylas Situation als der Vater starb. Keiner hat sich scheinbar richtig um die Kinder gekümmert. Basil hat sie mit der Bemerkung, das verstehst du noch nicht, abgespeist. Wie hilflos muss sie sich da gefühlt haben.



    Holden hat im Emanzipation-Thread ein sehenswertes Video gepostet, dass Laylas Sicht eindrucksvoll unterstreicht.


    Vielen Dank für den Link, dodo! :winken:


  • Layla und Rami hier hören sich aber nicht so komplett arrangiert an. Sie finden sich ja anscheinend auch gegenseitig zumindest sympathisch. :breitgrins:


    Das stimmt, und die beiden haben sich zumindet vor der Hochzeit kennengelernt :smile:



    Etwas seltsam fand ich allerdings, dass sie die Kinder auf den Umzug nach Deutschland nicht vorbereitet haben?! Die Umgewöhnung wäre den beiden sicher leichter gefallen, wenn die Übersiedlung nicht aus heiterem Himmel über sie herein gebrochen wäre.


    Das ist mir auch aufgefallen. Ob es wirklich so gut war, den Kindern nichts davon zu sagen? Ich weiss nicht so recht.



    Ob sie Rami liebt? Das ist eine Frage, die ich mir schon öfter gestellt habe. Oder verbindet sie hauptsächliche der ähnliche Hintergrund? Sie ist mit ihren 28 Jahren ja schon etwas älter als üblich für eine Braut, nehme ich an.


    Gute Frage, möglicherweise entwickelt sich die Liebe im Laufe der Zeit. Im Moment sind es wohl eher die Familien, die den Anstoss gegeben haben.

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  • Mir gefällt das Buch auch nach diesem zweiten Abschnitt noch richtig gut.


    Mir macht das Lesen sehr viel Spaß und das kommt sicher auch davon, dass ich das Buch als sehr positiv wahrnehme. Auch wenn Basil nicht glücklich darüber ist, dass seine Schwester nun in Saudi Arabien lebt und dort heiratet, macht er ihr zuliebe die ganzen Aktivitäten mit, geht zum Freitagsgebet, fährt mit Leylas Verlobtem und der ganzen Familie ans Meer...


    Auch in den Rückblenden in die Vergangenheit benehmen sich eigentlich alle Beteiligten sehr vernünftig. Barbara hat Tarek geheiratet, die Verwandten aus Saudi Arabien kamen zur Hochzeit und auch wenn Barbaras Eltern sicher nicht begeistert von der Entscheidung waren, wurden die neuen Verwandten aus dem fernen Ausland herzlich empfangen. Dass man an dieser Stelle eigentlich recht wenig über das Leben von Barbara und Tarek in Saudi Arabien erfährt, finde ich schade. Es ist aber natürlich verständlich, da das Buch die Geschichte von Leyla (und Basil) erzählt und der Fokus auf den beiden liegt.


    Dass Tarek so früh gestorben ist, ist tragisch für die ganze Familie. Das erklärt nun auch, warum Leyla uns Basil viel bei den Großeltern waren oder sogar dort aufgewachsen sind. Barbara hat den Verlust offensichtlich nie so richtig verkraftet. Schlechte Erfahrungen scheint sie allerdings nie mit Saudi Arabien oder Tareks Familie gemacht zu haben, deshalb ist es für mich nach wie vor unverständlich, dass sie Leyla nicht unterstützt in ihrer Entscheidung und nicht bei der Hochzeit dabei sein will.


    Das Gespräch zwischen Basil und Leyla am Ende dieses Abschnittes fand ich sehr aufschlussreich. Leyla äußert sich nun endlich zu ihren Beweggründen, sagt was sie an Deutschland gestört hat und warum sie lieber nach Saudi Arabien zurück wollte. Die Beziehung zu Alex scheint ja für sie auch alles andere als leicht gewesen zu sein. Vielleicht braucht sie nach all dieser Offenheit und der Unverbindlichkeit ihrer früheren Beziehung auch die klaren Regeln und Strukturen, die die Hochzeit ihr geben.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de


  • Umso trauriger, dass Barbara anscheinend mit der Familie ihres Mannes keinen Kontakt mehr haben möchte, aber vielleicht ist das für sie auch einfach zu schwer? In Jeddah würde sie wahrscheinlich andauernd an ihren Mann erinnert werden und so wie ich das sehe, hat sie seinen Tod immer noch nicht verkraftet. Sie ist innerlich gefroren und lässt keine wirklichen Gefühle mehr zu. Ich habe ja so das Gefühl, dass Layla deswegen auch zu ihrer Verwandtschaft geflüchtet ist und sich dort so wohlfühlt, weil dort so viel Wärme und Nähe verbreitet wird, die ihre Mutter wohl gar nicht mehr in der Lage ist zu geben.


    Da stimme ich dir zu, ich vermute auch, dass Barbara den Kontakt zu der Familie in Jeddah abgebrochen hat, da sie dadurch nur schmerzlich an Tarek erinnert werden würde. Und es kann auch gut sein, dass Leyla gerade deshalb diese Herzlichkeit und Wärme ihrer Familie in Saudi Arabien sucht.



    Etwas seltsam fand ich allerdings, dass sie die Kinder auf den Umzug nach Deutschland nicht vorbereitet haben?! Die Umgewöhnung wäre den beiden sicher leichter gefallen, wenn die Übersiedlung nicht aus heiterem Himmel über sie herein gebrochen wäre.


    Ich habe selbst keine Kinder und kann mir deshalb nicht ganz vorstellen, in welche Entscheidungen man Kinder einbeziehen würde und in welche nicht. Ich würde aus meiner Sicht jetzt aber denken, dass Leyla und Basil noch sehr jung waren und nicht ganz verstanden hätten, welche Tragweite die Umsiedlung nach Deutschland hat. Ich kann auch verstehen, dass Barbara und Tarek kein unnötiges Drama daraus machen wollten und den Kindern den Abschied dadurch erleichtern wollten.
    Ein Gedanke, den ich dazu gerade habe: Haben die beiden es Tareks Familie gesagt, dass sie nicht zurückkommen? Oder wollten sie sich auch hier unnötige Diskussionen ersparen? Das ist mir aus dem Buch gerade nicht präsent, ob dazu was erwähnt wird.



    Neben all den Erinnerungen beginnt Layla über ihre Beweggründe zu sprechen. Über ihre Sicht der Vergangenheit, ihr Andersein, dass sie sich immer fremd fühlte, als Fremde behandelt wurde. Dass sie eben nicht nur das Beste von beiden Kulturen hat, sondern dass sie in Deutschland nie vollkommen als Deutsch behandelt wurde. Ihr Aussehen und ihr Name haben sie stets ausgegrenzt. Wie verloren sie sich oft gefühlt hat. Ich könnte mir vorstellen, dass allein die ewige Fragerei nach ihrer Herkunft, ihrem Vater, ihr Leben in Saudi und so fort richtig nervt. Oder die Bitte doch mal was in Arabisch zu sagen - sowas kann einem schrecklich auf den Nerv gehen.


    Das ist etwas, das ich gut nachvollziehen kann. Und ich muss mich immer wieder selbst erziehen und daran denken, dass jemand, der ausländisch aussieht und einen ungewöhnlichen Namen hat, genauso gut in Deutschland geboren sein kann, wie ich. Nervige Fragen nach der Herkunft versuche ich da immer zu vermeiden.


    Das mit der Religionspolizei ist echt hart. Ja, die Menschen haben sich damit arrangiert und betrachten es wohl als normal, aber heftig ist es trotzdem, wenn man mal kurz darüber nachdenkt. Trotzdem schön zu lesen, wie sich die Menschen einfach darin einrichten und es sich trotzdem doch sehr gut gehen lassen.


    Ich habe die Religionspolizei im Buch nicht so bedrohlich wahrgenommen. Ich hatte den Eindruck, dass zwar einiges überprüft und überwacht wird, die Religionspolizei aber keine wirkliche Macht hat.

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  • Ich habe selbst keine Kinder und kann mir deshalb nicht ganz vorstellen, in welche Entscheidungen man Kinder einbeziehen würde und in welche nicht. Ich würde aus meiner Sicht jetzt aber denken, dass Leyla und Basil noch sehr jung waren und nicht ganz verstanden hätten, welche Tragweite die Umsiedlung nach Deutschland hat. Ich kann auch verstehen, dass Barbara und Tarek kein unnötiges Drama daraus machen wollten und den Kindern den Abschied dadurch erleichtern wollten.
    Ein Gedanke, den ich dazu gerade habe: Haben die beiden es Tareks Familie gesagt, dass sie nicht zurückkommen? Oder wollten sie sich auch hier unnötige Diskussionen ersparen? Das ist mir aus dem Buch gerade nicht präsent, ob dazu was erwähnt wird.


    Die Kinder wäre zwar nicht an irgendwelchen Entscheidungen beteiligt gewesen, aber auch wenn Barbara und Tarek nur für dessen Facharztausbildung nach Deutschland ziehen wollte, hätte das einige Zeit in Anspruch genommen. Dass die Kinder so gar nicht mitbekommen haben, finde ich reichlich seltsam. Es muss doch innerhalb der Familie darüber gesprochen worden sein. Kinder haben doch sonst ihre Ohren auch überall.
    Die Kinder waren doch gehorsam, von daher hatten sie doch mit keinen Problemen zu rechnen. Warum wurde so ein einschneidendes Ereignis verschwiegen?



    Das ist etwas, das ich gut nachvollziehen kann. Und ich muss mich immer wieder selbst erziehen und daran denken, dass jemand, der ausländisch aussieht und einen ungewöhnlichen Namen hat, genauso gut in Deutschland geboren sein kann, wie ich. Nervige Fragen nach der Herkunft versuche ich da immer zu vermeiden.


    Das ist sicher Teil der menschlichen Neugier. Da wird sich wohl kaum einer völlig davon freisprechen können. Das macht man ja auch bei Deutschen, denen man einen Dialekt/Akzent anhört, den man nicht einordnen kann. :zwinker:


    Ich habe die Religionspolizei im Buch nicht so bedrohlich wahrgenommen. Ich hatte den Eindruck, dass zwar einiges überprüft und überwacht wird, die Religionspolizei aber keine wirkliche Macht hat.


    Bisher hatte die Religionspolizei ziemliche Macht. Sie konnten Verhaftungen vornehmen, Verhöre leiten und sollen manches Mal nicht gerade zimperlich dabei gewesen sein. Vor kurzen war zu lesen, dass dies nun eingeschränkt worden sei. Sie müssten nun verdächtige Personen der normalen Polizei melden, die den Fall dann weiterverfolgt.


  • Ich habe selbst keine Kinder und kann mir deshalb nicht ganz vorstellen, in welche Entscheidungen man Kinder einbeziehen würde und in welche nicht. Ich würde aus meiner Sicht jetzt aber denken, dass Leyla und Basil noch sehr jung waren und nicht ganz verstanden hätten, welche Tragweite die Umsiedlung nach Deutschland hat. Ich kann auch verstehen, dass Barbara und Tarek kein unnötiges Drama daraus machen wollten und den Kindern den Abschied dadurch erleichtern wollten.


    Kinder in dem Alter werden selbstverständlich nicht in Entscheidungen dieser Tragweite einbezogen. Aber eine Vorbereitung, dass sie gemeinsam mit den Eltern fortan bei Oma und Opa in Deutschland leben und Saudi Arabien (vielleicht) nur noch im Urlaub sehen werden, hilft ihnen bei der Umstellung. Es mildert den Schock, wenn sie wissen, was auf sie zukommt.

  • Kinder in dem Alter werden selbstverständlich nicht in Entscheidungen dieser Tragweite einbezogen. Aber eine Vorbereitung, dass sie gemeinsam mit den Eltern fortan bei Oma und Opa in Deutschland leben und Saudi Arabien (vielleicht) nur noch im Urlaub sehen werden, hilft ihnen bei der Umstellung. Es mildert den Schock, wenn sie wissen, was auf sie zukommt.


    Ja, dass sie zumindest darauf vorbereitet werden. Klar werden sie nicht zur Entscheidung mit dazu genommen, aber sie darauf vorzubereiten, wäre schon sinnvoll gewesen. Ich habe aber auch schon überlegt, ob sie vielleicht das nicht groß erzählen wollten, nicht dass ihnen die Ausreise noch verwehrt wird oder so und deswegen haben sie den Kindern nichts gesagt? Seltsam finde ich es immer noch. :rollen:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)


  • Ich habe aber auch schon überlegt, ob sie vielleicht das nicht groß erzählen wollten, nicht dass ihnen die Ausreise noch verwehrt wird oder so und deswegen haben sie den Kindern nichts gesagt? Seltsam finde ich es immer noch. :rollen:


    Verwehren kann man die Ausreise eigentlich nicht, die Kinder haben beide die deutsche Staatsangehörigkeit und beide Elternteile reisen mit. Seltsam finde ich es allerdings auch.

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.

  • Verwehren kann man die Ausreise eigentlich nicht, die Kinder haben beide die deutsche Staatsangehörigkeit und beide Elternteile reisen mit. Seltsam finde ich es allerdings auch.


    Ich hatte mir ja auch überlegt, dass sie es auch vor der restlichen Familie nicht groß erzählt hatten und deshalb auch die Kinder nichts wissen sollten. Aber ihr habt schon recht, ein bisschen seltsam ist es schon, den Kindern die Umstellung unnötig schwer zu machen.

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  • Dass sie ihren zeitweiligen Umzug nach Deutschland verheimlichen mussten, kann ich mir nicht vorstellen. Tarek wollte doch seine Facharztausbildung machen. Da er für sein Studium nach Deutschland ausreisen durfte, warum dann nicht auch dafür. Wenn sie dann nicht wiedergekommen wären - nun dann waren sie ja schon in Deutschland.


    Seltsam finde ich auch, dass keiner der Kinder jemals vorher den Kontakt zur väterlichen Familie suchte, oder gar auf einen Besuch dorthin reiste, schließlich hatte zumindest Basil viele positive Erinnerungen an seine Kindheit. Oder habe ich das falsch aufgefasst? Es war ja einmal zu lesen, dass Basil Omars Familie auf Bildern bei facebook gesehen hatte.