Britt Reißmann - Scherbenkind

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    Mir war aufgrund bestimmter Formulierungen von den ersten Zeilen an klar, was die Zeugin für ein Problem hat, weil ich mich mit dem Thema schon seit Jahrzehnten beschäftige. Das geht vielleicht nicht allen so. Deswegen arbeite ich hier mit ziemlich vielen Spoiler-Textstellen.


    ***


    Britt Reißmann: Scherbenkind – Kriminalroman, München 2016, Diana Verlag, ISBN 978-3-453-35874-4, Softcover, 447 Seiten, Format: 12,1 x 3,7 x 18,9 cm, Buch: EUR 9,99 (D), EUR 10.30 (A), Kindle Edition: EUR 8,99.


    Ein Kind, maximal im Grundschulalter, wählt den Polizeinotruf und gibt an, den Mörder eines bislang Unbekannten zu kennen, den man vor zwei Jahren in einer Kleingartenanlage in Kaltental gefunden hat. Die Kinderstimme und eine bestimmte eigenartige Formulierung erinnern Kriminalhauptkommissar Michael Messmer von der Kripo Stuttgart an einen anderen Notruf. Den konnte man damals zu einer Villa in Stuttgart-Killesberg zurückverfolgen. Dort wohnt aber kein kleines Kind, sondern nur die Eheleute Frank und Ursula Lohmann – er Vorstandsmitglied bei BOSCH, sie Hausfrau – und deren siebzehnjährige Tochter Sina. Wer also hat angerufen?


    Die Zeugin hat ein Problem ...
    Kriminalhauptkommissarin Verena Sander soll den ungelösten Fall des Schrebergartentoten wieder aufrollen und erlebt die Lohmanns als ausgesprochen unkooperativ. Der Vater ist großspurig und behütet seine Tochter so sehr, dass es schon an Gefangenschaft grenzt. Mutter Ursula ist auffallend distanziert und gleichgültig, Tochter Sina macht höchst widersprüchliche Angaben und hat alarmierende Gedächtnislücken.



    Was ist passiert, dass Sina diese Störung entwickelt hat? Wurde sie in ihrer frühen Kindheit misshandelt oder missbraucht? Das herauszufinden ist schwierig und ist auch nicht die Kernaufgabe des Dezernats für Tötungsdelikte.


    Wer ist der Tote im Schrebergarten?
    Wenigstens sind die Ermittler der Identität des unbekannten Toten auf der Spur. Aufgrund seiner Fingernägel hält Verena Sander ihn für einen Gitarristen und nicht für einen Obdachlosen, wie ursprünglich angenommen. In Sinas Jugendzimmer hängt ein Poster der regionalen Metal-Band „Dark Devil“. Und Bingo! Der Tote ist der Gitarrist der Band, Rolf Morlock, ein Egomane mit einer Vorliebe für minderjährige Groupies. Sina kannte ihn. Aus gutem Grund hat ihn damals niemand als vermisst gemeldet. Hat Sina

    etwas mit seinem Tod zu tun? Oder hat der versoffene Wilfried Auth aus Esslingen ihn erledigt aus Rache für das, was er seiner Tochter Annika angetan hat?



    Ein Blick in menschliche Abgründe
    Die Ermittlungen führen Verena und ihre Kollegen in einen Sumpf von S e x und Sekten, Missbrauch und Manipulation, Machtrausch und Todesangst. Selbst die abgebrühtesten Polizeibeamten können nicht fassen, zu welchen abartigen Aktionen manche Menschen fähig sind und in welchem Ausmaß man andere beeinflussen kann. Bei allem berechtigten Entsetzen über die ungeheuerlichen Perversionen dürfen sie aber nicht die zentrale Frage aus den Augen verlieren: Wer hat Rolf Morlock erschlagen - und was wissen die Lohmanns darüber?


    Am Schluss ist vieles anders als es die ganze Zeit über den Anschein hatte. Für das Tun und Treiben eines ausgesprochenen Unsympathen hat man plötzlich Verständnis, während von den vermeintlich Guten der eine oder andere mit Schmackes vom Sockel stürzt. Das ist in einem Fall besonders schade.


    Nicht nur der verzwickte Kriminalfall mit all seinen Querverbindungen hält einen hier bei der Stange, sondern auch das Privatleben der Kommissarin Sander ;-).


    Die Überlebenstricks der Psyche


    Sympathische Heldin, nervige Kollegen
    Die Protagonistin Verena Sander mit ihren stinknormalen Unzulänglichkeiten, Macken und Zweifeln ist eine sehr sympathische Identifikationsfigur. Ihr Antagonist, Staatsanwalt Triberg, hat sie aus unerfindlichen Gründen auf dem Kieker und tut alles, um ihr das Leben schwer zu machen. Für ihr eigenes Wohlbefinden sollte sie dieses cholerische Kasperl mit Unterstützung ihrer Kollegen und ihres wohlwollenden Chefs möglichst weiträumig umgehen.


    Eine andere Nebenfigur, die wahrscheinlich gar nicht so negativ gemeint ist, geht mir viel mehr auf den Senkel: Kollege Michael Messmer. Ein egozentrischer Jammerlappen mit Macho-Geschwätz. Viel mehr braucht’s bei mir nicht. Der ist so realistisch geschildert, den könnt‘ ich mit dem nassen Lappen erschlagen. Ich hab in all den Jahren nie begriffen, was seine Kollegin und Lebensgefährtin Thea Engel an ihm findet. Dass er

    Verenas Ausführungen zunächst nicht glauben mag, macht ihn mir nicht sympathischer. Müsste er, der bei seiner Arbeit oft genug mit traumatisierten Opfern zu tun hat, nicht wenigstens ein bisschen Ahnung davon haben?


    Sympathie hin, Antipathie her: SCHERBENKIND ist ein packender Krimi, bei dem man tiefer in menschliche Abgründe blickt, als einem vielleicht lieb ist und dabei Erstaunliches über die Überlebensfähigkeit der menschlichen Psyche lernt.


    Die Autorin
    Britt Reißmann, geboren in Naumburg/Saale, lernte im Alter von vier Jahren Lesen und begann im Grundschulalter erste Geschichten zu schreiben. Nach einer Berufsausbildung als Intarsienschneiderin und einer weiteren am Händel-Konservatorium Halle (Hauptfach Gesang) war sie zunächst mehrere Jahre als Bandsängerin auf diversen Bühnen in Sachsen Anhalt unterwegs.
    Die deutsche Wiedervereinigung verschlug sie nach Baden-Württemberg, wo sie eine Anstellung im Schreib- und Bürodienst bei der Mordkommission Stuttgart fand. Der spannende Berufsalltag bei der Kriminalpolizei war wohl dafür verantwortlich, dass sie nicht mehr umhin kam, mit dem Krimischreiben zu beginnen. Britt Reißmann ist Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur, und bei DeLiA, der Vereinigung der deutschsprachigen Liebesromanautoren.

  • Zum Inhalt:


    "Stuttgart: Der anonyme Anruf eines Kindes geht beim Polizeipräsidium ein. So kommt Hauptkommissarin Verena Sander auf die Spur einer jungen Frau, durch die sie den Toten aus einem ungelösten Mordfall identifizieren kann. Doch das Verhalten dieser Frau kommt Verena merkwürdig vor. Und das Kind, von dem der Anruf kam, scheint wie vom Erdboden verschluckt. Dann gibt es eine neue Leiche, die Fälle scheinen zusammenzuhängen. Verena muss unbedingt das Kind finden. Und kommt einer an die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft stoßenden Tragödie auf die Spur."


    Meine Meinung:


    "Scherbenkind" ist mein erstes Buch von Britt Reißmann und ich wurde nicht enttäuscht.


    Ein Kind ruft bei der Polizei und behauptet, den Mörder des Toten in der Gartenanlage zu kennen. Das Merkwürdige ist, das Kind ist wie vom Erdboden verschluckt, aber eine Spur führt zu den Lohmanns, mit deren Tochter Sina etwas nicht stimmt, was ist mit ihr passiert und hat sie die Polizei vielleicht angerufen?


    Die Anfangs offenen Fragen werden nach und nach beantwortet und auch der Spannungsbogen bricht währen des Buches nicht ab.


    Die Figuren sind gut getroffen und es gibt natürlich auch die unsympathischen Figuren, wie der Staatsanwalt beispielsweise..


    In "Scherbenkind" lässt uns die Autoren in menschliche Abgründe blicken und zu was Missbrauch, Gewalt und Wegschauen führt und wie die menschliche Psyche versucht, mit Extremsituationen umzugehen.


    Ich kann "Scherbenkind" jedem Krimifan wärmstens empfehlen und freue mich schon auf einen neuen Roman von Britt Reißmann.

  • Inhalt:


    Stuttgart: Bei der Polizei geht der Anruf eines Kindes im Vorschulalter ein, das meint, den Mörder eines Toten in einer Schrebergartensiedlung zu kennen. Dort war vor knapp 2 Jahren eine Leiche gefunden worden, die bis heute nicht identifiziert werden konnte. Einer der Kommissare kann sich erinnern, dass schon einmal ein Kind angerufen hat und Hinweise zu dem Fall geben wollte, jedoch konnte das Kind unter der Adresse des Anschlusses nicht gefunden werden. Auch bei den aktuellen Nachforschungen kann das Kind nicht gefunden werden, das einzige Kind dass unter der Adresse gemeldet ist, ist deutlich älter, zeigt aber eine auffälliges Verhalten und verstrickt sich in Widersprüche.


    Meine Meinung:


    Anfangs hat mich das Buch etwas verwirrt, wird man doch als Leser mit vielen Handlungssträngen konfrontiert in denen Personen eine Rolle spielen, die man nicht zuordnen kann. Langsam wird man dann an die Hintergründe herangeführt und mit erschreckenden Erkenntnissen konfrontiert.


    Mich hat die Handlung von er ersten bis zur letzten Seite gefesselt, ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen. Die Charaktere werden sehr gut beschrieben und man kann sich sehr gut in die Personen hineinversetzen. Besonders die Person des Mädchens, das die zentrale Rolle spielt, wird facettenreich beschrieben und ihre psychische Erkrankung dem Leser verständlich nahe gebracht. Mir wurde in diesem Buch eine Erkrankung deutlich gemacht, die mir bis dahin unbekannt war und mich bis heute sehr beschäftigt.


    Nachdem der Leser die Hintergründe der Tat mit der psychischen Erkrankung des Mädchens verstanden hat, entwickelt sich ein gut aufgebauter sich logisch entwickelnder Krimi, der zu den Leser die Abgründe menschlichen Verhaltens vor Augen führt und zumindest mich sehr schockiert hat.


    Ein sehr lesenswerter Krimi, mit einem ungewöhnlichen und schockierendem Hintergrund der Tat, der den Leser sehr nachdenklich zurück läßt. Das Buch ist eine absolute Leseempfehlung, für Leser die gute Krimis mit einem ungewöhnlichen Hintergrund mögen.

  • Beim Stuttgarter Polizeipräsidium geht ein anonymer Anruf von einem Kind ein. Sie wisse, wer der Täter des Toten vom Schrebergarten wäre. In diesem alte Fall, den Hauptkommissarin Verena Sander gerade wieder neu bearbeiten muss, wurde der Tote bisher nicht identifiziert. Nach ersten Recherchen, stellt man fest das der Anruf aus dem Haus der Familie Lohmann kam. Verena Sander und ihr Kollege Messmer gehen dem nach, erfahren aber von der Familie nichts was ihnen weiter hilft. Doch bei Lohmanns Tochter Sina findet Verena einige Dinge in ihrem Zimmer die sie sehr sonderbar findet, jedoch keinen Anhalt auf ein kleines Kind. Auch die Mutter-Tochter Beziehung scheint nicht gerade gut zu sein, den die Mutter liebt nur ihre Hunde. Dieses Kind ist wie vom Erdboden verschluckt und unauffindbar zu sein. Lediglich ein Poster in Sinas Zimmer, zeigt eine Metal Band bei der, der Tote zuletzt ein Bandmitglied war. In den weiteren Ermittlungen, kommt Verena einer furchtbaren und fast unmöglichen Tragödie auf die Spur, bei der sie selbst an ihre Grenzen stößt.


    Meine Meinung:
    Nach Blutopfer, der zweite Fall von der Kripobeamtin Verena Sander aus Stuttgart, jedoch für mich das erste Buch der Autorin. Es ist ein unheimlich spannender, fesselnder und gut detaillierter Kriminalfall, der mich total in den Bann gezogen hatte. Man merkt an den Informationen, aber auch an den Handlungsweisen der Ermittler, das die Autorin sehr wohl weiß, wovon sie schreibt. Da Britt Reißmann selbst bei der Mordkommission tätig ist, sind ihre Recherchen gut ausgearbeitet und gründlich durchdacht. Dies habe ich bisher noch selten bei einem Krimi erlebt. Auch die Story selbst hat mich so sehr gefesselt und begeistert, das ich dieses Buch kaum mehr weglegen wollte. Natürlich hat die Geschichte mit fast 500 Seiten schon eine gewisse Länge, die man im Anbetracht der Spannung aber gar nicht merkt. Für mich war es ein faszinierendes Buch und sicher nicht das letzte von dieser Autorin. Das Cover hat dagegen recht wenig mit dem Titel und Inhalt des Buchs zu tun, ich nehmen an es ist eine Statue aus Stuttgart. Von mir gibt es für diesen psychologischen Kriminalfall 5 von 5 Sterne. :klatschen:


    Ich kann diesen Krimi nur weiterempfehlen!!!!

  • Buchinfo
    Scherbenkind - Britt Reißmann
    Taschenbuch - 448 Seiten - ISBN-13: 978-3453358744
    Verlag: Diana Verlag - Veröffentlichung: 08. August 2016
    EUR 9,99
    Kurzbeschreibung
    Abgründig und beklemmend: Hochspannung aus Stuttgart
    Stuttgart: Der anonyme Anruf eines Kindes geht beim Polizeipräsidium ein. So kommt Hauptkommissarin Verena Sander auf die Spur einer jungen Frau, durch die sie den Toten aus einem ungelösten Mordfall identifizieren kann. Doch das Verhalten dieser Frau kommt Verena merkwürdig vor. Und das Kind, von dem der Anruf kam, scheint wie vom Erdboden verschluckt. Dann gibt es eine neue Leiche, die Fälle scheinen zusammenzuhängen. Verena muss unbedingt das Kind finden. Und kommt einer an die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft stoßenden Tragödie auf die Spur.
    Bewertung
    „Scherbenkind“ von Britt Reißmann ist der zweite Fall für Verena Sander.
    In diesem Buch geht die Autorin intensiv auf die Psyche des Menschen ein. Hauptsächlich auf die „multiple Persönlichkeit“. Britt Reißmann muss hierfür intensiv recherchiert haben. Beim lesen merkt man, dass sie weiß wovon sie da schreibt. Über dieses Buch habe ich mir noch viele Gedanken gemacht. Den Einblick, den man durch die Geschichte über die menschliche Psyche bekommt, auch in deren Abgründe, beschäftigen einen nicht nur während des Lesens.
    Der Schreibstil von Britt Reißmann lässt sich wunderbar lesen. Man ist von der ersten Seite an gefesselt. Indem die Autorin mit der Psyche des Lesers spielt, ist großes Blutvergießen unnötig. Für jede Menge Gänsehaut ist auf jeden Fall gesorgt.
    Mit den unterschiedlichen Charakteren ist der Autorin eine tolle Mischung gelungen. Manch einer ist sehr sympathisch, dafür ein anderer nicht wirklich. Aber alle sind authentisch und glaubhaft. Mit Verena ist Britt Reißmann eine ganz besondere Protagonistin gelungen.
    Dieses Buch hat mich wirklich tief beeindruckt.
    Fazit: Spitzenklasse! Hierfür kann ich nur meine absolute Leseempfehlung geben!

    5ratten