T. Kingfisher - The Seventh Bride

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 931 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Hallo ihr Lieben,


    nach langer Zeit habe ich endlich wieder mal ein SLW-Buch angepackt. Ich bin sicher nicht alleine damit, aber ich wollte die Bücher von Ursula Vernon unter ihrem Pseudonym T. Kingfisher in chronologischer Reihenfolge lesen, obwohl sie gar nicht zusammenhängen. Aus irgendeinem Grund war mir wichtig, dass ich sie so lese, wie sie erschienen sind. Daher musste ich die überaus charmante Kurzgeschichtensammlung Toad Words lesen bevor ich mich ans SLW-Buch machen konnte. Zum Glück haben mir beide sehr gut gefallen.


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    Inhalt:
    Rhea ist eine gewöhnliche Müllerstochter, die gerade erst darüber nachdenkt, ob sie irgendwann einmal heiraten will. Seit kurzem ist sie jedoch auch die Verlobte des mysteriösen Lord Crevan, ein Mann, den sie ganz und gar nicht selbst ausgewählt hat. Aber er hat Geld und Macht und ein großes Haus voller Geheimnisse - und Rheas Familie muss diese Chance nutzen.
    Doch Lord Crevans Haus verbirgt nicht nur Geheimnisse, sondern auch seine anderen Ehefrauen! Wie soll Rhea gegen die Zauberkräfte dieses Verrückten ankämpfen?
    Alles was sie hat, ist ein Igel. Der Igel behauptet zwar, ganz gewöhnlich zu sein, aber normale Igel benehmen sich bestimmt nicht so.
    Selbst mit der Hilfe ihres Igels und der anderen Frauen - gegen Lord Crevan hat Rhea keine Chance...


    Meine Meinung:
    Was wie ein Kinderbuch beginnt, wird ziemlich rasch zu einem Horrorroman, den zumindest ich keinem Kind in die Hand drücken würde. Rhea lebt mit ihrer Familie glücklich im Dorf und hilft in der Mühle. Mit ihren 15 Jahren ist sie doch sehr schockiert, dass ihr Vater einer Verlobung mit einem fremden Mann zugestimmt hat, noch dazu einem, der so alt ist. :breitgrins:


    Zitat

    She hadn't expected to love her husband. That sort of thing almost never happened outside of ballads anyway, and it didn't really bother her. You married well and you were polite to each other, and if you were lucky, you became relatively good friends because after all, you were both stuck in this together. That was all she'd ever hoped for.


    Gleich von Beginn an hat mich der charmante Tonfall des Buches begeistert. Anders als in traditionellen Märchen, wird heir sehr wohl auf die Gedanken und Gefühle der Charaktere eingegangen, jedoch fließt der Text mit einer trügerischen Leichtigkeit dahin. Man denkt, man sei in einem viel fröhlicheren Märchen gelandet. Spätestens bei Rheas Besuch in Lord Crevans Villa jedoch, wird klar, dass das hier kein Spaß ist. Und Rhea muss sich auf viel schlimmere Dinge einstellen als eine verbotene Tür mit ein paar Leichen dahinter. Hab ich schon erwähnt, dass die Geschichte vage auf "Blaubart" basiert?


    Lord Crevans Haus ist ein wahres Horrorkabinett. Zum Glück trifft Rhea dort seine anderen Ehefrauen, und Rhea - ein erfrischend normaler Mensch - ist entsprechend empört. Ein Mann kann doch keine sieben Ehefrauen haben, zumindest nicht gleichzeitig! Überhaupt schaffte Rhea es mit ihrer praktischen Art und ihrem glaubhaften Verhalten, mein Herz im Nu zu erobern. Wenn schlimme Dinge passieren, steht sie kurz vor der Panik. Selbst eine ermutigende Kriegs-Rede à la Braveheart hätte da nicht geholfen. Ich fand es wirklich originell, dass die Heldin der Geschichte das denkt, was auch ich in solchen Situationen gedacht hätte. Nämlich hauptsächlich "Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott" und dann, nach ein paar Atemzügen "Okay, wie schaffe ich es, nicht hier zu sterben?". Ihr igeliger Freund hilft ihr oft weiter, aber es ist schlussendlich doch Rheas Mut und Einfallsreichtum, der sie aus brenzligen Situationen befreit.


    Aber auch die anderen Charaktere wirken lebendig, selbst wenn sie es teilweise nicht mehr sind. :entsetzt: Im Gegensatz zu den Blaubart-Versionen, die man kennt, gibt es hier eine riesige Dosis Magie. Eine Ehefrau-in-der-Uhr, Fliesen, die zwei Mal am Tag wild durch die Gegend fliegen und einem den Boden unter den Füßen wegreißen... ganz abgesehen davon, ist das Haus umzingelt von Lord Crevans grauenvollen Monstern und bösen Rätseln. Die anderen Ehefrauen sind hier nicht nur etwas, das Rhea entdecken kann um die Wahrheit über ihren Ehemann zu erfahren, sondern echte Menschen mit einer Vergangenheit und Gefühlen und jeder Menge Angst vor ihrem grausamen Gatten. Der Grusel kommt hier auf vielen Ebenen und wenn man nur ganz kurz darüber nachdenkt, was Lord Crevan seinen Frauen angetan hat, braucht man keine Monster aus dem Wald mehr, die Gänsehaut ist schon längst da.


    Mir hat diese Version von Blaubart äußerst gut gefallen, erstens weil sie das Original nicht zu ernst nimmt, sondern es nur als Basis verwendet. Zweitens - und das ist der Grund, warum ich die Autorin so mag - der Tonfall der Erzählerin. Immer wieder stolpert Rhea in Situationen, die jeden Menschen an seinem Verstand zweiflen lassen würden, aber ein paar Überlegungen später macht sie das beste daraus. Selbst in den dunkelsten Ecken findet Rhea noch Freundschaft und Güte und Hoffnung.


    Insgesamt ein sehr schönes, neues Märchen, das mir große Lust auf den Rest von T. Kingfishers Märchen gemacht hat. Zwei Bücher habe ich noch von ihr: Bryony and Roses, eine Version von "Die Schöne und das Biest"; und The Raven and the Reindeer, eine Neuerzählung eines meiner Lieblingsmärchen, "Die Eiskönigin". Ich bin gespannt. :zwinker:


    4ratten

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Hihi, ja da bin ich irgendwie reingerutscht. :lachen:
    Meine Vermutung ist ja, dass die schönen Covers schuld sind. Ich kaufe halt wie wild Märchen-Neuerzählungen, weil sie tolle Covers haben und weil Märchen einfach schön sind. Und irgendwann packt mich das schlechte Gewissen und ich erinnere mich, dass ich die vielen Bücher vielleicht auch mal lesen sollte. Mit dem Problem bin ich ja hier zum Glück nicht allein. :breitgrins:

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