Inhalt
In Domínguez‘ Roman geht es um die Schicksale mehrerer Bibliophiler: fanatische Leserinnen und Leser, deren Lebensfäden durch die Lektüre teils zwar abgeschnitten, gleichzeitig aber auch verwoben werden. Die Literaturdozentin Bluma Lennon wird bei der Lektüre einer alten Ausgabe der Gedichte von Emily Dickinson beim zweiten Sonett von einem Auto erfasst. Nach ihrem Tod erhält ein argentinischer Kollege ein an Bluma adressiertes Päckchen mit einem zerlesenen Roman Joseph Conrads, der auch eine rätselhafte Widmung der Überfahrenen enthält. Der Argentinier macht sich auf die Suche, um die Widmung zu entschlüsseln - und muss im Laufe seiner abenteuerlichen Recherche feststellen, dass auch Bücher Biografien haben können.
Meine Meinung
Hierbei handelt es sich nicht um einen Krimi, sondern um ein Buch über Bücher - wenn auch nicht im üblichen Sinn. Zwar wird teilweise mit Autoren und Buchtiteln nur um sich geworfen, aber es geht um mehr als eine Reise durch die Literatur Lateinamerikas. Es geht um das Verhältnis zwischen Buch und Mensch: Was fangen wir mit der Masse an Büchern an, können wir sie überhaupt begreifen? Oder haben sich die Bücher selbständig gemacht, und wir dienen ihnen nur noch? Sind die Bücher in der richtigen Reihenfolge geordnet? Darf man Bücher zusammenstellen, deren Autoren zerstritten sind? Läßt sich all das, was in Jahrhunderten geschrieben wurde, noch ordnen, kategorisieren, systematisieren? Oder ist alles so sinnlos, wie die vollgekritzelten Ränder auf den Seiten der Bücher des buchverrückten Carlos, die Kommentare zum Kommentar zum Kommentar eines Autors?
Intelligent geschrieben, aber einfach zu lesen - auch wenn ich nicht alle Andeutungen verstanden habe (was auch daran liegen kann, dass ich die meisten genannten Bücher nicht kenne). Untergründig ist da immer eine dunkle, melancholische Stimmung - der Sinn von Literatur wird angezweifelt, ja teilweise sogar als Gefahr gesehen. Durch einige Anekdoten, z.B. über die menschliche Eitelkeit beim Büchersammeln, wird diese Stimmung jedoch aufgelockert.
Durch dieses Buch wird man angeregt, über die eigene Art des Umgangs mit Büchern nachzudenken, man vergleicht, ist erleichtert (sooo schlimm bin ich nicht!) und vielleicht um einige Fragen reicher. Ich frage mich z.B. warum ich meine Bücher nicht nach Autor alphabetisch sortiere (wo ich ansonsten viel auf Logik gebe), und warum meine Bücher von Diana L. Paxson direkt neben denen von Marion Zimmer Bradley stehen. Absichtlich habe ich sie nicht dorthin gestellt, es ist fast als ob es so sein sollte, als ob sie eine tiefere Bindung haben...
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