Claire North - Die vielen Leben des Harry August

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  • Die vielen Leben des Harry August
    von Claire North



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    Orginaltitel: The First Fifteen Lives of Harry August, veröffentlich 2014 (Orbit)
    auf deutsch veröffentlicht am 12.11.2015 (Bastei Lübbe), 492 Seiten
    Übersetzt von Eva Bauche-Eppers
    Der Name Claire North ist ein Pseudonym der Autorin Catherine Webb



    Klappentext:
    Manchmal ist ein Lebe nicht genug, um die Welt zu retten.
    Harry August stirbt. Mal wieder. Es ist das elfte Mal, dass Harrys Leben ein Ende findet. Und er weiß genau, wie es weitergehen wird. Er wird erneut im Jahr 1919 geboren werden - mit all dem Wissen seiner vorherigen Leben. Harry hat akzeptiert, dass er in dieser Zeitschleife festhängt, auch wenn er nicht weiß, wieso.
    Doch dann steht plötzlich ein junges Mädchen an seinem Sterbebett und überbringt ihm eine erschütternde Botschaft. Der Untergang der Welt steht bevor! Und das auslösende Ereignis findet vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts statt. Harry, der bald wieder im Jahr 1919 sein wird, muss nun nicht weniger tun, als diese Zukunft zu verhindern.



    Meine Meinung:
    Romane in denen es um verschiedenen Zeitebenen geht hab ich immer schon gern gelesen, deshalb freute ich mich auch sehr auf dieses Buch. Erzählt werden, wie auch der englische Originaltitel schon sagt, die ersten 15 Leben des immer wieder geborenen Engländers Harry August. Die vom Grundthema her sehr interessante Geschichte wird aus der Erinnerung von Harry in vielen Rückblenden und Sprüngen erzählt. Einerseits beinhaltet der Roman eine Art geschichtlichen Schnellüberblick des 20. Jahrhunderts, die persönliche Lebensgeschichte von Harry und andererseits eine generationsüberspannnende "Weltrettungsstory", zusammen mit einem "was wäre wenn"-Aspekt. Genauer: Was wäre wenn doch jemand etwas gravierend verändern und vorantreiben würde, in dem vorliegenden Fall geht es hauptsächlich um wissenschaftlichen Fortschritt.


    Schwierig war es für Harry zunächst sein "Andersein" zu akzeptieren und damit zu leben. Er mußte lernen unter keinen Umständen in die Historie einzugreifen. Nicht einfach im zweiten Weltkrieg, wenn man alles was geschieht schon vorher weiß und nichts tun darf. Von den Zeitlinien her findet sich hier auch einer der Logikbrüche: Einerseits ist es ehernes Gesetz, eben nicht ins Weltgeschehen einzugreifen, andererseits lebt jeder Kalachakra (so nennen sie sich selbst) doch immer wieder ein durchaus gravierend anderes Leben. Harrys Leben unterscheiden sich vollständig voneinander (z.B. mal ist er Kriegsteilnehmer, im nächsten Leben desertiert er, er tötet oder rettet Leben usw. ) , er greift also durchaus sehr unterschiedlich ins Leben ein.


    Viel wird erzählt über Harry's Vergangenheiten, was er lernt, welche Fehler er macht und welche (Erkentnis-)wege er ging, welchen Religionen er anhing und welche Studienrichtungen er einschlug. Im Laufe der Zeit konnte er fast jede Sprache dieser Welt, kennt jede Philosophie und jede Wissenschaft, ist sowas wie ein Universalgelehrter und jedes Leben, alles was geschieht, ob Liebe, Tod, selbst Folter und Mord, sind nur noch eine große Wiederholung. Leider war ich manchmal von den vielen sich wiederholenden Leben ebenso gelangweilt wie der Protagonist offenbar selbst und die Geschichte hat mich nur selten wirklich berührt.


    Der in die Handlung verwobene, weit gespannte Bogen über die Geschichte und Wissenschaft des 20. Jahrhunderts in mehren Teilen der Welt war aber recht interessant und sprachlich anspruchsvoll zu lesen, es wurden sehr viele Themenbereiche kurz angerissen. Möglicherweise war die distanzierte Betrachtungsweise der Lebensgeschichte beabsichtigt, Harry schreibt ja selbst, aus seiner Erinnerung heraus und als Ewig-Wiedergeborener hat man wahrscheinlich eine andere Einstellung zu den vielen vergangenen Leben, nichts mehr ist überraschend, nichts mehr neu und spontan, alles schon mal dagewesen, beim nächsten Mal mach man es halt anders. Leider hat sich Stimmung auf mich übertragen. Intellektuell eine durchaus interessante Geschichte, die in sich etwas zersplittert wirkt und sich nicht so recht entscheiden kann was sie eigentlich sein will.



    3ratten

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Wäre es nicht so früh im Jahr, würde ich sagen "Jahreshighlight". Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen.
    Die Idee der Zeitschliefe ist überhaupt ein spannendes Thema. Für gewöhnlich geht es aber um kurze Zeiträume, die immer wieder erlebt werden. Hier aber ist es das ganze Leben der Hauptfigur. Ich kenne keine vergleichbare Geschichte.
    Mir haben die Überlegungen im Buch gefallen, was wäre, wenn wir dies oder das ändern, die technische Entwicklung ein wenig beschleunigen etc.


    Eine ganz klare Empfehlung nicht nur für Zeitreise-Fans :winken:


    5ratten


    ***
    Aeria

  • Als Harry August stirbt, wird er im gleichen Moment wiedergeboren und sein Leben beginnt von vorn. Im Kleinkindalter erwachen seine Erinnerungen an sein voriges Leben. Er ist nicht der einzige, dem es so geht, es gibt ein Netzwerk dieser Menschen und sie unterstützen sich gegenseitig dabei, die immer langweiligere Kindheit zu überstehen. Doch nach einem Dutzend Leben geschieht etwas neues, jemand manipuliert den Zeitverlauf und droht dabei sämtliches Leben zu zerstören. Zudem versucht dieser jemand die Wiedergebürtler zu vernichten, indem er bereits ihre Geburt verhindert.


    Das stetige Wiedererleben des gleichen Zeitabschnitts in immer neuen Leben erinnerte mich an Kate Atkinsons Die Unvollendete, das mich allerdings deutlich tiefer berührt hat als dieses Buch. Claire North bleibt mit ihrer Figur mehr an der Oberfläche, es ist in erster Linie ein Abenteuerroman, mit einem Helden, der stets etwas distanziert und gelangweilt wirkt. Kein Wunder, schließlich kennt er doch schon alles, aber meiner Sympathie für ihn und den Roman war das nicht zuträglich.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Das Buch hatte ein paar Längen, aber gerade als ich dachte, es wird etwas langweilig, nahm es Fahrt auf und ab da ging es rasant auf das Ende zu.

    Es ist so ein bisschen wie: Und täglich grüßt das Murmeltier, nur, dass unser Protagonist jedes mal stirbt -- mal früher, mal später, und dann sein Leben erneut als Säugling anfängt -- allerdings mit dem Wissen um seine früheren Leben.

    Mich hat das Buch insgesamt ausgezeichnet unterhalten.


    5ratten

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein