In einem Punkt muss ich Saltanah recht geben (und ich habe es schon mehrfach geschrieben): Jenkins (der Erzähler) wirkt unbeteiligt, hat keine Persönlichkeit, tritt nicht in Erscheinung, obwohl er mitten im Geschehen ist. Er hat auch keinen Standpunkt, muss sich beispielsweise die Antwort, welche Sprache zu sprechen sei, überlegen, kommt auf kein Ergebnis, was er entgegnen soll. Das stört mich auch.
Kann es sein, dass das womöglich Absicht von Powell ist, ihn so konturlos darzustellen, weil er (wie so mancher in dem Alter) weder Fisch noch Fleisch ist und selber noch nicht so genau weiß, wer er eigentlich ist? Ich bin gespannt, ob sich da noch mehr Persönlichkeit herauskristallisiert, eventuell auch erst in den Folgebänden.
Zitatdas zweite erschreckend, ja, teilweise auch nervig weil ich mich - im Unterschied zu Hafermilch - schon über die Leute aufgeregt habe.
Die sind größtenteils bescheuert, aber ich finde die Darstellung ziemlich amüsant. Ich muss mich ja gottlob nicht "in echt" mit denen herumschlagen
Trotzdem war auch ich nicht böse um den Schauplatzwechsel im dritten Kapitel, der bringt etwas frischen Wind hinein.
und mehr als Hohlspiegel seiner Beobachtungen fungiert.
"Hohlspiegel" ist schön ausgedrückt
ZitatUnd diese Art des Humors mit dem ständigen Understatement und uneigentlichen Sprechen muss man mögen. Ich liebe allgemein den englischen Humor, auch bei Dickens und z.B. in Stevenson/Osbournes "Die falsche Kiste", aus der mein Nickname stammt. Aber ich habe die Erfahrung machen müssen, dass einige Freunde, denen ich den letztgenannten Roman empfahl, überhaupt nicht verstanden, was ich daran lustig finde.
Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor! Gerade bei britischem Humor (Stephen Fry liebe ich zum Beispiel über alles!) könnte ich oft platzen vor Lachen, während sich andere verwundert die Augen reiben, was genau denn da jetzt witzig gewesen sein soll ...
Hier wie dort gibt es detaillierte, manchmal vielleicht sogar etwas langatmige Beschreibungen von Abendessen, Ausflügen und Tee- oder Kaffeekränzchen, und damit aber auch vom Zustand der jeweiligen Gesellschaft und Machtverhältnis innerhalb einer Gruppe.
Ich mag sowas ja gerne und finde das überhaupt nicht langweilig, weil sich gerade in solchen scheinbar belanglosen Situationen oft das Wesen der Menschen sehr deutlich zeigt.
Hafermilch: keine Sorge, wir machen weiter! :smile: