Kate Atkinson - One Good Turn / Liebesdienste (Jackson Brodie 2)

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    Das Buch habe ich vor einigen Jahren gekauft, ohne zu merken, dass es der 2. Teil einer Serie ist, aber ich hoffe jetzt einfach mal, dass ich auch ohne Kenntnis des ersten Bandes klarkomme.


    Im ersten Kapitel geht es schon gleich hoch her - am Rande des Edinburgher Fringe Festival wird ein Autofahrer brutal zusammengeschlagen. Die Passanten sind sich zunächst nicht sicher, ob das echt oder inszeniert ist, und dann greift ausgerechnet Martin, ein sehr introvertierter Schriftsteller, helfend ein und bringt den Täter durch einen beherzten Taschenwurf aus dem Konzept.


    Im nächsten Kapitel wird erst mal die Vorgeschichte Martins erzählt, der fast zufällig mit einer trivialen Krimiserie, die in den 40er Jahren spielt, bekannt geworden ist und jetzt in einer Schreibblockade steckt.


    Noch habe ich keine Ahnung, wo die Reise hingeht ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Noch habe ich keine Ahnung, wo die Reise hingeht ...


    Ich glaube, das könnte ich dir erzählen. Das ist ein Fall für Jackson Brodie, oder? Ich habe den Krimi zum Buch gesehen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ja, genau, das zweite Buch in der Jackson-Brodie-Reihe.


    Der ist mittlerweile auch aufgetaucht, aber noch eher als passive Figur. Er ist mit seiner Freundin Julia, einer eher erfolglosen Schauspielerin, in Edinburgh, die bei einem ziemlich obskuren Stück auf dem Fringe Festival mitwirkt, und wurde zufällig Augenzeuge der Schlägerei.


    Martin Canning sitzt derweil im Krankenhaus, denn man hat ihn dorthin einfach mitgenommen, als der Verletzte abtransportiert wurde, weil man dachte, die beiden kennten sich. Der Verletzte übrigens muss irgendwas verbergen, denn schon am Anfang des Buches wurde klar, dass er unter falschem Namen unterwegs ist und wohl mehrere gefälschte Identitäten nutzt. Vielleicht war der Anlass für den brutalen Überfall ja gar nicht der kleine Rempler beim Einparken ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Anfangs dümpelt das Buch irgendwie ein bisschen vor sich hin, aber nach etwa 100 Seiten wird es deutlich spannender.


    Nachdem er Augenzeuge der Baseballschläger-Attacke geworden ist, findet Jackson Brodie beim Spaziergang am Meer eine tote junge Frau, die im Wasser treibt. Bei ihr findet er eine rosa Visitenkarte von einem ominösen Dienstleistungsunternehmen namens "Favours" (das, wie seine Recherchen ergeben, niemand zu kennen scheint). Blöd nur, dass er es nicht schafft, sie an Land zu holen, und die Leiche verschwunden ist, als die Polizei eintrifft, so dass Inspector Louise Monroe ihre Zweifel hat, ob Brodie nicht selbst der Täter ist oder irgendetwas anderes zu verschleiern versucht.


    Während Martin Canning im Hotel auf das Opfer des Baseballschläger-Typen aufpasst, dringt der in Martins Wohnung ein und attackiert den Übernachtungsgast, der dort gerade wohnt, einen mittelmäßigen Komiker namens Richard Moat. Gefunden wird der dann von Martins Putzfrau - die wiederum bei "Favours" arbeitet. Und schließlich wird Brodie selbst von dem Kerl angegriffen und, als er sich wehrt, auch noch angezeigt.


    Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um Graham Hatter, einen Bauunternehmer, der preisgünstige Wohnungen und Häuser baut und es dabei wohl nicht immer so genau mit den Vorschriften genommen hat. Jetzt liegt er nach einem schweren Herzinfarkt bewusstlos im Krankenhaus. Pikantes Detail: den Infarkt hat er beim Liebesspiel mit einer Prostituierten erlitten.


    Irgendwie hängt das natürlich alles zusammen, aber genauso wie Brodie habe ich noch keinen blassen Schimmer, wie ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    Am Rande des Fringe Festival in Edinburgh flippt ein Mann nach einem harmlosen Einparkrempler völlig aus und prügelt den Unfallverursacher mit einem Baseballschläger halb tot. Nur dem beherzten Taschenwurf eines Augenzeugen ist es zu verdanken, dass der Mann von seinem Opfer ablässt, doch die Verfolgung des Täters gestaltet sich schwierig, weil sich die Zeugenaussagen widersprechen und sich niemand sein Autokennzeichen gemerkt zu haben scheint.


    Der "Taschenwerfer", Martin Canning, ein sonst sehr zurückhaltender, ja regelrecht ängstlicher Mensch, hat indessen noch ein ganz anderes Problem: in der Tasche war sein Laptop mit dem Manuskript für seinen neuesten Roman aus seiner erfolgreichen, wenn auch äußerst trivialen Krimiserie, mit dessen Abgabe er sowieso schon im Verzug ist.


    Auch der ehemalige Polizeibeamte Jackson Brodie, der wegen seiner schauspielernden Freundin eher unfreiwillig auf dem Festival ist, wurde Zeuge des Vorfalls, gerät aber kurz darauf selbst in den Fokus der Ermittlungen.


    Und dann ist da noch Graham Hatter, der es als Bauunternehmer zu ordentlich Geld gebracht hat, aber nicht immer mit sauberen Mitteln. Jetzt liegt er auf Leben und Tod auf der Intensivstation, nachdem ihn beim Sex mit einer Prostituierten ein Herzinfarkt ereilt hat, und seine Frau behält das erst einmal für sich und informiert nicht einmal ihre Kinder ...


    Es dauert etwa hundert Seiten, bis dieser Krimi aus Schottland endlich "abhebt". Bis dahin stehen mehrere Handlungsstränge scheinbar zusammenhanglos im Raum, es geht teilweise sehr (zu?) tief ins Detail der persönlichen Vergangenheit einiger Figuren, und trotz der angenehmen Sprache mit der einen oder anderen literarischen oder musikalischen Anspielung fragt man sich, ob da wirklich noch was kommt, wofür es sich dranzubleiben lohnt.


    Die Antwort ist ja. Als die Fäden ganz allmählich zusammenzulaufen beginnen und es auch noch zu weiteren Gewalttaten kommt, die bei Brodie den Wunsch wecken, den Hintergründen nachzugehen, gewinnt das Buch deutlich an Fahrt und kann diese auch bis zum Ende halten. Immer wieder rückt ein neues Fitzelchen Information ins Blickfeld und findet seinen Platz im Gesamtbild, bis man schließlich auf der allerletzten Seite begreift, wie gut dieser Krimi konstruiert ist.


    Das eine oder andere wiederkehrende Symbol wird vielleicht ein bisschen überstrapaziert, manche Figuren wirken einen Tick überzeichnet, und Brodies Freundin geht einem ziemlich schnell auf den Wecker, aber davon abgesehen mausert sich das Buch nach dem ein wenig zähen Anfang zu einem spannenden und originellen Krimi vor der bunten Kulisse des Fringe Festival.


    Ob ich die Brodie-Reihe unbedingt weiterverfolgen muss, weiß ich nicht so genau, aber ich bin definitiv neugierig auf die genrefreien Romane der Autorin geworden, weil mich ihr Schreibstil generell sehr angesprochen hat.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ob ich die Brodie-Reihe unbedingt weiterverfolgen muss, weiß ich nicht so genau, aber ich bin definitiv neugierig auf die genrefreien Romane der Autorin geworden, weil mich ihr Schreibstil generell sehr angesprochen hat.


    Dieses Buch habe ich nicht gelesen, aber ein paar andere aus der Reihe. Sie sind nicht schlecht, aber das trifft leider auf viele Krimireihen zu und alle kann ich nicht lesen :zwinker:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ja, eben!


    Ich werde mir mal ihre anderen Romane ansehen. "Life After Life" reizt mich sehr.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich war mir beim Lesen nie sicher, ob ich wirklich einen Krimi in der Hand habe. Kate Atkinson erzählt sehr ausführlich über ihre Charaktere und gibt einen tiefen Einblick in das Seelenleben. Die Verbrechen passieren fast nebenbei. Die Aufeinandertreffen von Jackson Brodie und dem Mann mit dem Baseballschläger fand ich teilweise ein bisschen überzogen. Aber sie sind auch wichtig, denn sie bringen Jackson dazu, sich selbst zu hinterfragen. Hat er wirklich mit seinem Leben als Ermittler abgeschlossen? Der Umzug nach Frankreich schien eine gute Idee zu sein, aber die Realität sieht anders aus. Seine Beziehung, wenn man die so nennen kann, zu Julia steht auf mehr als wackeligen Beinen, manchmal frage ich mich, warum sich die beiden miteinander abgeben. Auf mich wirkt es so, als ob es nur noch aus Gewohnheit ist.


    Graham hat mehr mit der Geschichte zu tun, als ich am Anfang vermutet habe, genau wie auch seine Frau. Mir gefällt, wie sie sich neu findet, je länger er im Krankenhaus liegt. Martin bleibt dagegen im Hintergrund, was ich schade finde. Denn auch wenn er ein grauer Mäuserich ist, ist er trotzdem interessant und ich hätte gerne mehr über ihn erfahren.


    Jacksons Mädchen am Strand ist lange nur etwas, was in seiner Fantasie zu existieren scheint. Dementsprechend wenig Interesse hat die Polizei heran. In so abzutun, fand ich ein wenig unrealistisch.


    Auch wenn es sehr ruhiger Krimi war, hat er doch gut gefallen. Am Ende hat mich die Autorin überraschen und die Geschichte rund machen können.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich war mir beim Lesen nie sicher, ob ich wirklich einen Krimi in der Hand habe. Kate Atkinson erzählt sehr ausführlich über ihre Charaktere und gibt einen tiefen Einblick in das Seelenleben.

    Da merkt man, dass Atkinson mit genrefreien Romanen begonnen hat und nicht nur Krimis schreibt. Mit dem Buch hier - mein erstes von ihr - hatte ich ein paar Startschwierigkeiten, mochte aber wie in meiner Rezi beschrieben die Sprache so sehr, dass ich einige weitere belletristische Bücher von ihr gelesen habe, die ich enorm mochte. Daraufhin habe ich mir nun doch auch Band 1 der Brodie-Reihe besorgt und bin gespannt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    Jackson Brodie ist in Edinburgh, es ist die Zeit des „Fringe“, des großen Kulturfestivals. Eigentlich begleitet er Julia, die hier auftreten wird, aber die hat kaum Zeit für ihn und so gerät er prompt in Schwierigkeiten: er gerät in eine Prügelei, findet eine Leiche, …


    Wie ich es von der Autorin gewohnt bin, dauert es allerdings so einige Zeit bis sich der Nebel lichtet und man die Verbindungen zwischen den zahlreichen unabhängig wirkenden Figuren und Handlungssträngen zu erkennen beginnt. Außer Brodie ist zudem eigentlich niemand so wie er oder sie zunächst erscheint. Es macht Spaß, wenn die versteckten Eigenschaften zum Vorschein kommen und in einigen Fällen möchte ich das Buch fast nochmal lesen, um nach Hinweisen dafür zu suchen.


    Das Buch ist kein wirklicher Krimi, dazu dauert es viel zu lange, bis „wirklich“ etwas passiert, aber das furiose Finale entschädigt zumindest mich mehr als ausreichend fürs Warten. Der nächste Band steht schon auf dem Einkaufszettel.


    4ratten