Thomas Mann – Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.617 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

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    Völlig überbewertet

    Der unerträgliche, geschwätzige Stil des Autors durchzieht das ganze Buch. Eine Sprache, die sich spreizt und zeigen will, zu welchen Formulierungen sie im Stande ist. Ein von der Grammatik abgesegneter Unfug verhindert das Eintauchen in die Geschichte.


    Man muss sich größtenteils zwingen zum Lesen. Immer wieder versperren ermüdende Aufzählungen von Gegenständen den Fortgang der Handlung. Das Stilmittel des `pars pro toto` ist dem "Weltautor" Mann offenbar fremd.


    Taugt die eigentümlich komplizierte Redensweise der Hauptfigur immerhin noch dazu, deren Selbstverständnis und angestrebten Status zu unterstreichen, so lässt der Autor auch alle anderen Figuren, selbst junge Töchter, in gedrechselten Schachtelsätzen schwadronieren.


    Mann ist in seinen geschwätzigen Stil so verliebt, dass er die Möglichkeiten einer persönlichen Charakterisierung der jeweiligen Figur komplett ignoriert. Fast jeder und jede, die auftaucht, redet im ´Krull-Stil`.


    Dieser besteht darin, dass der Sprecher während seiner Rede auf die Metaebene wechselt, um von dort sein eigenes Sprachverhalten fortwährend zu kommentieren. So entstehen sinnlose Einschübe wie: „Es scheint mir, dass“, „so möchte ich behaupten“, „schien es mir doch angemessen zu sagen“, „scheint es meiner Pflicht zu obliegen, den Leser auf die Tatsache hinzuweisen, dass“, „wenn ich mich nicht irre“, etc.

    Das maßlose Erweitern der Sätze, das Einziehen immer weiterer Unterebenen, trägt zur Verwirrung bei und erschwert die Lesbarkeit.


    Die Hochstapelei - das angebliche Grundmotiv des Romans - lässt sich nur sehr eingeschränkt feststellen. Krankfeiern und banaler Diebstahl haben nichts mit Hochstapeln zu tun. Kellnern auch nicht. Ebensowenig Krulls verkappte Gigolo-Tätigkeit. Auch die Ausmusterung beim Militär erlangt er nicht durch die Überhöhung seines Könnens, sondern durch das Gegenteil.


    Da, wo Manns Hauptfigur sich tatsächlich zu höherem aufschwingt, nimmt er einen Rollentausch vor, leistet er eine bloße Gefälligkeit. Außer die Welt zu bereisen, erlangt er durch die Annahme der fremden Identität keinen Vorteil, und selbst dieser ist nicht erschlichen, sondern mit dem Tauschpartner vereinbart. Im Gegenteil: Krull übergibt ihm sogar noch seine Ersparnisse.


    Ein Hochstapler hätte Krull erst dann richtig sein können, wenn er seine Rolle als reisender Marquis auf Kosten fremder Eltern dazu benutzt hätte, eigene Unternehmungen zu wagen, wenn er bedeutende Positionen erlängt hätte, wenn er Tätigkeiten entfaltet hätte, die über die Absprache mit dem in Paris gebliebenen Kollegen hinausgegangen wären. So beschränkt sich seine Rolle darauf, dem Müßiggang zu fröhnen, Frauen mit seinem Äußeren zu beeindrucken und von unterwegs Briefe im Namen eines anderen zu schreiben.

  • Das Stilmittel des `pars pro toto` istdem "Weltautor" Mann offenbar fremd.

    Wohl kaum. Aber er wendet es hier bewusst nicht an.


    Taugt die eigentümlichkomplizierte Redensweise der Hauptfigur immerhin noch dazu, derenSelbstverständnis und angestrebten Status zu unterstreichen, so lässt der Autorauch alle anderen Figuren, selbst junge Töchter, in gedrechseltenSchachtelsätzen schwadronieren.


    Mann ist in seinengeschwätzigen Stil so verliebt, dass er die Möglichkeiten einer persönlichenCharakterisierung der jeweiligen Figur komplett ignoriert. Fast jeder und jede,die auftaucht, redet im ´Krull-Stil`


    Genau. Denn es ist Krull, der erzählt. Nicht Thomans Mann. ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Thomas Mann – Felix Krull“ zu „Thomas Mann – Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ geändert.
  • Ich habe Felix Krull jetzt als Hörbuch gelesen, das erleichtert den Verzehr. Beim Zuhören sind die langen, etwas schrulligen Sätze leichter verdaulich. Die Sprache und auch die Ironie waren für mich die positiven Seiten des Romans. Unangenehm waren mir die längeren französischen Passagen. Und natürlich diese grauenhafte Bettszene mit der Tänzerin...


    Für 3ratten reicht es bei mir aber.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.