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Alex Beer - Die rote Frau
Limes, Mai 2018
416 Seiten; 20.- EUR (HC)
EAN 978-3-809-02676-1
Serie: Rayonsinspektor August Emmerich #2
März 1920. Rayonsinspektor August Emmerich ist mit seinem Assistenten Ferdinand Winter bei der Abteilung „Leib und Leben“ der Wiener Polizei tätig. Die Hauptstadt der noch jungen österreichischen Republik ist geprägt von den Extremen dieser Zeit: auf der einen Seite Dekandenz, auf der anderen Hunger und Kälte.
Auch bei der Arbeit haben die beiden Ermittler schon bessere Zeiten gesehen, denn auch wenn Emmerich endlich in der ersehnten Abteilung angekommen ist, so sind sie dort im Grunde zu Schreibtischarbeiten verdonnert. Oder sie müssen auf eine beliebte Schauspielerin acht geben, da diese aufgrund eines Fluches um ihr Leben bangt - während die Kollegen im Fall des ermordeten angesehenen Stadtrates Richard Fürst ermitteln.
Überraschenderweise findet sich eine Verbindung und Emmerich und Winter entdecken ein mögliches Komplott. Fragt sich nur, wer den beiden, die auf dem Abstellgleis verharren, Glauben schenken soll… Aber Emmerich wäre nicht Emmerich, wenn er seinem Instinkt nicht trauen und die Herausforderung annehmen würde.
August Emmerich, der durch eine Kriegsverletzung mit einem Bein starke Probleme hat, ist ein unkonventioneller Ermittler, der ab und an durchaus mit seiner persönlichen Situation handert - verständlicherweise, wenn man bedenkt, dass er von seinem derzeitigen Vorgesetzten als Teil der Krüppelbrigade gesehen wird, der man keinen ersthaften Fall anvertraut. Bei all seinem Handeln - so kritisch man es mitunter auch betrachten kann - bleibt Emmerich sehr sympathisch, wenn auch nicht ohne Fehler. Zum Beispiel die Tatsache, dass er seinen Assistenten, den er anfangs (im ersten Fall „Der zweite Reiter“) nicht sonderlich geschätzt hat, immer noch unhöflich duzt, kann man ihm ankreiden. Nicht nett, aber für mich macht das die Figur Emmerich noch einen Tick glaubhafter als sie es eh schon ist.
Der anfängliche Auftrag für den Rayonsinspektor und Winter ist wirklich hanebüchen - zum Glück lässt es sich auf Emmerichs Art ziemlich rasch lösen. Doch dann entpuppt sich die undankbare Aufgabe unverhofft als eine Verbindung zum aufsehenerregenden Fall, der gerade halb Wien beschäftigt. Natürlich lässt sich Emmerich die Chance nicht entgehen und beschert den Leser*innen somit eine spannende Ermittlung, die nicht nur in die Unterwelt Wiens führt, sondern auch an diverse Orte, die die weit geöffnete Schere des damaligen Lebens verdeutlichen.
Mich hat die Mischung aus Lokalkolorit und historisch Wissenswertem sehr fasziniert - zusammen mit einem spannenden Fall, der aufgrund der politischen Situation bestens funktioniert und mich rundherum überzeugt hat.
„Die rote Frau“ ist nicht bloß Krimi, sondern transportiert Fakten und allerlei interessante Details - für mich ein perfekt gelungender historischer Krimi. Hier kommen auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge zwischen den Weltkriegen bestens zur Geltung. Chapeau! Ich freue mich auf den dritten Fall um Emmerich - und weitere.