Ursula Gräfin von Schlieffen - Briefe aus Bagdad

  • Ursula Gräfin von Schlieffen

    Briefe aus Bagdad

    (2003)


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    Ursula Gräfin von Schlieffen war in erster Ehe mit Hans-Ulrich Wilke verheiratet, der im Jahr 1959 als Attaché des Auswärtigen Amtes an die Deutsche Botschaft nach Bagdad versetzt wurde. Sie begleitete ihn und schrieb von dort aus regelmäßig Briefe an ihre Mutter in Deutschland. Nachdem ihr die Schriftstücke Jahrzehnte später wieder in die Hände fielen, beschloss sie, diese in einem Buch zu veröffentlichen.


    Dreieinhalb Jahre dauerte der Aufenthalt der Wilkes im Irak, wo aus dem Ehepaar eine vierköpfige Familie wurde. Besonders in politischer Hinsicht fiel er in eine schwierige Phase, denn das Land befand sich damals in der Situation, dass mehrere Seiten um die politische Vorherrschaft rangen. Letztlich endete der Aufenthalt dort zufällig auch an dem Tag, als ein Militärputsch stattfand. Davon abgesehen war die größte Belastung die enorme Hitze während der Sommermonate. Selbst Klimaanlagen konnten die Hitze nur um wenige Grad reduzieren. Ein Aufenthalt im Freien war wochenlang nur in den Abend- und Nachtstunden möglich.


    Das Botschafter-Ehepaar pflegte intensive Freundschaften mit anderen Abgesandten aus europäischen Ländern, hatte aber durch einheimische Hausangestellte auch Kontakt mit Irakern. Die Verbindung zur Verwandtschaft in Deutschland fand hauptsächlich auf dem Postweg statt. Flüge waren enorm teuer und Telefonate fast unmöglich. Wichtig wurde die deutsche Familie, als der nur wenige Monate alte Sohn der Wilkes erkrankte und die Eltern kein Vertrauen in die unzureichende ärztliche Versorgung vor Ort hatten. Durch Hilfe Dritter konnte der Kleine nach Deutschland geflogen und angemessen versorgt werden. Wenn man über die Sterblichkeitsrate der einheimischen Säuglinge und Kleinkinder liest, weiß man, dass dem Kleinen damit das Leben gerettet wurde. Es ist erschreckend, welche Einstellung Iraker zu ihrem Nachwuchs hatten.


    Ursula von Schlieffen plaudert in leichtem Ton von den Reisen, die sie in diesen drei Jahren unternommen hat, schildert die Gepflogenheiten der irakischen Bevölkerung und den Tagesablauf als privilegierte Europäerin. Alles findet Erwähnung, oft sehr humorvoll: kleine Unannehmlichkeiten in ihrem Haushalt, der unmögliche Zustand der Straßen, die Hitze, aber auch die Gastfreundschaft der Einheimischen, die karge Schönheit des Landes und die Basare mit ihren vielfältigen Geräuschen und Gerüchen. So entsteht ein lebendiges Bild eines Landes, das uns eigentlich heute noch ziemlich unbekannt ist. Zwischen den Briefen finden sich hin und wieder kurze optisch abgesetzte Erläuterungen, die den Inhalt genauer erklären, was vor allem bei den politischen Verhältnissen und irakischen Familienverhältnissen sehr informativ ist.


    Spannende Reiselektüre, auch wenn die Ereignisse fast schon 60 Jahre zurückliegen.


    4ratten