Warum Thalia so erfolgreich ist

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  • Zitat von "Papyrus"


    Als Stammkundin und werde ich als solche erkannt und behandelt, das Personal besteht aus gelernten Buchhändlern und ist auch bei ausgefallenen Fragen und Wünschen kompetent zur Stelle.


    Ich würde mal behaupten, dann ist Deine Buchhandlung noch keine ganz große Buchhandlung. In der Mayerschen in Dortmund gehen täglich tausende Leute ein und aus. Da kennt niemand irgendjemanden. *G*


    Zitat von "Papyrus"

    Die kleineren Buchhandlungen die ich kenne haben das gleiche Angebot wie die großen Geschäfte.
    Hier ist m.E. der Schwachpunkt der kleinen Geschäfte: man könnte sich spezialisieren und kleinere Verlage, unbekanntere aber gute Bücher anbieten, etc. (ähnlich wie z.B. Feinkostgeschäfte. o.ä.) aber das tun sie nicht und bleiben irgendwann natürlich auf der Strecke.


    Tja, das ist ein Märchen, das so einfach nicht funktioniert. Du kannst Dich im Normalfall nicht auf kleine Verlage etc. spezialiseren, denn auch kleine Buchhandlungen leben von der Laufkundschaft und die nehmen eben im Vorbeigehen den neuesten Dan Brown mit. Man darf diese Leute nicht verschrecken.
    Übrigens herrscht in kleinen Buchhandlungen immer noch Schwellenangst. Viele Leute betreten diese nicht, weil sie sie für elitär halten. Wenn man nur kleine Verlage und so im Angebot hat, dann fördert man dies auch noch. Man muss einfach eine gute Mischung finden.


    Im Übrigen - es gibt selbsverständlich auch schlechte kleine Buchhandlungen. Nur weil sie klein ist, ist eine Buchhandlung nicht super toll! *G* Und auch in kleinen Buchhandlungen stehen mal Aushilfen, die absolut keinen Schimmer vom Thema Buch haben!


    Liebe Grüße,
    Steffi


  • Übrigens hat sich das bei uns Elke auch gewandelt. Die Leute kaufen ihre Bücher mittlerweile nicht mehr unbesehen, weil sie auch oft enttäuscht worden sind. Bei den ersten 2-3 Sendungen wurden die Bücher bei uns gekauft wie geschnitten Brot. Mittlerweile lassen sie sich aber doch zusätzlich noch beraten, weil sie oft auf die Nase gefallen sind.


    Im Übrigen - mein Paradebeispiel ist immer noch Diana Gabaldon. Die ist ohne Werbung und PR eine von Deutschlands richtig großen Bigsellern geworden. Einfach weil wir Fans Mundpropaganda gemacht haben. Im Endeffekt haben wir also schon Einfluss auf den Markt!


    Liebe Grüße,
    Steffi

  • Hallo Dostoevskij,


    Zitat von "Dostoevskij"

    Wenn einem aber nichts anderes übrig bleibt? Wenn mir der Käse einer Firma nicht gefällt, kaufe ich den einer anderen. Aber was tun bei gewissen Büchern? Ich habe dtv damals jahrlang gezürnt, als sie Mitte der Neunziger das Design geändert hatten. Meine geliebten dtv-Bücher! Was konnte man tun? Nichts. Überhaupt, daß die Taschenbücher seit 10 bis 15 Jahren großformatiger geworden sind, ist eine so doofe Entwicklung, daß ich dabei immer wieder in Rage gerate. (...)
    Was ich sagen will: Man kann nur bedingt Einfluß nehmen - nur dann, wenn Alternativen existieren.


    Naja, wir redeten aber doch über Inhalte und nicht über Design. Wenn du natürlich das Design der dtv-Bücher aus den 80ern derart umwerfend fandest (ich finde es furchtbar, genau wie das von den alten Rowohlt TB), kannst du nichts machen, das stimmt. Aber du kannst jetzt auch nicht erwarten, dass Verlage Bücher in 20 verschiedenen Ausstattungen herstellen, je nach Gusto des/r Kunden/in. :entsetzt:
    Im inhaltlichen Bereich gibt es jedoch genügend Alternativen zu den Trivialitäten dieser Welt, die werden halt nur leider nicht gekauft.


    Herzlich, B.

  • Hallo! :winken:
    Kann mir denn bitte jemand meine Diogenes/amazon.de-Frage beantworten? [size=8px]Sonst fühl ich mich so übergangen...[/size] :heul:



    :zwinker:
    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Zitat von "dubh"

    Hallo! :winken:
    Kann mir denn bitte jemand meine Diogenes/amazon.de-Frage beantworten? [size=8px]Sonst fühl ich mich so übergangen...[/size] :heul:



    :zwinker:
    Liebe Grüße
    dubh



    Dann will ich mal! :)


    Eine zeitlang waren Diogenes Bücher zwar bei amazon gelistet, aber nicht zu bestellen, weil amazon so viel Rabatt von Diogenes haben wollte, dass die einfach ein Zeichen setzen wollten und diesem Druck nicht stand gegeben haben.


    Irgendwann haben sie sich wohl geeinigt, weil sowohl Diogenes als auch amazon sich nicht leisten können nichts zu verkaufen. Aber Diogenes hat damals mit dieser Aktion großes Aufsehen erregt.


    Liebe Grüße,
    Steffi

  • Zitat von "Steffi (Bücherkiste)"


    Das sollte auch nicht so erscheinen, aber man muss das schon kritisch sehen. Aber ich denke, es ist nur menschlich, dass Du Deinen Arbeitgeber verteidigst. Genauso wie ich es ja mit unserer kleinen Buchhandlung mache!


    Ich verteidige nicht meinen Arbeitgeber (dazu habe ich im Moment nicht viel Grund). Sondern die äußerst kompetenten Buchhändler, die ich dort kennengelernt habe. Viele davon haben früher schon in kleinen Buchhandlungen gearbeitet und haben ein sehr gutes Wissen. Größer als das von so mancher Buchhändlerin aus einer kleinen Buchhandlung, die ich kennengelernt habe. Kompetenz hat nichts mit der Größe der Buchhandlung zu tun, sondern damit wieviel Zeit der Buchhändler in seine Arbeit investiert. Auch Buchhändler in größeren Läden nehmen ihren Job ernst.


    Zitat


    Hm...ich möchte Dir jetzt nicht auf den Schlipps treten. In Deinem Fall stimmt das sicherlich. Aber als ich meine Ausbildung gemacht habe (da war ich ja schon 25) habe ich mit jede Menge Leuten von der Mayerschen Berufsschule gehabt (die ich irgendwann geschmissen habe, da ich über 21 war, ging das) und das waren so unglaublich naive Leute. Ich finde einfach, Buchhändler ist ein Job, den man erst ab einem bestimmten Alter richtig gut machen kann. Deswegen werden ja zum Beispiel auch gerne Studienabbrecher genommen, weil sie eben schon älter sind. Mit 18 kannst Du de facto einfach noch nicht so viel gelesen haben.

    [/quote]


    Ähm..wie kommst du auf die Idee, daß in großen Buchhandlungen nur 18jährige arbeiten? Bei uns geht das Altersspektrum von 18jährigen Azubis bis zu Buchhändlern kurz vor der Rente.
    Wir nehmen in erster Linie Abiturienten als Azubis, ich habe meine Lehre mit 19 angefangen und werde in diesem Jahr 25.
    Man kann ja nicht automatisch jungen Leuten diesen Beruf verwehren, nur weil sie noch nicht so viel gelesen haben. Zu dem Beruf gehört deutlich mehr als viele Bücher gelesen zu haben. Die Erfahrung kommt mit der Zeit. Da viele Leute auch nur aktuelle Titel haben wollen, mußt du ohnehin viel neues lesen.
    Abgesehen davon, daß es nicht immer darauf ankommt wieviel man gelesen hat (in Fachbuchabteilungen spielt solches Vorwissen kaum eine Rolle).


    Zitat

    Und ich höre von vielen Leuten, die in die Dortmunder Mayersche gehen, dass sie eben nicht beraten werden, weil die Leute dort keine Ahnung haben.


    Und deshalb ist das in allen großen Buchhandlungen so?
    Ich habe nie gesagt, daß es keine Großbuchhandlungen mit schlechter Beratung gibt. Ich habe nur gesagt, daß ich es nicht mag wenn Großbuchhandlungen generell niedergemacht werden, weil nicht jede gleich ist.
    Genauso gibt es kleine Buchhanlungen mit Leuten die keine Ahnung haben.


    Zitat

    Das Problem ist übrigens, wenn man sowieso viel beraten muss, wie ich in einer kleinen Buchhandlung, dann lernt man auch relativ schnell etwas über Lesestoff, den man selbst eigentlich nicht liest. Ich kann mittlerweile Leuten etwas empfehlen, von dem ich selbst eigentlich nicht so viel Ahnung habe. Einfach weil ich weiß, welche Titel vergleichbar sind.


    Warum weiß das ein Buchhändler in einer großen Buchhandlung nicht?


    Zitat

    Das kann ich gut nachvollziehen und das ist sicherlich nicht schön. Dagegen würde ich mich auch wehren. Im Übrigen können die Leute, die eben keine Ahnung ja auch nix dafür. Sie sind eben auch schlecht ausgebildet bzw. wenn man eine ungelernte Kraft in eine Buchhandlung setzt, dann kann die ungerlernte Kraft ja nichts dazu, sondern die Buchhandlung.


    Der Punkt ist: Man tut so als hätten wir keine Ahnung weil wir in einer großen Buchhandlung arbeiten. Und das schon bevor man beurteilen kann ob wir denn nun tatsächlich keine Ahnung haben.
    Man ist nicht automatisch schlecht ausgebildet wenn man in einer großen Buchhandlung lernt, das möchte ich hier noch einmal ganz deutlich feststellen. Ganz im Gegenteil haben wir als Azubis viel zusätzliche Förderung durch Vorträge und Lehrgespräche bekommen.


    Zitat


    Das ist doch total schön. Und nur das zählt doch auch. Allerdings habe ich eben von allen Lehrlingen der Mayersche genau das Gegenteil gehört.


    Ich kenne die Mayersche nicht. Mag sein, daß da die Dinge anders laufen. Das will ich nicht bestreiten.
    Ich mag nur diese Gleichmacherei nicht. Nicht alle großen Buchhandlungen sind sofort schlecht, nur weil sie groß sind. Im Gegenzug dazu sind natürlich auch nicht alle großen Buchhandlungen toll, der Trend zur Aushilfe verbreitet sich immer mehr.
    Ich finde es einfach falsch mit dieser Einstellung in eine große Buchhandlung zu marschieren. Damit tut man nämlich unter Umständen den Leuten Unrecht, die dort arbeiten.


    Liebe Grüße, Pandora


    [/quote]

  • Hallo Pandora!


    Zitat


    Ich verteidige nicht meinen Arbeitgeber (dazu habe ich im Moment nicht viel Grund). Sondern die äußerst kompetenten Buchhändler, die ich dort kennengelernt habe. Viele davon haben früher schon in kleinen Buchhandlungen gearbeitet und haben ein sehr gutes Wissen. Größer als das von so mancher Buchhändlerin aus einer kleinen Buchhandlung, die ich kennengelernt habe. Kompetenz hat nichts mit der Größe der Buchhandlung zu tun, sondern damit wieviel Zeit der Buchhändler in seine Arbeit investiert. Auch Buchhändler in größeren Läden nehmen ihren Job ernst.


    Ich habe auch nicht gesagt, das sie ihren Job nicht ernst nehmen. Nur ist der Job dort teilweise einfach auch ein anderer. Diese ganze Logistik und Lagerhaltung fällt ja im Prinzip bei kleinen Buchhandlungen weg. Ich spreche den Leuten grundsätzlich auch keine Kompetenz ab, nur wird diese Kompetenz ja normalerweise kaum genutzt. Ich sehe selten in einer großen Buchhandlung ein Gespräch zwischen einem Kunden und einer Fachkraft. Normalerweise stöbern die Leute dort - ohne Beratung in Anspruch zu nehmen. Und wenn ich nicht viel beraten muss, dann fehlt da meiner Meinung nach irgendwann auch ein wenig die Kompetenz. Hmpf - ich weiß nicht, wie ich das richtig ausdrücken soll - ich hoffe Du verstehst, was ich meine



    Zitat


    Ähm..wie kommst du auf die Idee, daß in großen Buchhandlungen nur 18jährige arbeiten? Bei uns geht das Altersspektrum von 18jährigen Azubis bis zu Buchhändlern kurz vor der Rente.


    Vielleicht sollten wir hier auch von Ketten reden. Ich weiß sicher, dass z.B. in der Mayerschen nur Leute unter 30 eingestellt werden und in den Läden wimmelt es nur so von jungen Auszubildenden, dafür gibt es wenige ausgelernte Fachkräfte.


    Zitat


    Wir nehmen in erster Linie Abiturienten als Azubis, ich habe meine Lehre mit 19 angefangen und werde in diesem Jahr 25.


    Das ist normal und wie gesagt Studienabbrecher werden auch gerne genommen.


    Zitat


    Man kann ja nicht automatisch jungen Leuten diesen Beruf verwehren, nur weil sie noch nicht so viel gelesen haben. Zu dem Beruf gehört deutlich mehr als viele Bücher gelesen zu haben. Die Erfahrung kommt mit der Zeit. Da viele Leute auch nur aktuelle Titel haben wollen, mußt du ohnehin viel neues lesen.
    Abgesehen davon, daß es nicht immer darauf ankommt wieviel man gelesen hat (in Fachbuchabteilungen spielt solches Vorwissen kaum eine Rolle).


    Sicherlich ist das so. Aber ich finde dieser Job hat sehr viel mit persönlicher Reife zu tun. Ich erinnere mich wie gesagt an die Berufsschule. Da waren ein zwei etwas älter, der Rest teilweise gerade 19 und darunter waren wirklich richtige Pappnasen. Und wie Du schon sagst, es gehört mehr als Bücher lesen zu diesem Beruf, sondern ein bißchen Lebenserfahrung.


    Die Leute wissen manchmal gar nicht, was eine Buchhändlerin alles zu hören kriegt, bzw. was man durch den Lesestoff einer Kundin alles so erfährt. Eigentlich sind Bücher nämlich etwas sehr persönliches. Was macht man, wenn eine Kundin ein Krebsbuch bestellt und bei der Abholung in Tränen ausbricht? Das ist ein krasses Beispiel, ich weiß.


    Sicher kann jeder Buchhändler werden, der gerne liest, sich zudem gerne mit Leuten befasst, mit dem PC, etc. - aber es gibt eben in jedem Job solche und solche und ich glaube das ein gewisses Alter bei diesem Job hilft bzw. eine gewisse persönliche Reife. Hoffentlich kommt das jetzt nicht furchtbar oberlehrerhaft rüber. Ich bin auch erst 28 und hab die Weisheit sicher nicht mit Löffeln gefressen...



    Zitat


    Und deshalb ist das in allen großen Buchhandlungen so?
    Ich habe nie gesagt, daß es keine Großbuchhandlungen mit schlechter Beratung gibt. Ich habe nur gesagt, daß ich es nicht mag wenn Großbuchhandlungen generell niedergemacht werden, weil nicht jede gleich ist.


    Gut, ich kann nur von denen sprechen, die ich kenne und davon was ich so von anderen Leuten höre und da hört man eben viel schlechtes. Sicherlich auch manchmal zu unrecht, aber irgendwo ist immer auch ein Fünkchen Wahrheit dran.


    Zitat

    Genauso gibt es kleine Buchhanlungen mit Leuten die keine Ahnung haben.


    Das habe ich ja auch bereits gesagt. Es gibt auch extrem miese kleine Buchhandlungen, aber oft sind sie eben besser, weil der Kundenkontakt stärker ist und wenn Du dann nicht gut beraten kannst, kann Du eine kleine Buchhandlung eigentlich nicht halten. Es sei denn es gibt weit und breit keine! *GG*


    Zitat


    Warum weiß das ein Buchhändler in einer großen Buchhandlung nicht?


    Also - als ich in meinem Job angefangen habe, kannte ich viele Sachen auch nicht. Die habe ich erst durch die Beratung etc. kennengelernt und dabei gelernt, was vergleichbar ist. Wenn ich weniger beraten muss, kriege ich weniger Einblick in Dinge, die mich persönlich erstmal nicht so interessieren. Wir sind uns doch alle erstmal am nächsten, oder? Wenn ich es mir aussuchen kann, kümmere ich mich um die Bücher, die ich selbst gerne mag. In einer kleinen Buchhandlung geht das nicht. Da gibt es meist nur eine Etage und Du musst überall zugegen sein und Dich auskennen. In einer großen Buchhandlung hat man normalerweise sein Fachgebiet.



    Zitat


    Der Punkt ist: Man tut so als hätten wir keine Ahnung weil wir in einer großen Buchhandlung arbeiten. Und das schon bevor man beurteilen kann ob wir denn nun tatsächlich keine Ahnung haben.


    Das ist ja schon mal an sich falsch, weil im Prinzip haben wir alle die selbe Ausbildung bzw. wir alle mussten die selbe Prüfung ablegen. Wie gesagt, Du bist sicherlich eine ganz hervorragende Buchhändlerin, aber guck mal, Du engagierst Dich auch in Deiner Freizeit. Schreibst in Foren, etc. Die meisten wissen nicht mal, das man lange vorher die Neuerscheinungen auf den Verlags-HPs finden kann. Die interessieren sich außerhalb ihrer Arbeitszeit nicht für den Job und ich glaube, das dies in unserem Job nicht funktioniert.


    Zitat


    Man ist nicht automatisch schlecht ausgebildet wenn man in einer großen Buchhandlung lernt, das möchte ich hier noch einmal ganz deutlich feststellen. Ganz im Gegenteil haben wir als Azubis viel zusätzliche Förderung durch Vorträge und Lehrgespräche bekommen.


    Das stimmt. Ihr habt sicherlich auch Vorteile was Rechnungswesen und den ganzen Kram angeht. Sowas habe ich in unserer Buchhandlung überhaupt nicht gelernt. Da hab ich mir das ganze Zeug nur durch die Bücher eingehämmert.


    Liebe Grüße,
    Steffi

  • Steffi: Vielen Dank für die Aufklärung!
    Wäre mir Diogenes nicht eh schon super sympathisch - dann spätestens nach dieser Geschichte! :klatschen:



    Zur gerade etwas persönlich gewordenen Diskussion:
    aaaalso, ich habe in einer Buchhandlung in Baden-Württemberg gelernt - die meiste Zeit davon in einer klitzekleinen Filiale (mit einer Vollzeitkraft, zwei Teilzeitkräften und mir), einer richtigen Stadtteilbuchhandlung.
    Danach bin ich irgendwann nach Hamburg gezogen und und fing dort in einer größeren, aber inhabergeführten Buchhandlung (auch mit einigen Filialen) an. Befreundet war/bin ich mit Menschen, die in kleineren Buchläden arbeiten (sowohl auf politische Themen als auch auf Sachbuch/Kinderbuch spezialisiert)... Soviel dazu.
    Ich finde nicht, dass man Menschen über einen Kamm scheren sollte - beurteilt nach dem Kriterium ob sie nun in einer kleinen oder großen oder irgendwas dazwischen Buchhandlung arbeiten.
    Fakt ist aber, dass große-sehr große Buchketten dies sehr gerne tun! Zum Beispiel gibt es in Stuttgart und Umgebung einen großen Filialisten, der nur für die Leitung einer Abteilung BuchhändlerInnen einstellt, sonst eher ungelernte Kräfte/ Aushilfen. Oder z.B. das Thalia-"Imperium", dass gerne nur bis zu einem bestimmten Alter einstellt (unter 30), einfach weil es kostengünstiger ist.
    Versteht mich nicht falsch: das soll nicht bedeuten, dass die Buchhändler-KollegInnen, die es nun zu Thalia geschafft haben, weniger wissen - nein gar nicht! Es soll auch nicht bedeuten, dass BuchhändlerInnen oder studentische Aushilfen in kleinen Buchhandlungen generell besser informiert sind o.ä.
    Es soll einfach heissen, dass es hier um unterschiedliche Interessen der jeweiligen "Chefs" geht:
    --> die großen setzen auf (Personal-)Kostenminimierung und brillieren durch Masse und möglichst breites Angebot und setzen Buchhändler gekonnt (an den nötigen Stellen) ein
    --> die kleineren wissen, dass sie mit Kompetenz, Kontinuität und Stammkundenpflege (was man nicht mit Dutzenden von Aushilfen schafft) einiges wettmachen und dann eben eher etwas höher in den Personalkosten liegen sollten - und ihre Buchauswahl wohlüberlegt sein muss


    Und ja, Pandora, nicht alles an größeren Buchhandlungen ist schlecht - das hab ich zum Thema "Zentraleinkauf" aber beispielsweise auch schon geschrieben! You remember?


    Aber ich finde es halt traurig, wie sich die verschiedenen Positionen immer wieder auf den Schlips getreten fühlen - es geht nicht um eine Kritik am Buchhändler/ der Buchhändlerin beim großen Filialisten - es geht um die Zustände bei demselben!
    Und ich finde nicht, dass man hier nach dem Motto "Augen zu und durch!" vorgehen sollte! BuchhändlerIn ist für mich ein schützenswerter Beruf, der sinnvolle Tätigkeiten mit Schönem verknüpft - und da hab ich einfach keinen Bock auf sterile, supermoderne Buchtempel, denen es mehr um Umsatz denn um Kundenzufriedenheit, Miteinander (oder zumindest Nebeneinander) und Kulturgüter geht! Ganz zu schweigen von einer bald aussterbenden Zunft - wenn es nach Buchriesen geht, die in der Vielzahl lieber ungelernte (=billigere) MitarbeiterInnen wählen!


    Mir ist das eben einfach nicht egal! :grmpf: (Und glücklicherweise habe ich in meinem Freundeskreis festgestellt, dass es einem nicht egal sein muss - und das es nicht nur um "jaaa, also die hatten halt alles vorrätig" oder "hmm, ich hab mich halt vorher informiert - da spar ich mir den Buchhändler/ die BuchhändlerIn und schnapp mir den Titel, geh zahlen und verschwinde wieder!", etc geht)


    Schöne Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo Dubh!


    Vielen Dank für Deinen tollen Beitrag. Du hast es so geschrieben, wie ich es auch wollte, aber nicht konnte! *G*


    Zitat von "dubh"


    Und ich finde nicht
    Mir ist das eben einfach nicht egal! :grmpf: (Und glücklicherweise habe ich in meinem Freundeskreis festgestellt, dass es einem nicht egal sein muss - und das es nicht nur um "jaaa, also die hatten halt alles vorrätig" oder "hmm, ich hab mich halt vorher informiert - da spar ich mir den Buchhändler/ die BuchhändlerIn und schnapp mir den Titel, geh zahlen und verschwinde wieder!", etc geht)


    Leider denken so zu wenige. Ich habe meinen Job deswegen im Frühjahr verloren, weil eben doch viele nun in die Mayersche rennen, obwohl das nur eine kleine Filiale ist und die auch bestellen müssen. Aber sie haben halt ihre Billigbücher vorne am Eingang. Das lockt!!


    Ich wußte letztes Jahr, als ich nach der Ausbildung eine 3/4 Stelle angenommen habe, dass dies passieren könnte, aber ich war auch so idealistisch es darauf ankommen zu lassen. Ich bereue es auch nicht, aber jetzt sitze ich erstmal doof da! :)


    Im Übrigen - die Mayersche hat dadurch Arbeitsplätze bedroht und in meinem Fall auch vernichtet. In ihrer Filiale haben sie aber keine neuen Kräfte eingestellt, sondern nur Kräfte aus anderen Filialen abgezogen.


    Liebe Grüße,
    Steffi

  • Zitat

    Ich habe auch nicht gesagt, das sie ihren Job nicht ernst nehmen. Nur ist der Job dort teilweise einfach auch ein anderer. Diese ganze Logistik und Lagerhaltung fällt ja im Prinzip bei kleinen Buchhandlungen weg. Ich spreche den Leuten grundsätzlich auch keine Kompetenz ab, nur wird diese Kompetenz ja normalerweise kaum genutzt. Ich sehe selten in einer großen Buchhandlung ein Gespräch zwischen einem Kunden und einer Fachkraft. Normalerweise stöbern die Leute dort - ohne Beratung in Anspruch zu nehmen. Und wenn ich nicht viel beraten muss, dann fehlt da meiner Meinung nach irgendwann auch ein wenig die Kompetenz. Hmpf - ich weiß nicht, wie ich das richtig ausdrücken soll - ich hoffe Du verstehst, was ich meine


    Beratungen gibts bei und genauso wie in einer kleinen Buchhandlung. Klar ist der Prozentsatz der Laufkundschaft etwas größer (Stöbern macht ja auch Spaß und eine große Buchhandlung ist dafür oft ideal), aber Beratung ist ein fester und wichtiger Bestandteil. Gerade Jugendbuch und Belletristik sind Abteilungen in denen man fast nur berät.
    Bislang war Technik/Wirtschaft die einzige Abteilung in der ich fast garnicht beraten mußte. Überall sonst war es wichtig seine Titel und deren Eigenarten zu kennen und Beratung wurde immer wieder gewünscht.


    Zitat

    Vielleicht sollten wir hier auch von Ketten reden. Ich weiß sicher, dass z.B. in der Mayerschen nur Leute unter 30 eingestellt werden und in den Läden wimmelt es nur so von jungen Auszubildenden, dafür gibt es wenige ausgelernte Fachkräfte.


    Bislang ist das bei uns zum Glück (noch) nicht so. Wenn das dort so gemacht wird ist das natürlich nicht gut.


    Zitat

    Sicherlich ist das so. Aber ich finde dieser Job hat sehr viel mit persönlicher Reife zu tun. Ich erinnere mich wie gesagt an die Berufsschule. Da waren ein zwei etwas älter, der Rest teilweise gerade 19 und darunter waren wirklich richtige Pappnasen. Und wie Du schon sagst, es gehört mehr als Bücher lesen zu diesem Beruf, sondern ein bißchen Lebenserfahrung.


    Das kann ich nur unterschreiben. Allerdings habe ich auch schon 18jährige kennengelernt, die beeindruckend gut zurechtkamen. Oft wächst man an dem Job auch, leicht ist er ja nicht immer ;) Braucht eben alles seine Zeit.


    Zitat

    Die Leute wissen manchmal gar nicht, was eine Buchhändlerin alles zu hören kriegt, bzw. was man durch den Lesestoff einer Kundin alles so erfährt. Eigentlich sind Bücher nämlich etwas sehr persönliches. Was macht man, wenn eine Kundin ein Krebsbuch bestellt und bei der Abholung in Tränen ausbricht? Das ist ein krasses Beispiel, ich weiß.


    Ich kenne solche Dinge. Mir wurden auch schon ganze Lebensgeschichten erzählt. Wer mit mir reden möchte mit dem rede ich auch, ich geb mich da nicht abweisend (außer in Ausnahmefällen).
    Ich rede auch gerne mit den Leuten, wenn sie sich drauf einlassen. Das ist eines der Dinge, die den Beruf interessant machen.
    Vor allem freue ich mich, wenn Leute wiederkommen (ja, das gibts :zwinker:, wenn auch wohl nicht annähernd so oft wie beu euch) und man eine Meinung zu dem empfohlenen Buch bekommt. Ist nicht alles so anonym und unpersönlich wie man sichs gern vorstellt.


    Zitat


    Also - als ich in meinem Job angefangen habe, kannte ich viele Sachen auch nicht. Die habe ich erst durch die Beratung etc. kennengelernt und dabei gelernt, was vergleichbar ist. Wenn ich weniger beraten muss, kriege ich weniger Einblick in Dinge, die mich persönlich erstmal nicht so interessieren. Wir sind uns doch alle erstmal am nächsten, oder? Wenn ich es mir aussuchen kann, kümmere ich mich um die Bücher, die ich selbst gerne mag. In einer kleinen Buchhandlung geht das nicht. Da gibt es meist nur eine Etage und Du musst überall zugegen sein und Dich auskennen. In einer großen Buchhandlung hat man normalerweise sein Fachgebiet.


    Ein Fachgebiet mit enormer Tiefe, die man auch erst einmal meistern muß. Dafür ist man in dem Gebiet dann wirklich richtig gut. Unsere Leute vom Kinderbuch lesen unglaublich viel von den aktuellen Titeln. Das geht vor allem weil sie nicht andere Bereiche dazu betreuen müssen, sondern sich wirklich intensiv mit ihrem Bereich auseinandersetzen können.
    Fragen zu anderen Gebieten gibt es kaum und wenn dann liegen die auf anderen Etagen auf denen es auch Kollegen gibt, die sich gut auskennen. Abgesehen davon, daß ich während meiner Ausbildung alle Abteilungen durchlaufen habe.


    Mit einer Freundin aus einer kleinen Buchhandlung habe ich mich oft unterhalten. Sie kriegt Probleme wenn sie einen Reiseführer empfehlen soll. Einfach weil es bei ihr nur ein Regalbrett davon gibt, auch keinen Geokatalog. Ich habe während meiner Ausbildung 2-3 Monate nur in der Reiseabteilung gearbeitet. Für mich ist es auch jetzt ein kein allzugroßes Problem einen Reiseführer zu empfehlen. Dafür gibt es mit Sicherheit Dinge, die sie besser kann.
    Hat alles seine Vor- und Nachteile.


    Zitat

    Die interessieren sich außerhalb ihrer Arbeitszeit nicht für den Job und ich glaube, das dies in unserem Job nicht funktioniert.


    Tut es definitiv nicht ;) Man muß eine gewisse Begeisterung dafür aufbringen.


    Ich stimme dir ja in sehr vielen Sachen zu. :zwinker:
    Aber ich mag keine Verallgemeinerungen. Vor allem wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, daß das ein Punkt ist in dem man nicht Verallgemeinern darf.


    Gibt halt gute und schlechet Buchhandlungen und nicht immer hat das was mit der Größe zu tun. :smile:


    Liebe Grüße, Pandora[/quote]

  • Zitat von "Pandora"

    Mit einer Freundin aus einer kleinen Buchhandlung habe ich mich oft unterhalten. Sie kriegt Probleme wenn sie einen Reiseführer empfehlen soll. Einfach weil es bei ihr nur ein Regalbrett davon gibt, auch keinen Geokatalog. Ich habe während meiner Ausbildung 2-3 Monate nur in der Reiseabteilung gearbeitet. Für mich ist es auch jetzt ein kein allzugroßes Problem einen Reiseführer zu empfehlen. Dafür gibt es mit Sicherheit Dinge, die sie besser kann.
    Hat alles seine Vor- und Nachteile.


    Da gebe ich Dir auch wieder recht. Einfach weil der Platz nicht so da ist, muss man da in einer kleinen Buchhandlung Abstriche machen. Da muss man dann einfach besonders gut in der Bibliographie sein. Ich frag mich aber ernsthaft wie man ohne einen Geokatalog auskommen kann. *STAUN*


    Ich hab zum Beispeil absolut keine Ahnung von Fachbüchern. Wir haben nur eine handvoll Kochbücher, Erziehungsratgeber, Ratgeber und Reiseführer. Aber so Abteilungen wie Medizin, Recht, etc. haben wir gar nicht.


    Liebe Grüße,
    Steffi

  • Hallo Steffi,


    Zitat von "Steffi (Bücherkiste)"

    Aber als ich meine Ausbildung gemacht habe (da war ich ja schon 25) habe ich mit jede Menge Leuten von der Mayerschen Berufsschule gehabt (die ich irgendwann geschmissen habe, da ich über 21 war, ging das) und das waren so unglaublich naive Leute.


    Man kann die Berufsschule schmeissen, wenn man über 21 ist? Wird man dann nur noch im Betrieb (in diesem Fall die Buchhandlung) ausgebildet? Ohne Berufsschule? Wie kann das denn sein, oder habe ich da was falsch verstanden? :rollen: Also, ich höre das zum ersten Mal und bin ziemlich baff darüber, deshalb wollte ich nochmal nachfragen.


    LG Soluna

    "Erschlage die Schönheit dieser Zeit nicht mit der Uhr." (Rafik Schami)

  • Hallo Soluna!


    Zitat von "Soluna"

    Man kann die Berufsschule schmeissen, wenn man über 21 ist? Wird man dann nur noch im Betrieb (in diesem Fall die Buchhandlung) ausgebildet? Ohne Berufsschule? Wie kann das denn sein, oder habe ich da was falsch verstanden? :rollen: Also, ich höre das zum ersten Mal und bin ziemlich baff darüber, deshalb wollte ich nochmal nachfragen.


    Ja so ist es. Du bist dann einfach nicht mehr schulpflichtig und kannst nach eigenem Ermessen den Besuch lassen. Ich bin ca. 4 Monate zur Berufsschule gegangen und fand es einfach furchtbar. Da bin ich lieber arbeiten gegangen. Die Sachen aus dem Bereich "Buchhandelsbetriebslehre" bekommt man leicht über die betriebliche Ausbildung mit. Den Rest habe ich mir selbst beigebracht (mit den Schulbüchern).


    Liebe Grüße,
    Steffi

  • Hallo Steffi,


    danke für deine Antwort. Dann muss man sich also den Stoff für die Abschlussprüfung in Eigenregie beibringen? Wow! Wieder was dazu gelernt!


    Einen schönen Sonntag,
    Soluna

    "Erschlage die Schönheit dieser Zeit nicht mit der Uhr." (Rafik Schami)

  • Nochmal eine kurze Randbemerkung zu der Diskussion um die Buchhandelsketten: auf dem Bon meiner Stammbuchhandlung steht oben drauf "konzernfrei und unabhängig". Das scheint heute also nicht mehr selbstverständlich und man muss es extra vermerken.
    :grmpf:

  • Zitat von "julhenne"

    [...]auf dem Bon meiner Stammbuchhandlung steht oben drauf "konzernfrei und unabhängig".


    Eigentlich eine coole Idee! Warum nicht stolz darauf sein und es dem Kunden/der Kundin so auch zeigen?
    Obwohl es natürlich sehr an die Tagespresse erinnert...


    Schöne Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Zitat von "Pandora"

    Kompetenz hat nichts mit der Größe der Buchhandlung zu tun, sondern damit wieviel Zeit der Buchhändler in seine Arbeit investiert. Auch Buchhändler in größeren Läden nehmen ihren Job ernst.


    Das stimmt schon, aber ich denke man hat generell Angst davor, dass (wie es heutzutage halt üblich ist) Quantität über Qualität siegt. auch wenn es jetzt noch genug kompetente Großbuchhändler gibt ist die Versuchung dennoch groß "billige Arbeitskräfte" zu engagieren, beispielsweise.
    Ich persönlich kenne Thalia noch nich ( in unserem kleinen Örtchen gibts das noch nich), und ich hab grundsätzlich nichts dagegen aber es wirkt eben wieder wie der "nächste Schritt zur Quantität" (einbisschen grob gesagt :smile: ) Ich verstehe die Reaktionen und Ängste, es wird nunmal alles vom geld und der industrie eingeholt

    "Lesen war ein Zustand, in dem die Zeit verstrich, weil sie nicht anders konnte, während Adas Verstand in Nahrung eingelegt wurde, so dass seine hektische Gier in ein gleichmäßiges Einsaugen und Verwe

  • Zitat von "julhenne"

    Nochmal eine kurze Randbemerkung zu der Diskussion um die Buchhandelsketten: auf dem Bon meiner Stammbuchhandlung steht oben drauf "konzernfrei und unabhängig". Das scheint heute also nicht mehr selbstverständlich und man muss es extra vermerken.
    :grmpf:


    Naja warum auch nicht gerade die kleinen Buchhandlungen müssen eben auch schaun wie sie ihr Geschäft halten können. Und das schafft der ein oder andre eben auch durch ausgefallene Werbung. Mit Qualität kann man immer Werben und das ist ja irgendwie ein indirekter verweis darauf.

  • Dass man damit wirbt, finde ich vollkommen in Ordnung. Ich bin nur böse darüber, dass konzernfreí und unabhängig heutzutage zur Ausnahme geworden ist. Ich würde es mir (nahezu) als Selbstverständlichkeit wünschen.