Emily J. Harding - Fairy Tales of the Slav Peasants and Herdsmen

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    Ins Französische übersetzt von Alex Chodsko
    aus dem Französischen ins Englische übertragen und illustriert von Emily J.Harding
    erschienen 1896 im Verlag George Allen
    nun erhältlich als Taschenbuch bei Abela Publishing oder als e-book


    2014 hatte ich wahnsinnige Lust darauf, mehr in Englisch zu lesen. Da mit mit einem Kleinkind der Weg nach Wien in einen english-bookshop zu anstrengend war und der hiesige Thalia eher eine bescheidene Auswahl hatte, suchte ich im Internet auf willhaben.at nach gebrauchten Büchern. Zu meiner großen Freude fand ich eine Anzeige, in der jemand eine Kiste voll englischer Bücher zum Verschenken eingestellt hatte. Zu meiner noch größeren Freude war diese Kiste noch zu haben. Also machte ich mich mit Kind und Kegel auf den Weg ins tief verschneite Waldviertel. Ein bisschen fühlte es sich wie eine Schatzbergung an, denn die sehr nette Dame konnte mir am Telefon nicht sagen, um welche Bücher es sich handelte. Sie hatte sie selbst von einer Freundin geschenkt bekommen, die Engländerin war und ihre Bibliothek ein wenig verkleinern wollte.


    Zu meiner Riesenüberraschung entpuppte sich die eine Kiste als ingesamt 5, die Mrdodos Kombi völlig ausfüllten. Das Auto war schlicht und ergreifend völlig voll, denn es handelte sich nicht dabei um normale Umzugskartons sondern um riesige, vollgestopfte Schachteln.


    Zu Hause habe ich mich dann an die Sichtung meiner Schätze gemacht, und meinerseits 4 Schachteln weiter geschenkt. Das betraf vor allem Sich- und Fachbücher, wo mich die Themen nicht interessierten. Außerdem hat sogar mich der Bücherberg völlig erschlagen. Im Endeffekt habe ich mir circa hundert Bücher behalten und dabei schon einige Perlen gehoben. Zum Beispiel war mein seitheriger absoluter Lieblingsautor Ishiguro Kazuo dabei. Das nur als Vorgeschichte, wie ich zu diesem Buch gekommen bin.

  • Aber jetzt zum Buch. Insgesamt gibt es 24 Märchen. Alle sind aufwendig und liebevoll illustriert. Wenn ich mich nicht täusche, sind die Bilder im Jugendstil gehalten. In der Kunstgeschichte bin ich allerdings wenig bewandert, wenn also jemand den Stil der Bilder besser oder richtiger beurteilen kann, dann bitte nicht scheuen, mich zu korrigieren.


    Das erste Märchen heißt "Die Heimstatt der Götter" (The Abode of the Gods) und besteht aus den drei von einander unabhängigen Geschichten "Die zwei Brüder" (The two Brothers), "Zeit und die Könige der Elemente" (Time and the King of the Elements) und "Die zwölf Monate" (The Twelve Months).

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • "Die zwei Brüder" hat das bekannte Thema von zwei ungleichen Brüdern. Der eine ist reich und hartherzig, der andere ist arm, gutmütig und hat einen Haufen Kinder. Eines Tages stolpert der verzweifelte arme Bruder auf den Kristallberg. Auf der Spitze entdeckt er einen Feuerschein und da im kalt ist, geht er darauf zu. Rund um das Feuer sitzen 12 seltsame Gestalten, die ihm Platz am Feuer gewähren. Plötzlich entsteigt dem Feuer ein alter Mann.


    "Zeit und die Könige der Elemente" handelt über ein sehr glücklich verheiratetes Ehepaar. Eines Tages unterbricht der Ehemann seine Feldarbeit, weil er plötzlich Sehnsucht nach seiner Frau hat. Zuhause angekommen, muss er zu seinem Entsetzen feststellen, dass sie spurlos verschwunden ist. Also macht er sich auf eine lange Suche, wobei er die Könige der Elemente kennenlernt. Irgendwann landet auch er am Kristallberg beim Feuerschein, den zwölf eigenartigen Gestalten und dem alten Mann.


    In "Die zwölf Monate" findet man das beliebte Motiv der bösen Stiefmutter und garstigen Stiefschwester wieder. Die arme Maroukla wird von ihrer widerwärtigen Verwandtschaft gequält, geschunden und bedroht. Eines Tages schicken die beiden sie auf eine unmögliche Mission: Sie soll mitten im Jänner Frühlingsveilchen auf dem nahe liegenden Berg sammeln. Kommt sie ohne Veilchen wieder nach Hause, wird sie getötet. Zum ersten Mal haben die Figuren Namen.


    Die drei Märchen sind durch das wiederkehrende Thema Feuerschein am Berg und den zwölf Gestalten verbunden. In zwei davon kommt auch ein alter Mann vor. Die Geschichten bauen aufeinander auf. Nach und nach wird dem Leser die Identität der zwölf Gestalten und des alten Mannes enthüllt.

  • Das nächste Märchen heißt die "Die Sonne oder Die drei goldenen Haare vom alten Mann Vsévède" (The Sun or the three golden Hairs of the Old Man Vsévède).


    Ein von der Jagd besessener König liebte nichts mehr als exzessiv das Wild in seinen Wäldern zu jagen. Eines Tages setzt er einem Hirschen so weit nach, dass er sich verirrte. Als es Nacht wird, findet er Aufnahme in einer einfachen Köhlerhütte. Genau in dieser Nacht bekommt die Frau des Köhlers einen Sohn. Da der König nicht schlafen konnte, belauschte er zufällig drei Parzen, die um die Wiege des Säuglings standen. Die erste schenkte ihm die Fähigkeit, sich großen Gefahren zu stellen. Die zweite schenkte ihm das Glück und das Talent, aus diesen Gefahren heil wieder herauszukommen sowie ein langes Leben. Die dritte verspricht ihm des Königs Tochter, die zufällig auch in dieser Nacht geboren wurde, zur Frau. Das passt dem guten König natürlich nicht. Da die Frau des Köhlers in der Nacht noch verstirbt, überredet er den armen Köhler, ihm den Sohn als Mündel zu überlassen. Den Knaben solle es unter seiner Obhut wohl ergehen und er werde eine gute Erziehung erhalten.


    Kaum zu Hause angekommen, übergibt er statt dessen das Kind einem Diener. Dieser solle das Kind ertränken. Machte er das nicht, so würde er es bitter bereuen. Der Diener will sich seine grausame Aufgabe erleichtern, schmeißt das Kind in einem Korb in den Fluß und überlässt es seinem Schicksal.

  • Das dritte Märchen umfasst unter dem Titel "Kovlad" wieder zwei unabhängige Geschichten und zwar "Der König des Mineralreichs" (The Sovereign of the Mineral Kingdom) und "Das verlorene Kind" (The Lost Child).


    Ihre Gemeinsamkeit besteht in zweierlei: Erstens spielen beide in einem geheimen, gut versteckten Bergreich vollgefüllt mit unbezahlbaren Schätzen. Und zweitens werden in beiden Geschichten Menschen dorthin entführt - einmal unschuldig und einmal klarer Fall von jeder-ist-sich seines-Glückes-Schmied.


    "Das verlorene Kind" hat mich ein wenig an Dornröschen erinnert, nur dass hier die Rollen verteilt sind. Ein neugeborener Adelssproß ist verflucht. Er darf bis zu seinem zwölften Geburtstag unter keinen Umständen mit einem Fuß den Erdboden berühren, sonst ist er verloren. Natürlich ergreifen seine besorgten Eltern alle nur irgendwie erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen, um ihr Kind zu schützen. Aber es kommt wie es kommen muss: kurz vor seinem zwölften Geburtstag berührt er aus Unachtsamkeit seiner Kinderfrau doch den Boden. Von da an ist er spurlos verschwunden. Nach einiger Zeit bemerken die Bewohner des Schlosses, dass aus einem Zimmer des Nachts komische Geräusche kommen. Sofort verspricht der greise Vater des Knaben demjenigen eine hohe Belohnung, der der Sache auf den Grund geht und eine Nacht in dem Zimmer wacht. Viele haben es probiert, doch niemand hat durchgehalten. Bis eines Tages die drei Töchter einer Müllerin ihr Glück versuchen.


    "Der König des Mineralreichs" hat mir bis jetzt am wenigsten gefallen. Zu moralinsauer war mir die Geschichte. Die Protagonistin ist außergewöhnlich schön und noch viel eitler als sie schön ist. Kein Bewerber ist gut genug für sie, ihre völlig verzweifelte Mutter erschöpft sich in Gebeten um die Seele ihres Kindes. Eines Tages erhält sie die Quittung für ihre Arroganz und muss bis in alle Ewigkeit dafür büßen. Vielleicht streikt da einfach mein feministisches Herz bei dieser Geschichte. Eine junge Frau ist selbstbewusst, ist ehrgeizig und will nicht den Erstbesten nehmen, der ihr über den Weg läuft. Dafür kriegt sie dann ihr Fett weg und wird völlig überzogen bestraft.


    Mir ist schon klar, dass man Märchen aus feministischer Sicht nicht beurteilen kann. Prinzessinnen werden mitsamt ihrem Königreich an den Schönsten/Besten/Tapfersten/Gewitztesten/Heldenhaftesten verschachert als wären sie ein Sofalandschaft zum Aktionspreis. Manchmal müssen sie vorher gerettet werden, oder ihnen wird wie bei König Drosselbart eine Lektion erteilt, damit sie sich von nun an möglichst gefällig benehmen. Manche werden für ihren Wissensdurst enthauptet, bis endlich eine mit purem Glück ihrem Schicksal entkommt. Sehr viele Märchen enden mit einer glücklichen Hochzeit, weil die Protagonistin ihren Prince Charming gefunden hat. So weit, so gut, die Geschichten stammen aus einer anderen Zeit mit einer anderen gesellschaftlichen Ordnung als heute. Warum mich also gerade in diesem Märchen das Schicksal der wahrlich nicht sympathischen Hauptfigur so stark gestört hat, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es so ist.

  • Bis jetzt habe ich 6 bzw. 9 Märchen gelesen (wenn man die Untermärchen, die zu einem Themenblock gehören, einzeln zählt). Sie decken eine breite Vielfalt an unterschiedlichen Grundmotiven ab. Es gibt die obligatorischen Prinzessinnen und Könige, die armen Schlucker, die ihr Glück machen, eine bösartige Stiefmutter und Stiefschwester, durchwegs übelwollende Zwerge, zauberkundige alte Frauen, die in das Schicksal ihres auserkorenen Helden eingriffen, Schwiegerväter, die die ihnen nicht genehmen hoffnungsvollen Bewerber um die Hand ihrer Töchter mit unmöglichen, lebensgefährlichen Aufgaben betrauen, aber noch keine bösen Hexen.


    Alle Märchen strahlen eine tiefe Volksfrömmigkeit aus. In jedem wird auf Gott Bezug genommen, es wird sogar ab und an ein Rosenkranz gebetet und das Kreuz geschlagen. Die Antiheldin aus "Der König des Mineralreichs" wagt es sogar über Gott und die Jungfrau zu spotten und blasphemische Sätze von sich zu geben. Was sie davon hatte, kann man sich schon während des Lesens denken.


    Die Märchen sind (natürlich) in altmodischem Englisch erzählt. Der Stil hat Eleganz. Das kann natürlich daran liegen, dass ich die Geschichten nicht in meiner Muttersprache lese, kann aber auch in dem Umstand begründet sein, dass die Sätze nicht nur kurz und einfach gehalten sind, sondern dass es auch längere, wohlgebaute Satzkonstruktionen gibt. Da die hier vorliegende Übersetzung eine Übertragung aus dem Französischen ist, wird wahrscheinlich viel von den beiden Übersetzern eingeflossen sein. Leider gibt es keine deutsche Bearbeitung. Wer sich also für die Märchen interessiert, muss zur englischen oder französischen Ausgabe greifen.

  • Nachdem ich jetzt einige Märchen vorgestellt habe, möchte ich mich nun anderer Aspekte in ihnen widmen.


    Zum ersten Mal begegnet man der berühmten Baba Yaga im Märchen "Der fliegende Teppich, die Tarnkappe, der Gold spendende Ring und der prügelnde Knüppel" (The flying warpet, the invisible Cap, the gold-living ring, and the smiting Club), wo der Zauberer Kostey (in einem anderen Märchen ist er ein Oger bzw. ein Riese) aufgrund ihrer Empfehlung die schöne Prinzessin eines bedrängten Königreichs entführen soll. In anderen Geschichten ist sie eine fleischfressende alte Hexe, die tief im Wald in einer Hütte lebt, die auf Hühnerbeinen steht. Dann ist sie wieder einfach nur eine alte Frau, die den Helden schon mal hilfreich zur Seite steht, mal mit, mal ohne Bedingung. Sie scheint an ihre Hütte im Wald gebunden zu sein, denn selbst wenn ihr magische Gegenstände gestohlen werden, verfolgt sie den Dieb nicht. Andererseits kann sie in einer Geschichte in einem Fass im Meer herum schwimmen - kurz die Figur der Baba Yaga ist widersprüchlich und somit für mich interessant. Leider wird sie in meiner Übersetzung nur Yaga genannt und meistens als Hexe bezeichnet. Das nimmt ihr durch diese Festlegung einige ihrer Facetten, wenn man nicht hinter die Titulierung schaut.


    Man begegnet auch öfters einem geheimnisvollen alten Mann, der die Menschen prüft. Wer die Prüfung besteht und sich als großherzig und ehrlich großzügig erweist, dem hilft er aus brenzligen Situation, unterstützt ihn dabei sein Glück zu machen und belohnt ihn reichlich.


    Des weiteren spiel immer wieder ein Pferd mit einer goldenen Mähne eine wichtige Rolle. Wer dieses Pferd an seiner Seite weiß, der braucht sich bei keiner noch so gefährlichen Aufgabe mehr fürchten.


    Sehr oft brauchen die Helden (leider spielen durchwegs nur Männer die Hauptrolle) das Wasser des Lebens und/oder das Wasser des Todes und/oder Das Wasser der Heilung und/oder Das Wasser der Jugend, um zum Ende gut, Alles gut zu gelangen. Wenn Frauen eine aktive Rolle spielen, dann meistens kurz vor dem Happily Ever After, in dem sie einen unliebsamen König aus dem Weg räumen, um den Prince Charming heiraten zu können. Man braucht mit den Königen nicht wirklich Mitleid zu haben, die haben ihr Los meistens aufgrund von besonderer Gier und Verschlagenheit selbst verschuldet haben.

  • Ich habe nachgeschaut, und wirklich: das Buch kann man kostenlos bei Gutenberg.org runterladen. :)

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Dann mach das. Mir gefallen die Märchen sehr gut. Außerdem ist das Buch mit hübschen Bildern geschmückt, was das Lesevergnügen noch erhöht.

  • Ich habe nun alle 24 Märchen gelesen. Mir hat das Eintauchen in die slawische Märchenwelt viel Spaß gemacht. Man begegnet wundersamen Wesen und findet altbekannte Themen im neuen Kleid. Natürlich wiederholen sich auch hier mit der Zeit die Motive, trotzdem präsentiert das Buch eine repräsentative Auswahl von slawischen Märchen. Man findet sogar eine Version von Rumpelstilzchen in der Sammlung, die eine nette Variation zur bekannten Geschichte darstellt.


    Fazit: Wer Märchen gerne mag und wer außerdem noch gerne in Englisch liest, kann beruhigt zu dieser Sammlung greifen.

  • Dann mach das. Mir gefallen die Märchen sehr gut. Außerdem ist das Buch mit hübschen Bildern geschmückt, was das Lesevergnügen noch erhöht.

    Habe ich schon gemacht. :)

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • mach ich, kann aber ein bisschen dauern.

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Das passt schon. Deine Meinung interessiert mich wirklich. Ich war begeistert, dass du von meinen paar Worten Baba Yaga identifizieren konntest. Sollte ich bis dahin zu viel vom Inhalt vergessen haben, kann ich ja hier nachlesen. ;)

  • Baba Yaga taucht in erstaunlich vielen Fantasyromanen auf, das macht mich natürlich neugierig. Uprooted basiert auf slawischen Märchen und Sagen, in der Throne of Glass Reihe spielen sie eine Rolle, und in meinem Monatsrundenbuch (The Bear and the Nightingale) auch. Ich war schon immer eine Märchentante, deswegen liebe ich solche Bücher.

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Mir ist Baba Yaga noch nie in Romanen/Märchen begegnet. Warum ich die Figur vorher schon kannte, weiß ich nicht bzw. kann ich mich nicht daran erinnern, wo ich ihr begegnet bin, denn bewusst gelesen habe ich bis jetzt noch nicht vor ihr.-

  • dodo

    Hat den Titel des Themas von „Emily J. Harding - Fairy Tales of the Slav Peasants and Herdsman“ zu „Emily J. Harding - Fairy Tales of the Slav Peasants and Herdsmen“ geändert.