Hallo zusammen!
De Tocquevilles De la démocratie en Amérique von 1830-35 schildert die Entstehung und den aktuellen (= 1830- 1835!) Zustand der amerikanischen Union.
Ein Buch, von dem eine Kurzfassung existieren sollte, die im Unterricht obligatorisch behandelt werden müsste. Einerseits gibt der Verfasser nämlich einen kurzen Abriss über die amerikanischen Institutionen von Judikative, Legislative und Exekutive, die – auch wenn das eine oder andere unterdessen veraltet ist – jedem Europäer als erste Hinführung an das immer noch andere amerikanische System dienen kann. Auch den amerikanischen Volkscharakter, dessen Entstehung aus puritanisch-demokratisch-aufgeklärten Einwanderern, kann der Franzose uns sicher näher bringen.
Andererseits und vor allem aber sind es die allgemeinen Überlegungen zur Demokratie, die nach wie vor interessant sind. Vor allem seine Warnungen vor der Tatsache, dass in einer Demokratie, da ich keinen „Höheren“ habe, zu dem ich aufblicken kann, ich mich an meinen Gleichen orientieren werde – wodurch zwar alle immer gleicher werden, aber auch immer träger und immer ängstlicher, aus dieser Masse hervorzuragen, scheinen mir bedenkenswert.
Im 20. Jahrhundert war de Tocqueville vor allem bekannt durch seine als nachgerade prophetisch empfundene Äusserung, dass die USA und Russland – erstere durch Handel, letztere durch das Schwert – die Zukunft prägen würden. Nachdem Russland zur Zeit ins zweite Glied zurückgetreten ist, empfinden viele dies als nicht mehr so wahnsinnig prophetisch.
Natürlich finden wir auch Äusserungen, die zur Zeit von Saint-Simon aber vor Marx getan, heute nicht mehr aktuell sind. (Deswegen mein Wunsch nach einer auszugsweisen Bearbeitung für die Schule.)
Grüsse
Sandhofer