Mihály und Erzsi sind frisch vermählt und deswegen in Italien auf Hochzeitsreise. Beide sind glücklich und freuen sich aneinander. Er, weil sie so wunderschön und begehrenswert ist, jene Frau die gerade IHN erwählt hat um an ihrer Seite alt zu werden. Und Erzsi gefällt die leicht verschrobene, aber dennoch jugendliche, Art die er sich die Jahre über erhalten hat.
In trauter Zweisamkeit fährt man von einer Stadt in die andere, man besichtigt und versucht bleibende Eindrücke zu behalten.
Durch Zufall trifft man dabei, in Venedig, einen alten Schul- und Jugendfreund Mihálys. Ein Betrüger und ein Halsabschneider zwar, aber dennoch eine Persönlichkeit die stark genug ist den frisch vermählten Ehemann die gute alte Zeit vor Augen zu führen. Nach dem Mihály mit Erzsi wider alleine ist werden schnell alte Geister heraufbeschworen und er erzählt ihr aus seiner Jugend.
Noch von anderen Freunden und Bekannten, die sich aber mit den Jahren aus den Augen verloren haben.
Mehr oder weniger schnell sind jedoch die alten Zeiten wider in den Schubladen verstaut und man setzt die Reise mit dem Zug, quer durch Italien, fort.
Nur der Gusto auf einen schnellen Espresso, bei ne´m Zwischenstopp an einem Bahnhof, war Schuld daran das sich die beiden Liebenden unerwartet trennen mussten.
Mihály versicherte seiner Angetrauten das es nicht lange dauern würde, das Getränk sei rasch getrunken, und sowieso und überhaupt hält der Zug doch volle 15 Minuten. Also Zeit genug.
Gerade als er erst zur Hälfte ausgetrunken hatte machte ihn der nette Bedienstete hinter der Theke, der ihm das Gebräu kredenzte, darauf aufmerksam das sein Zug gerade im Begriff sei ohne ihn abzufahren. In Panik rannte er natürlich los und bekam, zum Glück, noch das Trittbrett am letzten Wagon zu fassen. Aber schnell setzte Ernüchterung ein als, nach dem er sich gesetzt hatte, sein Sitznachbar meinte das, wenn er denn zur gewünschten Destination wollte, den anderen Zug hätte nehmen müssen, jener hier fährt genau in entgegengesetzte Richtung.
Pech, Zufall, oder doch Absicht?
Denn als ob er eine Vorahnung gehabt hätte steckte er sich gestern Abend, während Erzsi schlief, seinen Pass und einen von zwei Reiseschecks ein, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Nun einsam und auf sich alleine gestellt, irrt er, ausgerüstet mit beschränkten Sprachkenntnissen und nur einigen Geldscheinen in der Tasche, durch italienische Dörfer und Vororte. Vorerst irritiert, beginnt er sich jedoch rasch auf seine neuen Umstände einzustellen, was nicht zuletzt an der Bekanntschaft zu einem Arzt aus England und einer jungen Amerikanerin, mit der er nicht nur anbändelt, liegen mag.
Aber nicht nur das. Er stößt, in einem Kloster, auf einen lang verloren geglaubten Jugendfreund mit dem sich das Rat seiner Vergangenheit wider zu drehen beginnt und sich, im wahrsten Wortsinn, längst vergessen geglaubte Geister wiedererheben.
Éva heißt die Frau, aus unbekümmerten Jugendtagen, die er schon so oft gesehen aber nie etwas für sie empfunden hat. Aber jetzt, mit dem Zusammentreffen des alten Freundes, scheint sie so präsent wie eh und je zu sein und beginnt in ihm Gefühle hervorzubringen die er vorher nicht für möglich gehalten hätte. Ungeachtet der Tatsache das ihn seine Frau bereits suchen lässt, macht er sich auf um die Geheimnisvolle zu finden. Denn schließlich will er ihr ja seine neuentdeckte Liebe zu ihr gestehen.
Aber ist SIE wirklich die Richtige für ihn und war die unverhohlene Schmähung Erzsis nicht doch ein zu herber Akt, so das er am Ende sogar ganz alleine dastehen wird?
Das erste was man merken wird, wenn man Reise im Mondlicht von Antal Szerb aufschlägt und zu lesen beginnt, ist die unbändige Erzählleidenschaft des Schreibers. In zwar einfachen aber dennoch trefflichen Worten versteht er es den Leser sofort für seine Charaktere und dessen Umfeld einzunehmen. Plastisch und unverwechselbar schildert er gekonnt die einzelnen Darsteller seines kleinen Stücks. Und das ist nicht so weit hergegriffen, denn nicht nur einmal fühlt man sich, nach dem lesen eines Kapitels oder einer gewissen Abfolge der Selbigen, an Theaterstücke eines Schillers oder Shakespeare erinnert. Szerb arbeitet mit einer fixen Anzahl von Figuren und hält, trotz der Tiefe mancher Charaktere, die Erzählung selbst stets einfach und nachvollziehbar. Meistens zumindest. Manche Banalitäten und unlogische Schlüsse kann man geflissentlich übersehen und der manchmal theaterhaften- Konstruktion zuschreiben. Das sind aber Kleinigkeiten die keinen weh tun und den Lesegenuss in keinster Weise stören.
Sehr stören hingegen, und in keiner Kritik erwähnt, befand ich den Charakter von Mihály. Jetzt nicht die Figur als solches, sondern sein Wesen selbst. Er kommt mir manchmal schon zu naiv daher. Mag es am Anfang noch liebenswert sein, das seine Frau die Gesamten Angelegenheiten wie Hotel, Personal und dergl. in die Hand nimmt, fällt diese geistige Hilflosigkeit, nach dem Verlust von Erzsi, schon etwas störend auf. Schlimmer noch. Die anderen Figuren fangen dann ebenfalls an ihn manchmal als kleines Kind oder einen Sonderling zu sehen mit dem man nicht so, wie mit einem normalen Menschen, in Interaktion treten kann. Er wird von einem Ort zum anderen geschickt ohne das er selbst recht weis warum oder anfangen würde es zu hinterfragen. Symptomatisch ist dafür die Szene wo Erzsi aus Paris kommt um ihm seinen Brief vorzulegen und er natürlich, ohne groß zu überlegen, beginnt rumzuheulen und sie flehend fragt ob sie nicht schon einen Plan habe den Karren wider aus dem Dreck zu ziehen? Da hätte der Autor doch recht gut daran getan aus dem männlichen Hauptcharakter keinen vollständigen Waschlappen zu machen. Liebe hin oder her.
Es ist zwar wider nur ein kleines Manko, aber gerade jenes hat mir den wirklich gelungenen und sehr charmanten Eindruck, diesem Buch gegenüber, doch etwas verleidet.
Aber wie so oft ist dies nur meine Meinung und soll niemanden davon abhalten ein wirklich gelungenes Buch zu lesen das uns vor allem eines lehrt:
Die einzigen beiden Dinge für die es sich zu leben lohnt sind die Liebe und der Tod.
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In dem Sinne wünsche ich ihnen ein gutes Buch und bleiben sie stark.
NtM