Antal Szerb - Reise im Mondlicht

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 6.368 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bird.

  • Mihály und Erzsi sind frisch vermählt und deswegen in Italien auf Hochzeitsreise. Beide sind glücklich und freuen sich aneinander. Er, weil sie so wunderschön und begehrenswert ist, jene Frau die gerade IHN erwählt hat um an ihrer Seite alt zu werden. Und Erzsi gefällt die leicht verschrobene, aber dennoch jugendliche, Art die er sich die Jahre über erhalten hat.
    In trauter Zweisamkeit fährt man von einer Stadt in die andere, man besichtigt und versucht bleibende Eindrücke zu behalten.
    Durch Zufall trifft man dabei, in Venedig, einen alten Schul- und Jugendfreund Mihálys. Ein Betrüger und ein Halsabschneider zwar, aber dennoch eine Persönlichkeit die stark genug ist den frisch vermählten Ehemann die gute alte Zeit vor Augen zu führen. Nach dem Mihály mit Erzsi wider alleine ist werden schnell alte Geister heraufbeschworen und er erzählt ihr aus seiner Jugend.
    Noch von anderen Freunden und Bekannten, die sich aber mit den Jahren aus den Augen verloren haben.
    Mehr oder weniger schnell sind jedoch die alten Zeiten wider in den Schubladen verstaut und man setzt die Reise mit dem Zug, quer durch Italien, fort.
    Nur der Gusto auf einen schnellen Espresso, bei ne´m Zwischenstopp an einem Bahnhof, war Schuld daran das sich die beiden Liebenden unerwartet trennen mussten.
    Mihály versicherte seiner Angetrauten das es nicht lange dauern würde, das Getränk sei rasch getrunken, und sowieso und überhaupt hält der Zug doch volle 15 Minuten. Also Zeit genug.
    Gerade als er erst zur Hälfte ausgetrunken hatte machte ihn der nette Bedienstete hinter der Theke, der ihm das Gebräu kredenzte, darauf aufmerksam das sein Zug gerade im Begriff sei ohne ihn abzufahren. In Panik rannte er natürlich los und bekam, zum Glück, noch das Trittbrett am letzten Wagon zu fassen. Aber schnell setzte Ernüchterung ein als, nach dem er sich gesetzt hatte, sein Sitznachbar meinte das, wenn er denn zur gewünschten Destination wollte, den anderen Zug hätte nehmen müssen, jener hier fährt genau in entgegengesetzte Richtung.
    Pech, Zufall, oder doch Absicht?
    Denn als ob er eine Vorahnung gehabt hätte steckte er sich gestern Abend, während Erzsi schlief, seinen Pass und einen von zwei Reiseschecks ein, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
    Nun einsam und auf sich alleine gestellt, irrt er, ausgerüstet mit beschränkten Sprachkenntnissen und nur einigen Geldscheinen in der Tasche, durch italienische Dörfer und Vororte. Vorerst irritiert, beginnt er sich jedoch rasch auf seine neuen Umstände einzustellen, was nicht zuletzt an der Bekanntschaft zu einem Arzt aus England und einer jungen Amerikanerin, mit der er nicht nur anbändelt, liegen mag.
    Aber nicht nur das. Er stößt, in einem Kloster, auf einen lang verloren geglaubten Jugendfreund mit dem sich das Rat seiner Vergangenheit wider zu drehen beginnt und sich, im wahrsten Wortsinn, längst vergessen geglaubte Geister wiedererheben.
    Éva heißt die Frau, aus unbekümmerten Jugendtagen, die er schon so oft gesehen aber nie etwas für sie empfunden hat. Aber jetzt, mit dem Zusammentreffen des alten Freundes, scheint sie so präsent wie eh und je zu sein und beginnt in ihm Gefühle hervorzubringen die er vorher nicht für möglich gehalten hätte. Ungeachtet der Tatsache das ihn seine Frau bereits suchen lässt, macht er sich auf um die Geheimnisvolle zu finden. Denn schließlich will er ihr ja seine neuentdeckte Liebe zu ihr gestehen.
    Aber ist SIE wirklich die Richtige für ihn und war die unverhohlene Schmähung Erzsis nicht doch ein zu herber Akt, so das er am Ende sogar ganz alleine dastehen wird?



    Das erste was man merken wird, wenn man Reise im Mondlicht von Antal Szerb aufschlägt und zu lesen beginnt, ist die unbändige Erzählleidenschaft des Schreibers. In zwar einfachen aber dennoch trefflichen Worten versteht er es den Leser sofort für seine Charaktere und dessen Umfeld einzunehmen. Plastisch und unverwechselbar schildert er gekonnt die einzelnen Darsteller seines kleinen Stücks. Und das ist nicht so weit hergegriffen, denn nicht nur einmal fühlt man sich, nach dem lesen eines Kapitels oder einer gewissen Abfolge der Selbigen, an Theaterstücke eines Schillers oder Shakespeare erinnert. Szerb arbeitet mit einer fixen Anzahl von Figuren und hält, trotz der Tiefe mancher Charaktere, die Erzählung selbst stets einfach und nachvollziehbar. Meistens zumindest. Manche Banalitäten und unlogische Schlüsse kann man geflissentlich übersehen und der manchmal theaterhaften- Konstruktion zuschreiben. Das sind aber Kleinigkeiten die keinen weh tun und den Lesegenuss in keinster Weise stören.
    Sehr stören hingegen, und in keiner Kritik erwähnt, befand ich den Charakter von Mihály. Jetzt nicht die Figur als solches, sondern sein Wesen selbst. Er kommt mir manchmal schon zu naiv daher. Mag es am Anfang noch liebenswert sein, das seine Frau die Gesamten Angelegenheiten wie Hotel, Personal und dergl. in die Hand nimmt, fällt diese geistige Hilflosigkeit, nach dem Verlust von Erzsi, schon etwas störend auf. Schlimmer noch. Die anderen Figuren fangen dann ebenfalls an ihn manchmal als kleines Kind oder einen Sonderling zu sehen mit dem man nicht so, wie mit einem normalen Menschen, in Interaktion treten kann. Er wird von einem Ort zum anderen geschickt ohne das er selbst recht weis warum oder anfangen würde es zu hinterfragen. Symptomatisch ist dafür die Szene wo Erzsi aus Paris kommt um ihm seinen Brief vorzulegen und er natürlich, ohne groß zu überlegen, beginnt rumzuheulen und sie flehend fragt ob sie nicht schon einen Plan habe den Karren wider aus dem Dreck zu ziehen? Da hätte der Autor doch recht gut daran getan aus dem männlichen Hauptcharakter keinen vollständigen Waschlappen zu machen. Liebe hin oder her.
    Es ist zwar wider nur ein kleines Manko, aber gerade jenes hat mir den wirklich gelungenen und sehr charmanten Eindruck, diesem Buch gegenüber, doch etwas verleidet.
    Aber wie so oft ist dies nur meine Meinung und soll niemanden davon abhalten ein wirklich gelungenes Buch zu lesen das uns vor allem eines lehrt:
    Die einzigen beiden Dinge für die es sich zu leben lohnt sind die Liebe und der Tod.


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    In dem Sinne wünsche ich ihnen ein gutes Buch und bleiben sie stark.
    NtM

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • AMEN! :breitgrins:


    Nein, im Ernst was soll man dem sonst noch hinzufügen?
    Das Buch ist klasse und mit vielen kleinen Weisheiten gespickt.


    LG
    Flor

  • Gelesen im Rahmen des „Wir lesen uns rund um die Welt“ Projektes: Ungarn


    Der Inhaltsangabe von Nymphetamine ist nichts mehr hinzuzufügen. :breitgrins:


    Meine Meinung:


    „Reise im Mondlicht“ hat mir aus mehreren Gründen sehr gut gefallen.
    Einmal ist die Idee wie ich finde wirklich aussergewöhnlich: Der frischvermählte Ehemann trennt sich während der Hochzeitsreise von seiner Frau, um seine große Liebe zu finden. Im Laufe des Buches wird aber immer deutlicher, dass er eigentlich auf einer Reise in seine Jugend und zu sich selbst ist. Am Ende steht die Erkenntnis, dass man vor der Wirklichkeit (und sich selbst) nicht davon laufen kann.
    Eigentlich kann ich mit „Lebensweisheitsbücher“ sonst überhaupt nichts anfangen, aber Antal Szerb verpackt das so geschickt und spannend, dass das Lesen eine Freude war.


    Sprache und Stil erinnerten mich oft an orientalische Märchen, besonders, wenn Landschaften und Stimmungen beschrieben werden.
    Als Mihály durch die Gassen Venedigs und Roms wanderte, hatte ich nicht das Gefühl des Beobachters, sondern mehr, als ob ich selbst dabei wäre.
    Trotz der ganzen Leichtigkeit dieser Erzählung steckt auch viel Hintersinniges darin, das oft mit trockenem Humor erzählt wird. Ein Buch, über das ich noch lange nachdenken werde und in dem man bestimmt beim wiederholten Lesen noch weitere schöne Dinge findet.


    4ratten und :tipp:

  • Hallo WannaBe,


    von Szerb wollte ich schon lange einmal etwas lesen - Deine Rezi hat mir jetzt richtig Lust gemacht. Was mich noch interessieren würde: spielt das Buch komplett in Italien oder auch teilweise in Ungarn?


    Viele Grüße
    Manjula

  • Hallo Manjula,


    der Roman spielt hauptsächlich in Italien, es gibt aber noch einen zweiten Handlungsstrang in Paris.
    Von Ungarn (Budapest) ist nur ganz selten die Rede.


    Ich wünsch Dir viel Spass beim Lesen :winken:
    Grüße
    WannaBe

  • Hallo WannaBe,


    Einmal ist die Idee wie ich finde wirklich aussergewöhnlich: Der frischvermählte Ehemann trennt sich während der Hochzeitsreise von seiner Frau, um seine große Liebe zu finden. Im Laufe des Buches wird aber immer deutlicher, dass er eigentlich auf einer Reise in seine Jugend und zu sich selbst ist. Am Ende steht die Erkenntnis, dass man vor der Wirklichkeit (und sich selbst) nicht davon laufen kann.
    (...)
    Sprache und Stil erinnerten mich oft an orientalische Märchen, besonders, wenn Landschaften und Stimmungen beschrieben werden.
    (...)mit trockenem Humor erzählt wird.


    Entschuldige, dass ich deine Rezension hier zerpflücke, doch genau das von dir hier Beschriebene hat mir auch an Szerbs Roman gefallen.


    Andererseits



    Eigentlich kann ich mit „Lebensweisheitsbücher“ sonst überhaupt nichts anfangen, aber Antal Szerb verpackt das so geschickt und spannend, dass das Lesen eine Freude war.


    Lebensweisheiten sind mir entgangen, sonst hätte ich nicht viel Positives dem Roman abgewinnen können, auch tiefere Erkenntnisse habe ich nicht davon getragen, wer weiß in welcher Stimmung ich war, als ich dieses Buch las... :zwinker:


    dora :winken:

  • Entschuldige, dass ich deine Rezension hier zerpflücke, doch genau das von dir hier Beschriebene hat mir auch an Szerbs Roman gefallen.


    Hallo Dora,


    da gibt's doch nichts zu entschuldigen. :smile: Unter "zerpflücken" stell ich mir was viel Schlimmeres vor.



    Hm, "Lebensweisheitsbuch" ist wohl wirklich zu hart, da denk ich gleich selber an Coelho :entsetzt::zwinker:
    Ich glaube aber schon, dass Szerb dem Leser verdeutlichen wollte, dass man vor sich selber und den Pflichten des Erwachsenenlebens nicht davon laufen kann. Sonst wäre der Schluss (den ich übrigens für Mihály sehr traurig fand) ein Anderer.
    Tiefere Erkenntnisse konnte ich auch nicht daraus ziehen.


    Grüße
    WannaBe

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    Mihály und Erzsi sind ganz klassisch nach Venedig gefahren, als Auftaktziel ihrer Hochzeitsreise. Auch wenn sie glücklich sind, einander zu haben, merken sie schnell, dass die ganz große innere Nähe (noch) nicht da ist. Durch ein zufälliges Zusammentreffen mit einem alten Schulkameraden Mihálys angeregt, beginnt er ihr von seiner Jugend zu erzählen.


    Weiter bin ich noch nicht, der Anfang gefällt mir ganz gut, ich merke aber schon, dass es keine Geschcihte ist, die man mal eben so nebenbei lesen kann. Und das liegt nicht nur daran, dass ich bei fast jedem Namen erst mal ergründen muss, ob da eine männliche oder weibliche Person hinter steckt. :zwinker:

  • Das mit den Namen ist so eine Sache, wenn man kein ungarisch kann :breitgrins:
    Bin mal gespannt, was du so zu erzählen hast. :winken:

    //Grösser ist doof//

  • Mihály hatte einen Nervenzusammenbruch, er ist versehentlich (oder in unterbewusster Absicht) in einen anderen Zug als Erzsi gestiegen, treibt sich in Umbrien herum und sucht einen neuen Lebensweg, ohne die Zwänge, die seit Jahrzehnten auf ihm lasten und von denen die Hochzeit nur der letzte Schritt war.


    Immerhin hat er Erzsi einen "Such mich nicht, ich steig aus" - Abschiedsbrief geschrieben, was ihr klar macht, dass beide beim anderen genau das gesucht haben, was der andere durch die Verbindung abzulegen versucht hat - dumm gelaufen. :breitgrins:

  • Ich bin durch, aber ich weiß wirklich nicht, was ich von dem Buch halten soll.
    Sprachlich war es angenehm und voller plastischer Beschreibungen der Außenwelt, die allerdings eine Tiefe suggerierten, die die Figuren nicht hatten - was jedoch nicht an der mangelnden Kunst des Autors lag, sondern daran, dass sie einfach so wenig Persönlichkeit besaßen. Mir fehlte in der gesamten Geschichten aber irgendwie ein Ziel, wobei das eigentlich stimmig ist, da sich Mihály ja gerade durch seine Ziellosigkeit auszeichnet. Man möchte ihn die ganze Zeit schütteln und dazu drängen, doch mal etwas zu tun und sich nciht nur treiben zu lassen, allerdings mündet jegliche "Entscheidung" von ihm nur in noch mehr Passivität. Am Ende kehrt er zwar in die Anpassung zurück, doch es gelingt es ihm, wenn auch wiederum ohne eigenes Zutun, sich von den Gespenstern der Vergangenheit zu lösen und so gibt es meiner Meinung nach zumindest eine kleine Chance auf ein Leben.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Sehr interessant geschildert. Danke für deinen Meinung zum Buch, sie macht mich richtig neugierig!

    //Grösser ist doof//

  • So richtig was anfangen konnte ich mit der Geschichte auch nicht. Mir ging es wie Dir, illy, das Ganze kam mir irgendwie recht plan- und ziellos vor.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Inhalt:


    Erzsi und Mihály sind auf Hochzeitsreise, doch dann steigt Mihály mehr oder weniger aus Versehen in den falschen Zug und ihre Wege trennen sich. Während Erzsi nach Paris fährt, begibt Mihály sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit, von der er sich nie ganz lösen konnte...


    Meine Meinung:


    Wow - das war krass! Nachdem ich "Die Pendragon-Legende" von Antal Szerb so gut fand, freute ich mich auch auf "Reise im Mondlicht". Ich erwartete nicht, dass dieses Buch genauso gut sein würde, wie das erste, aber die knallharte Realität:


    Ich hätte "Reise im Mondlicht" beinahe abgebrochen.


    Doch ich wollte dieses Jahr kein Buch mehr abbrechen, also habe ich mich durchgequält. Wieso es mir nicht gefallen hat?


    Einerseits wusste ich von Anfang an nicht, worauf das Buch hinaus will. Das ist mir auch jezt noch nicht ganz klar, denn schlussendlich steht man wieder dort, wo man angefangen hat. Bloss, dass Mihály wohl keine Frau mehr hat.


    Ausserdem waren die Protagonisten so durch den Wind, dass ich beide einfach nicht verstehen konnte. Auf dem Cover des Buches steht ein Zitat von The Guardian: "Dieses Buch ist total verliebt in das Leben." Nun, meiner Meinung nach ist in diesem Buch überhaupt keiner verliebt. Oder einfach alle in die glorreiche Éva, Mihálys Jugendliebe. Obwohl Mihály natürlich nicht in sie verliebt ist, nein. Überhaupt nicht. Im nächsten Satz sagt er aber wieder, dass er es war und nervt sich dann ab Erzsi, weil sie ihn nicht verstehen kann. Echt jetzt? Würde mein Mann mir sowas erzählen, würde ich ihn auch nicht verstehen. Entscheide dich endlich.


    Erzsi wiederum mag wohl Männer, die sie nicht für voll nehmen. Ihr erster betrügt sie ständig mit anderen Frauen, nur um dann Mihály einen Brief zu schreiben, wie er Erzsi richtig behandeln soll. Der nächste Mann, den sich Erzsi nimmt, haut ab, um einer gottähnlichen Frau nachzulaufen, von der er 20 Jahre lang nichts wissen wollte. Der guten Erzsi ist das natürlich egal und flirtet in Paris mit Mihálys Freund und meint, sie hätte den Typen ja geheiratet, eben weil er anders ist als die anderen. Deshalb muss sie das so akzeptieren. Nun gut, wenn man bedenkt, wann das Buch geschrieben worden ist, muss eine Frau das wohl einfach so hinnehmen.


    Wahrscheinlich ist "Reise im Mondlicht" wohl die Geschichte einer Mid-Life-Crisis. Aber zu der Zeit, als das Buch entstand, gab es diesen Begriff noch nicht. Jedenfalls rennt Mihály also durch Italien und verzettelt sich in Beschreibungen von irgendwelchen architektonischen und künstlerischen Beschreibungen, die überhaupt nichts zur Geschichte beitragen.


    In "Die Pendragon-Legende" kamen solche Beschreibungen auch vor. Aber da waren sie wichtig für den Fortgang des Buches und gaben einen guten Einblick in die Umgebung. Hier ödeten sie mich an. Man kann Seiten überspringen und ist dann doch noch immer am selben Ort und nichts hat sich getan.


    Fast am schlimmsten fand ich die ständigen Zufälle. Ganz per Zufall trifft ein alter Freund in Venedig auf das frisch angetraute Ehepaar, ganz per Zufall trifft Mihály auf jemanden, der jemanden kennt, der vielleicht auch ein alter Freund sein könnte. Und ja- natürlich, von allen Mönchen in Italien findet Mihaly dann genau den richtigen. Per Zufall natürlich. Und ganz per Zufall trifft er in Rom auf Éva.


    Das sind mir einfach zu viele Zufälle, als dass das Ganze noch glaubhaft wirkt. Ja, im Leben geschehen oft lustige Zufälle. Aber hier wird gleich ein ganzer Sack davon ausgeschüttet. Nein, also wirklich. Muss das sein?


    Fazit:


    Interessant, wie unterschiedlich man die Titel desselben Autors wahrnehmen kann. Jetzt bin ich mal gespannt, was passiert, wenn ich das nächste Buch von Szerb lese. Jetzt hab ich eins, das ich absolut genial finde, und eines, das ich absolut schrecklich finde. Diesen Umstand finde ich eigentlich ganz lustig.


    Auch wenn die Zeit, die ich mit dem Mondlicht verbracht habe, ganz und gar nicht lustig war.


    :flop:

    //Grösser ist doof//

  • Danke Jari für deinen Eindruck - aufgrund deiner Rezension subbt die Pendragon-Legende seit ein paar Wochen hier [emoji4] Ich bin mal gespannt wie Szerb mir gefällt :winken:

  • Ich hatte die "Reise" mal vor Jahren als Hörbuch und kann mich auch nur noch an einen leicht nervigen Gesamteindruck erinnern. Ich weiß auch gar nicht mehr, ob ich es komplett gehört habe :redface:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Genervt habe ich mich auch :rollen:
    Wie gesagt, hätte ich nicht bereits genug Bücher abgebrochen, hätte ich nicht weitergelesen...

    //Grösser ist doof//

  • Meine Meinung zum Buch: Das Buch ist ganz anders als erwartet gewesen, was weder positiv noch negativ gemeint ist. Meine Meinung nach konnte ist das Buch einfach doch sehr wunderschön beschrieben. Am liebsten wäre ich selbst nach Italien verreist, um selbst die Eindrücke zu erleben. Ich finde, die Sehnsucht von Mihály wird sehr deutlich. Er sehnt sich nach seiner Jugend, an die Ulpius Zeiten. Mit den Ulpius Geschwistern lernte neue Ansichten, die er bis dahin in der eigenen Familie nicht gesehen hatte und es gefiel ihm. Wie das Leben nun mal ist, soll auf einmal Erwachsen werden, auf die Fußstapfen der Vater eintreten, was bürgerliches tun und damit zu frieden sein. Als er auf der Hochzeitreise ist, bemerkt er das alles will er nicht. Soweit so gut, kann ich alles nachvollziehen.
    Ich verstehe auch wieso sie sich trennen Erzsi und Mihály. Denn beide wollen voneinander das, was sie sich nicht gegenseitig geben können. Im Leben bekommt man manchmal ein Erkenntnis, dass man vielleicht nichts ändern kann und sich mit eine Sache abfinden muss, aber mich stört das Ende doch einwenig. Ich stelle mir vor, wie Mihály das Leben lebt, den er eigentlich nie wollte. Ich wird doch nie das Glück finden, das wiederum muss doch sehr depressiv sein? Vielleicht wird er sich nie wie sein Freund Tamas umbringen, aber das Leben wird in auch nicht glücklich machen. Zumindest stelle ich mir die Geschichte, nach dem geendet hat doch recht traurig vor. Das Leben hat nicht immer ein Happy End, dennoch haben wir Optionen. Seine Optionen zurück nach Ungarn zu kehren und das Leben zu führen das er nie wollte finde ich deprimiert. Ich musste beim Lesen des Buches oft an die Entwicklungsaufgaben nach Havighurst denken, denn es gibt Aufgaben, die eine Gesellschaft von allem erwartet, sei es Berufseinstig oder Gründung eine Familie, bewältigen die Jugendlichen die Erwartungen führt dies zu Zufriedenheit und Erfolg und wenn nicht dann zu Unzufriedenheit etc. Und bei Mihály gibt es einige Punkte, die er versucht hat, weil die Dinge von ihm erwartet wurden, er selbst aber damit nicht zufrieden war.


    Wie bewerte ich denn nun so ein Buch ? Wenn man als Leser eine Geschichte liest ohne sich tiefgründig mit dem Thema Jugend/ Erwachsenwerden auseinander zusetzen, dann wird man das Buch eventuell eher schlecht empfinden, aber wenn man andere Aspekte kennt und es etwas analysiert, dann wiederum ist das Buch sehr klug und schön geschrieben. Ich kann die gute sowie die schlechter Kritik verstehen. Ich selber finde das Buch gut.


    4ratten