1. Abschnitt: Kapitel 1 bis einschl. Kap. 8

Es gibt 84 Antworten in diesem Thema, welches 11.547 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kritty.

  • Du bist ja richtig flott, Karin. Ich freue mich sehr, dass dir die Beziehung zwischen Friederike und Bernhard gefällt. Ich habe übrigens sehr lange darüber gegrübelt, wie das mit dem Sexualleben ist und auch noch mal mit Kollegen in einem Autorenforum Rücksprache gehalten. Zunächst waren viele skeptisch - mutet es wie Pädophilie an, wenn eine Frau mit ihrem Ehemann, der durch die Hirnverletzung auf dem kognitiven Stand eines Kindes ist, Sex hat? Einige meinten, sie würden es ihr eher "verzeihen", wenn sie sich einen Geliebten suchen würde. Aber - und das war dann spannend - als ich die Szene geschrieben und in die Textkritiken dort eingestellt hatte, gefiel sie allen. Weil Bernhard eben kein hilfloses, ausgebeutetes Kind ist, sondern ein erwachsener Mann mit erwachsenen Bedürfnissen, auch wenn er kognitiv auf dem Stand eines fünfjährigen Kindes ist.

    Bei dieser Szene musste ich auch erst ein wenig schlucken, fand sie dann aber von dir so wunderbar beschrieben, dass ich es dann wieder richtig schön fand. Wie Friederike ja auch sagte, er ist ihr Mann, sie schlafen jede Nacht im gleichen Bett und er ist erwachsen ... bin gespannt, wie sich das noch entwickeln oder ob es nochmal Thema wird. Immerhin ist sie ja auch im schönsten gebärfähigen Alter. Ich denke doch, da ihre Entscheidung, mit ihm zu schlafen, recht spontan entstand, wird sie sicher nicht verhütet haben ... ?

  • Wie immer bei Melanies Büchern ist mir der Einstieg leicht gefallen, und ja, es gibt auch gleich jemanden, den ich unsympathisch finde.... Dr. Weiß....., der eine Art und Einstellung an sich hat, die mir so gar nicht gefällt. Schon alleine der Aspekt, dass dieser von der neuen Schrift von Professor Hoche angetan ist, ist abstoßend. Einige von uns wissen bestimmt noch, um was es sich bei Hoche handelt. Zum Glück ist Er. Fliedtner nicht dieser Ansicht. Auch seine Äußerung, dass es Tiere sind, einfach ekelhaft.

    Da geht es mir wie dir ... ich denke, dieser Dr. Weiß ist uns allen unsympathisch. Und für alle, die es vielleicht nicht wissen oder die anderen Bücher von Melanie nicht kennen, hier eine ganz kurze Erklärung zu Prof. Hoche:


    Der Professor für Strafrecht Karl Binding (1840-1920) und der Freiburger Arzt und Psychiater Alfred Hoche (1865-1943) veröffentlichten im Jahr 1920 ihre Schrift „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form“.

    Das es zu dieser Zeit diesen Uhlenhuth-Test schon gab, wusste ich gar nicht. Hoffentlich ist genug Blut an dem Messer. Und hoffentlich können Dr. Schröder und Kommissar Lechner den Fall schnell aufklären, damit Kuno entlastet wird.

    Ja, das wusste ich auch nicht ... für Kuno könnte es die Rettung sein ...

  • Dr. Weiß kommt mir so vor, als hätte er ein Auge auf Frederike geworfen und will unbedingt, dass sie sich von ihm trennt, damit er freie Bahn hat.


    Kein schöner Gedanke *schauder*

  • Nein, das ist dasselbe, was man heute unter "Zwangsmitteln" versteht - letztlich geht es darum, Schaden abzuwenden. Auf Mohlenberg wird nicht "diszipliniert" - wer sich da auf Dauer nicht einfügen kann, kann eben nicht länger in der Einrichtung leben.

    Oh, Gott sei Dank ... ich habe da ja schon ganz schlimme Dinge gelesen, z. B. die armen Menschen - meist waren es ja hysterische Frauen - die diesen schrecklichen stundenlangen Bädern ausgesetzt waren ...

  • Vielen Dank für deine Kommentare, Engi.


    Ursprünglich war - wie ich ja schon schrieb - die Sexualität zwischen Friederike und Bernhard zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht geplant. Aber genau so, wie es die Helden spontan überkommt, ließ mich dieser Gedanke nicht mehr los. Immerhin sind sie erwachsen, verheiratet und Sexualität gehört dazu, zumal auch Bernhard gewiss noch Bedürfnisse hat, wo er seine körperlichen Einschränkungen langsam komplett überwunden hat und nur die geistigen noch da sind.


    Das spannende war, dass sich diese eine Szene - das Ausleben erwachsener Sexualität - auf den ganzen Roman und Bernhards ganze Persönlichkeit weiter auswirkte, sodass ich beim Schreiben später vom Exposé abwich und der Roman dadurch lebendiger und glaubwürdiger wurde. Ich werde dazu an den entsprechenden Abschnitten etwas sagen. Aber genau das finde ich immer so spannend - wenn eine einzige winzige Veränderung im Umgang miteinander entscheidende Auswirkungen hat.

  • Nein, das ist dasselbe, was man heute unter "Zwangsmitteln" versteht - letztlich geht es darum, Schaden abzuwenden. Auf Mohlenberg wird nicht "diszipliniert" - wer sich da auf Dauer nicht einfügen kann, kann eben nicht länger in der Einrichtung leben.

    Oh, Gott sei Dank ... ich habe da ja schon ganz schlimme Dinge gelesen, z. B. die armen Menschen - meist waren es ja hysterische Frauen - die diesen schrecklichen stundenlangen Bädern ausgesetzt waren ...

    Das kommt noch - aber anderswo ;)

  • Oh ein schönen Platz hast du da zum lesen.


    Gerade weil Frederike sich so engagiert, wäre es doch toll, wenn sie es doch noch schaffen könnte ihr Studium zu beenden. Bernhard wäre in guten Händen bei ihrem Vater. Der Knackpunkt ist halt die lange Trennung von Frederike, die er wahrscheinlich schlecht verkraften würde.


    Auch wenn Walter ein Geheimnis hat und man denken könnte er hat schlimmes zu verbergen. Trotzdem glaube ich, dass er ein Guter ist und keine bösen Absichten hat. Lassen wir uns überraschen.


    Das der Kindesvater von Tricks Baby der Mörder ist, daran habe ich noch nicht gedacht. Meinst du er wäre so brutal und würde ihr den Bauch aufschneiden, um dann den Verdacht auf Kuno zu lenken?


    Ja Fräulein Brunner hat ein großes Geheimnis, nur welches? Das ist etwas was mich sehr interessiert, wie die Seele bei Traumapatienten funktioniert.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Gleich zu Beginn werden ja zwei gänzlich verschieden Denkweisen der Psychiatrie diskutiert: einerseits der Versuch, geistig Behinderten auf Augenhöhe entgegenzukommen, ihre Talente zu fördern und ihnen einen Platz in der Gesellschaft zu geben und andererseits die Theorie von Prof. Hoche, dass der Tod manchmal Eoche hat ja in seinem Aufsatz 1920 auch von der Vernichtung lebensunwerten Lebens gesprochen und war damit Wegbereiter der organisierten Massenvernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus.


    Was mich fürchterlich aufgeregt hat, war Dr Weiß' Gerede von "seelisch verstümmelten Menschen":wand:

    Mir standen bei dem Thema der unterschiedlichen Behandlungsmethoden gleich die Nackenhaare zu Berge. Das hat mich auch gleich an die anderen Bücher von Melanie erinnert. Da gab es ja auch jemanden wie Er. Weiß mit "speziellen " Ansichten. Solchen Menschen wünsche ich auch so behandelt zu werden, wie sie es für andere vorsehen.:cursing:

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Friederike setzt sich für ihren Mann und die anderen Menschen auf Gut Mohlenberg ein. Es ist sicher bewundernswert, dass sie ihre eigenen Interessen für ihren Mann zurückgestellt hat, aber wirklich klug kann ich das nicht finden! Vor allem, weil ihr ja nicht mehr viel gefehlt hat! Ich hoffe, dass sie ihr Studium wieder aufnehmen und beenden wird. Schließlich wird ihr Vater ja nicht ewig das Gut leiten können.

    Aber sie hat die Möglichkeit, in einer für sich und ihren Mann optimalen Umgebung zu leben.

    Bei Friederike muss man zweierlei bedenken: Zum einen liebt sie Bernhard und der war ja anfangs in einem auch körperlich sehr desolatem Zustand und musste erst langsam wieder vieles lernen. Er war ihr da einfach wichtiger, als das Studium abzuschließen.

    Ich Frage mich auch ständig, ob es vielleicht Bernhard sein Wunsch wäre, dass Frederike ihr Studium beendet, wenn er vielleicht noch ein wenig genesen könnte und sich erinnert. Wahrscheinlich redet sie auch nie mit ihm darüber.

    Walter ist da ganz anders, er behandelt ihn nicht wie ein Kind.

    Melanie Metzenthin , ist es möglich, wenn man Patienten wie Bernhard in normale Gespräche verwickelt, dass das Nachdenken angeregt wird?

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  • Hallo an meine Mitleserinnen und besonders an Melanie!

    Ich bin zuerst etwas skeptisch an das Buch heran gegangen, weil das so gar nicht mein Genre ist. Aber Melanie hat es schon gleich im ersten Kapitel geschafft mich zu fesseln. Allein schon die Diskussion zwischen Dr. Weiß und Dr. Fliedtner beschreibt sehr gut die unterschiedlichen Ansichten in der Psychiatrie zur damaligen Zeit. Das hat mein Interesse geweckt. Und die weiteren Ereignisse haben mich noch neugieriger gemacht. Der Schreibstil gefällt mir auch sehr gut. Man kann sofort einen Bezug zu den einzelnen Personen finden.

    Wie bei meinen Mitlesern sind mir die Hauptpersonen sofort sympathisch geworden, vor allem Friederike. Wie sie sich um ihren Mann kümmert ist bewundernswert.

    Auch Walter schätze ich als sehr sympathische Person ein, die im weiteren Geschehen bestimmt noch eine große Rolle spielt.

    Aber ich scheine wohl die einzige zu sein, die Bernhard nicht genau einordnen kann. Er ist ein liebenswerter Mann, und wie er an Friederike hängt macht ihn noch sympathischer. Aber bei dem Gespräch mit ihr über Kinder ist mir ein schlimmer Gedanke gekommen. Was, wenn er seiner Frau aus Liebe zu ihr den Wunsch nach einem Kind erfüllen möchte und den Mord deshalb begannen hat? Er hat ja jetzt mehr Freiheiten als früher, kannte Trudi und wollte vielleicht das Kind in seiner Naivität für Friederike, was dann schief gegangen ist. Er hat ja bei Kuno vorher gesehen, woher die Babys kommen. Ich hoffe, ich irre mich!

    Auf jeden Fall hat mich das Buch gefesselt, sodass ich schon ganz gespannt bin, wie es weitergeht!

  • Vielen Dank für dein tolles Feedback, Rita.

    Aber ich scheine wohl die einzige zu sein, die Bernhard nicht genau einordnen kann. Er ist ein liebenswerter Mann, und wie er an Friederike hängt macht ihn noch sympathischer. Aber bei dem Gespräch mit ihr über Kinder ist mir ein schlimmer Gedanke gekommen. Was, wenn er seiner Frau aus Liebe zu ihr den Wunsch nach einem Kind erfüllen möchte und den Mord deshalb begannen hat? Er hat ja jetzt mehr Freiheiten als früher, kannte Trudi und wollte vielleicht das Kind in seiner Naivität für Friederike, was dann schief gegangen ist. Er hat ja bei Kuno vorher gesehen, woher die Babys kommen. Ich hoffe, ich irre mich!

    Auf jeden Fall hat mich das Buch gefesselt, sodass ich schon ganz gespannt bin, wie es weitergeht!

    Das ist ein sehr interessanter Aspekt. Aber ich verrate nix ;)

  • Aber ich scheine wohl die einzige zu sein, die Bernhard nicht genau einordnen kann. Er ist ein liebenswerter Mann, und wie er an Friederike hängt macht ihn noch sympathischer. Aber bei dem Gespräch mit ihr über Kinder ist mir ein schlimmer Gedanke gekommen. Was, wenn er seiner Frau aus Liebe zu ihr den Wunsch nach einem Kind erfüllen möchte und den Mord deshalb begannen hat? Er hat ja jetzt mehr Freiheiten als früher, kannte Trudi und wollte vielleicht das Kind in seiner Naivität für Friederike, was dann schief gegangen ist. Er hat ja bei Kuno vorher gesehen, woher die Babys kommen. Ich hoffe, ich irre mich!

    Ach du Schreck, ich hoffe inständig das du dich irrst. Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen, da er ja dieses Kindliche Gemüt hat. Und eigentlich ist er in seiner liebenswürdigen Art der Alte geblieben. Als ich traue ihm das nicht zu. Hoffentlich behalte ich Recht.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Vielen Dank für dein tolles Feedback, Rita.

    Aber ich scheine wohl die einzige zu sein, die Bernhard nicht genau einordnen kann. Er ist ein liebenswerter Mann, und wie er an Friederike hängt macht ihn noch sympathischer. Aber bei dem Gespräch mit ihr über Kinder ist mir ein schlimmer Gedanke gekommen. Was, wenn er seiner Frau aus Liebe zu ihr den Wunsch nach einem Kind erfüllen möchte und den Mord deshalb begannen hat? Er hat ja jetzt mehr Freiheiten als früher, kannte Trudi und wollte vielleicht das Kind in seiner Naivität für Friederike, was dann schief gegangen ist. Er hat ja bei Kuno vorher gesehen, woher die Babys kommen. Ich hoffe, ich irre mich!

    Auf jeden Fall hat mich das Buch gefesselt, sodass ich schon ganz gespannt bin, wie es weitergeht!

    Das ist ein sehr interessanter Aspekt. Aber ich verrate nix ;)

    Da könnte man fast denken RitaM hat Recht und ist auf der richtigen Spur=O, bitte bitte nicht

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Etwas habe ich noch vergessen. Es hat mich überrascht, dass es zu der damaligen Zeit schon den humanistischen Ansatz in der Psychiatrie gab. Ich hatte mir eher nur eine Behandlung mit Wegsperren, Elektroschocks und Lobotomie vorgestellt

  • Etwas habe ich noch vergessen. Es hat mich überrascht, dass es zu der damaligen Zeit schon den humanistischen Ansatz in der Psychiatrie gab. Ich hatte mir eher nur eine Behandlung mit Wegsperren, Elektroschocks und Lobotomie vorgestellt

    Der humanistische Ansatz war schon seit den 1890er Jahren vertreten. Damals wurden die ersten "landwirtschaftlichen Irrenkolonien" - die hießen wirklich so - gegründet. Die hatten genau den Ansatz wie Gut Mohlenberg.


    Für alle Interessierten hier mal ein zeitgenössisches Dokument von 1927 (das hatte ich für "Im Lautlosen" ursprünglich mal ausgegraben).


    http://www.kankeleit.de/otto/ochsenzoll.html

  • Vielen Dank für dein tolles Feedback, Rita.

    Das ist ein sehr interessanter Aspekt. Aber ich verrate nix ;)

    Da könnte man fast denken RitaM hat Recht und ist auf der richtigen Spur=O, bitte bitte nicht

    Ich verrate nix - aber ich finde es sehr spannend, welche Vermutungen der Anfang mit sich bringt. Darüber können wir dann in Ruhe noch mal im letzten Abschnitt diskutieren - merkt euch das mal ;)

  • Der humanistische Ansatz war schon seit den 1890er Jahren vertreten. Damals wurden die ersten "landwirtschaftlichen Irrenkolonien" - die hießen wirklich so - gegründet. Die hatten genau den Ansatz wie Gut Mohlenberg.


    Für alle Interessierten hier mal ein zeitgenössisches Dokument von 1927 (das hatte ich für "Im Lautlosen" ursprünglich mal ausgegraben).


    http://www.kankeleit.de/otto/ochsenzoll.html

    Sehr interessant! Man denkt ja immer, dass man damals einfach noch nicht so weit war, um ein Verständnis für psychisch Kranke zu haben. Gut zu wissen, dass doch einige Ärzte versucht haben, sich um die Patienten zu kümmern und sie nicht einfach nur weggesperrt haben. Dabei vergisst man aber nur zu gerne, dass Patienten heutzutage immer noch zT. mit Medikamenten ruhig gestellt werden, um den Arbeitsaufwand zu reduzieren. Ein trauriges Thema ?