Als Auguste so öffentlich und vehement gegen die Beratungsstelle vorgeht, dachte ich die ganze Zeit, dass es jetzt an der Zeit wäre, herauszufinden, ob Auguste ein uneheliches Kind hat oder nicht. Die Feldbehns haben das sehr gut verschleiert, und dass sie der Tochter der Hebamme die Tür gewiesen haben, war ein schwerer Fehler.
Ich muss gestehen, ich war wirklich zornig über Auguste, dass sie sich über andere Frauen erhebt, vor allem die Frauen, die ihrer Meinung nach aus der Gosse kommen und selbst aber ein uneheliches Kind zur Welt gebracht hat. Aber als wir dann die ganze Geschichte erfahren haben, nämlich, dass sie mit ihren Protesten vermeiden will, dass Frauen überhaupt in die gleiche Lage wie sie kommen, konnte ich sie sogar ein Stück weit verstehen. Schade nur, dass sie nicht sieht, dass sie und Martha eigentlich auf der gleichen Seite kämpfen. Durch ihre Einstellung akzeptiert Auguste eigentlich, dass die Frau immer die Schuldige ist, wenn es zu einem "zweifelhaften" Verhältnis mit Folgen gekommen ist.
Und bei den Eltern ist es wohl auch kein Wunder, dass Auguste diese Einstellung hat bzw. sie sicherlich auch nicht trauen würde, offen dagegen aufzulehnen, selbst wenn sie wollte. Zumal alle der Version des Lehrers glaubten, auch Augustes eigene Eltern.
Nicht viele Frauen sind so mutig und in der Lage, wie Lida Heymann offen auftreten und für die Rechte der Frauen einzustehen - immerhin muss sie auch damit leben, als verrücktes Frauenzimmer zu gelten
Und dazu ist das beinahe ein Kampf gegen Windmühlen, aber wie Martha sagt, jeder kleinste Erfolg ist ein Erfolg in die richtige Richtung. Schlimm, wie die Frauen zu den Winterkindern stehen, aber wenn die Not so groß ist ...
Hannes Steubner bekommt auch endlich sein Fett ab - klar ist das Selbstjustiz, aber ganz ehrlich, mit legalen Mitteln war damals diesen Typen nicht bei zu kommen und hier gilt es nicht nur das Leben von Milli zu schützen, sondern auch das von Anna und das rechtfertigt in meinem Augen durchaus das mutige und überlegte Auftreten von Paul und seinen Freunden.
Zum Schluss erfüllt sich auch noch Millis großer Traum von Amerika - wenn auch anders als gedacht. Ich hoffe, sie wird an der Seite von Lawrence einigermaßen glücklich und es entwickelt sich wirklich alles so, wie sie sich das vorstellt. Das Arrangement ist für sie eigentlich nicht das Schlechteste, immerhin werden die beiden ein unabhängiges Liebesleben voneinander führen können, Milli muss sich nicht bei Lawrence verstellen.
Ich kann hier nur nochmal wiederholen, was ich bereits in einem der früheren Abschnitte geschrieben habe: Moritz mag vielleicht ein zu einfaches Gemüt für Milli haben, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Ich bin froh, dass sich Martha dazu entschlossen hat, ihm alles zu erzählen, so dass er und Milli noch die Möglichkeit hatten, sich auszusprechen. Er will nur ihr Bestes und hat sich Sorgen gemacht, dass sie in Amerika womöglich vom Regen in die Traufe kommt - ich bin froh, dass die Freundschaft nicht zerbrochen ist.
Jetzt ist der erste tolle Band der Hafenschwester leider fertig gelesen - das Buch hat mir wieder sehr gut gefallen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.