Nicholas Tomalin - The Strange Last Voyage of Donald Crowhurst

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  • Nicholas Tomalin

    The Strange Last Voyage of Donald Crowhurst


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    Es kann Wagemut oder reine Selbstüberschätzung gewesen sein, das Donald Crowhurst im Jahr 1969 veranlasste, als unerfahrener Segler an einer Segelregatta teilzunehmen, dem Sunday Times Golden Globe Race, das nonstop rund um die Welt führen sollte. Einer der größten Anreize war sicherlich das Preisgeld in Höhe von 5000 Pfund (entspricht heute knapp 90.000 €), das dem schnellsten Boot winkte. Außerdem war es für seine kleine, hoch verschuldete Firma die beste Gelegenheit, die Tauglichkeit seines einzigen Produktes, einem Navigationsgerät für Segelboote, unter Beweis zu stellen. Die Entscheidung, an der Regatta teilzunehmen, kam überstürzt und mit zu wenig Vorlaufzeit bis zum Beginn des Rennens. Als Resultat daraus machte er sich mit einem nur notdürftig fertiggestellten Boot auf den Weg.

    Monate später kam ein einziger der neun gestarteten Solosegler wieder in England an – es war nicht Donald Crowhurst. Doch während man von den sieben anderen gescheiterten Teilnehmern wusste, weshalb sie aufgegeben hatten, fehlte von ihm jede Spur. Nach acht Monaten wurde sein Boot im nördlichen Atlantik treibend von einem Schiff entdeckt und geborgen, wobei man feststellte, dass der Segler nicht mehr an Bord war. Erst aus den Logbüchern konnten Rückschlüsse gezogen werden, welches Drama sich auf seiner Fahrt abgespielt hatte. Neben einem Logbuch, in dem Daten über den Verlauf einer Reise rund um den Globus festgehalten worden waren, gab es ein zweites, inoffizielles Logbuch, das enthüllte, dass Crowhurst unter größten Anstrengungen nicht weiter als bis vor die Küste Brasiliens gelangt war. Dort hatte er einen Ausfall seiner Funkanlage vorgetäuscht, um den Kontakt zur Rennleitung zu unterbrechen. Sein Plan war, einige Wochen vor der Küste Südamerikas zu kreuzen, sich quasi zu verkriechen, bis es Zeit war, sich auf den Rückweg zu machen und als erster die Ziellinie zu überqueren.

    Anhand seiner umfangreichen Aufzeichnungen in dem geheimen Logbuch wird deutlich, wie er offensichtlich langsam den Bezug zur Realität verloren und sich zunehmend in wirre Gedankengänge verstrickt hatte. Er setzte sich mit allen möglichen Themen auseinander, nicht nur rational und emotional, sondern auch mit durchaus philosophischen Ansätzen. Am Ende sprach er von Gnade; es ist also durchaus möglich, dass er an einem Punkt angelangt war, von dem aus es für ihn keine Umkehr mehr gab. Darüber, ob er Selbstmord begangen hat, wird bis heute spekuliert. Er war Vater von vier kleinen Kindern und eigentlich ein Mensch, der immer einen Plan B parat hatte, deshalb ist auch ein Unfall denkbar. Robin Knox-Johnston, der als einziger das Ziel erreichte, spendete das Preisgeld von 5000 Pfund Crowhursts Familie. Crowhurst ist nie wieder aufgetaucht.

    Trotz aller Sachlichkeit in dem Buch war ich wirklich betroffen von dem Schicksal dieses Mannes. Eigentlich wollte er nicht mehr als sein Unternehmen retten, die Existenz seiner Familie sichern und ein bisschen Ruhm einstreichen als derjenige, der die Regatta als Erster gewonnen hat. Letzten Endes hat ihn sein Größenwahn das Leben gekostet. Meiner Ansicht nach war ihm klar, dass er mit diesem halb fertigen Boot unmöglich den Globus umrunden konnte. Aber dazu hätte es nicht weniger als ein Wunder gebraucht.

    Das Sunday Times Golden Globe Race wurde danach nicht wiederholt. Erst zum 50. Jahrestag, also 2018/2019, gab es eine Neuauflage. Donalds Crowhursts Geschichte wurde mehrfach in Dokus thematisiert und unter dem Titel The Mercy auch verfilmt.

    4Ratten

  • Beim Lesen habe ich mir schon früh die Frage gestellt, warum Donald Crowhurst das Rennen überhaupt angetreten hat, weil man meiner Meinung nach sehen konnte, dass sie zu keinem guten Ausgang führen würde. Das mag rückblickend einfacher zu erkennen sein. Aber auch damals waren die Bedingungen im besten Fall schwierig: ein Segler mit wenig bis keiner Erfahrung auf großen Strecken, will direkt um die Welt segeln. Dass sein Boot erst kurz vor dem Start fertig wurde, hatte Crowhurst keine echte Möglichkeit gehabt, es zu testen. Ich weiß allerdings nicht, ob er genug Erfahrung gehabt hätte, Mängel zu erkennen. In seinem Logbuch wirkt es auf mich so, als ob er nur reagierte, wenn es Schäden an seinem Boot gab und nicht proaktiv versuchte, diese zu verhindern. Allerdings weiß ich auch nicht, wie viel Wahrheit in seinen Zeilen steckt.


    Aber nicht nur die Logbücher, auch das Verhalten von Thomas Crowhurst hat Fragen bei mir aufgeworfen. Er schien mir nicht der richtige Mann für ein solches Unternehmen. Crowhurst war ein Planer, der nicht damit umgehen konnte, wenn etwas nicht so lief, wie er es sich vorstellte. Gleichzeitig war er aber auch ein Träumer, dessen Träume zu groß für die Wirklichkeit waren.

    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.