Jane Smiley: Die Grönland-Saga
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Zur Autorin: Jane Smiley wurde 1949 in Los Angeles geboren, studierte Skandinavistik und Ethnologie und bekam in den 80er Jahren die Möglichkeit, ein Jahr in Island nordische Sagen zu studieren. Aus dieser Zeit erwuchs ihr Roman "Die Grönland-Saga", der 1988 erschien. Die Autorin gewann unter anderem den Pulitzer- und den Booker-Preis und wurde auch schon im Zusammenhang mit einer Vorschlagsliste für den Nobelpreis erwähnt.
Zum Inhalt:
Anhand dreier Generationen der Nachfahren von Erik, dem Roten und seiner Miteinwanderer erzählt Smiley das Schicksal der letzten nordischen Siedler in Südgrönland. Dies tut sie im Ton der Islandsagas und baut auch zahlreiche Handlungselemente aus diesen Texten ein.
Die Geschwister Gunnar Asgeirsson und Margret Asgeirsdottir sind die Personen, deren Leben die Buch-Handlung vollständig abdeckt. Die Familie verliert aufgrund eigenen Verschuldens sowie raffgieriger und verfeindeter Nachbarn ihren fruchtbaren und gut gelegenen reichen Stammhof, und wir folgen ihnen durch ihre Lebensschicksale bis in die nächste Generation. Dies alles spielt in der zweiten Hälfte des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts und endet ca. 1418, kurz bevor die letzten nordischen Grönländer aus der Geschichte verschwinden. Smiley sieht das Ende der grönländischen Europäer des Mittelalters als Folge einer Vielzahl von Puzzlestücken, die auch in der historischen Fachliteratur genannt werden: einerseits schwindendes Interesse der europäischen Stammländer am Handel mit Grönland und politischem Einfluss aufgrund der massiven Pesteinbrüche jener Zeit in Nord- und dem Rest von Europa sowie des Schismas der katholischen Kirche, andererseits Konflikte und nachlassende Festigkeit von Strukturen unter den nordischen Siedlern.
Meine Meinung:
Das Ganze kann man auch als Parabel für den Niedergang von Kulturen insgesamt und für die Unfähigkeit des Menschen, eine gewisse kulturelle und zivilisatorische Höhe auf Dauer zu halten, sehen. Damit hat es erschreckende Parallelen zu dem, was wir in den letzten Jahren in den westlichen Gesellschaften beobachten müssen. Smiley erzählt in der distanzierten Sprache der nordischen Sagas, die aber gerade in ihrer Kargheit und scheinbaren Unbeteiligtheit den Leser erschüttert, wenn er all das Leid, das die unwirtliche Umgebung mit sich bringt, den Teufelskreislauf von Vergehen und Rache und die rührenden Versuche der Menschen, sich all ihr Unglück zu erklären, vorgeführt bekommt. Dabei hat der Roman aber auch viele Szenen üppiger Feste, aufregender Jagden und spannender Treffen zu bieten, so dass er auch über viele hundert Seiten ein echter Page-Turner ist.
Auch wenn man sich nicht unbedingt für das Mittelalter im hohen Norden interessiert, ein sehr empfehlenswertes Leseerlebnis!