Eva Völler - Ein Traum vom Glück

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    Broschiert: 464 Seiten

    Verlag: Lübbe; Auflage: 1. Aufl. 2020 (27. März 2020)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3785726708

    ISBN-13: 978-3785726709

    Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren


    Inhaltsangabe:


    Essen 1951: Nach der Flucht aus der Kriegshölle Berlin hat die junge Katharina Unterschlupf bei der Familie ihres verschollenen Mannes gefunden. Aber das Zusammenleben mit der barschen, zupackenden Schwiegermutter auf engem Raum fällt der lebenshungrigen Frau schwer. Sie will ein besseres Leben für sich und ihre beiden Töchter. Mit trotziger Entschlossenheit versucht sie, ihrem ärmlichen Umfeld zu entfliehen. Doch dann begegnet sie dem traumatisierten Kriegsheimkehrer Johannes ...


    Autoreninfo:


    Eva Völler hat sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Trotzdem hat sie zuerst als Richterin und später als Rechtsanwältin ihre Brötchen verdient, bevor sie Juristerei und Robe schließlich endgültig an den Nagel hängte. „Vom Bücherschreiben kriegt man auf Dauer einfach bessere Laune als von Rechtsstreitigkeiten. Und man kann jedes Mal selbst bestimmen, wie es am Ende ausgeht.“ Die Autorin lebt mit ihren Kindern am Rande der Rhön in Hessen.


    Meine Meinung:


    Titel: Das Schicksal der Spätheimkehrer...


    Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den ersten Band einer Reihe. Da ich Familiengeschichten sehr liebe und es kurz nach dem zweiten Weltkrieg spielt, war meine Neugier sofort geweckt. Gespannt begann ich zu lesen.


    In der Geschichte geht es um Katharina und ihre Familie. Sie lebt bei ihrer Schwiegermutter Mine und ihr Mann wird seit Jahren vermisst. Das Leben nach dem Krieg ist alles andere als leicht, aber man beißt sich durch. Doch dann begegnet sie dem Spätheimkehrer Johannes und nichts ist mehr wie es war. Was soll sie bloß tun?


    Mir ist direkt positiv aufgefallen, dass im Buch Ruhrpottplatt benutzt wird, was die Handlung sehr authentisch macht. Ich komme zwar nicht aus der Region, habe aber alles gut verstanden. Zudem gibt es am Ende ein Glossar zu den Begriffen.


    Der Autorin gelingt es in meinen Augen sehr gut ein Bild vom zerbombten Nachkriegsdeutschland zu zeichnen, bei dem man sich alles bildlich vorstellen kann und die Entbehrlichkeiten der Protagonisten beinahe am eigenen Leib spürt.


    Die dargestellten Figuren sind so unterschiedlich, dass jeder interessierte Leser jemanden findet, mit dem er sich identifizieren kann.


    Katharina als Hauptcharakter musste echt einiges durchmachen. Mir hat gut gefallen, dass ihr Lebensweg so diffizil war, denn das macht sie als Figur besonders spannend. Ich mochte ihre Träume vom eigenen Atelier und ihre Leidenschaft für Kleidung.


    Mit Johannes habe ich sehr mitfühlen können. Seine Erlebnisse im Krieg und im Lager haben mir Gänsehaut abverlangt. Zudem war an seinem Beispiel das Bergarbeiterleben gut nachvollziehbar.


    Besonders ans Herz gewachsen ist mir Schwiegermutter Mine, die für ihre Familie alles gibt und die Hoffnung nicht aufgibt, dass ihr Sohn doch noch aus dem Krieg heimkommt.


    Auch an Bösewichten mangelt es nicht, daher lasst euch in dem Punkt überraschen.


    Nicht nur Geschichte spielt im Roman eine Rolle, sondern auch die Liebe. Dies war zu keiner Zeit kitschig, zu viel oder übertrieben, sondern ganz nach meinem Geschmack. Gerade nach so viel Negativen finde ich so etwas als Gegensatz sehr angenehm.


    Der Roman hat mir alles abverlangt, da man wirklich ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Da glaubt man, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann und dann passiert eben genau das.


    Mit dem Ende hatte ich so gar nicht gerechnet. Es hat mich so dermaßen geschockt, dass ich weinen und die Lektüre erstmal sacken lassen musste.


    Fazit: Mich hat der Roman tief berührt und nun warte ich ungeduldig auf die Fortsetzung. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Klasse!


    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Katharina ist mit ihren beiden Töchtern aus dem zerstörten Berlin nach Essen gekommen und hat Unterschlupf bei ihrer Schwiegermutter Mine gefunden. Sie schneidert Kleider und sorgt so für das Auskommen ihrer kleinen Familie. Ihr großer Traum ist ein eigenes Modeatelier. Ihr Mann gilt als vermisst und Katharina macht sich keine Hoffnungen mehr, dass Karl noch lebt, ganz anders als Mine, die fest davon überzeugt ist, dass ihr Sohn noch zurückkehrt. Als Mines Enkel Johannes auftaucht, verstärkt das Mines Hoffnungen. Das Zusammenleben unter einem Dach ist nicht immer ganz einfach.


    Dies ist der Auftaktband der Ruhrpott-Saga von Eva Völler. Es ist nicht mein erstes Buch der Autorin und wieder konnte sie mich mit ihrem Erzählstil packen. Die Atmosphäre des Ruhrpotts ist gut eingefangen, was durch den Dialekt unterstrichen wird.


    Das Leben ist in den fünfziger Jahren nicht einfach, es mangelt noch an so vielem und doch versucht man das Beste daraus zu machen. Ich bin in dieser Zeit geboren und kann mich noch an vieles erinnern.


    Die Figuren bis hin zu den Nebenfiguren sind alles individuell und authentisch gezeichnet. Jeder hat seine Eigenheiten und an manchen kann man sich reiben. Katharina wirkt manchmal etwas egoistisch, trotzdem war sie mir von Anfang an sympathisch. Sie hat einiges ertragen müssen und will für die Zukunft ein besseres Leben. Aber auch die etwas barsche Mine hat mir gut gefallen. Sie setzt sich mit aller Kraft für ihre Familie ein. Auch ihr Enkel Johannes hat viel mitgemacht, was Folgen hat, aber er mag über das Erlebte nicht reden. Er ist sympathisch und zupackend und findet Arbeit im Bergbau.


    Man bekommt einen guten Eindruck über das Leben in der Nachkriegszeit. Auch welche Probleme die Spätheimkehrer haben und was es für die Familien bedeutet, wird thematisiert. Außerdem habe ich noch einiges Neue über den Bergbau erfahren.


    Einiges am Verlauf der Geschichte war vorauszusehen, anderes hat mich doch sehr überrascht, aber auch erschüttert. Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht.


    Ein emotionaler Nachkriegsroman, der einfach wundervoll erzählt ist und mich von Anfang an gefesselt hat.


    5ratten

  • Essen 1951. Katharina ist der Kriegshölle in Berlin entkommen und lebt nun nach ihrer Flucht bei ihrer Schwiegermutter. Ihr Mann ist verschollen. Katharina ist sich sicher, dass er tot ist, aber davon will seine Mutter Mine nichts hören. Sie ist überzeugt, dass Karl noch lebt und weigert sich, ihn für tot erklären zu lassen.


    "Ein Mann geht dir von der Seite, ein Kind vom Herzen."


    Die Lebenssituation ist nicht einfach für Katharina, die für ihre beiden Töchter und auch sich ein besseres Leben möchte. Als Schneiderin hält sie sich mit Näharbeiten über Wasser, träumt aber von einem eigenen Geschäft.

    Dann steht eines Abends Mines Enkel Johannes vor der Tür, zurück aus der russischen Kriegsgefangenschaft, wo er sechs Jahre verbracht hat. Traumatisiert, aber froh, wieder bei seiner Familie zu sein, findet er langsam zurück ins Leben und zwischen ihm und Katharina entwickelt sich eine Beziehung, die eigentlich nicht sein darf. Johannes ist zwar kein Blutsverwandter, aber Katharina ist immer noch mit seinem Onkel verheiratet und Mine ist jetzt mehr denn je davon überzeugt, dass Karl nach Hause kommen wird. Haben Johannes und Katharina da überhaupt eine Chance?


    Als ich von "Ein Traum vom Glück" ein Werbeplakat sah, war mir klar: Das muss ich lesen! Ich bin zwar nicht direkt im Ruhrpott aufgewachsen, aber schon nahe dran und mein Vater und auch viele Verwandte und Bekannte waren ebenfalls "auf'm Pütt". Viele Situationen aus dem Buch kamen mir dann auch bekannt vor, obwohl ich zwanzig Jahre später geboren wurde. So zum Beispiel die Kohlenlieferung und das "Schüppen" in den Keller. Auch die Sprache bzw. der Dialekt von Mine und den anderen Essenern bereitete mir keine Probleme. Das Glossar am Ende des Buches ist auf jeden Fall hilfreich, wenn man sich mit dem Ruhrpott-Platt nicht auskennt, aber ich brauchte es nicht. ;)


    Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, man kann sich in eine andere Zeit fallen lassen, auch wenn diese nicht wirklich schön war. Andererseits atmete Deutschland damals gerade wieder ein bisschen auf, die Besatzungszeit war so gut wie vorbei, man konnte wieder einkaufen, was und wo man wollte (vorausgesetzt man konnte es sich leisten) und die Menschen genossen einfach die neue Freiheit und hofften auf bessere Zeiten.


    Eva Völler gelingt es, ein authentisches Bild zu zeichnen und diese Zeit lebendig werden zu lassen. Die Charaktere sind glaubwürdig, besonders durch den Ruhrpott-Slang.


    Der Roman hat viele gute Zutaten, die ihn zu einem perfekten Schmöker machen: ein bisschen Geschichte und Nostalgisches, ein bisschen Drama, ein bisschen Romantik und auch Humor.


    Eine Leseempfehlung für alle, die das Ruhrgebiet kennen und lieben und auch für die, die einfach mal wieder ein schönes Buch lesen möchten.


    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung im Herbst.


    5ratten

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe: