Hanna Caspian - Gut Greifenau. Silberstreif (5)

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 926 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sagota.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Im fünften Band von Hanna Caspians Reihe "Gut Greifenau" befinden wir uns mitten in der Weimarer Republik. Relativ schnell wird die Renten- und Reichsmark eingeführt, so dass unsere altbekannten Protagonisten wieder ein wenig Land unter die Füße bekommen. Doch wie ergeht es Konstantin, Katharina, Alexander und Nikolaus in den goldenen 1920er Jahren?


    Es ist wirklich erstaunlich, dass das fünfte Buch der Reihe immer noch so viel Spaß macht wie der erste Band. Die Geschichte flacht weder ab noch wird sie langweilig. Caspian schafft es, sich in jede Figur hineinzudenken und deren Weg sinnvoll weiterzustricken. Langweilig wird es dabei nicht, vor allem da alle Grafenkinder so unterschiedliche Wege gehen und ihre Lebensentwürfe so total unterschiedlich sind. Gut Greifenau ist dabei der Anker und Hafen. Immer wieder kommen alle Kinder dorthin zurück und erinnern sich auf ihre Art und Weise an ihre Herkunft.


    Selbst den unsympathischen Nikolaus schaue ich gerne über die Schulter. Es ist zwar eher erschreckend, aber dennoch spannend und informativ, wie es bei ihm weiter geht. Gerade bei Nikolaus zeigt sich die besondere Perspektive, die Hanna Caspian in diesem Roman einnimmt. Sie gibt hier nicht den historischen Einheitsbrei wieder, den man mittlerweile aus unendlichen Romanen kennt. Die Perspektive ist immer die der ehemaligen Adligen und somit eröffnen sich mir ganz neue Perspektiven auf diese Zeit. Es ist total spannend, denn auch ich denke mir gerade, wie kann Hitler eigentlich an die Macht gekommen sein? Ich bin total gespannt, ob und wie das im nächsten Band noch thematisiert wird.


    Aber auch Konstantin, der zwischen altem Landadel und bürgerlich-sozialen Sichtweisen hin und her pendelt, bietet einen spannenden Blick auf die Weimarer Republik. Hinzu kommt die recht emanzipierte Katharina, eine der ersten Medizinstudentinnen, die mit ihrem reichen Ehemann ein sehr priviligiertes Leben führt und meine heimliche Lieblingsfigur: Alexander. Als Homosexueller in Berlin hat er es in 20er Jahren recht leicht - aber trotzdem nur im Verborgenen. Auch wenn es Teile in Berlin gibt, in denen Homosexualität geduldet wird, ist die Gesellschaft dennoch weit entfernt von einer liberalen Einstellung.


    Ich glaube, ich könnte diese Reihe ewig weiterlesen, denn wenn man dann genug von priviligiertem Altadel hat, taucht man in die Dienstbotenetage ab und wird wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Es macht einfach immer noch Spaß! Also bitte, bitte, liebe Hanna Caspian, gib uns mehr Gut-Greifenau-Bände!

  • Ich möchte die ganze Reihe noch lesen; aber vor 2021 wird das nix mehr ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • So langsam kriege ich auch Appetit auf diese Reihe und werde mir mal den ersten Band auf den Wunschzettel setzen :)


    Das klingt ein bisschen wie "Downton Abbey" auf deutsch ;) Meint übrigens auch Amazon zu Teil 1.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Es ist auch quasi wie Downton Abbey auf Deutsch. Aber der Adel in Deutschland hatte mit ganz anderen Problemen zu kämpfen, deswegen ist es kein doofer Abklatsch. ;)

  • Das war auch gar nicht negativ gemeint, nur als Referenz für eine gut gemachte Geschichte über eine adelige Familie in bewegten Zeiten ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ah okay. Momentan ist auf dem Buchmarkt der Trend sehr stark, wenn eine Reihe gut funktioniert, macht man gleich Überfluss von dem Thema und der ist dann oftmals bescheiden. Beispiel: Die Nightingale Schwestern. Und bisher habe ich noch keine (deutsche) Krankenschwestern-, Ärztinnen-, Hebammenreihe gelesen, die es damit aufnehmen kann. Das ist hier wirklich anders, und der Mediumwechsel macht da auch gar nichts.

  • Lebendige 20er-Jahre


    Die 20er-Jahre haben auf Gut Greifenau Einzug gehalten. Sie bringen alles mit, was diese Zeit zu bieten hatte, von Glamour und Luxus bis tiefste Verzweiflung. Die Inflation hat die Jahre voll in ihrem Griff, das Geld verliert rasant schnell seinen Wert. Nur wer geschickt taktiert, kann Gewinne machen. Aber für Konstantin bedeutet diese Krise letztendlich die Rettung. Auch mit ihm und Rebecca meinen es die Jahre gut, ihre Familie wächst, aber auch die Angst um die Zukunft bleibt.

    In der Angestelltenetage ist das Leben ebenfalls geprägt von Krisen und Glück. Sogar Katharina scheint sich endlich ihren großen Traum verwirklichen zu können. Sie beginnt mit ihrem Studium der Medizin.


    Als im November 2018 der erste Band „Gut Greifenau Abendglanz“ erschien, hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich so eine Gutshof-Serie so begeistern könnte, aber genau so ist es. Ich kann es immer nicht erwarten, bis der nächste Band erscheint. Mit „Silberstreif“ liegt nun bereits Band 5 vor.

    Bei dieser Serie sollte man aber schon die Reihenfolge beachten. Sicherlich macht es mehr Spaß, mit dem ersten Teil zu beginnen, als mit einem anderen Teil, obwohl kleine Rückblenden dafür sorgen, dass man zu mindestens ein wenig Weiß, um was es in den Vorgänger gegangen sein könnte.


    Die Geschichte erzählt das Leben auf einem Gutshof in Pommern. Es wird von den Herrschaften erzählt und von den Angestellten. Hanna Caspian versteht es dabei geschickt, ihr fiktiven Protagonisten mit dem historischen Hintergrund zu verknüpfen. In diesem Teil befinden wir uns in den 20er-Jahren mit allem, was dazu gehört. Da die Familie von Gut Greifenau relativ groß ist, hat sie auch einiges zu bieten. Es wird eben nicht nur das Leben auf dem Land anschaulich geschildert, sondern auch aus Berlin. Gerade Alexander trifft es dort hart und auch Katharina muss sich durchsetzten und immer wieder ihr Handeln neu überdenken.


    Auf dem Gut selber wird natürlich das tägliche Leben erzählt. Davon, wie Rebecca ihre Aufgaben erfüllen muss und davon, was das Personal erlebt. Ich mag diese lebendige Schreibweise der Autorin, die es ermöglicht, völlig in dieser Geschichte zu versinken. Dabei hat sie aber nicht vergessen, dass in dieser Zeit politisch so einiges zu bewältigen war. Die Autorin lässt geschickt die politischen Ereignisse mit einfließen und der Leser erfährt, was die Menschen in dieser Zeit bewegt haben könnte.


    Fazit:


    Auch Band 5 „Silberstreif“ hat mich wieder wunderbar unterhalten. Es hat Spaß gemacht, das Leben und die Menschen rund um Gut Greifenau mitzuerleben. Die Mischung aus historischem Hintergrund und fiktive Geschichte gefällt mir gut, der leichte Erzählstil sorgt für ein versinken in der Geschichte und die ausgefeilten Charaktere bringen Leben in die Handlung. Ich liebe diese Reihe und warte schon jetzt sehnsüchtig auf Band 6, auch wenn dieser vermutlich der letzte Teil sein wird.


    5ratten