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Kurz vor Weihnachten, in der Gluthitze des Outbacks von Queensland: die Brüder Nathan und Bub stehen fassungslos neben der Leiche ihres Bruders Cameron, der am „Stockman‘s Grave“, einem alten Grabmal mitten im Nirgendwo, offenbar elend verdurstet ist. Kaum zu glauben, dass dem erfahrenen Farmer, der im Outback aufgewachsen ist und um die Gefahren weiß, so etwas passieren konnte. Warum hatte er nichts zu trinken bei sich, und warum hat er sich so weit von seinem Auto entfernt, dass er den Weg zurück nicht mehr geschafft hat?
Die ganze Familie ist aufgewühlt, untereinander schwelt das Misstrauen, alte Konflikte und andere Gespenster aus der Vergangenheit drängen an die Oberfläche, und die Frage, ob man die restlichen Familienmitglieder jemals wirklich gekannt hat, lässt sich nur schwer ignorieren.
Die für Europäer beinahe unvorstellbare Weite und das unwirtliche Klima des Outbacks bilden eine faszinierende Kulisse für diesen Krimi der leiseren Töne. Zwar leb(t)en die drei Brüder auf benachbarten Farmen, doch zwischen ihnen liegen mehrere Stunden einsame Fahrzeit durch die menschenleere Gegend, was auch heißt, dass Rettungskräfte oder Polizei stundenlang brauchen, bis sie vor Ort ankommen. Für Cameron Bright war es jedoch sowieso zu spät, als seine Leiche entdeckt wurde.
Was genau sich am Stockman‘s Grave zugetragen hat und was dazu geführt hat, gibt den Leser*innen genauso Rätsel auf wie den Protagonisten. Jane Harper lockt geschickt immer wieder auf falsche Fährten und fängt die Dynamik innerhalb der Familie großartig ein, die so weit entfernt von der nächsten Siedlung mehr oder weniger auf sich selbst gestellt ist, was die Reibungen zwischen einzelnen Mitgliedern noch verstärkt.
Für Fans von viel Action mit Blut und Gedärmen ist dieser Psychokrimi wahrscheinlich weniger geeignet, aber mir hat gerade diese ruhige Erzählweise, die ihre Spannung eher aus dem Zwischenmenschlichen und Psychologischen bezieht, sehr gut gefallen, und der ungewöhnliche Schauplatz tat noch sein Übriges dazu.