Ulrike Renk - Eine Familie in Berlin: Paulas Liebe

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    Ist es wirklich der Richtige?

    Im 19. Jahrhundert in Berlin. In Richard, den Mann, den ihr Bruder ihr vorstellt, verliebt sich Paula Oppenheimer, Tochter eines Rabbiners der neuen jüdischen Gemeinde. Sie Nennen ihn Mer5lin, den er kann alle verzaubern mit seinen Gedichten. Paula unterstützt ihn als Muse und als Kritikerin seiner Texte. Doch ihren Eltern ist diese Verbindung nicht recht und Paula muss kämpfen. Aber später muss sie sich auch fragen, ob Richards Art sie wirklich auf Dauer glücklich machen kann. Dies ist das Porträt einer Künstlerin in unruhigen Zeiten. Zuerst war sie Richard Dehmel Ehefrau, dann wurde sie selbst eine Schriftstellerin.


    Meine Meinung

    Ich habe von dieser Autorin die Serie über Ruth Meyer und ihre Familie gelesen und war davon begeistert. Was lag näher, als es auch mit dieser Serie zu versuchen. Zunächst möchte ich dazu sagen, dass sich das Buch, bedingt durch den unkomplizierten Schreibstil der Autorin, der keine Unklarheiten im Text zuließ, leicht und flüssig lesen konnte. Nichts störte meinen Lesefluss. In der Geschichte war ich auch schnell drinnen, konnte mich in die Protagonisten gut hineinversetzen. Es geht in der Hauptsache um Paula, wie sich unschwer aus dem Titel erkennen lässt. Und um den Mann, den sie abgöttisch liebt. Ich habe mich lange gefragt, wann sie ihm endlich einen Tritt gibt, nach seinem Benehmen. Von mir hätte er längst einen bekommen. Und ich konnte ihre Eltern sehr gut verstehen, denn damals konnte man mit Kunst, egal welcher, keine Familie ernähren. (Oft kann man das sogar heute noch nicht, man braucht einen Brotberuf.) Und der Mann war Künstler, durch und durch. Auch wenn mir seine Werke manchmal etwas wirr erschienen. Mein Fall ist das nicht. Aber das hat nur bedingt etwas mit diesem Buch zu tun. Dieses Buch basiert, zumindest teilweise, auf Tatsachen um die Ulrike Renk dann eine Fiktion gesponnen hat. Es ist ein schönes Buch, auch wenn es mir am Anfang erschien, als plätscherten die Ereignisse so vor sich hin. Aber ich habe schon des Öfteren festgestellt, dass man nicht so schnell aufgeben soll, und es wurde dann – zwar erst spät aber doch noch rechtzeitig – doch noch spannend. Ich bereue nicht, es gelesen zu haben. Bis es aber spannend wurde, fragte ich mich, ob ich mir hiervon wirklich den zweiten Band antun wollte, denn leider war es eben bis dahin nur mäßig schöne Unterhaltung. Aber nun sage ich mir, dass der zweite Band es wohl wert ist, ihm eine Chance zu geben. Auf die Ehe der Dehmels möchte ich nicht näher eingehen, das muss der geneigte Leser selbst lesen. Ich kann diesem Buch, eben wegen der sanft plätschernden Ereignisse, nur gerade so vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten geben.


    4ratten

    Liebe Grüße

    Lerchie

    ____________________________

    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Ulrike Renk - Eine Familie in Berlin-Paulas Liebe“ zu „Ulrike Renk - Eine Familie in Berlin: Paulas Liebe“ geändert.
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    Ulrike Renk: Eine Familie in Berlin – Paulas Liebe. Roman (Bd. 1), Berlin 2021, Aufbau-Verlag, ISBN 978-3-7466-3555-2, Softcover, 501 Seiten, Format: 13 x 4,3 x 20,2 cm, Buch: EUR 12,99 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Berlin 1879: Paula Oppenheimer, 16, hat noch drei jüngere Geschwister. Die Eltern müssen ganz schön rechnen, um die Familie über die Runden zu bringen. Als Rabbiner einer kleinen Reformgemeinde wird Vater Julius nicht besonders üppig bezahlt. Dennoch hält Mutter Antonie zunächst gar nichts von dem Vorschlag ihrer begüterten aber kinderlosen Schwester Auguste, die kluge und musisch begabte Paula bei sich aufzunehmen und sie als Gesellschafterin auszubilden. Man gibt doch seine Kinder nicht weg!


    Paula, 16, zieht zur Tante

    Doch mit dem, was Auguste Arnheim ihrer Nichte an Bildung, materiellem Komfort und nützlichen Kontakten bis in die höchsten Kreise hinein bieten kann, können Oppenheimers nicht mithalten, und so stimmen sie dem Arrangement schließlich zu. Im Wege stehen möchten sie ihrer Tochter nicht. Also zieht Paula schweren Herzens zur Tante. Auch wenn das neue Zuhause nur einen Katzensprung vom Elternhaus entfernt ist, fehlen ihr Mutter, Vater und Geschwister, vor allem ihr um drei Jahre jüngerer „Seelenbruder“ Franz.


    Falls sich jemand fragt, warum die intelligente Paula nicht studiert, wo sie doch jetzt über die finanziellen Möglichkeiten verfügt: Das ist Frauen zu jener Zeit in Deutschland nicht erlaubt. Sie müsste ins Ausland gehen, und davor scheut sie sich. Von daher hat sie nur die Möglichkeit, zu heiraten oder Gesellschafterin zu werden.


    Ein paar Jahre später: Paulas Bruder Franz studiert jetzt Medizin und bringt eines Tages seinen besten Freund aus der Studentenverbindung mit nach Hause: den ungestümen und rebellischen Richard Dehmel, der ein wenig ziellos Naturwissenschaften, Nationalökonomie und Philosophie studiert und sich als Poet versteht.


    Verliebt in den Freund des Bruders

    Weil Richard Ärger mit seinen Eltern hat, wird er von den großzügigen Oppenheimers durchgefüttert und fast wie ein Familienmitglied behandelt. Als Franzens Kumpel ist er der Familie lieb und wert. Doch dann beginnt er, sich für Paula zu interessieren. Auch sie ist angetan von dem wilden Kerl, der viel auf ihre Meinung gibt und sie regelmäßig seine Texte beurteilen lässt. Wahrscheinlich hat sie sich noch nie so verstanden und ernst genommen gefühlt.


    Als die beiden jedoch vom Heiraten sprechen, schrillen bei ihrer Familie sämtliche Alarmglocken. Richard ist ja ganz unterhaltsam aber mittellos und egoistisch und hat eine Menge Flausen im Kopf. Wovon wollen Paula und er leben? Sie sehen es kommen: Er wird dichten, sich von aller Welt bewundern lassen und sich nicht darum scheren, ob Frau und Kinder daheim was zu beißen haben. So einen Kerl muss man sich leisten können, und Paula hat nun mal kein Geld. Erschwerend kommt hinzu, dass sie gesundheitlich angeschlagen ist – sie hat Asthma – und immer mal wieder zur Kur an die See oder in die Berge muss. Ein Leben mit permanenten Existenzsorgen wäre Gift für sie.


    Die Eltern sind gegen die Heirat


    Sie lieben einander stürmisch und leidenschaftlich, bekommen drei Kinder und arbeiten zusammen an ihren jeweiligen Texten.


    Rücksichtslos und egozentrisch

    „(...) Warum tut er mir das an? Warum?“, fragt sie einmal verzweifelt. Und ihre Freundin Hedwig antwortet: „Weil er Richard ist.“ (Seite 475). Ich würde sagen: Weil er ein rücksichtsloses, ichbezogenes A***l*ch ist und genau weiß, dass er damit durchkommt. So einfach kann frau ihren Gatten zu der Zeit nicht in den Wind schießen. Wie sollte sie sich und ihre Kinder durchbringen? Aber Paula ist intelligent und nicht unbegrenzt leidenswillig ...


    Spätestens bei den unfassbar gemeinen und geschmacklosen Gedichten, die Richard an Paulas 32. Geburtstags vorträgt, habe ich mich gefragt, warum sie ihn nicht einfach umbringt. ;) Mit Richard ist es Ulrike Renk wieder einmal gelungen, eine Figur zu schaffen, die ich gleichzeitig verstehen und von Herzen verabscheuen kann. In Romanen ist mir das eine Freude.


    Richard Dehmel ist zweifellos ein Mann seiner Zeit – und von einer so grandiosen Egozentrik, dass er nicht mal merkt, was er seinen Mitmenschen antut. Und wenn es ihm bewusst würde, wäre es ihm wahrscheinlich egal. Doch wäre Paula damit gedient gewesen, wenn ihre Eltern diese Ehe verhindert und sie in gesicherte aber langweilige Verhältnisse verheiratet hätten? Wahrscheinlich nicht. In einer emotional flacheren Beziehung wäre sie nie so unglücklich aber auch nie so glücklich gewesen wie mit Richard. So gesehen ist alles gut.



    Der Roman beruht auf Tatsachen

    Die Reihe EINE FAMILIE IN BERLIN beruht auf Tatsachen. Die Familien Dehmel und Oppenheimer kann man googeln – es gab sie wirklich. Doch wie die Autorin ausdrücklich betont: „Dies ist keine wissenschaftliche Biographie. Dies ist ein Roman.“ (Seite 494) Was wahr ist und was Ulrike Renk aus dramaturgischen und anderen Gründen erfunden hat, erfahren wir im Nachwort.


    Ich liebe die bildhafte Sprache, die gefühlvollen Briefe und vor allem die Stimmung im Kapitänshaus an der Ostsee, wo die Familie über viele Jahre ihre Sommerfrische verbringt und Paula sich immer wieder von den Strapazen ihrer Krankheit erholt. Und ich hasse mit großem Vergnügen den Egomanen Richard.


    „Action“ gibt’s in der Geschichte wenig. Man schlüpft in das Leben und die Gedankenwelt anderer Menschen aus anderen Zeiten. Mich fasziniert das. Die Abwägungen für oder gegen eine Ehe zwischen Paula und Richard hätten meinetwegen etwas kürzer abgehandelt werden können. Das liegt vermutlich daran, dass meine Meinung sowieso schon feststand. Ich brauchte nicht so viele Argumente. Meine aufrichtige Bewunderung gilt Tante Auguste, die mit sehr einfühlsamen Worten ihrer Nichte die Bedenken der Eltern erklärt hat. Ich wär’ da deutlich radikaler vorgegangen. ;)


    Gespannt auf die Fortsetzung

    Aus dem Nachwort schließe ich, dass es im zweiten Band URSULAS TRÄUME um Paulas Schwiegertochter gehen wird. Auch sie hat in einem interessanten künstlerischen Umfeld gelebt es und mit schwierigen Männern zu tun gehabt. Aber sie dürfte schon deutlich mehr Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsmöglichkeiten gehabt haben als ihre Schwiegermutter Paula Dehmel. Auf diese Fortsetzung bin ich gespannt.


    Die Autorin

    Ulrike Renk, geboren 1967 in Detmold, zog ein paar Jahre später mit Eltern und Bruder nach Dortmund, wo sie auch die Schule besuchte. Studienaufenthalt in den USA, Studium der Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie an der RWTH Aachen. Sie ist Mutter von vier Kindern. Heute lebt sie mit ihrem Mann und dem jüngsten Sohn in Krefeld am Niederrhein und arbeitet als freie Autorin.

  • Ich habe vor ein paar Tagen mit dem Buch begonnen und bin bis jetzt wirklich begeistert. Wie auch schon in der Ostpreußen-Saga (ein absolutes Lesehighlight für mich) gelingt es der Autorin direkt, mich in ihren Bann zu ziehen. Die Beschreibungen sind so detailliert, dass man die Lokalitäten förmlich vor den inneren Augen sieht....das Haus an der See und auch das in Berlin, die verschiedenen Lebensumstände von Paulas Familie und ihrer Tante...eine faszinierende Welt, in die ich gerne eintauche.


    Momentan bin ich so bei der Hälfte angelangt, freue mich aber schon sehr auf den Abend, auf die Zeit, wo ich weiter lesen kann. Frau Renks Bücher werde ich auch in Zukunft blind kaufen, sie scheinen mich nicht zu enttäuschen.


    JaneEyre

    Ich könnte mir vorstellen, dass das auch was für Dich wäre.

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • Minou76 - ja da hast du Recht, kennst meinen Geschmack... Und Ulrike Renk mag ich prinzipiell. Kommt mal auf die Liste... Danke.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Heute morgen habe ich die letzten Seiten gelesen. Zurück blieb die nicht neue Erkenntnis, wie wesentlich sich eine Partnerschaft auswirkt. Wie viel Glück, aber auch wie viel Unglück sie bringen kann.


    Wie tragisch es sein kann, wenn man den Falschen liebt.


    Wie weit sich Menschen für die Liebe verbiegen lassen, stets weiter hoffend, dass alles gut wird.


    Das Buch ließ sich super lesen, auch wenn mich persönlich die Gedichte eher genervt haben. Ich konnte dieser Kunst noch nie etwas abgewinnen, habe auch hier nur schnell quer gelesen, um den Inhalt zu erfassen.


    Insgesamt ein Tipp, ich finde die Geschichte sehr lesenswert...bei mir geht es weiter mit Band 2..

    Früherer Nutzername "Alexa" :)