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Titel: FRAUEN LITERATUR - Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt
Autorin: Nicole Seifert
Allgemein:
224 S.; Kiepenheuer & Witsch, 2021
Inhalt:
Die Autorin geht der Frage nach, weshalb der Begriff "Frauenliteratur" eigentlich so negativ besetzt ist und entlarvt die Abwertung von Literatur die von Frauen geschrieben wurde. Dabei ist ihr wichtig nicht nur zu zeigen, wie es eigentlich dazu kam, sondern auch, welche Möglichkeiten es gibt, das Ganze aufzubrechen.
Meine Meinung:
Ich beschäftige mich viel mit den Fragestellungen, die die Autorin aufgreift. Speziell auf die Literaturgeschichte bezogen, habe ich sie mir aber zugebener Maßen bisher nur unzureichend beantwortet. Deshalb war es mir auch wichtig, irgendeinen Anfangspunkt zu finden. Wie gesagt, vieles war mir bekannt und vieles habe ich auch selbst erlebt - ich glaube fast, das man als Leserin sogar sehr oft mit dem Kopf nickt, da man die Abwertung bestimmter Literatur nur zu gut kennt- In dem Moment in dem man darüber spricht, was und wessen Bücher man gerne liest, kommt all zu oft so ein abschätziger Kommentar. Und wenn man darüber spricht, das zu wenig Frauen veröffentlicht werden, wird man sofort auf die Bereiche verwiesen in denen sie scheinbar dominieren - mit gleichzeitiger Abwertung genau dieser Bereiche z.B. Kinder und Jugendliteratur. Warum wird Autorinnen gleich gesagt, am besten schreiben sie unter Pseudonym, sonst lesen das "nur" Mädchen und die Jungs nicht ... ihnen kann anscheinend nicht "zugemutet" werden, Bücher einer Frau zu lesen... Von den ganzen Abwertungen verschiedenster männlicher Literaturkritiker ganz zu schweigen.
Frauen und ihre Stimmen, ihre Lebenswelten schaffen es in Deutschland des 21sten Jhnd. immer noch so gut wie nie in den Literaturkanon für Universitäten und Schulen.
Das sagt meiner Meinung nach eine Menge darüber aus, wie weit Emanzipation und Gleichberechtigung in unserem Land wirklich sind. Eine Stimme zu haben ist das eine, ihr aber auch zu zu hören, ihr die Möglichkeit gehört werden zu können auch zu geben... das ist eben das eigentlich Entscheidende. So lange aber in Rezensionen gerade vom Följetong die Literatur von Frauen auf verschiedenen Ebenen abgewertet wird, kann sich das eben nicht wirklich ändern.
Was ich gut finde, ist das Seifert auch immer wieder darauf hinweist, das es hier letztendlich auch darum geht, allen Lebenswelten die Möglichkeit zu geben, sich zu zeigen. Nicht nur von weißen Frauen, sondern auch von Queeren Menschen, People of Colour, Schwarzen Frauen, Autor*innen deren Eltern nicht in Deutschland geboren wurden und/oder aufwuchsen usw. Deshalb verstehe ich ihr Buch auch als Einstieg, eine Möglichkeit sich dem Thema erstmal im gesamten zu nähern um die Problematik dahinter zu verstehen. Die Mechanismen gebündelt vor sich zu haben. Für mich muss die Diskussion weg von der Uni, hin eben in die Schule und in eine breite Öffentlichkeit. Weg aus dem Einheitsbrei des Följetong. Die Verlage sind zum Teil ja schon langsam offener, aber ich finde da geht um einiges mehr. Und das kann am Ende erreicht werden, wenn wir als Leser*innen aktiv dazu beitragen. Und zwar in dem wir einerseits die Lektüre diverser auswählen. Aber meiner Meinung nach auch ansprechen, wenn uns genau diese Diversität fehlt. Ja, die Literatur ist natürlich nur eines von vielen vielen Beispielen, in denen die strukturelle Benachteiligung von Frauen aufgezeigt werden kann. Aber für mich ist es wichtig, das genau das ja der Punkt ist. Es gibt sooooooooooo viele Bereiche in denen das so ist. Und das wiederum zeigt ja, wie tief dies in unserer Gesellschaft nach wie vor verwurzelt und damit normalisiert!!! ist. Und für mich persönlich macht es auch einfach Sinn, mein Lieblingsthema in den Blick zu nehmen^^
Nicole Seifert schreibt übrigens auf ihrem Blog Nacht und Tag (ich hoffe doch eine Anspielung auf Virginia Woolfs Roman^^) über Literatur die von Frauen geschrieben wurde. Ich hatte zwar schon davon gehört, aber da ich selten auf einen Blog gehe, gebe ich zu, war ich bisher auch nie auf ihrer Seite. Da ich mir aber nun etwas Inspiration möchte - vor alle wenn es um Klassiker geht, werde ich dort sicher einen Nachmittag verbringen um mir eine Liste zu erstellen. Denn in ihrem Buch gibt es nur ein paar wenige Anhaltspunkte. Es soll zwar einladen sich dann einfach selbst auf die Suche zu machen, gleichzeitig gebe ich zu, das ich mir trotzdem mehr Literaturtipps gewünscht hätte.