Ellen Sandberg - Das Unrecht

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    Absolut lesenswert!


    Wismar, 1988: Annett Frey und Mischa George sind unzertrennlich und wolen aus der Enge der DDR ausbrechen. Sie planen die gemeinsame Flucht über die Ostsee. Jeder in seinem Boot. Aber es geht schief. Jemand hat sie verraten. Annett kommt ins Gefängnis und erfährt erst später von Mischas Schicksal.

    Bamberg 2016: Annett hat Volker geheiratet, den sie schon aus ihrer Clique in Wismar kennt und führt ein gut bürgerliches Leben. Aber eines lässt sie nicht los: Wer hat sie damals verraten?


    Ich habe die Geschichte jetzt erstmal ein paar Tage sacken lassen und bin immer noch total aufgewühlt, berührt und schockiert, wenn ich an das Schicksal von Annett und Mischa aus Wismar denke. Ich versuche mich in die Protagonisten hinein zu versetzen und mir vorzustellen, wie es ist, Jahrzehnte lang mit einer solchen Lüge wie hier zu leben. Ich bin mir sicher – ich würde das nicht durchhalten.

    Der Roman ist in zwei Zeitzonen unterteilt. Zum einen lerne ich Annett und Mischa in ihrem Umfeld 1988 in Wismar kennen. Ich begleite Annett durch die Zeit ihrer Fluchtplanung und ihrer grauenvollen Zeit im Gefängnis. Und anschließend durch die Zeit mit ihrem Mann Volker. Bei ihm habe ich immer mal wieder gedacht: was für ein A..., wie kann er nur so etwas machen. Mehr wird aber auch nicht verraten. Ihr solltet ihn selbst kennenlernen.

    Der Spannungsbogen ist hier extrem hoch und hält sich bis zum Schluss ganz weit oben. Ellen Sandberg hat es auch diesmal geschafft mich mit ihrer Lektüre zu fesseln. Sie hat mich zum Nachdenken gebracht. Vor allem hat sie mich am Schluss nochmal überraschen können und insgesamt sehr gut unterhalten.

    Sie zeichnet ihre Figuren so detailliert, dass sie direkt vor meinen Augen erscheinen und in meinem Kopfkino mitspielen können. Sie schafft es sogar, dass ich verstehe, warum manche Menschen hier so handeln wie sie es tun. Was absolut nicht heißt, dass ich es gutheiße. Gerade Annett, die mir richtig ans Herz gewachsen ist, obwohl ich sie manchmal wegen ihrer Naivität hätte schütteln wollen, macht in ihrem Leben so viel mit, dass sie mir einfach nur leid tut. Trotzdem bewahrt sie sich eine bewundernswerte Stärke und lässt sich nicht unterkriegen.

    Die Geschichte einer unvorstellbaren Lebenslüge. Ein Buch, das zeigt, dass es nicht immer gut ist, wenn man die ganze Wahrheit kennt. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und schockiert. Absolut lesenswert!


    5ratten

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Die alte Schuld...


    Ich habe schon einige Romane von Frau Sandberg gelesen und dieser ist gewiss nicht ihr bester und dennoch sehr wichtig.


    In der Geschichte geht es um Annett, der immer im Herbst unwohl wird, weil einst dort etwas Schlimmes geschah, dass sie nie so ganz verarbeitet hat. Wird es ihr dieses Jahr gelingen die Kraft dafür aufzubringen sich ihrer Vergangenheit zu stellen?


    Der Großteil der Handlung wird im Wechsel zwischen Gegenwart und der Vergangenheit im Jahr 1988 geschildert. Normalerweise mag ich eher die vergangenen Parts, aber hier hatte die Gegenwart eindeutig mehr zu bieten.


    Auch wenn dieser Roman irgendwie anders war als ihre bisherigen und für meinen Geschmack nicht ganz so gut, so hatte er doch für mich eine enorme Bedeutung, war ich doch selbst mal in so einer ungesunden Beziehung. Und es ist gut wenn Geschichten über toxische Beziehungen und narzisstische Partner aufklären.


    Das Ende der Geschichte kam so unerwartet und war für mich ehrlich gesagt ein Schock, denn ich hatte mit vielem gerechnet, aber damit gewiss nicht.


    Der Schreibstil der Autorin ist angenehm leicht zu lesen und reißt einen mit. Da bleibt man gern am Ball, zumal die Spannung konstant hoch gehalten wird.


    Die Darstellung der Zustände in DDR Gefängnissen hat bei mir wirklich für Bauchweh beim Lesen gesorgt, wahrscheinlich habe ich gerade deswegen diese Abschnitte nicht so gern gelesen.


    Fazit: Vergangene Geschichte gelungen in einen Roman verpackt. Solide und durchaus lesenswert.


    Bewertung: 4ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Wow, welch ein tolles Buch!


    Über den Inhalt wurde ja schon einiges gesagt, das muss ich nicht wiederholen. Ich mag Bücher auf mehreren Zeitebenen sehr gerne, es ist aber tatsächlich selten, dass mich die Gegenwartsebene stärker anspricht als die in der Vergangenheit.


    Die Darstellung zu DDR-Zeiten ist bedrückend zu lesen, wenn auch im Detail nichts Neues, wenn man sich damit schon einmal beschäftigt hat. Trotzdem saß ich traurig davor und fragte mich, wie dieses Unrechtsregime selbst heute noch von manchen verteidigt werden kann.


    Es ist unfassbar spannend zu lesen, wie Annett nach und nach die Geheimnisse ihrer Vergangenheit lüftet und die Personen immer klarer werden. Ich konnte das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen...


    Das Ende war unfassbar und tatsächlich sehr unerwartet - damit für mich auch sehr gut.


    Ich kannte die Autorin vorher nicht (zumindest nicht, dass ich wüsste), bin aber wirklich sehr begeistert und habe daher gleich ein paar ihrer anderen Bücher auf meinen Kindle geladen.


    Für mich ein echter Tipp!


    5ratten

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • Minou76 : Da Du sie noch nicht kanntest - Ellen Sandberg ist das Pseudonym der Münchner Schriftstellerin Inge Löhnig, unter dem sie seitenstärkere Bücher mit erwas anderer Thematik schreibt.

    Unter Inge Löhnig schreibt sie die (jdfalls für mich..) sehr gute Krimireihe um Kommissar Dühnfort.

  • Ich habe jetzt mit "Das Unrecht" den letzten Roman von Frau Sandberg gelesen - und das am "ungernsten".

    Nach meiner Analyse liegt das allerdings zu großen Teilen an mir - ein gewisser Überdruss an Stasi-Themen, und eine gewisse innere (nicht völlig falsche..) Vorschau, wie es wahrscheinlich weitergehen würde..

    Der letzte Teil hat es allerdings dann auch für mich noch mal rausgerissen.

    In den Reigen der historischen Themen, die die (lockere) Reihe von Ellen Sandberg aufgreift, gehörte dieses allerdings zweifellos mit rein.