Caiseal Mór - Der Barde der grünen Insel

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    Der junge irische Rebellenkämpfer Edward hat einen englischen Soldaten niedergeschossen und ist nun auf der Flucht. Er hat Glück und findet Unterschlupf bei dem fast hundert Jahre alten Whiskeybrenner Hugh Connor, der auf ein bewegtes Leben zurückschauen kann (und gemeinsam mit seiner Familie auf seine eigene Weise in die Auseinandersetzungen zwischen Iren und Engländern verwickelt ist). Während Edward die Füße stillhält und hofft, dass ihn die Rotröcke nicht finden, erzählt Hugh von alten Zeiten, als er der Diener des berühmten Komponisten, Sängers und Harfenisten Turlough O'Carolan war.


    Carolan ist als junger Mann unsterblich in die hochmütige Bridget verliebt und träumt davon, die Künste seines Rivalen auf der Harfe zu übertreffen und so die Gunst seiner Angebeteten zu gewinnen - wohl wissend, dass er nie auch nur einen Ton auf einer Harfe gespielt hat. Als er infolge einer Pockenerkrankung erblindet, schwört er sich, das Harfenspiel zu erlernen und so gut zu werden wie niemand zuvor. Ein schier unmögliches Unterfangen, doch Carolan ist hartnäckig und erarbeitet sich die notwendige Fingerfertigkeit. Mit der Zeit erschafft er auch schöne Kompositionen, die klingen, als seien sie nicht von dieser Welt. Was vielleicht auch gar nicht so weit hergeholt ist, denn die Grenzen zwischen der Menschen- und der Anderswelt sind dünn in den irischen Hügeln.


    Viele der wundervollen Melodien Carolans gehören heute noch zum Repertoire der traditionellen irischen Musik und haben auch mir schon beim Zuhören oder Selberspielen große Freude gemacht. Über ihren Schöpfer wusste ich aber nur, dass er Ire und blind war und habe mich sehr gefreut, auf diesen Roman zu stoßen, in dem er im Mittelpunkt steht.


    Allerdings bekommt man weniger Carolan, als der Titel (im Original noch verheißungsvoller, "Carolan's Concerto") vermuten lässt, denn die Rahmenhandlung nimmt einiges an Raum im Buch ein und ist ein etwas sperriges Vehikel für die Carolan-Handlung. Mir hätte es besser gefallen, Mór hätte einfach nur aus Carolans Leben erzählt und das etwas konstruiert wirkende Drumherum weggelassen, auch wenn die letzten Kapitel um Edward und die Connors mit einigen unerwarteten Wendungen überraschen und dabei auch noch ein paar hübsche Pointen mitbringen.


    Der etwas mystische Touch in Carolans Geschichte hat mich zunächst überrascht, zumal ich nicht wusste, dass Mór auch Fantasybücher geschrieben hat, fügt sich aber ganz gut ins Gesamtbild ein. Wirklich nahegekommen ist er mir aber nicht, je älter er wurde, umso weniger Bezug konnte ich zu seiner Figur aufbauen, und das Buch hat einige ordentliche Längen, die mich an den Rand des Aufgebens gebracht haben. Trotzdem (auch wenn das jetzt widersinnig klingt) blättern sich die Seiten recht schnell um, und es gab doch immer wieder Ereignisse in der Handlung, die mich haben dranbleiben lassen - insgesamt jedoch habe ich das Buch als "unrund" empfunden, eine Aneinanderreihung verschiedener Episoden, die für mich keinen durchgehenden Fluss oder Sog entwickeln konnte.


    Schön ist, dass es die beschriebenen Musikstücke wirklich gibt und sie sich auch prima beim Lesen nebenher anhören lassen. Dabei kam für mich viel mehr Flair und Irland-Feeling rüber als bei Lesen des Buches, was ich etwas schade fand, weil Turlough O'Carolan schon eine faszinierende Figur war. Ich könnte mir allerdings gut vorstellen, dass mir das Buch im Original besser gefallen hätte als in der Übersetzung, die mich nicht immer überzeugt hat.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Von Caiseal Mór habe ich vor Urzeiten eine ganze Reihe Bücher gelesen. Da ging es mir ähnlich wie dir: die Charaktere waren nicht so beschrieben, dass ich wirklich etwas mit ihnen anfangen konnte. Die meisten Bewertungen waren ähnlich wie deine.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.