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Vögel sind unsere täglichen Begleiter. Wir erfreuen uns an ihrem Gesang, beobachten ihre geschickten Flugmanöver und ärgern und vielleicht auch über ihren Dreck. Mehr interessieren sie uns nicht. Caroline Ring will das mit ihrem Buch ändern. Als studierte Biologin weiß die Autorin, wovon sie schreibt. Trotzdem erfährt sie während ihren Reisen durch Deutschland auch viel Neues über unseren gefiederten Freunde.
Der Mensch hat nicht nur den Vögeln über Jahre hinweg Stück für Stück ihren Lebensraum weggenommen. Die Landwirtschaft veränderte sich hin zu Monokulturen, in den Städten verschwanden viele Grünflächen zugunsten von Wohnparks mit gepflegtem Rasen.
Aber die Natur weiß sich zu helfen. Jede kleine Möglichkeit wird von den Vögeln genutzt, nicht immer zur Freude der Menschen. In Mainz kämpft die Stadtverwaltung gegen die Grünspechte, die die Mauern der öffentlichen Gebäude förmlich zerhacken. Natürlich finden sie keine Nahrung in den gedämmten Wänden, aber die Löcher werden von Halsbandsittichen zum Bau von Nisthöhlen genutzt. In den USA haben es Spechte sogar einmal geschafft, den Start eines Spacesuttles zu verhindern.
Den Dom zu Hildesheim hat sich jahrelang ein Uhu Paar als Nistplatz ausgesucht, sehr zur Freude der Dombesucher. Aber als Caroline den Dom besucht, verstecken sich die Vögel vor ihr. Das ist auch etwas, was sie auf ihrer Reise zu den Vögeln gelernt hat. Wir dürfen sie nicht für selbstverständlich nehmen und müssen uns auf der Suche nach ihnen zurückhalten, um sie nicht zu stören.
Gerade die Vögel, die früher fast schon zu zahlreich vorgekommen sind, verschwinden jetzt mehr und mehr aus dem Stadtbild. So gibt es immer weniger Spatzen. Das ist etwas, was mir noch nicht bewusst aufgefallen ist, auf das ich jetzt aber achten werde. Die Haubenlerche war gerade nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland sehr häufig vertreten, als Trümmervogel hat sie sich in den zerstörten Städten wohl gefühlt. Je mehr gebaut wurde, desto mehr wurde ihr Lebensraum eingeschränkt. Mittlerweile wurde sie auf die rote Liste der bedrohten Vögel aufgenommen. In diesem Jahr wurde sie der Öffentlichkeit bekannt, weil in Walldorf bei Heidelberg Hauskatzen im Sommer nicht mehr nach draußen durften. In Walldorf befindet sich ein großes Brutgebiet, das es zu schützen galt.
Sicherlich sind Katzen eine der größten Bedrohungen für Vögel. Sie plündern die Nester und töten Jungvögel. Nicht, weil sie wirklich Hunger haben, sondern aus Spieltrieb. Aber müssen sie deshalb das ausbaden, was der Mensch jahrelang aus eigennützigen Gründen falsch gemacht hat? Wie weit darf man in die Natur eingreifen?
Diese Frage stellt Caroline Ring nicht und dafür bin ich ihr dankbar. Sie will mit ihrem Buch nicht moralisieren, sondern sie zeigt, wie sich die Natur den neuen Umständen anpasst. Sicherlich ist das nicht immer zum Besten, wie zahlreiche Beispiele zeigen. Aber wir können das Rad der Zeit auch nicht mehr zurückdrehen und dort ansetzen, wo wir den Fehler gemacht haben.
Wanderer zwischen den Welten hat mich direkt angesprochen, als ich das Buch das erste Mal gesehen habe. Zum einen wegen des Themas, aber auch wegen des Covers, vom dem mich die gefiederten Protagonisten aus ansehen. Jedem Kapitel geht eine Zeichnung des jeweiligen Vogels voraus. Viele davon kannte ich vom Sehen und kann ihnen jetzt den richtigen Namen zuordnen.
Caroline Ring erzählt in ihrem Buch nicht nur von ihren eigenen Erlebnissen mit Vögeln und was sie ihr bedeuten. Zwischen den Zeilen erzählt sie auch von der Geschichte der jeweiligen Art. So habe ich ganz nebenbei noch viel Neues gelernt.
Für mich ist das Buch eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr. Nicht nur wegen des Themas, für das ich mich auch außerhalb von Büchern interessiere. Sondern auch wegen der Art, wie Caroline Ring mir einen neuen Blick auf etwas Bekanntes gewährt hat. Ich kann das nur jedem empfehlen, der sich für die Natur interessiert. Auch für Einsteiger in das Thema ist es ein wunderbares Buch, weil es nicht mit Informationen überhäuft, sondern den Blick aufs Wesentliche lenkt. Ich werde sicherlich im nächsten Frühjahr noch mehr darauf achten, was sich am Himmel und auf Bäumen und in Büschen alles tut. ´
Liebe Grüße
Kirsten