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Eine kleine Insel in der Nordsee. Hier leben Hanne Sander und ihre Familie. Früher galt ihr Haus für ihre Sommergäste als heile Welt , in die man Jahr für Jahr gerne zurückkehrte. Jetzt machen die Besucher lieber einen Kurzurlaub mit Wellness, als in das gemütliche Haus zurückzukehren. Ohnehin ist es mit der Gemütlichkeit schon lange vorbei. Der Vater hat die Familie verlassen und lebt als Vogelbeobachter in einer kleinen Hütte, der älteste Sohn hat sein Kapitänspatent verloren und arbeitet jetzt auf der Fähre. Die Tochter ist Altenpflegerin und der jüngste Sohn ein Künstler, der mit Strandgut arbeitet. Eine Familie sind sie fast nur noch dem Namen nach, jeder lebt für sich.
Fast könnte man meinen, es passiert nicht viel in dem Buch, denn anfangs wirkt Zur See wie eine Beschreibung von Hannes Alltag und ihre Gedanken. Ihr Jüngster hat Geburtstag, sie strickt ihm wie jedes Jahr einen Pullover und wird später mit ihm feiern gehen. Aber gerade aufgrund ihrer Gedanken und Erinnerungen entwickelt sich langsam die Geschichte. Jedes der Kinder erzählt seine Geschichte und mit diese Gedanken und Erinnerungen malen ein Bild mit vielen Farben, von denen auch viele dunkel sind.
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Hanne ihre Familie anders sieht, als die übrigen Familienmitgliedern. Und weil sie das tut, hat sie nicht immer das nötige Verständnis für die Entscheidungen, die Kinder und Mann getroffen haben. Das bedeutet nicht, dass sie einander nicht lieben. Aber für mich war die Familie Sander eine Familie nur dem Namen nach. Innerhalb dieses Konstrukt war jedes einzelne Mitglied alleine, vielleicht auch, weil sie nicht miteinander reden.
Überhaupt wird im Buch wenig geredet. In meiner Ausgabe fällt auf Seite 46 der erste direkte Satz. Vielleicht muss man am Meer nicht viel reden. Aber wenn man so wenig miteinander redet, wie in diesem Buch, kann keine Gemeinsamkeit entstehen.
Ich hatte vor der Lektüre viel über Zur See gelesen und alle schienen begeistert zu sein. Deshalb war meine Erwartungshaltung schon hoch, aber sie wurde noch übertroffen.
Liebe Grüße
Kirsten