John Ajvide Lindqvist - Refugium

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  • Start: zäh!


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    Es ist Mitsommer und auf der Insel Knektholmer, in den Stockholmer Schären, wird gefeiert wie überall in Schweden. Olof Helander und seine Frau Gabriella haben Freunde und Familie zu dem Fest eingeladen, das plötzlich aus dem Ruder gerät. Die Gesellschaft wird überfallen und getötet, die einzige Ueberlebende ist die 14-jährige Tochter der Familie. Schwer geschockt wird Astrid in eine Klinik eingewiesen. Die Krimiautorin Julia Marmös, die mit Olof seit der Kindheit befreundet war, lässt dieser Massenmord nicht kalt. Kim Ribbing, der ihr eigentlich bei ihrem neusten Buch helfen sollte, findet als einziger Zugang zu Astrid. Etwas, was dem leitenden Ermittler Jonny Munther, der zudem Julias Exmann ist, nicht gefällt.


    Ehrlich gesagt, waren die ersten neunzig Seiten so zäh zu lesen, dass ich gefühlt Tage dafür gebraucht habe. Es geht vorwiegend um das Gefühlsleben der Autorin Julia Marmös, die den bedeutend jüngeren Kim Ribbing abschleppt. Wenn sie sich nicht gerade fragt, ob sie nicht zu alt für ihn ist, wird ihre Arbeit an ihrem neusten Buch thematisiert. Was eigentlich thematisch fesselnd sein sollte, da sie eine Verbindung zwischen ihrem neusten Werk und einer bestehenden Reihe von Stig Larsson herstellt, ist leider sehr langatmig.


    Die Identität einer Figur in der Gegenwart und der kursiv geschriebenen Vergangenheit wird sehr schnell offen gelegt. Eventuell hätte das etwas Pep in die ersten Kapitel des Buches gebracht, wenn der Autor da im Dunklen geblieben wäre? Gut gemeint, um Gänsehaut zu erzeugen, jedoch für mich sehr abstossend und zugleich traurig, wenn ein Autor die Quälerei an einem Kind als einzige Passage zur Hand hat, um Thrillergefühle aufkommen zu lassen. Dann, nach neunzig Seiten, kommt endlich etwas Schwung in die Geschichte und es geschieht, was "das letzte Abendmahl" genannt wird, der Ueberfall bei der Mitsommerparty. Von nun an teilen sich drei Figuren die Ermittlungen dazu.


    Julia Marmös arbeitet als Krimiautorin und war meiner Meinung nach etwas wankelmütig. Sie konnte ich über weite Teile nicht einschätzen, weder im privaten noch im beruflichen Rahmen. Anders war da Kim Ribbing, der eine traumatische Kinder und Jugendzeit hatte und jetzt als Hacker und Computernerd durchs Leben geht. Ihn fand ich sehr sympathisch und er ist die tragische Figur in dieser Geschichte. Ermittler Jonny Munther, der sehr oft sehr genervt von seiner Exfrau Julia (etwas, was ich absolut nachvollziehen kann) ist, ermittelt clever und mit Köpfchen.

    Der Schreibstil und vor allem die sehr kurzen Kapitel lassen die Geschichte gut und rasch lesen. Was ich zuerst auf den ersten 90 Seiten befürchtet habe, ist nicht eingetroffen. Die Geschichte wird danach nämlich durch verschiedene Perspektiv und Ortswechsel abwechslungsreich und vielseitig. Stockholm - Havanna - Guanabo - Shanghai - Tärnö! In dieser Story kommt man als Leser ganz schön auf der Welt herum und jede Station ist sehr dicht und eindrücklich beschrieben. Die Auflösung ist eher simpel und ich habe früh die Identität eines Täters durchschaut.


    3ratten

  • Die Autorin und ehemalige Polizistin Julia Malmros benötigte für ihr nächstes Buch die Unterstützung des Hackers Kim Ribbing. Das Mitsommerfest verbringen sie in den Schären. Dann hören sie Schüsse. Auf einer Nachbarinsel werden der Unternehmer Helander und seine Gäste grausam ermordet. Nur Astrid, die Tochter der Helanders, kann sich retten. Julia und Kim rufen die Polizei. Doch das, was sie sehen mussten, veranlasst sie, eigene Nachforschungen anzustellen, die Kim bis nach Shanghai und Kuba führen. Julias Ex Jonny Munther ist nicht erfreut über diese privaten Ermittlungen. Wer steckt hinter diesen Auftragsmorden und was ist das Motiv?


    „Refugium“ ist der Auftaktband der Stormland-Trilogie.


    Der Schreibstil des Autors John Ajvide Lindqvist ist einfach fesselnd. Neben dramatischen Szenen blitzt aber auch immer wieder Humor auf.


    Mir haben die Protagonisten gut gefallen. Julia Malmros hat sich einen Namen als Krimi-Autorin gemacht, als ihr ein besonderes Buchprojekt angeboten wird, dass sich dann leider zerschlägt. So lernt sie Kim Ribbing kennen, der eine schreckliche Vergangenheit hat, über die er nicht sprechen mag. Seinen Hass kann ich nachvollziehen, denn zwischendurch erfahren wir immer mehr darüber, was ihm widerfahren ist. Aber auch die anderen Personen sind interessant.


    Bei den Ermittlungen gibt es immer neue Wendungen, da die unorthodoxe Informationsbeschaffung neue Verbindungen ans Licht bringen. Manche Menschen kriegen einfach den Hals nicht voll und ihre Gier treibt sie in dunkle, illegale Geschäfte.


    Ein unterhaltsamer und spannender Thriller.


    *****

  • toller Thriller mit Schwächen

    Mit seinem packenden Schreibstil und wirklich feinen Humor, hat der Autor mich begeistert.



    Vor allem das erste und letzte Drittel dieses wirklich guten Thrillers fand ich einfach richtig klasse. Der mittlere Teil war leider etwas zäh, nicht zuletzt weil es so viele Nebenschauplätze gab. Nun aber von Vorne. Der Autor hat diesen Roman ziemlich Dicht an die Realität angesiedelt. Das zeigt nicht nur die Bezugnahme auf die Millenniumreihe. Besonders spannend fand ich, der Protagonistin beim Entstehungsprozess ihres Buches über die Schulter schauen zu können. Mit wie viel Begeisterung sie bei der Sache ist, welche Hürden sie nehmen muss und nicht zuletzt welchen Rückschlag sie in Kauf nehmen muss. Besonders spannend fand ich den Handlungsstrang um Kim, ein wirklich reicher James Bond Verschnitt, mit einer wirklich schrecklichen Vergangenheit. Für mich hat er einen Großteil der Handlung getragen.



    Wie bereits angedeutet hat mich die Figur des Kim´s mit am meisten Beeindruckt. Wenn man bedenkt, welch ein Martyrium er in seiner Kindheit und Jugend durchleiden musste. Auch wenn seine Vergangenheit tiefe Wunden auf Körper und Seele hinterlassen hat, scheint es doch, dass er dies ganz gut verarbeitet hat und sich gerade deshalb aktiv gegen Kriminelle im Netz vorgeht.

    Julia, der ehemalige Polizistin und nun berühmte Krimiautorin, beim Entstehungsprozess ihres neuesten Werkes über die Schulter schauen zu können fand ich wirklich richtig spannend. Vor allem ihre Verzweiflung, wie der Verlag dann doch ganz andere Vorstellungen hatte wie sie.

    Julia als auch Kim sind wirklich zwei taffe Persönlichkeiten, die diesen Thriller tragen. Das zwischen den beiden dann recht heftig knistert, ja warum nicht. Nur fand ich die Übergriffigkeit von Julia gegenüber Kim, gerade wenn man bedenkt welche Vorgeschichte er mit sich rumschleppt, mehr als unangemessen.


    Die junge Astrid, finde ich, wenn man bedenkt, was sie mit ansehen musste echt cool. Ja sie hat ihr Trauma und ist dabei dies zu verarbeiten. Es bleibt mir als Leser auch nicht verborgen, dass es gewisse Parallelen zu Kim gibt. Sie ist jung und hochintelligent, dass finde ich schon richtig unheimlich.



    Das Cover finde ich richtig Klasse. Einfach und doch durch dir verletzte Rinde der Birke, einen direkten Bezug zum Thriller.



    Fazit: Mit einigen Abstrichen ein wirklich packender Thriller, bei dem ich den Anfang und das Finale am gelungensten fand. Der mittlere Teil war wirklich zäh. Dafür konnte ich für die Hauptfiguren begeistern und wirklich mit ihnen mitfiebern. Besonders dieser feine Humor hat mir richtig gut gefallen.

    3ratten