Hansjörg Schertenleib - Palast der Stille

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    Von Hansjörg Schertenleib hatte ich nichts gelesen oder je von ihm gehört, bis mir dieses Buch aufgrund seiner schönen Aufmachung im Bücherschrank auffiel. Und das Äußere passt erstaunlich gut zum Inhalt.


    Etwas überrascht war ich, als mir auffiel, dass es sich nicht um einen Roman handelt, sondern um autobiografische Erinnerungen. Der Klappentext weist nicht darauf hin und die Erzählung beginnt in der dritten Person Singular. Auch später wechselt Schertenleib immer wieder zwischen der ersten und der dritten Person, manchmal sogar innerhalb eines Satzes. Sehr gewöhnungsbedürftig, aber irgendwann fiel mir ein Muster auf: sobald er wechselt, geht es um den Schriftsteller Schertenleib. Er scheint sich von sich als Autor zu distanzieren.


    Im Verlauf des Buches wechseln sich weit zurückliegende Erinnerungen mit aktuelleren ab. Schertenleib beginnt in seiner Kindheit, erzählt Episoden aus seiner Jugend und gelangt schließlich zu dem Punkt, an dem er seine Berufung zum Schriftsteller entdeckt. Immer wieder streut er Berichte aus seinem Leben als Autor ein, vor allem aus seiner Zeit in Schottland. Parallel lässt er den Leser an seinem aktuellen Leben teilhaben, mit knapp über sechzig ist er auf eine Insel vor der Küste von Maine gezogen und lebt abgeschieden und naturverbunden.


    Die verschiedenen Zeitebenen greifen ineinander, wirken wie eine Mischung aus Tagebuchaufzeichnungen und Naturbeobachtungen. Ohne dass viel passiert, erhält der Leser Einblick in die Entwicklung eines Mannes. Die Sprache ist präzise. Bei Naturbeobachtungen werden die Schilderungen fast poetisch, andererseits jedoch auch sachlich, wenn Schertenleib reine Fakten wiedergibt. Sein Blick auf sein eigenes Leben erscheint distanziert und dennoch persönlich. Beim Lesen breitet sich die titelgebende Stille aus, Entschleunigung setzt ein. Hin und wieder wurde ich von Episoden mit plötzlicher Brutalität jedoch aus dieser Stille herausgerissen. Dann berichtet Schertenleib von Krieg und Flucht, teils handelt es sich um Arbeitsproben, die sich nicht recht in den Rest des Buches einfügen wollen und trotzdem passend sind.


    Am meisten gefielen mir die Passagen, in denen Schertenleibs Verbundenheit zur Natur, aber auch zu ihm nahen Menschen thematisiert werden. Ich werde mich definitiv nach einem seiner Romane umsehen und hoffe, darin mehr dieser Ruhe zu finden.


    4ratten

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich habe von Schertenleib "Der Glückliche" und "Das Regenorchester" gelesen - beide haben mir sehr gefallen.... Diesen Roman packe ich mal auf die Merkliste, hört sich ebf. gut an ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)