Rebecca Makkai - Ich hätte da ein paar Fragen an Sie

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    Titel: Ich hätte da ein paar Fragen an Sie
    Autorin: Rebecca Makkai

    übersetzt von: Bettina Abarbanell


    Allgemein:

    558 S.; Eisele Verlag, 2023


    Inhalt:

    Eigentlich wollte Bodie Kane ihre Zeit am Internat in New Hampshire für immer hinter sich lassen. Zu schmerzhaft ist die Erinnerung an vier Jahre als Einzelgängerin und an den Mord an ihrer Zimmergenossin Thalia Keith. Trotzdem kehrt Bodie als Dozentin für Medienwissenschaften zurück an das College. Als eine ihrer Schülerinnen beginnt, an einem Podcast über Thalias Tod zu arbeiten, gerät sie in einen obsessiven Strudel aus Erinnerung, nächtlicher Internetrecherche und imaginären Gesprächen mit ehemaligen Zeitgenossen. Immer deutlicher steht die Frage im Raum, ob mit dem Sporttrainer Omar Evans damals der richtige Täter gefasst wurde – und Bodie wird klar, dass sie etwas über den wahren Mörder weiß, etwas, das schon seit den 90er Jahren in ihrem Unterbewusstsein verschüttet liegt.


    Meine Meinung:

    Kann ich der Autorin das Ende verzeihen? Als Leserin, die vor allem auch unterhalten werden möchte... nein. Denn es ist ziemlich unbefriedigend. Viele Fragen, die die Autorin in Bezug auf den Fall aufwirft, werden nicht geklärt. Manches hängt also für mich für immer in der Schwebe. Aber ich kann gleichzeitig sehr gut verstehen, weshalb Makkai ihre Geschichte eben nicht so beendet, das ein wohliger Schauder zurückbleibt, der einen gut schlafen lässt. Denn darum geht es einfach nicht.

    Der Roman hinterlässt genau dieses Unbehagen, das Fälle wie die von Ormar im Roman hinterlassen sollten.

    Die Autorin nutzt einige Strickmuster, die momentan in aller Munde sind. In dieser Hinsicht ist der Roman auch eine perfekte Komposition aus gutem Marketing und der Tatsache, das Makkai einfach eine sehr gute Autorin ist. Sowohl in dem, was sie erzählerisch kann, als auch handwerklich. Persönlich fand ich, dass es manchmal zu deutlich herauskam, das sie definitiv auch in der Masse mit schwimmt und das schreibt, was sich auch verkaufen lässt. Tatsächlich hat der Roman auch wirklich einiges, das ich definitiv mag. Die Verbindung zu True Crime Podcasts, einen gewissen Dark Academia Vibe und in diesem Zusammenhang eine weibliche Hauptfigur und ein weibliches Opfer. (Die ganz bekannten Romane in der Hinsicht haben alle Männer im Fokus z.B. Die geheime Geschichte von Donna Tartt, und auch If We Were Villains von M.L.Rio).


    Es geht aber nicht so sehr um einen Kriminalroman oder um die Frage, wer Thalia ermordet hat. Der Rahmen suggeriert einen Krimi. Doch es geht viel mehr um die Fragen, die eben nicht gestellt wurden. Fragen nach dem Motiv, aber auch, warum der einzige Mann angeklagt wurde, der Schwarz war, nicht zum eigentlichen Lehrstab gehörte und damit als Außenseiter angesehen werden konnte.
    Es geht aber auch um die vielen Faktoren, die dafür sorgen können, weshalb ein Wiederaufnahmeverfahren in den USA so schwierig ist. Gleichzeitig kann man sich auch überlegen, weshalb Bodie eigentlich so fest davon überzeugt ist, das einer der Lehrer der wahre Täter sein könnte. Da hätte ich mir tatsächlich noch mehr Informationen gewünscht. Ich finde Makkai bleibt hier zu wage, um mich davon zu überzeugen, das Bodie damit richtig liegen könnte. Sie ist von dieser Idee sogar ziemlich besessen, aber ich finde, sie liefert keinen echten Beweis. Nur Erinnerungen, Bodie ist daher auch eine unzuverlässige Erzählerin, auch wenn sie das nicht mit Absicht ist.


    Rassismus, Sexismus, für wen ist es bequem, das Thalias Fall nicht wieder aufgerollt wird. Aber auch die Gefühle ihrer Familie spielen mit in die Handlung. Ist Gerechtigkeit zu Recht das höchste Gut, aber was ist, wenn dadurch die Wunden der Familie immer und immer wieder aufgerissen werden, bis sie es kaum noch ertragen können? Makkai wirft auch Fragen auf, die höchst unbequem stehen bleiben.


    Am Ende bleiben so viele Fragen offen und ungeklärt. Dadurch ist die Handlung zwar realistisch gelöst, aber trotzdem bleibt für mich manches wie erwähnt unbefriedigend zurück.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Auf das Buch bin ich schon eine ganze Weile neugierig, es wurde im Frühjahr in diversen (englischsprachigen) Feuilletons rauf und runter besprochen. Schön, mal eine Meinung aus dem Forum dazu zu lesen. Es rückt auf der Wunschliste glatt ein Stückchen höher.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen