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"Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt" ist der erste Teil von Maya Angelous Memoire, und dieser erste Teil hat es direkt in sich: Mayas frühe Jahre teilen sich zwischen dem Leben bei der Großmutter auf, die streng ist, aber bei der sie ein sicheres und ruhiges Leben hat, und dem Leben bei ihrer Mutter, die eher sprunghaft ist, und die ihre Kinder nicht in derselben Weise beschützen kann, wie dies "Momma" (die Großmutter) vermag.
Bemerkenswert bei diesem Buch ist der Spagat zwischen den kindlichen Erinnerungen, die relativ ungefiltert wiedergegeben werden, und der nachträglichen Reflexion durch die Autorin. Dies ist insbesondere im Hinblich auf den immer wieder auftauchenden und das Leben der ProtagonistInnen bestimmenden Rassismus bedeutsam: Viele Ereignisse hat Maya schon als Kind eindeutig als rassisistisch geprägt bewertet, während andere erst im Nachhinein in diese Kategorie fallen. Maya Angelou erweist sich hier als meisterhafte Erzählerin, die ihre LeserInnen genau auf die markanten Punkte hinführt, obwohl diese das vielleicht erst gar nicht erkennen.
Mit ihren Erinnerungen erschließt Maya Angelout ihren LeserInnen unbekannte Welten, denn die Lebenswelt der Farbigen in den Südstaaten der USA in den 1930er Jahren dürfte vielen heutigen LeserInnen unbekannt sein, ihre Beschreibung liefert aber viele aufschlussreiche Anhalte dafür, sich auch heute mit dem Problem des Rassismus zu beschäftigen, gerade weil sich trotz der vemeintlichen zeitlichen Diskrepanz viele Anhaltspunkte ergeben, auch unsere Gesellschaft und Lebenswelt zu hinterfragen.
Dass Maya Angelou kein leichtes Leben hatte, wird bereits in diesem ersten Teil ihres sechsteiligen Memoire deutlich, aus der Kurzbeschreibung im Buch kann man erahnen, dass auch ihr weiteres Leben nicht einfach, aber bestimmt auch nicht langweilig war. Ich werde daher die folgenden Teile sicher auch lesen, und mich dabei wieder, wie im ersten Teil, an der klaren und gleichzeitig poetischen Sprache der Autorin erfreuen.