Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
"Nur nichts anbrennen lassen", dachte sich die Autorin Ulrike Purschke bei ihrem Debütroman Hendrikje, vorübergehend erschossen und lies nicht nur ein Kind in den Brunnen fallen, sondern gleich einen ganzen Kindergarten samt Tante und Milchmann ohne Rückfahrkarte, und wer darf dieses Stehgewässer wieder bis zu seinem bitteren Grund auslöffeln? Genau, der ahnungslose Leser der sich dieses Buch mit Nachhause genommen hat.
Aber wir wollen ja nicht aus der Chronologie springen...
Hendrikje ist eine Frau, gut 30 Stück an Jahren, die sich so mehr schlecht als recht durch ihr Leben als Malerin/Kellnerin wurstelt. Malen würde sie gerne aber davon kann sie (noch) nicht leben, und kellnern muss sie -von dem kann sie zwar leben- aber sie tut´s nicht gerne.
Alles verlief, wie so oft, in geordneten Bahnen bis das Schicksal meinte ihr ordentlich Knüppel zwischen die Beine werfen zu müssen.
Weihnachte.
Ihre Omi sitzt tot am festlichen Tische, ihr Atelier steht samt all ihrer Bilder -die in einigen Monaten hätten in einer Galerie hängen sollen- in Flammen, mit einem Schlag hat sie nen Schuldenberg von sage und schreibe 107 000 Euro an der Backe, ihr Rad wird gestohlen und ihr "nicht" Freund/Geliebter verlässt sie von heute auf morgen...und das ist noch nicht alles gewesen.
Unter diesen Bedingungen wird der unumschmeißliche Beschluss des Selbstmordes gefasst, das Leben hat keinen Sinn mehr. Leider ist Hendrikje so naiv wie inkompetent in solchen Belangen so dass der erste Versuch mit einem blauen Auge endet. Beim zweiten helfen ihr ihre Freunde, zu was hat man sie denn sonst?
Termin steht, sie erlebt noch ne bomben Woche, selbst der doofe Bruno kann ihr nicht an, und als es so weit ist liegt auch ne Leiche am Boden...
...aber nicht Hendrikje
Und jetzt beginnen die Probleme erst recht.
Hendrikje, vorübergehend erschossen stammt aus der Feder Ulrike Purschkes die sich ihr Geld unter anderem mit dem Schreiben von Drehbüchern für die allseits beliebten TV-Telenovelas verdingt. Dies soll jetzt zwar nicht auf die Qualität des Buches schließen lassen, erklärt aber dennoch die etwas flache, mit sehr blassen Charakteren verzierte, Handlung.
Auf der Habenseite kann Purschke eine gute Idee und einen etwas flotteren Schreibstiel vorweisen.
Auf der Sollseite steht leider die etwas missglückte Umsetzung des Ganzen.
Mit dem mehrseitigen Monolog über Hendrikje´s Arbeitsplatz macht sie einen wirklich guten Anfang (inklusive politisch inkorrekten Witz) nur weicht das ganze schnell einem lamentieren und dahingreinen. Das Buch verliert zwar nicht an Tempo aber merklich an Schwung.
Alles wird nur angeschnitten, die Charaktere sind unausgereift und sind manchmal nur Statisten in diesem Spiel, manches ist nicht fertiggedacht und zu allem Überfluss vorhersehbar.
50 Seiten braucht es bis alles Unglück der Welt über Hendrikje hereingebrochen ist, die Autorin streckt das ganze dann noch unnötiger Weise auf 140 Seiten, so dass der Schluss auf gerade mal 50 Seiten dahingepfuscht wird. Was ich sehr bedauerlich finde, weil gerade jener es ist der den freien Fall des Buches zumindest etwas bremst.
Denn erst im letzten Teil des Buches findet die "Heldin" ihre wahre Liebe, und diese gegenseitige Annäherung hätte gut und gerne 30-40 Seiten mehr verdient.
"...warmherziger und witziger Roman..." steht auf dem Buchdeckel. Das Erstere auf den letzteren Teil des Buches bezogen mag wohl stimmen. Aber witzig?? Zwei Lacher auf 216 Seiten ist nicht gerade ne Spaßgranate.
So mancher Leserin wird das Buch vielleicht gefallen, aber selbst bei einem Blindkauf -mit geschlossenen Augen- ist die Wahrscheinlichkeit definitiv größer ein besseres Buch zu finden als das hier vorgestellte.
Fazit:
Die zweite Ratte gibt es nur für das annehmbare Ende
NtM