"Roter Mars" von Kim Stanley Robinson
"Mars"-Trilogie, Band 1
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Inhalt:
21. Dezember 2026
Das Raumschiff Ares startet von der Erde aus in Richtung des Roten Planeten. An Bord befinden sich die "Ersten Hundert", 100 Personen, die sich in jahrelangen Tests und Prüfungen das Privileg erworben haben, die ersten Siedler des Mars zu sein.
Meine Meinung:
Für dieses Buch mit 796 Seiten habe ich fast einen Monat gebraucht, das ist für meine Verhältnisse schon ziemlich lange. Irgendwann musste ich mich regelrecht dazu zwingen, weiterzulesen.
Doch der Reihe nach:
Das Buch besteht aus 8 Teilen und gleich der erste Teil sorgt für Verwirrung, denn er spielt viele Jahre nach der Landung, und man wird gleich mit einer politischen Verschwörung konfrontiert.
Man muss sich als Leser erst einmal durchkämpfen. Der 2. Teil ist der eigentliche Beginn des Buches, denn hier geht es um die Ausreise, die 9-monatige Reise zum Mars. Die Leute auf der Ares lernen sich kennen, es bilden sich Gruppen und Grüppchen, und jede hat ihre eigenen Vorstellungen davon, wie das Leben nach der Landung aussehen sollte. Dieser und der 3. Teil sind die bei weitem interessantesten. Der Rest ist zäh, kompliziert und stellenweise undurchsichtig.
Der Star des Romans ist der Mars selbst, der Autor beschreibt den Planeten so gut, dass man glaubt dort zu sein. Den Bau der ersten Stadt Underhill und die Erkundungen der neuen Welt fand ich klasse, spannend und lebendig.
Danach wird man mit ökologischen, politischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Diskussionen zugedröhnt. Einige Punkte - z. B. das Terraforming und die Einwanderung - haben mich aber nachdenklich gemacht. Das ist mir eine Ratte extra wert.
Die ganze Geschichte des "Roten Mars" spielt sich in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten ab, die Ersten Hundert, die nach wie vor eine wichtige Rolle spielen, sind teilweise weit über 80 Jahre alt. Das fand ich sehr ungewöhnlich, denn ich persönlich kenne keine Bücher, in denen 80jährige Helden vorkommen.
Aber eigentlich haben mich die Personen fast die ganze Zeit über gestört. Sie wirken zum großen Teil oberflächlich, ihre Beweggründe bleiben viel zu oft im Dunkeln, ihre Dialoge sind zum Davonlaufen. Keine Ahnung, ob das am Übersetzer liegt, aber ca. jeder fünfte Satz eines Dialogs beginnt mit "Schau" oder "Seht". Beispiel: "Schau, ich liebe dich" oder "Seht, das muss Sabotage gewesen sein". Nach 800 Seiten und unzähligen Schaus und Sehts bin ich gegen diese Wörter allergisch geworden.
Natürlich habe ich auch wieder über die russischen Namen im Buch zu meckern . Maya Katarina Toitovna?! Oder noch besser: Nadezhda Francine. Der Autor hätte wirklich jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt... (Ok, diese Meckerei versteht jetzt vielleicht nur derjenige, der sich ein wenig mit dem Leben "drüben" auskennt *g*. Ich musste sie trotzdem loswerden.)
Und zu guter Letzt: Mir ist kaum je ein Buch untergekommen, das so vor Tippfehlern wimmelt. Da betreibt jemand "Konservation" oder bestellt sich einen grünen "Sakat", Personen bekommen aufgrund verirrter Buchstaben plötzlich neue Namen. Meine Ausgabe ist von 2000, vielleicht ist das in einer aktuelleren Auflage nicht mehr so schlimm.
Für dieses Buch braucht man sehr viel Geduld und nicht allzu hohe Erwartungen. Meine Erwartungen waren sehr hoch, um so enttäuschter bin ich jetzt natürlich. Ich möchte den Roman dennoch nicht ganz als Zeitverschwendung abtun, manches hat mir sogar sehr gut gefallen. Aber das Negative überwiegt ganz deutlich. Leider.
Ob und wann ich den 2. Teil lesen werde, steht noch in den Sternen. Ich habe es damit nicht mehr eilig.
***
Aeria