Beiträge von LukasHainer

    Ist das denn jetzt ein Zweiteiler oder ein Dreiteiler? Irgendwie habe ich in Erinnerung, dass es 3 Geschichten dazu geben soll.

    Ne, die Geschichte ist jetzt zu Ende erzählt

    So ist es. Ich hatte in der letzten Leserunden noch von einem Dreiteiler gesprochen. Ich hatte auch einen groben Überblick für eine Handlung in drei Bänden, aber beim Schreiben von Band 2 hat sich das insgesamt nicht stimmig angefühlt, deshalb bin ich recht bald auf einen umfangreicheren zweiten Band umgeschwenkt, der die Geschichte abschließt. Nachdem ich einen Dreibuchvertrag mit Piper hatte und schon eine Idee, die begeistert aufgenommen wurde (hab sie euch ja schon grob skizziert), bin ich jetzt auch ganz froh, nach zwei Jahren mit etwas anderem weiterzuschreiben :) Ich sehe das Ende klassisch so, dass ich nicht mal ausschließen würde, in ein paar Jahren irgendwann nochmal zu dem Stoff zurückzukommen, denn sicher gäbe es Fäden, die man aufgreifen und weiterführen könnte, evtl sogar mit einigem zeitlichen Abstand...aber das ist vorerst kein Thema...

    Erstmal Danke schonmal für das viele tolle abschließende Feedback und wieder eine schöne Leserunde mit euch :)


    Ich fand, dass einige der Charaktere aus dem 1.Band etwas zu kurz gekommen sind. Sie wurden erwähnt aber traten nicht oder kaum in Aktion. Was schade ist. Aber verständlich, denn es hätte wohl den Rahmen gesprengt

    Das fand ich selbst auch schade. Ehrlich gesagt hatte ich im Anschluss an Band 1 das Gefühl (auch Dank mancher Kritik, die ich nachvollziehen konnte), dass ich mich in der Vielzahl der Charaktere ein wenig übernommen hatte, und dass so Hintergründe und tiefere emotionale Bindungen vom Leser zu verschiedenen Charakteren im Buch zu kurz gekommen waren. Deshalb habe ich mich in Band 2 auch auf einen "kleineren Cast" beschränkt, und hier versucht, mehr in die Tiefe rauszuholen. Peter war dabei für mich auf jeden Fall der zweite Protagonist und es ging mir wie euch. Am Ende ist er für mich persönlich eigentlich die emotionalste Figur der ganzen Geschichte. Mit einem tragischen Schicksal, aber auch als Beispiel für etwas, das wir in der Runde auch hatten. Nämlich, dass unsere Entscheidungen und Entwicklungen gerade unter widrigen Bedingungen zeigen, was für Menschen in uns stecken. Das soll wie immer weder Verurteilung noch Rechtfertigung für irgendetwas sein, aber ich glaube schon, dass jeder Mensch immer eine Wahl hat, die eben unter komplett unterschiedlichen Bedingungen gefällt und deshalb auch kaum jemals untereinander vergleichbar oder von außen komplett einzuschätzen ist....

    Was ich mich allerdings gefragt habe, ist, warum ausgerechnet der letzte Schuss tödlich war? Weil es ein Kopfschuss war?

    Darüber habe ich ebenfalls gegrübelt, ob es an dem Kopfschuss lag. Oder weil diesmal Eric selbst das Ziel war, vielleicht war dann der Schuss erst tödlich und nicht auf seine "Stellvertreter".

    Das dunkle Herz ist für mich auch in unserer Welt nichts, das sich in einzelne Wesen mit unterschiedlichen Eigenschaften aufspaltet, sondern vielleicht eher vergleichbar mit einer KI oder einem Pilz, der seine Hyphen und Sporen überall hat aber letztlich ein Wesen ist. Das war die inhaltliche Begründung dafür, dass es jetzt keine besondere Art geben musste, Eric zu töten. Es ist ja auch keinesfalls so, dass das dunkle Herz gänzlich besiegt wurde. Es ist nur eines Werkzeugs beraubt (wie zuvor schon manch anderer), in dem es sehr viel seiner Energie konzentriert hatte, weil es in der Beziehung zwischen Eric und Peter eben die Chance gesehen hatte, den entscheidenden Hebel der Zerstörung umzulegen. Deshalb kann man Eric vielleicht schon so als eine Art "Kopf" des Ganzen sehen, der ja auch die Spuren der Zerstörung der anderen trägt, aber auch nicht mehr. Ich habe versucht, seine Verletzlichkeit und Angreifbarkeit schon ein wenig in die Beschreibung reinzunehmen, aber das war dann vielleicht zu wenig...dramaturgisch wollte ich den Kampf mit Eric auch nicht zu weit ausdehnen, weil es letztlich ja auch nicht "der Endkampf" ist, bei dem der Sieg über Eric zur Erlösung führt, sondern Peters Opfer im Grunde viel wichtiger ist. Aber vielleicht hätte man das auch noch besser herausarbeiten können, das will ich gar nicht bestreiten. Besonders, wenn ich mir die Folge 3 bei Game of Thrones ansehe (ich weiß nicht, ob ihr schaut und will auch nicht spoilern), dann hinterlässt das bei mir schon einen schalen Beigeschmack, "Endgegner" angeht ;) Von demher...vielleicht wäre bei der Szene auch noch ein bisschen was drin gewesen...


    Dass ihr euch vorstellen könnt, die Geschichte wieder zu lesen, finde ich einen tollen Ritterschlag und das habe ich auch an anderer Stelle gehört. Auch das ist ein Ziel, das ich mir auf jeden Fall gesetzt habe: Geschichten zu schreiben, die genug Tiefe für genau das haben. Und es gibt auch sicher noch das eine oder andere, das jetzt vielleicht noch nicht so explizit zur Sprache kam, und das man in einem zweiten Durchlauf vielleicht noch entdecken könnte ;) (ohne zu große Erwartungen wecken zu wollen...)

    Also um darauf gleich zuerst einzugehen: Es stimmt, dass es nicht die große gute Macht "Das weiße Herz" gibt, auf die Anna zwischenzeitlich auch gehofft hat, und die vielleicht über irgendwelche Mittel und Wege den Kampf gegen das dunkle Herz unterstützt. Ich hab diese Sehnsucht in Anna total gespürt und ich glaube diese Sehnsucht haben wir auch bei vielen Fantasy-Stoffen, wenn die Macht des Guten mit der Macht des Bösen ebenbürtig ist und die Helden unterstützt. Für mich war das bei meiner Geschichte nicht stimmig, weil sie für mich ehrlich gesagt auch keine "richtige" Fantasygeschichte ist, sondern eigentlich eine wahre Geschichte in einer Fantasy-Gestalt (macht das Sinn?^^). Und deshalb war mir auch wichtig, eben nicht "Das Gute" aus dem Hut zu zaubern, sondern es da zu suchen und abzubilden, wo tatsächlich die für mich einzige Hoffnung liegt, die Welt und die Gesellschaft zum Besseren zu verändern. Und da will ich jetzt nicht weiter spoilern...aber ganz leichtfertig oder nur wegen der Form hab ich das Buch nicht so genannt ;)


    Es gibt schon ein paar tragische Schicksale in der ganzen Geschichte und Faní gehört definitiv dazu. In Band 1 wird sie über ihre Religiösität so von diesem Ort aus der Bahn geworfen und letztlich lässt sie das auch in Band 2 hinein nie wieder los (und ich denke auch, dass es für ältere Menschen deutlich schwieriger ist, mit so einer Situation klarzukommen, als beispielsweise für die Kinder um Eric und Peter...(was sicher auch nicht für alle Kinder gilt)). Es wäre auf jeden Fall schwer für sie geworden, wieder Fuß zu fassen, und genauso hätte es noch einmal schlimm für sie werden können, wenn sie letztlich doch noch einmal vom dunklen Herzen instrumentalisiert worden wäre. Also sehe ich ihren Tod auch nicht so traurig wie den von zum Beispiel Lev :( Bei ihr ist es eher das ganze Schicksal von Band 1 an, das einfach sehr glücklos ist...


    Und was Annas Eltern angeht sah ich letztlich auch wirklich keine andere Möglichkeit, es zu schreiben, als so, wie ich es geschrieben habe. Manchmal gibt es ja verschiedene Wege und vielleicht wäre es in einer anderen Situation auch noch etwas anders gelaufen. Aber ich habe nie einen Moment in der Geschichte gehabt, wo ich mir dachte: So kann Anna es ihren Eltern jetzt erklären und dann gibt es eine reelle Chance, dass sie ihr glauben und sie auf die Art unterstützen, dass es wirklich weiterhilft. Sie können ja nur Angst um ihre Tochter haben und sie davor schützen wollen, sich selbst in Gefahr zu bringen. Sie haben keinen solchen Draht, der sie an so eine Geschichte glauben lassen würde (und ich weiß nicht, ob es den zwischen Menschen ohne Hang zum Übernatürlichen überhaupt so einfach geben kann) und sie sind ohnehin in einer Angstsituation, was Faní angeht, und entsprechend wenig empfänglich, total aus allem herauszugehen, was für sie die Stützpfeiler und Sicherheiten ihres Weltbilds sind...sie wollen Anna nicht vor den Kopf stoßen, aber eben trotzdem Verantwortung übernehmen. Aber ehrlich gesagt, richtig warm geworden bin ich mit Annas Eltern auch nicht. Sie schienen mir authentisch, wie sie waren, aber ich hätte mir auch eine andere Beziehung zu ihrer Tochter gewünscht, trotz der Umstände....

    Da muss ich mich ja eher noch zurückhalten mit Kommentaren ;) Auf jeden Fall habt ihr verschiedene schöne Gedanken und alle hätten in interessante Richtungen führen können oder tun das sogar auch in meinem Buch^^

    Schade, dass du nicht so ganz reinkommst, Avila, aber bei der Phase, in der du gerade bist, ist das wahrscheinlich wirklich nicht so leicht. Fun Fact: Ich habe gerade die letzten Kapitel geschrieben, als mein zweiter Sohn kurz vor seiner Geburt stand und ich bin sogar nicht mal ganz fertig geworden, und musste dann mit Neugeborenem nochmal ein bisschen ran. Ich bin mal gespannt, wie das mit meinem aktuellen Projekt wird. Noch hab ich ja Zeit bis Ende des Jahres, aber die werd ich auch brauchen :D

    Das mit Peter knüpft natürlich nahtlos an das an, was wir in den anderen Abschnitten gescchrieben haben: Wie viel ist er schon durch das dunkle Herz beeinflusst, wie gut und/oder schlecht tut ihm Eric und wie muss man seinen Ausbruch jetzt werten...

    Der Traum des Alten, da hab ich mich natürlich ein bisschen aus der Komfortzone begeben. Ich weiß noch, wie ich mich damals bei Stephen King und seinem Dunklen Turm das erste Mal durch den ersten Band gequält habe, weil es so viele Andeutungen, Anspielungen, Mythen gab, die sich erst nach und nach über die Zeit erschlossen haben. Ich bin dann aber total in dieser Reihe aufgegangen, weil man eben diesen riesigen Hintergrund immer wieder durchblitzen gesehen hat und nach und nach einen Eindruck bekam, wie das mit der Haupthandlung zusammenhängt.

    Klar ist der Traum des Alten verwirrend, aber ich wollte gerne zumindest anreißen, in welchen Zusammenhängen und Schlagworten das Volk des Alten gedacht hat und wie diese ganzen Gedanken um das dunkle Herz entstanden sind. Darüber werden wir nach dem nächsten Absatz sicher noch weiterreden...gleichzeitig fand ich es auch stimmig, dass ein Traum von einer Figur wie ihm einen beim Lesen verwirrt zurücklässt. Ich hoffe, es war nicht zu anstrengend zu lesen...

    Für die ganze Geschichte um das alte Volk ist in der Geschichte, wie sie jetzt ist, leider kein Platz gewesen. Aber ich glaube, das hätte auch von den Schwerpunkten weggeführt, die mir wichtiger waren, wie den aktuellen Bezügen und diese zweiseitige Geschichte, wie man das dunkle Herz zu unserer heutigen Welt und den Dingen, die darin passieren, in Bezug bringt...

    Also ihr sprecht schon genau die Dinge an, um die ich mir Gedanken gemacht habe (mit Ausnahme des Feuerzeugs^^) und bin gespannt, wie es euch dann mit der Entwicklung geht:

    Ich bin ehrlich gesagt kein Zippo-Dauerbenutzer, und habe das Geräusch an der Stelle evtl unterschätzt. Ich hätte es jetzt beim Schreiben nicht als Problem gesehen, nachdem Kuba ja schon ausgestiegen ist und hinter ihr wartet, während sie noch mit dem Oberkörper im Auto auf den Rücksitzen das Feuerzeug entzündet und platziert. Ich würde mal sagen, eine gewisse Gefahr der Entdeckung besteht da schon zusätzlich durch das Geräusch, aber ich halte es jetzt auch nicht für unrealistisch, dass das vom Auto soweit abgeschirmt wird, dass man das in einer "Open-Air" Situation, bei der noch gesprochen wird, überhört :P (Auf jeden Fall in Zukunft kein leichtfertiger Umgang mehr mit der Marke Zippo ;)


    Was die Beeinflussung durch das dunkle Herz angeht nur so viel: Natürlich haben die Überlebenden von drüben eine besonders starke Verbindung, und haben daher Stärken im Kampf gegen, aber auch Schwächen gegenüber dem dunklen Herz. Zugleich ist mein persönlich liebstes Bild von dem, was da passiert, dass irgendwo Risse durch die Welt gehen, vor allem die metaphorischen, die in den Menschen und den Gesellschaften selbst stecken, und wo das dunkle Herz seine Wurzeln hineingraben kann. Letztlich wird es darum gehen, und zwar für alle, die dagegen kämpfen, so viele von diesen Verbindungen und Wurzeln wie möglich abzsuchlagen und das dunkle Herz "abzustoßen", wie immer das gelingen soll (nach aktuellem Wissensstand an dieser Stelle^^). Wie Maik an solche Probleme herangeht, zeigt er ja in Band 1 schon... :/

    Wie viel eine Person durch eigenen Antrieb oder durch das dunkle Herz handelt, das soll eigentlich im ganzen Buch nie zu 100% herauskommen. Natürlich gibt es Extreme, aber eben auch viele Zwischentöne, und das hängt dann wieder vom persönlichen Menschenbild ab, wie man das interpretiert^^

    Ja, und der Gedanke ist ja auch nicht weit weg vom alltäglichen Leben. Finde ich auch eine spannende Denkrichtung, weil da ja irgendwo auch die Grenze zwischen Freiheit und Schicksal liegt. Vieles in unserem Leben können wir nicht beeinflussen und manches scheint einen geradewegs in eine gute oder schlechte Richtung zu schieben. Und man kann das Handeln der Menschen kaum an einzelnen Situationen messen, sondern eben nur im Kontext, und ganz viel von diesem Kontext ist auch für niemanden ersichtlich, weil er sich vielleicht sogar komplett abgekapselt im Menschen selber abspielt...eigentlich ganz schön abgefahren, dass Sozialgefüge wie Familie oder Gesellschaft überhaupt schon seit Jahrhunderten zumindest oberflächlich funktionieren (und das "funktionieren" kann man sicher diskutieren...), angesichts dessen, wie die Menschen über die Zeit so drauf waren, und wie kompliziert das in jedem von uns zugeht...^^

    Aber sind seine Mühen umsonst? Wer weiß was das dunkle Herz noch anrichten kann?

    Ich dachte in dem Moment auch: "Schlimmer geht immer". Es könnte wirklich noch schlimmer zugehen.

    Das ist ja auch eine Grundfrage des ganzen Buches...es geht ja auch darum, ob man sich früher oder später fragt, wie ist es denn nun eigentlich in unserer realen Welt? Was sind denn nun die Mechanismen, die dazu führen, dass so viele Ding passieren, von denen jeder rational erkennen kann, dass sie dazu führen, dass die Welt insgesamt ein schlechterer Ort wird? Das fängt an bei Kriegsverbrechen weit weg und hört auf bei Firmenpolitik sehr nah und das gibt es in allen möglichen unterschiedlichen Dimensionen. Und das ist eben die Frage, wie viel diabolischen Plan man dahinter sieht oder wie viel Verantwortung man dem einzelnen kleinen Rädchen gibt...dabei muss man jetzt bei dem Buch nicht landen, aber genau in diesem Punkt ist man da natürlich schnell, genau wie ich beim Schreiben...

    Ich bin noch mitten in diesem Abschnitt deshalb nur kurz eine Meldung: Toller Absatz im Buch


    Zitat


    Und wenn man sich umschaute, wie die Welt war, so, wie er sagte, und nicht, wie man sie sich wünschte, dann waren die Menschen so lange bereit einem zuzuhören und sich DInge erklären zu lassen, bis die neu gewonnene Erkenntnis etwas kostete. Forschung zum Klimawandel war gut, solange sie nicht Aktienkurseen und Arbeitsplätze im Weg stand. Mit christlichen Werten schmückte man sich gerne, bis die Flüchtlinge ins eigene Land kamen und der Tierschutz war so lange gut, bis er zu höheren Preisen im Supermarkt führte.

    Das ist so wahr!

    oh Dankeschön ? Ich hoffe es ist nicht zu sehr mit der Brechstange ? Es hat sich bei dem Stoff gar nicht vermeiden lassen, und ich hatte Lust auf die Herausforderung, aktuelle Themen explizit mit zur Sprache zu bringen... Hoffentlich nicht immer nur durch meine Brille und man soll ja als Autor auch keine Figuren als Sprachrohr missbrauchen, aber vielleicht hat sich das zwischen Anna und mir hier meinungstechnisch ein bisschen gedeckt... ?

    Ich hatte eine ursprüngliche Version des Exposees geschrieben, auf dessen Basis dann sogar der Klappentext für die Vorschau war, da war die Rolle des Alten noch etwas anders gedacht...dann hat es sich aber beim Schreiben wieder anders herausgestellt ;)

    Erzählst Du uns davon am Ende ?

    Aber gern :D Ich finde sicher auch noch den alten Text, der mit dem Buch wie es ist sicher eher irritieren würde ?

    Der Alte war ja auf dem Weg, die anderen Überlebenden aufzutreiben. Und dabei sind ja schon einige Grundfesten seines Weltbilds ins Wanken gekommen. Ich hatte eine ursprüngliche Version des Exposees geschrieben, auf dessen Basis dann sogar der Klappentext für die Vorschau war, da war die Rolle des Alten noch etwas anders gedacht...dann hat es sich aber beim Schreiben wieder anders herausgestellt ;)

    Ich verlier mich schon wieder im Kryptischen, aber dazu kommt ihr ja noch früh genug.


    Zu meinem aktuellen Projekt verrat ich gern auch schon ein bisschen was. Lustig, dass du gerade Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ansprichst, Murkxsi, denn das war eine der ersten inspirationen für das neue Buch :D Es ging mir dabei gar nicht in erster Linie um den Drogenabsturz, sondern um den Bruch der Generationen. Bei Wir Kinder vom Bahnhof Zoo war es ja nicht nur das Einzelschicksal, sondern gleichzeitig auch, wie wenig zwischen dieser Eltern- und Kindergeneration an Kommunikation stattgefunden hat, als diese große Rauschgiftwelle losing. Ich dachte dann auch an die Nachkriegszeit, wo es ja auch einen krassen Bruch gab zwischen den Kindern, den "Erben" dieser Welt, die zerstört hinterlassen wurde, und den Eltern. Und heute denke ich bei den Jugend-Umweltbewegung auch manchmal in so eine Richtung...


    Es wird ein Nachkriegssetting geben in meiner neuen Geschichte und eben die Perspektive der jungen Generation, die unter den widrigen Bedingungen irgendwie eine positive Zukunftsperspektive finden muss. Gleichzeitig ist die Welt nah an unserer, aber doch ein gutes Stück weg. Ein großes Vorbild ist für mich von der Stimmung da der goldene Kompass. Und so gibt es einerseits die Depression und Zerstörung nach dem großen Krieg und andererseits eine große Aufbruchsstimmung und viele geheime Entwicklungen, die noch auf Entdeckung warten, und einen Wettlauf der Technologien und der Mächte, bei dem gerade auch Jugendbanden eine große Rolle spielen. So mal ganz grob :D Und ich bin ehrlich gesagt nach wie vor Hin und Hergerissen, wie ich es schon beim dunklen/weißen herz war, ob es in einem Jugendbuchprogramm oder im Erwachsenenprogramm besser aufgehoben ist... Mal sehen, schreibt mir am Ende gern eure Meinung dazu ;)

    Ich habe wirklich Angst vor dem nächsten Kapitel, wenn wir die Auswirkungen der Szene zu spüren bekommen...

    Also das Gröbste in Sachen Gewalt-Horror, wenn ich das mal hier so nenne, solltet ihr hinter euch haben :D Ein bisschen Psycho zieht sich schon durch das Buch, aber da hab ich eigentlich keine Bedenken, dass ich euch damit noch über die Schmerzgrenze treibe^^

    Übrigens: mir hat ja im Band 1 diese düstere-surreale Stimmung im Drüben so gut gefallen und ich muss gestehen, ich hatte ein klein wenig die Befürchtung, dass mir diese Stimmung im zweiten Band fehlen könnte, war aber auch gespannt, wie du die Ereignisse in unserer Welt dann beschreiben würdest. Aber du hast es bisher locker geschafft, auch das Hier und Jetzt genauso unwirklich und surreal wie das Drüben darzustellen. Ich habe total das Gefühl, dass es da eine Parallelwelt gibt, die momentan nur von den Betroffenen hauptsächlich wahrgenommen wird, die sich aber allmählich auch in den Alltag der "Nichteingeweihten" schleicht.

    Ich war mir da auch selbst nicht sicher, wie sich das entwickelt, nachdem da ja erstmal der "Zwang" war, dass es in unserer Welt weitergeht, und ich nicht weiß, ob ich mir das überhaupt so ausgesucht hätte :D Aber ich hab nach diesem zweiten Band jetzt echt das Gefühl, einen weiteren großen Schritt auf dem Weg zu dem Stil gemacht zu haben, den ich mir beibehalten möchte. Ich bin da ja nach wie vor in der Findungsphase, aber dieses eher Düstere und teils Reale, teils Fantastische (je nach Projekt in unterschiedlicher Gewichtung, aktuell wird es zum Beispiel deutlich Fantastischer) und zugleich ein bisschen Entrückte liegt mir schon... und dazu, Themen mal offensichtlicher, mal weniger offensichtlich zu verarbeiten, die man jetzt nicht immer unbedingt in "Unterhaltungsliteratur" vermuten würde...das läuft zwar Gefahr, dass es mancher anstrengend findet (allein die Beschreibung ist ja schon sehr anstrengend^^) aber irgendwie fühlt es sich authentisch an und ist dann eben auch etwas, das man nicht in jedem Bücherregal sowieso schon im Überfluss hat....

    So viele Dinge, zu denen ich gar nichts sagen kann :P Aber das eine: Es ist ja immer wieder unterschiedlich, wie leicht man in bestimmte Situationen und Charaktere hineinschlüpft und wie klar man sieht, wie sich die Figuren in manchen Situationen verhalten oder sich die Handlung entwickelt. Manchmal vergreift man sich vielleicht auch, aber manchmal gibt es auch Kritik an Stellen, wo ich genau weiß, aus welchen Gründen eine Figur handelt, wie sie handelt, und der Leser das entweder in dem Moment eben mit einer anderen Brille sieht oder höchstens die Beweggründe nicht klar genug herauskommen...lange Rede kurzer Sinn: Mit diesem Umgang mit den Erlebnissen von Anna, sowohl, wie sie sich dem Gespräch annähert, als auch, wie es letztlich verläuft, habe ich lange gerungen und musste gerade in der besonderen Familienhistorie lange nachdenken, bis ich das Gefühl hatte, einen für mich schlüssigen Verlauf gefunden zu haben. Dazu spoilere ich jetzt natürlich nichts, aber ich bin gespannt, wie wir dann darüber sprechen. Da hätte es sicher auch unterschiedliche Varianten gegeben und spannend ist ja auch, dass solche kritischen Punkte auch im wirklichen Leben unterschiedlich verlaufen können, je nachdem wie die Situation dann eben gerade ist und wie die Menschen aufeinandertreffen...

    Diese Überlappungen von Drüben und dem Hier werden immer drastischer bzw. allmählich werden sie auch realer, wie in dem Moment, in dem Sergio eigentlich im Drüben abstürzt oder Tyler in diesen Brunnen fällt. Und allmählich fallen auch den Menschen in dieser Welt die Veränderungen auf, so wie bei Ziggy und Ape das Vibrieren des Bodens. Das dunkle Herz scheint sich allmählich immer breiter in unserer Welt zu machen.

    Ich fand es sehr schwer solche Momente so zu beschreiben, dass man sich etwas darunter vorstellen kann. Gibt ein paar Stellen in dem Buch, wo ihr vielleicht wieder dran denken werdet. Ich war dann aber auch der Meinung, dass es manchmal reicht, wenn man eine gewisse Stimmung aus dem Geschriebenen mitbekommt und dann baut man sich selbst Bilder zusammen, die passend sind. Wie ging es euch da, hattet ihr das Gefühl, genau zu wissen, wie ich das Bild beschreibe, oder war euch das an der Stelle gar nicht so wichtig, oder hat es euch sogar doch gestört, dass ihr nicht unbedingt gleich ein verständliches Bild im Kopf hattet?

    Ich konnte mir beim Schreiben gut vorstellen, dass dem Verlag in der Szene in dem Drogenhaus zu viel Härte drin sein würde und ich da nochmal entschärfen muss. Mein Agent hatte dasselbe Gefühl. Der Verlag hat es mir dann aber komplett offen gelassen und von sich aus kein Problem gesehen und das fand ich gar nicht so leicht. In einer anderen Leserunde gab es jetzt schon Kritik an der Stelle für die Zielgruppe ab 14 und mein Standpunkt ist: Ich denke nicht, dass eine brutale Stelle in dem Buch allein aus Effekthascherei drin ist. Alles, was an Härte da ist, veranschaulicht auch eine gewisse Stimmung, ein Problem, etwas, das man eben emotional erfahren sollte und nicht ganz nüchtern analysiert... Trotzdem ist es denke ich wichtig, dass man nicht vollkommen ungewarnt in ein Buch stolpert, wo es auf einmal auch brutal wird, wenn man das nicht verträgt (und da gibt es sicher auch 14jährige und auch ältere, die so etwas nicht unbedingt lesen wollen). Ich war dann der Meinung, dass sowohl die Umschlaggestaltung als auch, worum es in dem Buch geht, durchaus einen Hinweis darauf geben, dass es eine düstere Stimmung und einen gewissen Thriller-Faktor in dem Buch gibt. Ich kann deshalb auch nach mancher Kritik noch dazu stehen, wie ich es im Endeffekt gelassen habe, und würde es auch im Nachhinein nicht unbedingt entschärfen...was meint ihr dazu? Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass doch viele mindestens reflektiert haben, dass es da heftig zur Sache geht, und das in Zeiten von Game of Thrones und ganz anderen Kalibern, wo wir in Sachen Gewaltdarstellung auf einem ganz anderen Grundrauschen sind. Mit dem Stimmungsbild hatte ich gar nicht so gerechnet...

    Ich hatte selbst gemischte Gefühle zu dem Abschnitt (und den Folgenden) mit Peter und Eric. Das ging mir schon bei Band 1 so, dass Eric zwar eine sehr unsympathische Rolle gespielt hat, mit dieser Bockigkeit und Aggressivität, auch Anna gegenüber, und auch dieser männlichen Unbelehrbarkeit :D

    Und gleichzeitig hat man gespürt, wie sehr Peter der Verlust geschmerzt hat und wie er an Eric hing und hängt...mit dem Hintergrund kommt jetzt auch noch mehr raus, warum. Und so ist es einerseits eine Erlösung, wenn dieser Knoten platzt, und andererseits spürt man auch irgendwoe schon das Unheil, das Eric unweigerlich mit sich bringt...

    Ich mag so eindimensionale Konstellationen selten, wo böse Menschen Böses tun und böse Folgen damit bewirken (in manchen Geschichten funktioniert es auch trotzdem auf die Weise und das ist natürlich auch ok!). Es ist aber eben oft vielschichtiger und gerade dadurch ja auch spannend...