Hi allerseits,
mittlerweile bin ich auch in die Leserunde eingestiegen!
Eines gleich vorweg: flüssig liest sich das Buch tatsächlich, und darüber, dass es in einem großartigen Stil geschrieben ist, braucht man ebenfalls gar nicht zu diskutieren. Aber soeben habe ich das VII. Kapitel zu Ende gelesen, und ich muss sagen – wenn das so weitergeht, stehe ich höchstwahrscheinlich nicht die ganzen 600 Seiten durch!
Ich bin sicherlich keine von der ganz zartbesaiteten Sorte (sonst hätte ich beispielsweise Bücher wie „Wüstenblume“ nicht lesen können), aber was Marie auf den ersten 72 Seiten alles erleiden muss, hat sich mir wirklich ziemlich auf den Magen geschlagen! Besonders bei zwei Szenen, wo dieser ekelhafte Hunold vorkommt – ihr wisst sicher, welche ich meine – ist mir ganz schwummerig geworden. Dass die Lektüre so einen starken Effekt auf mich hat, obwohl Marie eine fiktive Gestalt ist, können die Autoren natürlich getrost als Kompliment an ihre Schreibkünste auffassen (und so ist es auch gemeint!). Aber ganz ehrlich – wenn die grausigen Ereignisse weiterhin in diesem Intervall daherkommen, könnte sich die Wanderhure zu einem echten Prüfstein für mein Durchhaltevermögen mausern ...
Zitat von "Sysai"
Was das Aussehen der Leute betrifft, so versucht Elmar mit Beschreibungen (oft ein wenig zu) sparsam umzugehen, damit die LeserInnen sich in ihrer Fantasie ein eigenes Bild machen können. Das bringt oft lustige Zwischenspiele mit sich, wenn Elmar mal wieder zu knapp mit einer Beschreibung war und Iny dann entgeistert kommt und fragt, wie sieht der und der eigentlich aus.
Ich muss sagen, da halte ich es eher mit Elmar! Ich mag es nicht besonders, wenn Figuren bis in alle Einzelheiten beschrieben werden. Was ich ganz gerne „vorgeschrieben“ kriege, ist zum Beispiel die Haarfarbe, oder auch in groben Umrissen der Körperbau, eventuell noch ob die Gesamterscheinung hübsch/unscheinbar/hässlich ist. Aber wenn es an die Details geht, lasse ich lieber meine eigene Vorstellungskraft walten (zumindest bei den Hauptfiguren und wichtigen Nebendarstellern – bei Randakteuren mache ich mir oft gar nicht die Mühe, mir im Geiste ein genaues Bild zu entwerfen). Ausnahme: wenn es um charakteristische Züge geht, die die Rolle der betreffenden Person in der Geschichte unterstreichen. Zum Beispiel hat es mir gefallen, dass Ruppertus als zwar nicht unattraktiv, aber mit zu scharf geschnittenen Gesichtszügen beschrieben wurde. Mehr brauchte ich nicht zu wissen, um mir in Zusammenhang mit seiner Handlungsweise ein fast schon fotografisches Bild zu entwerfen.
Oder auch bei Hunold ist es natürlich sehr förderlich zu wissen, dass er einen Kopf größer als normale Männer ist und Oberarme wie anderer Leute Schenkel hat. (Brrr, wenn ich an diesen Kerl denke, kommt mir schon wieder fast der Brechreiz.)
Was vielleicht auch noch ganz interessant ist: aus irgendeinem Grund war ich darauf eingestellt, dass der Roman etwa 200 bis 300 Jahre später spielt. Jetzt muss ich mich besonders in Bezug auf die Mode bemühen, nicht ständig falsche Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen. Fragt mich nicht, warum ich auf eine andere Epoche eingestellt war. Vielleicht liegt es an dem Titelbild? Aus welchem Jahr stammt es eigentlich?
EDIT: Habe gerade nachgesehen. Das Bild stammt aus dem Jahre 1672 – wow, da lag ich mit meiner (unbewussten) Einschätzung ja sogar ziemlich gut. Ich glaube wirklich, das Cover hat mich da etwas irregeleitet. Naja, das Thema Verlage hatten wir ja schon öfters ...
So, jetzt ist es draußen endlich nicht mehr ganz so warm. Ich geh eine gemütliche Runde joggen, und dann freu ich mich schon aufs Weiterlesen. Jetzt m u s s es doch bald einmal bergauf mit dem armen Mädel gehen!
Liebe Grüße euch allen,
Bluebell