Ein Tag unfreiwillige Internetpause hat mir Zeit zum Nachdenken verschafft.
Fazit: Ich bin mit meinem Ärger im Prinzip in einem Thread gelandet, in dem es zwar eigentlich passen würde, wo sich das Thema aber schon weit entfernt hatte. Glaube ich.
Ich hab' das Traudl Jung Buch nicht gelesen, aber ebenfalls eine Doku gesehen. Die müsste ich jetzt nochmal ansehen, ich weiß nur noch, dass ich mich schrecklich geärgert habe, damals. Die Frau war mir nicht ganz koscher, leider kann ich mich an mehr nicht mehr erinnern.
Und Kinder- und Jugendbücher halte ich für überaus wichtig, aus ihnen hat sich auch mein Interesse am Thema herausgebildet. Ich hatte da nämlich mal so eine Phase, in der ich nur Romane gelesen habe, die irgendetwas mit dem zweiten Weltkrieg zu tun hatten. Die Faszination war damals im Prinzip die gleiche, immer die Frage nach dem "Warum?". Für Gewalt hatte ich noch nie Verständnis, und wie man einen Menschen umbringen kann, war mir immer schon ein Rätsel. Und dann stößt man als junger Mensch auf diese Zeit, und an das Ende jeglicher Vernunft, jeglichen Verständnisses. Man kann die Dinge noch nicht so im Kontext sehen, immerhin war die Oma da ja schon auf der Welt, so lange kann es nicht her sein. Und die Geschichten, die sie erzählt, die so gar nichts mit der Welt zu tun haben, in der man selbst lebt, die aber doch genau hier passiert sind.
Das schlimmste ist, das man irgendwann merkt, dass das, was einem selber verdammenswert und unverständlich ist, das in einem ein ungeahntes Grauen erzeugt, für manche eine andere Art der Faszination birgt. Was in Ungarn passiert, ist schrecklich, aber man braucht ja nur mal Wahlplakate in Österreich ansehen.
Und dann kommt jemand wie Helge Schneider und dreht eine dämliche Hitler - Komödie. Desensibilisierung, oder nicht? Die Zeit der Aufarbeitung ist scheinbar vorbei, auch wenn sie beispielsweise in Ungarn nie begonnen hat.
Ich habe schon gesagt, meine ich, dass Zeitzeugen natürlich wichtig sind für die Geschichtsschreibung. Wie könnte man dies auch bestreiten? Und trotzdem ärgere ich mich immer wieder, dass scheinbar jeder seine Geschichte niederschreibt, ohne dass man angehalten ist nachzudenken, dass diese Personen selbst, eben durch ihre Geschichte, vielleicht keine Täter, aber sicher keine Unschuldslämmer waren. Bei Speer stellt man sich die Frage nicht, sicher nicht bei Höß, da sind die Dinge klar, aber bei der Sekretärin? Die ist ohne Wimpernzucken rehabilitiert, obwohl man sich doch fragen sollte, WIE man denn zu Hitlers Sekretärin wird...
Und dann seh' ich sie schon wieder, die Demonstranten vor der "Verbrechen der Wehrmacht" Ausstellung. Weil die Soldaten, die konnten ja nicht anders, da gibt es Befehle, denen muss man gehorchen. Außer den paar Paradenazis scheint es keine gegeben zu haben, alle anderen mussten mitmachen, hatten keine Wahl, natürlich, weil dann wäre auf einmal der geliebte Papa/Onkel/Opa ein Verbrecher. Diese Diskussion ist müßig (und meine Intention ist es nicht, sie zu beginnen, ich möchte nur erklären, was mich an vielen Werken stört), denn das Argument: Wir können ja nicht wissen, wie es gewesen ist!, erstickt die wahre Aufarbeitung im Keim.
Das ist es vermutlich, was mich wirklich an diesen, natürlich wichtigen, Zeitzeugendokumenten stört. Und Titel wie "Hitler - Seine Karriere", weil da brauch' ich kein Sprachwissenschaftler sein, um zu wissen, dass "Karriere" nicht negativ konnotiert ist.