Nach der etwas merkwürdigen Leserunde hier im Forum bei der irgendwie ganz viele Mitleser gar nicht mehr das Ende der Runde erreicht haben, habe ich eine Zeit gebraucht um meine Rezension zum Buch zu formulieren, aber hier ist sie nun:
Nach dem ersten Band „Splitterherz“ setzt die Autorin Bettina Belitz mit „Scherbenmond“ ihre Reihe rund um die junge Elisabeth Sturm und deren Erfahrungen mit Nachtmahren fort.
Der Schutzumschlag des Buches verspricht bereits Geheimnisvolles: „Ich bin wie die See. Ich werde mich über dich erheben und dich umfangen, wenn alle Brücken zerstört sind, komm zu mir, in die Welt des Wassers. Hier ist niemand außer uns. Wir werden uns ganz nah sein. Und selbst in deinen tiefsten Träumen werde ich dich niemals loslassen.“
Mit großer Erwartungshaltung habe ich das Buch begonnen.
Ellie ist nach wie vor in Collin, einen Nachtmahr verliebt, aber dieser ist nun schon viele Monate fort. Ellie selbst war fast einen Winter lang krank, wie viele andere Menschen in dem kleinen beschaulichen Dorf im Westerwald. Nun steht sie vor den mündlichen Abiturprüfungen und ihr Vater ist von einer seiner Reisen nicht zurückgekehrt. Ellie und ihre Mutter fürchten sich vor dem, was das Verschwinden des Vaters bedeuten könnte. In einem Brief an seine Tochter bittet der Vater seine Tochter den verlorenen Sohn und Bruder „Paul“ aus Hamburg nach Hause zurückzuholen. So begibt sich Ellie in die Speicherstadt. Bei ihrem Bruder jedoch wird sie nicht mit offenen Armen empfangen und schnell bemerkt Ellie die Veränderungen im Wesen ihres geliebten Bruders. Er kann kaum schlafen, hat sein Studium abgebrochen, interessiert sich plötzlich für Kunst und lebt in einer merkwürdigen Abhängigkeit zu Francois, einem Galeristen. Was nur hat es mit diesem merkwürdigen Mann auf sich?
Schließlich taucht auch Tillmann, ein alter Freund, wieder auf und steht Ellie bei ihrem Tun zur Seite, wenn auch mit manchmal recht merkwürdigen Ideen und Hilfsmitteln. Aber was muss nicht alles getan werden im Kampf gegen die Bösen unter den Nachtmahren.
Im ersten Band der Reihe lag ein Zauber über der Liebe zwischen Ellie und Colin, dem Nachtmahr. Das Dorf Kaulenfeld war für mich als Leserin wie eine Heimat. Alle meine Sinne haben dieser Ort und die beschriebenen Protagonisten, die dort weilten, berührt. Nun spielt die Handlung in einer Großstadt, einer völlig anderen Welt. Und so ganz anders sind auch dieses Buch und die neue Geschichte. Ellie ist zwar älter geworden, aber ich habe das Gefühl sie ist in ihrem Verhalten keinesfalls reifer geworden. Sie ist viel zu emotional, leicht erregbar, trieb gesteuert und mir einfach von ihrer ganzen Art her unheimlich um nicht zu sagen unsympathisch. Hamburg kann mich auch nicht überzeugen. Eine Stimmung in der Stadt konnte ich nicht spüren oder einfangen. Lediglich Pauls Wohnung ist hier ein Ort der Gefahr, ein Ort, an dem ich mich unwohl fühle und nicht viel besser ist es auf der Insel, auf der Colin nun sein Leben als Vogelwart für eine Zeit verbringt.
Die vorliegende Fortsetzung, von der ich mir als Leserin viele Antworten und eine weitere Annäherung der Liebenden versprochen habe, hat mich enttäuscht. Zu viele Fragen bleiben offen. Ellie als Protagonistin ist für mich kein Mensch mehr mit dem ich mich identifizieren kann. Sie ist so hin- und hergerissen, so verrückt und undurchsichtig in ihrem Handeln. Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll. Ich hoffe, dass all dies sich im Abschlussband „Dornenkuss“ klären wird und vielleicht kann ich dann diese junge Frau besser verstehen, deren Leben einfach völlig aus der Bahn geraten ist.
„Scherbenmond“ ist ein Band in der Mitte einer Trilogie, der mich nicht überzeugen konnte. Die Handlung ist trüb und neblig grau, so wie der Schutzumschlag des Buches. Vielleicht ist gerade das die Absicht, die die Autorin verfolgt, aber dieses Buch ist sicher keines, das man lesen sollte, wenn man selbst in trauriger Stimmung ist.