Carla Buckley - Die Luft, die Du atmest

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    Carla Buckley - Die Luft, die Du atmest


    Als die Vogelgrippe die Nachrichten beherrschte, war die Angst vor einer weltweiten Pandemie allgegenwärtig. Was uns allerdings erspart blieb, wird in Buckleys Roman tragische Realität.


    Alles beginnt damit, dass der Forscher Peter zu mehreren Massenvogelsterben gerufen wird und dort das gefährliche H5N1-Virus identifiziert. Schon bald hat es den Sprung zu den Menschen geschafft und die Orte aus den Schreckensmeldungen liegen jeden Tag näher an seinem Heimatort, wo auch seine von ihm getrennt lebende Frau Ann und ihre beiden Töchter Kate und Maddie leben, bei denen Peter und seine Forschungshelferin Shazia zu Beginn der Pandemie Unterschlupf finden. Anfangs geht es noch recht gesittet zu, die Mädchen genießen ein paar freie Tage und die Vorratskammer ist gut gefüllt. Doch lange geht es nicht gut, denn Ann und Peter können ihre Töchter nicht die ganze Zeit im Haus einsperren, die Vorräte werden aufgebraucht und nach dem Telefonnetz fällt auch noch der Strom aus – und das, wo der Winter vor der Tür steht. Als dann auch noch Anns Nachbarin und beste Freundin erkrankt und ihr voller Verzweifelung ihr Baby vor die Tür legt und sie anfleht, sich um den Jungen zu Sorgen, sind Anns Grenzen längst erreicht.


    Die dem Roman zugrunde liegende Frage – Wie weit würdest Du in solch einer Situation gehen? – bietet reichlich Spielraum für eine tiefergehende Charakterstudie. Doch leider verspielt Buckley viel davon indem sie dem Leser kaum Einblicke in die Gedanken und Gefühle ihrer Personen erlaubt. Stets wird nur von außen beschrieben, wie Peter, Ann und ihre Familie agieren, doch ihre Beweggründe werden selten aufgedeckt. Dadurch blieben mir die Charaktere größtenteils fremd, lediglich die jüngere Tochter Maddie kam mir etwas näher.


    Als unrealistisch empfand ich zudem die Zustände, die nach Ausbruch der Pandemie herrschten. Die ganze Familie hat sich einfach in ihrem Haus verschanzt und der Dinge geharrt, die da kommen mögen – desgleichen ihre Nachbarn und scheinbar auch ein Großteil der restlichen Stadtbewohner. Man wartet einfach darauf, dass die Obrigkeit die Situation wieder in den Griff bekommt, ohne überhaupt irgendwelche Informationen über die Lage an sich zu haben. Für mich ist es nachvollziehbar, wenn man einige Tage ruhig abwartet, aber doch nicht wochenlang ohne jegliche Informationen, was da draußen vor sich geht.


    Insgesamt gesehen also eine gute Idee, aber in der Umsetzung nicht so gelungen.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ann und Peter trennen sich als sie feststellen, dass die Gefühle, die sie füreinander hegen, nicht mehr so sind wie früher. Der Tod eines gemeinsamen Kindes hat sie über die Jahre entzweit und so kommt es, dass Ann mit den zwei Töchtern Kate und Maddie im ehemals gemeinsamen Haus bleibt und Peter fort zieht.


    Ein Jahr später stellt Peter, der als Wissenschaftler tätig ist, fest, dass es in der näheren Umgebung vermehrt zu Vogelsterben kommt. Schon einige Zeit ist klar, dass sich das Vogelgrippevirus verändert hat. Es bedroht nun den Menschen, zunächst nur im asiatischen Raum. Die Sterblichkeitsrate ist enorm hoch. Kurz darauf geschieht, was absehbar war: Die Vogelgrippe kommt näher, erreicht die USA und bedroht nun auch die Heimat von Ann und Peter. Schulen und öffentliche Einrichtungen werden geschlossen, Quarantäne wird ausgerufen. Peter sucht mit seiner engen Mitarbeiterin Shazia Zuflucht im Haus seiner Familie. Von Tag zu Tag werden die Lebensumstände dramatischer. Es fehlt an Lebensmitteln, der Strom fällt aus, die Heizung funktioniert nicht mehr, es gibt kaum noch ärztliche Versorgung, Wasserknappheit herrscht.


    Carla Buckley schildert in ihrem Roman sehr eindrucksvoll die Emotionen in einer solchen Ausnahmesituation. Hier wird sehr gut deutlich, dass jeder Mensch anders ist und auch entsprechend anders reagiert. Im Roman wird das ausdrucksstark beschrieben als Ann ihrer Freundin Libby, bei der sie die Krankheit vermutet, den Zutritt ins Haus verwehrt und auch deren Baby Jacob, Anns eigenes Patenkind, vor der Türe liegen lässt. Ann fürchtet sich vor der Erkrankung, sie schützt mit ihrem Verhalten die eigenen Kinder. Was im Buch sehr egoistisch und unmenschlich erscheint, ist für eine Mutter durchaus nachvollziehbar. Hier haben einfach die eigenen Kinder Vorrang. Peter wiederum ist ein anderer Mensch. Er hat das Herz am rechten Fleck und nimmt das Kind auf, er riskiert alles für das Leben dieses Babys.


    „Die Luft, die du atmest“ schildert den Verlauf einer Pandemie mit dem Blickwinkel auf eine einzige Familie gerichtet. Hier wird der Alltag dieser Menschen geschildert, ihre Ängste und Sorgen, ihre Gefühle, kurze Momente des Glücks und der Verzweiflung. Wer von diesem Buch auch einen Blick auf ein größeres Umfeld erwartet, vielleicht sogar auf die Entstehung und Ausbreitung einer solchen Pandemie und deren Hintergründe, die Klärung von Fragen in Bezug auf die Vogelgrippe oder ähnliches, der wird hier vielleicht enttäuscht sein.


    Die Geschichte wirkt sehr realistisch. Die Figuren mag man oder man mag sie nicht, so wie man jeden Menschen, den man kennen lernt, sympathisch oder unsympathisch findet. Carla Buckley verschönert in ihrem Roman nichts, nutzt aber auch keine reißerische Darstellung. Die bloße Schilderung dieser Ausnahmesituation Pandemie ist Spannung genug. Ein Buch, das nachdenklich macht und bewegt. Eine Geschichte, die gelesen werden sollte.


    4ratten

    Lesen ist meine Leidenschaft